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Du gehst, du sprichst, du singst, du tanzt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am14.03.20111. Auflage
Geboren in Buenos Aires als Sohn eines Musikers, in den fünfziger Jahren nach Israel ausgewandert und seit vielen Jahren in der Welt zu Hause - Giora Feidman ist ein Grenzgänger, vor allem in der Musik. Er hat mit Benny Goodman Jazz und mit Astor Piazzolla Tango gespielt; er ist in der Musik George Gershwins ebenso heimisch wie in der Wiener Klassik eines Mozart oder Schubert. Zur Legende geworden ist er allerdings als Interpret der traditionellen jüdischen Musik, des Klezmer. In alldem wird deutlich: Giora Feidman ist mehr als ein Musiker - er ist ein Botschafter der Versöhnung und des Friedens zwischen den Völkern und Religionen. Das beweist auch das hohe Ansehen, das er in Deutschland genießt. Er ist in den deutschen Konzertsälen ein ebenso regelmäßiger Gast wie auf den Kirchentagen, und vielen Menschen ist er unvergesslich als der Klarinettist, der den Erfolgsfilmen Schindlers Liste, Jenseits der Stille und Comedian Harmonists eine musikalische Stimme gab. Du gehst, du sprichst, du singst, du tanzt von Giora Feidman: im eBook erhältlich!

Giora Feidman wurde 1936 als Sohn eines jüdischen Einwanderers in Buenos Aires geboren. Mit achtzehn bekam er sein erstes Engagement als Klarinettist am Teatro Colon, der renommiertesten Opernbühne Südamerikas. 1957 übersiedelte Feidman nach Israel, wo er für achtzehn Jahre Mitglied des Israel Philharmonic Orchestra war und als Solist unter anderem unter Leonard Bernstein, Raffael Kubelik und Zubin Mehta spielte. Zu Beginn der siebziger Jahre gab er seine ersten Klezmer-Konzerte. 1985 wurde er in Deutschland einem breiten Publikum bekannt, als er unter Peter Zadek an der Seite von Esther Ofarim in dem Stück 'Ghetto' einen Juden spielte. 2005 trat Feidman vor 800.000 Menschen auf, die sich anlässlich des Weltjugendtages auf dem Kölner Marienfeld versammelt hatten. Giora Feidman ist seit 1975 mit der Komponistin Ora Bat-Chaim verheiratet, die seit vielen Jahren auch seine Managerin ist.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextGeboren in Buenos Aires als Sohn eines Musikers, in den fünfziger Jahren nach Israel ausgewandert und seit vielen Jahren in der Welt zu Hause - Giora Feidman ist ein Grenzgänger, vor allem in der Musik. Er hat mit Benny Goodman Jazz und mit Astor Piazzolla Tango gespielt; er ist in der Musik George Gershwins ebenso heimisch wie in der Wiener Klassik eines Mozart oder Schubert. Zur Legende geworden ist er allerdings als Interpret der traditionellen jüdischen Musik, des Klezmer. In alldem wird deutlich: Giora Feidman ist mehr als ein Musiker - er ist ein Botschafter der Versöhnung und des Friedens zwischen den Völkern und Religionen. Das beweist auch das hohe Ansehen, das er in Deutschland genießt. Er ist in den deutschen Konzertsälen ein ebenso regelmäßiger Gast wie auf den Kirchentagen, und vielen Menschen ist er unvergesslich als der Klarinettist, der den Erfolgsfilmen Schindlers Liste, Jenseits der Stille und Comedian Harmonists eine musikalische Stimme gab. Du gehst, du sprichst, du singst, du tanzt von Giora Feidman: im eBook erhältlich!

Giora Feidman wurde 1936 als Sohn eines jüdischen Einwanderers in Buenos Aires geboren. Mit achtzehn bekam er sein erstes Engagement als Klarinettist am Teatro Colon, der renommiertesten Opernbühne Südamerikas. 1957 übersiedelte Feidman nach Israel, wo er für achtzehn Jahre Mitglied des Israel Philharmonic Orchestra war und als Solist unter anderem unter Leonard Bernstein, Raffael Kubelik und Zubin Mehta spielte. Zu Beginn der siebziger Jahre gab er seine ersten Klezmer-Konzerte. 1985 wurde er in Deutschland einem breiten Publikum bekannt, als er unter Peter Zadek an der Seite von Esther Ofarim in dem Stück 'Ghetto' einen Juden spielte. 2005 trat Feidman vor 800.000 Menschen auf, die sich anlässlich des Weltjugendtages auf dem Kölner Marienfeld versammelt hatten. Giora Feidman ist seit 1975 mit der Komponistin Ora Bat-Chaim verheiratet, die seit vielen Jahren auch seine Managerin ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783629320353
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum14.03.2011
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5192 Kbytes
Artikel-Nr.1459074
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Aus der Stille - in die Stille


Das Lied ist mein Koffer,

ist voller Erinnerung.

Mit diesem Gepäck

bin ich niemals allein.

 

 

 

 

 


Das Publikum hat Platz genommen, das Licht wird gedimmt, angeregte Gespräche weichen gespannter Erwartung und angestrengtem Flüstern. Ich stehe irgendwo an einer Saaltür, blicke von hinten auf die Zuhörer. Ich halte inne. In das leise Murmeln hinein spiele ich meinen ersten zarten Ton. Um mich herum breitet sich Stille aus. Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen, spiele leise weiter. Immer mehr Zuhörer werden auf mich aufmerksam - stellen ihr Murmeln und Flüstern ein, werden ruhig. Mein Spiel ist nun nicht mehr zu überhören, alle im Saal sind bei mir, wenn ich die Bühne betrete. Ich habe die unsichtbare Grenze zwischen dem Publikum und mir überschritten, wir sind eine Einheit. Die Menschen sind bereit zu empfangen, was ich ihnen mit meinem Klarinettenspiel mitteilen möchte.

Dieser Einstieg ist mittlerweile zu einem Markenzeichen geworden. Ich brauchte einige Jahre, bis alle Konzertveranstalter das akzeptierten; immer wieder gab es Einwände.

Für mich ist dieser Anfang sehr wichtig. Ein Abend mit Menschen auf und vor der Bühne ist für mich jedes Mal eine spirituelle Erfahrung. Ich gehöre nicht zu jenen Künstlern, die ihre Musik in dem Bewusstsein präsentieren, da gibt es Menschen, die haben sehr viel Geld bezahlt für ihre Tickets, also stelle ich mich auf die Bühne und spiele, so gut ich es kann. In einer solchen »Kundenbeziehung« kann ich und will ich nicht den Alleinunterhalter geben. Ich spiele nicht Klarinette, weil ich den Menschen beweisen möchte, dass ich mein Instrument beherrsche. Sondern ich spiele Klarinette, um meine Gefühle mit den Menschen zu teilen. Ich singe Lieder, die tief in mir sind, und meine Klarinette ist das Mikrophon meiner Seele. Wenn sie seufzt, lacht, weint, trauert, jubelt, spricht sie mit den Menschen, versucht, Brücken zu bauen, und lädt ein, Teil der großen Familie zu werden, die sich für diesen einen Abend in diesem Konzertsaal versammelt hat.

Deshalb ist jedes Konzert, das ich spiele, das erste Konzert meines Lebens. Die Menschen sind andere, der Saal ist ein anderer, und ich selbst bin auch ein anderer. »Er kann einen Song so spielen, dass sich darin lauter geheimnisvolle Räume auftun - geflüsterte Gebete«, schrieb die Wochenzeitung DIE ZEIT einmal über mich.

Wenn mir das in einem Konzert gelingt, dann war es ein guter Abend - für mich und für die Menschen, die mitgesungen, mitgebetet, mitgefühlt haben, für uns alle. Schließlich ist Musik die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen. Diese Sprache muss uns niemand beibringen, wir alle haben sie in uns.

Das ist wohl der Grund, warum ich immer nur spielen und spielen und spielen möchte. Schon als kleiner Junge klimperte ich auf dem Klavier vor mich hin. Und als mein Vater eines Tages nicht zu Hause war, schlich ich mich in sein Zimmer und nahm mir eines seiner Instrumente. Relativ schnell gelang es mir, auch der Klarinette kleine Melodien zu entlocken. Natürlich bemerkte mein Vater schon kurz darauf, dass eines seiner Instrumente fehlte. Von dem Tag an unterrichtete er mich oder besser: Er zeigte mir, wie er mit der Klarinette spricht. Ich brauchte ihm nur zu folgen. Er war ein Naturtalent als Pädagoge. C D E F G A H sind nicht nur einfach Buchstaben, es sind Noten. Und jede Note ist ein Ton, eine Schwingung mit einer charakteristischen Färbung. Mein Vater hatte völlig recht: Eine Tonleiter ist mehr als die Aneinanderreihung von Tönen, es ist ein Lied. Ein wunderschönes Lied mit einem herrlichen Klang. Daraus wird Musik: eine Aneinanderreihung von Tonleitern und Intervallen.

Wenn man es so einfach vermittelt, empfinden Schüler das Spielen ihres Instruments nicht als mühsames, monotones Üben, sondern als ein Hervorbringen von wohlklingenden Tönen. Es gibt ja im Grunde keinen Unterschied zwischen Üben und Spielen. In beiden Fällen ist es Musik, die entsteht. »Eine Note ist eine Melodie«, sagte mein Vater immer. Was er meinte, wurde mir viel später klar, als ein Freund von mir, der keine Noten lesen konnte, sich ein Keyboard zulegte. Er konnte die Noten, die er spielte, ausdrucken. Ich bat ihn, einfach ein paar Tasten auf dem Keyboard zu drücken, und habe die Noten dann mit der Klarinette gespielt. Was soll ich sagen? Daraus sind ein paar schöne kleine Melodien entstanden.

Dieses starke Empfinden für das Wunder, das wir Musik nennen, habe ich sicher von meinem Vater. Mit der Zeit erkannte er, dass es mir ernst war mit der Musik, und so schickte er mich irgendwann zu Professor Roque Spatola, der einer der ganz großen Musiklehrer der damaligen Zeit war. Dieser Mann hat mich gelehrt, jeder Art von Musik mit Respekt zu begegnen, und dafür bin ich ihm bis heute sehr dankbar.

 

Jahre später, ich war wohl fünfzehn oder sechzehn Jahre alt, wurde ich auf die Akademie geschickt, wo ich von einem sehr guten Lehrer unterrichtet wurde. Eines Tages spielte ich dort das Klarinettenkonzert von Mozart, als er mich mittendrin unterbrach und sagte, dass ich erst wiederkommen dürfe, wenn ich diese Musik genauso fühlen könne wie die jüdische Musik, die ich zu dieser Zeit auch schon spielte.

Was soll ich sagen? Er hatte natürlich recht, mir war das noch gar nicht aufgefallen. Wie es in einem musikalischen Haus üblich ist, hörten meine Eltern sehr viel klassische Musik, doch Klezmer, die traditionelle jüdische Musik, war mir viel präsenter, war mir viel näher und vertrauter. Jedes Mal, wenn ich klassische Musik spielte, verkrampfte ich mich auf eine seltsame Weise. Ich konnte mich nicht richtig auf diese Musik einlassen, so wie mir das bei jüdischer Musik gelang. Wahrscheinlich hatte ich Angst, dieser Musik nicht gerecht zu werden. Und genau das, diese Angst, dieses Angespanntsein, war meinem Lehrer aufgefallen. Ich erzählte meinem Vater davon, und er gab mir nur einen kleinen Hinweis, der mich seitdem durch mein Musikerleben begleitet: »Es ist dieselbe Sprache.« Von diesem Moment an klappte es plötzlich. Ich konnte das wunderbare Klarinettenkonzert mit vollem Herzen spielen!

Schließe die Augen, und singe etwas mit deiner inneren Stimme. Du wirst sehen, alles ist da, warm und perfekt. Musik ist ein Gebet ohne Religion. Musik ist spirituelle Nahrung. Musik macht die Welt besser, keine Frage.

Stehe ich auf der Bühne, sind für mich nur zwei Dinge wichtig: das, was meine Seele und mein Herz mir sagen. Meine Finger drücken die Tasten, die mein inneres Singen vorgibt. Ich versuche die Sprache zu verstehen, die wir Musik nennen.

 

Meine Solokarriere habe ich als Klezmer begonnen, doch mein musikalischer Hintergrund ist weit größer und umfassender - und das nicht nur dank meiner musikalischen Ausbildung. Bereits als Teenager spielte ich mit meinem Vater ein Repertoire mit Stücken aus den unterschiedlichsten Musikstilen. Wir traten häufig auf jüdischen Hochzeiten auf, doch wir waren es ebenso gewohnt, auf Kongressen und in Kaffeehäusern zu musizieren. Jeder Kaffeehaus-Betreiber in Buenos Aires, der auf ein gepflegtes Publikum und einen guten Ruf Wert legte, engagierte einen oder mehrere Musiker, um seine Gäste täglich von morgens bis spätabends zu unterhalten. Da spielten natürlich nicht jeden Tag und für so viele Stunden dieselben Musiker, sondern wir wechselten uns ab. Auf diese Weise kamen mein Vater und ich zu regelmäßigen Auftritten. Und ich war es von Kindesbeinen an gewohnt, klassische Stücke, Tango, Swing, Klezmer und anderes zu spielen.

Auch die Besetzung wechselte oft. Für mich war das eine sehr wichtige Schule. Ich trat und trete bis heute allein, im Trio, mit einem Quartett oder einem Septett auf. Mehr als zwanzig Jahre lang war ich Mitglied eines Symphonie-Orchesters und begleitete häufig Kammerorchester. Auch heute noch trete ich gern als Solist gemeinsam mit einem Orchester auf. Kurz gesagt: Ich habe in nahezu allen möglichen Besetzungen nahezu jede Art von Musik gespielt. Und bin sehr froh über diese Vielfalt, die mein Musikerleben bis heute bestimmt.

Da ist das fabelhafte Gershwin-Quartett, vier Streicher, die seit 1990 als Ensemble auftreten und tief in der klassischen Musik verwurzelt sind. Seit einigen Jahren treten wir gemeinsam auf und profitieren voneinander, wenn sie ihre gewohnten Bahnen verlassen und wir eine Reise durch die Welt der Musik antreten und dabei die unterschiedlichsten Traditionen und Musikstile nebeneinanderstellen: die klassische Kammermusik und den Jazz, Klezmer und Tango. Das Besondere dieses Quartetts ist seine Zusammensetzung: drei Männern und eine Frau. Denn meiner Erfahrung nach funktioniert ein Quartett nicht so gut, wenn es zu homogen besetzt ist, also wenn nur Frauen oder Männer zusammen musizieren. In diesem Sinne spielt die ukrainische Violonistin Natalia Raithel, abgesehen von ihren musikalischen Qualitäten, eine wichtige Rolle in diesem Ensemble, das sie zusammen mit dem Meisterviolinisten Michel Gershwin, der dem Quartett seinen Namen gab, und dem Bratschisten Juri Gilbo sowie dem Cellisten Kira Kraftzoff bildet - alle drei stammen übrigens aus Russland. Wir haben immer viel Spaß miteinander, und es ist wirklich die reinste Freude, mit diesen phantastischen Musikern zusammen auf der Bühne stehen zu dürfen. Natürlich sprechen die vier auch in meiner Gegenwart öfter russisch miteinander, es ist ja nicht außergewöhnlich, mit Landsleuten in die eigene Muttersprache zu verfallen. Um sie aufzuziehen, sage ich dann immer: »Entweder redet ihr schlecht über mich, oder ihr sprecht über etwas, was ich nicht...
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Autor

Giora Feidman wurde 1936 als Sohn eines jüdischen Einwanderers in Buenos Aires geboren. Mit achtzehn bekam er sein erstes Engagement als Klarinettist am Teatro Colon, der renommiertesten Opernbühne Südamerikas. 1957 übersiedelte Feidman nach Israel, wo er für achtzehn Jahre Mitglied des Israel Philharmonic Orchestra war und als Solist unter anderem unter Leonard Bernstein, Raffael Kubelik und Zubin Mehta spielte. Zu Beginn der siebziger Jahre gab er seine ersten Klezmer-Konzerte. 1985 wurde er in Deutschland einem breiten Publikum bekannt, als er unter Peter Zadek an der Seite von Esther Ofarim in dem Stück "Ghetto" einen Juden spielte. 2005 trat Feidman vor 800.000 Menschen auf, die sich anlässlich des Weltjugendtages auf dem Kölner Marienfeld versammelt hatten. Giora Feidman ist seit 1975 mit der Komponistin Ora Bat-Chaim verheiratet, die seit vielen Jahren auch seine Managerin ist.Minka Wolters studierte Vergleichende Literaturwissenschaften, Amerikanistik und Arbeitsrecht in Bonn. Sie schrieb parallel für verschiedene Tageszeitungen und engagierte sich in einem Kibbuz in Israel. Nach einem Studienjahr in Rom und Florenz war sie Stipendiatin der Reportageschule Zeitenspiegel. Die Journalistin und Autorin lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Berlin.