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Die Drei

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.08.2014
Der erste Teil einer großartigen Thrillerserie, die unter die Haut geht.
Der Tag, an dem es passiert, geht als 'Schwarzer Donnerstag' in die Geschichte ein. Der Tag, an dem vier Passagierflugzeuge abstürzen, innerhalb weniger Stunden, an vier unterschiedlichen Orten. Es gibt nur vier Überlebende. Drei davon sind Kinder, die fast unverletzt aus den Flugzeugwracks steigen. Die vierte ist Pamela May Donald, die gerade noch so lange lebt, dass sie eine Nachricht auf ihrem Handy hinterlassen kann. Eine Nachricht, die die Welt verändern wird. Eine Nachricht, die eine Warnung ist ...

Sarah Lotz ist Drehbuch- und Romanautorin und lebt mit ihrer Familie und diversen Tieren in Kapstadt, Südafrika.
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Produkt

KlappentextDer erste Teil einer großartigen Thrillerserie, die unter die Haut geht.
Der Tag, an dem es passiert, geht als 'Schwarzer Donnerstag' in die Geschichte ein. Der Tag, an dem vier Passagierflugzeuge abstürzen, innerhalb weniger Stunden, an vier unterschiedlichen Orten. Es gibt nur vier Überlebende. Drei davon sind Kinder, die fast unverletzt aus den Flugzeugwracks steigen. Die vierte ist Pamela May Donald, die gerade noch so lange lebt, dass sie eine Nachricht auf ihrem Handy hinterlassen kann. Eine Nachricht, die die Welt verändern wird. Eine Nachricht, die eine Warnung ist ...

Sarah Lotz ist Drehbuch- und Romanautorin und lebt mit ihrer Familie und diversen Tieren in Kapstadt, Südafrika.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641142759
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum11.08.2014
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2069 Kbytes
Artikel-Nr.1444654
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Aus dem Eingangskapitel von Vormund von JESS: Mein Leben mit einer der »Drei« von Paul Craddock (unter Mithilfe von Mandi Solomon).

Ich habe Flughäfen immer gemocht. Nennen Sie mich einen hoffnungslosen Romantiker, aber früher fand ich nichts spannender, als zu beobachten, wie Familien und Liebespaare einander wiedersehen - dieser Bruchteil einer Sekunde, wenn die müden Sonnenbrandträger durch die Glastür treten und ihre Augen im Moment des Wiedererkennens aufleuchten. Als Stephen mich bat, ihn und die Mädchen von Gatwick abzuholen, erfüllte ich ihm den Wunsch mit Freuden.

Ich kam eine gute Stunde zu früh. Ich wollte eher da sein, in Ruhe einen Kaffee trinken und Leute beobachten. Heute erscheint mir die Vorstellung befremdlich, aber an jenem Nachmittag war ich bester Laune. Man hatte mich zu einem zweiten Vorsprechen für die Rolle des schwulen Butlers in der dritten Staffel von Cavendish Hall eingeladen (ich bin auf solche Rollen festgelegt, natürlich, aber mein Agent Gerry war der Meinung, dass ich damit endlich den großen Durchbruch schaffen würde), und ich hatte zudem einen Parkplatz gefunden, der keinen Tagesmarsch vom Eingang des Terminals entfernt lag. Und es war mein Genießertag, ich erlaubte mir einen Latte mit extra viel Schaum, bevor ich mich zu der Menschentraube gesellte, die hinter der Gepäckausgabe auf die Heimkehrer wartete. Neben dem Cup 'n Chow war ein Team von mauligen, unfassbar ungeschickten Praktikanten dabei, eine kitschige, längst überfällige Weihnachtsdeko aus dem Schaufenster zu räumen. Ich beobachtete das Drama belustigt, denn mir war in keiner Weise bewusst, dass mein eigenes in Kürze beginnen würde.

Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, einen Blick auf die Ankunftstafel zu werfen und mich zu informieren, ob der Flug pünktlich war, und so erwischte es mich völlig unvorbereitet, als eine nasale Stimme aus den Lautsprechern tönte: »Alle Abholer für Go!Go!-Airlines Flug 277 aus Teneriffa. Bitte begeben Sie sich zum Informationsschalter. Vielen Dank.« Ist das nicht Stephens Flug?, dachte ich und überprüfte die Angaben in meinem Blackberry, ohne mir große Sorgen zu machen. Wahrscheinlich war ich der Meinung, der Flug habe Verspätung. Es kam mir nicht in den Sinn, mich zu wundern, warum Stephen mich nicht angerufen und vorgewarnt hatte.

Man denkt immer, so etwas passiert nur den anderen, nicht wahr?

Anfangs war unsere Gruppe klein - andere Abholer, die wie ich früh dran waren. Ein hübsches Mädchen mit einem herzförmigen Luftballon am Stiel, ein Typ mit Dreadlocks und Ringerfigur, ein Paar im mittleren Alter mit Raucherteint und identisch aussehenden, kirschroten Trainingsanzügen. Keine Leute, mit denen ich unter normalen Umständen freiwillig Zeit verbringen würde. Seltsam, wie sehr der erste Eindruck manchmal täuscht. Sie alle zähle ich inzwischen zu meinen engsten Freunden. Nun ja, so eine Erfahrung schweißt zusammen, nicht wahr?

Die entsetzte Miene des pickligen Teenagers, der hinter dem Infotresen stand, und das käsebleiche Gesicht der Frau vom Sicherheitsdienst daneben hätten mir gleich sagen müssen, dass etwas Schlimmes auf mich zukommen würde. Aber in dem Moment fühlte ich nichts als eine gewisse Gereiztheit.

»Was ist denn los?«, fuhr ich den Jungen mit feinstem Cavendish-Hall-Akzent an.

Der Teenager fing an zu stottern. Wir sollten ihm bitte folgen, man würde uns »weitere Informationen zukommen lassen«.

Wir alle gehorchten, obwohl ich mich zugegebenermaßen darüber wunderte, dass das Ehepaar im Jogginganzug keinen Ärger machte. Sie wirkten nicht wie Leute, die irgendwelchen Aufforderungen nachkamen. Aber wie sie mir später bei einem Treffen unserer 277-Selbsthilfegruppe erzählten, befanden sie sich in dem Moment bereits in der Verleugnungsphase. Sie wollten gar nicht wissen, was passiert war, und falls das Flugzeug einen Unfall gehabt hatte, wollten sie es nicht aus dem Mund eines jungen Mannes hören, der noch halb in der Pubertät steckte. Der Teenager eilte voraus, vermutlich nur, um unseren Fragen zu entgehen, und führte uns zu einer unauffälligen Tür direkt neben dem Zoll. Wir liefen durch einen langen Korridor, dessen abgeblätterte Wandfarbe und abgewetzter Teppichboden uns ahnen ließen, dass dieser Flughafenbereich normalerweise nicht den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt war. Ich weiß noch, dass ich einen rebellischen Hauch von Zigarettenqualm wahrnahm, der unter krasser Missachtung des allgemeinen Rauchverbots aus einem der Büros wehte.

Wir erreichten einen tristen, fensterlosen Warteraum, der mit uralten weinroten Wartezimmerstühlen ausgestattet war. Mein Blick fiel auf einen dieser rohrförmigen Aschenbecher aus den Siebzigern, der halb versteckt hinter einer Plastikhortensie stand. Seltsam, woran man sich erinnert, nicht wahr?

Ein Mann mit Polyesteranzug und Klemmbrett kam uns entgegengewatschelt. Sein Adamsapfel hüpfte wie der eines Tourettepatienten. Er war bleich wie eine Leiche, nur seine Wangen glühten von schwerem Rasurbrand. Sein Blick irrte durch den Raum und blieb kurz an mir hängen, bevor er sich in weiter Ferne verlor.

Ich glaube, in dem Moment traf mich die Erkenntnis. Die übelkeiterregende Einsicht, dass ich etwas hören würde, was mein Leben für immer veränderte.

»Los, raus damit«, sagte Kelvin - der mit den Dreadlocks - schließlich.

Der Anzugträger schluckte angestrengt. »Es tut mir furchtbar leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Flug 277 ist vor ungefähr einer Stunde vom Radar verschwunden.«

Die ganze Welt fing zu schwanken an, und ich spürte den sanften Anflug einer Panikattacke. Meine Finger kribbelten, ich fühlte eine Enge in der Brust. Dann stellte Kelvin die Frage, die kein anderer von uns zu stellen wagte. »Sind sie abgestürzt?«

»Wir können das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, aber bitte seien Sie versichert, dass wir Sie informieren werden, sobald wir weitere Erkenntnisse haben. Ein Seelsorgerteam steht bereit für diejenigen von Ihnen, die …«

»Was ist mit Überlebenden?«

Die Hände des Anzugträgers zitterten, das zwinkernde Flugzeug auf seinem Go!Go!-Button schien uns in seiner dreisten Sorglosigkeit zu verhöhnen. »Die sollten sich in Gay!Gay!-Air umbenennen«, witzelte Stephen, wann immer die grässlichen Werbespots der Airline im Fernsehen liefen. Er war der Meinung, das Flugzeug im Logo sei schwuler als ein Reisebus voller Dragqueens. Mich kränkte das nicht; unser Verhältnis hielt das aus. »Wie ich schon sagte«, stammelte der Anzug, »ein Team von Seelsorgern steht bereit, wenn Sie …«

Mel, die weibliche Hälfte des Jogginganzugpärchens, meldete sich zu Wort. »Ihre Seelsorger können mich mal, sagen Sie uns einfach, was passiert ist.«

Das Mädchen mit dem Luftballon fing so herzergreifend zu schluchzen an wie eine Figur aus EastEnders, und Kelvin legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie ließ den Ballon fallen, der traurig über den Boden hüpfte und schließlich neben dem Retro-Aschenbecher liegen blieb. Nach und nach trudelten weitere Abholer ein, angeführt von Go!Go!-Angestellten, die genauso bestürzt und hilflos wirkten wie der picklige Teenager.

Mels Gesicht lief so kirschrot an wie ihr Jogginganzug, während sie dem Airlinevertreter mit dem Finger vor dem Gesicht herumfuchtelte. Alle schienen zu schreien oder zu weinen, nur ich spürte mich der Situation seltsam entfremdet, als stünde ich auf einem Filmset und warte auf meinen Einsatz. Furchtbar, es zugeben zu müssen, aber ich dachte: Merk dir das Gefühl, Paul, das kannst du später vor der Kamera gebrauchen. Ich bin nicht stolz darauf. Ich will nur ehrlich sein.

Ich starrte den Ballon an, und dann hörte ich plötzlich die glockenhellen Stimmen von Jessica und Polly: »Aber Onkel Paaaaauuuul, warum bleibt das Flugzeug in der Luft?« Am Sonntag vor ihrem Urlaub hatte Stephen mich zum Mittagessen eingeladen, und die Zwillinge konnten gar nicht aufhören, mich mit Flugzeugfragen zu löchern; offenbar hielten sie mich für eine Quelle des Luftfahrtwissens. Sie würden zum ersten Mal fliegen, sie freuten sich mehr auf das Flugzeug als auf den Urlaub an sich. Ich weiß noch, wie ich versuchte, mich zu erinnern, was Stephen als Letztes zu mir gesagt hatte; es war irgendwas in der Richtung: »Ich seh dich, wenn du älter bist, Kumpel.« Wir waren zweieiig, aber wie hatte mir entgehen können, dass etwas Schreckliches passiert war? Ich zog mein Handy aus der Tasche, weil mir einfiel, dass Stephen am Vortag eine SMS geschickt hatte: »Die Mädels lassen grüßen. Anlage ist voller Deppen. Wir landen um 15:30, sei pünktlich :)« Ich scrollte mich auf der Suche danach durch sämtliche Nachrichten. Es schien mir auf einmal überlebenswichtig, Stephens SMS zu finden und zu archivieren. Sie war nicht mehr da. Ich musste sie versehentlich gelöscht haben.

Noch Wochen später wünschte ich mir, ich hätte die SMS gespeichert.

Irgendwie gelangte ich in den Ankunftsbereich zurück. Ich weiß nicht mehr, wie oder ob jemand mich aufzuhalten versuchte, als ich den gruseligen Warteraum verließ. Ich ließ mich treiben und spürte, dass die Leute glotzten, aber in dem Moment waren sie alle nur noch unwichtige Statisten. Etwas hing in der Luft, ähnlich dem bedrückenden Gefühl kurz vor einem Gewitter. Ich dachte, leckt mich, ich brauche einen Drink, was mir, der ich nun schon gute zehn Jahre trocken war, gar nicht ähnlich sah. Ich schlafwandelte zu dem irisch aufgemachten Pub am anderen Ende des Terminals...

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