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Mia san mia

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.09.20141
Seit die »Boiari« aus dem Nebel der Völkerwanderung aufgetaucht sind, halten sie sich für etwas Besonderes. Nichtbayern, Nachbarn oder Feinde (was für die Bayern eigentlich immer dasselbe war) sehen das mit einer Mischung aus Abscheu und Bewunderung, aber sie nehmen es hin. Denn bei den Bayern entfaltet die Geschichte ihre ganze Farbigkeit, malt das Geschehen immer noch etwas bunter, prächtiger, oft auch maßloser als im Rest Deutschlands. Teja Fiedler spannt ein Panorama, das vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart reicht. Da gibt es Kaiser (nicht nur im Fußball), Könige (normale und verrückte), Kriege um Land, Religion und Bier, aufsässige Bauern und große Literaten, Kunst und Kultur wie in kaum einer anderen Region. Bayern ist weit mehr als Ludwig-Kult, Laptop und Lederhose, das zeigt Teja Fiedler ebenso amüsant wie erhellend.

Teja Fiedler, 1943 geboren und in Niederbayern aufgewachsen, studierte in München Geschichte und Germanistik. Als Stern-Korrespondent berichtete er viele Jahre aus Rom, Washington, New York und zuletzt aus Mumbai/Indien. Zu seinen erfolgreichen Buchpublikationen gehören »Die Geschichte der Deutschen«, die »Gebrauchsanweisung für Niederbayern«, »Heydrich. Das Gesicht des Bösen« (als Koautor) und der biografische Roman »Die Zeit ist aus den Fugen. Vom Kaiserleutnant zum Vertriebenen. Das Leben meines Vaters«. Teja Fiedler lebt mit seiner Frau in Hamburg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSeit die »Boiari« aus dem Nebel der Völkerwanderung aufgetaucht sind, halten sie sich für etwas Besonderes. Nichtbayern, Nachbarn oder Feinde (was für die Bayern eigentlich immer dasselbe war) sehen das mit einer Mischung aus Abscheu und Bewunderung, aber sie nehmen es hin. Denn bei den Bayern entfaltet die Geschichte ihre ganze Farbigkeit, malt das Geschehen immer noch etwas bunter, prächtiger, oft auch maßloser als im Rest Deutschlands. Teja Fiedler spannt ein Panorama, das vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart reicht. Da gibt es Kaiser (nicht nur im Fußball), Könige (normale und verrückte), Kriege um Land, Religion und Bier, aufsässige Bauern und große Literaten, Kunst und Kultur wie in kaum einer anderen Region. Bayern ist weit mehr als Ludwig-Kult, Laptop und Lederhose, das zeigt Teja Fiedler ebenso amüsant wie erhellend.

Teja Fiedler, 1943 geboren und in Niederbayern aufgewachsen, studierte in München Geschichte und Germanistik. Als Stern-Korrespondent berichtete er viele Jahre aus Rom, Washington, New York und zuletzt aus Mumbai/Indien. Zu seinen erfolgreichen Buchpublikationen gehören »Die Geschichte der Deutschen«, die »Gebrauchsanweisung für Niederbayern«, »Heydrich. Das Gesicht des Bösen« (als Koautor) und der biografische Roman »Die Zeit ist aus den Fugen. Vom Kaiserleutnant zum Vertriebenen. Das Leben meines Vaters«. Teja Fiedler lebt mit seiner Frau in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492967969
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.09.2014
Auflage1
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1976 Kbytes
Illustrationen1 schwarz-weiße Zeichnungen
Artikel-Nr.1469883
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Das Bajuwaren-Puzzle



Baiern bis Herzog Tassilo



400 Jahre Fremdherrschaft



Das weiß-blaue Wittelsbach



Ludwig der Bayer



Die Viererbande und die Pest

Agnes Bernauer

Judenpogrom Deggendorf 1338



Reformation

Ortenburg



Maximilian I.

Kelheimer Hexenhammer

Kurfürsten



Der Blaue Kurfürst



Ende der Großmachtträume

Bairischer Hiasl

Emanuel Schikaneder



Die Reformen des Grafen Montgelas

Baiern in der Grande Armée



Säkularisierung

Reichsdeputationshauptschluss

Hep-Hep-Unruhen



Ludwig I., König und Poet

Der Deutsche Bund

Otto von Griechenland



Lola und das dicke Ende



Der unglaubliche Ludwig II.

Adele Spitzeder

Kaiserin Sisi



Wittelsbachs Abendrot

Fin de siécle

Autonome Pfalz



Räterepublik



Der völkische Sumpf



Heimat der Bewegung

Entartete Kunst

Kardinal Faulhaber

Penzberger Mordnacht



Weiß-blaue Wiedergeburt

Die weiß-blauen PS-Schlümpfe



CSU forever



Mia san mia





Literatur
mehr
Leseprobe

Das Bajuwaren-Puzzle




Seit der Erschaffung der Welt sind Anfänge gern ins Dunkel gehüllt. Das gilt auch für die Bayern. Der Münchner Hof-Historiker Aventinus glaubte im 16. Jahrhundert zwar zu wissen, die »Baiern« seien schon vor Christi Geburt im heutigen Altbayern gesessen. Dann über 500 Jahre lang von den Römern geknechtet worden, schließlich aber mit Verstärkung durch Stammesgenossen von jenseits der Donau über die Besatzer hergefallen und hätten »also sich und ihre Vorvorderen gerächt«.

Nun ist Aventins Version der bairischen Frühgeschichte der Wahrheit zwar noch deutlich näher als die Behauptungen phantasievoller Schreiber aus dem Mittelalter. Sie behaupteten, das Volk der Bajuwaren stamme wahlweise aus dem biblischen Land der Arche Noah oder gar vom griechischen Halbgott Herakles ab, doch auch seine These hat einen großen Haken. Als die Römer das Land zwischen Alpen und Donau im Jahr 15 vor Christus in Besitz nahmen, gab es überhaupt noch keine Baiern.

Wer damals dort siedelte, das waren die Kelten. Ein Volk, das die ältere Geschichtsschreibung gerne als unstet und rätselhaft titulierte, weil es überall in Europa bis hin nach Kleinasien Spuren, leider aber nichts brauchbar Schriftliches hinterließ. Und so wissen wir heute vor allem durch archäologische Funde, dass die Kelten strategisch geschickt platzierte und mit Erdwällen geschützte Siedlungen anlegten, Könner im Metallhandwerk und Wagenbau waren, einen Gott mit einem Hirschgeweih verehrten und eigenwillige Goldmünzen, die sogenannten Regenbogen-Schüsselchen, prägten. Letzteres taten sie in so großer Zahl, dass im Lauf der Jahrhunderte genügend davon auf Äckern und Wiesen gefunden wurden, um den Volksmund poetisch zu beflügeln: Dort, wo ein Regenbogen auf die Erde trifft, schlägt er sich als Gold nieder.

Erfreulicherweise hat ein gewisser Julius Cäsar in der Rechtfertigungsschrift seines Eroberungskrieges namens »De Bello Gallico« jenseits einer Menge Eigenlob aber doch so viel über die tapferen Gallier, sprich die Kelten, geschrieben, dass man daraus sogar einen höchst erfolgreichen Comic machen konnte. »Asterix und Obelix« haben unser Keltenbild weit mehr geprägt als gesicherte historische Erkenntnisse: Kelten, zumindest die aus einem kleinen, gallischen Dorf, fürchten nichts, außer dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Sie essen Wildschwein in Massen, trinken ein Urbier namens »cervisia« und haben eine Gewissheit: »Die spinnen, die Römer!« Dafür vermöbeln sie Cäsars Legionäre regelmäßig.

Zum Glück für die echten Römer wurden die Kelten zwischen Donau und Alpen im wahren Leben den Asterix-Maximen nicht gerecht. Sie ergaben sich den anrückenden Legionen unter Drusus und Tiberius im Jahr 15 vor Christus nach einer sehr nebulösen, doch wohl verlorenen Schlacht am Bodensee ohne große weitere Gegenwehr.

Einer der besiegten keltischen Stämme hieß zum Unglück für die bayerische Geschichte »Boier«. Laut Tacitus, dem unbestrittenen Deutschlandexperten des Römischen Reichs, wohnten diese Boier - wie üblich nur vage zu lokalisieren - irgendwo nördlich der Alpen. Weil »Boier« und »Baier« so verführerisch ähnlich klingen und Tacitus außerdem eine Autorität war, fielen die Chronisten aller Zeiten gerne auf diesen Beinahe-Gleichklang herein. Schon im 7. Jahrhundert konstatierte der Abt Jonas von Bobbio in einer Heiligen-Vita: »die Boier, die man jetzt Baiern nennt«. 800 Jahre später machte dann auch Aventin die keltischen Boier zu den Urbayern - und wie er bis vor Kurzem noch Heerscharen beflissener Historiker mit altphilologischem Hintergrund.

Nach ihrer Niederlage stellten die Kelten zwischen Alpen und Donau das Prägen der niedlichen Regenbogen-Schüsselchen ein und stiegen als Untertanen des Römischen Reichs wie damals fast alle zivilisierten Menschen in Europa auf die Sesterze als Münze um. Sie erfreuten sich an den Annehmlichkeiten der Eroberer und legten auch sonst sehr schnell jegliche Berührungsängste mit ihnen ab: Schon ein Jahrhundert später kann man von einer keltisch-romanischen Mischbevölkerung in diesem Raum sprechen, der zum größten Teil der Provinz Raetien angehörte. Die Boier als Volk gab es nicht mehr, und so konnten sie auch keine rächenden bajuwarischen Urenkel hervorbringen. Die Stammväter der Bajuwaren - die »Altvorderen« für Aventinus - sind es definitiv nicht.

Das heutige Südbayern bis zur Donau wurde zu einer ländlichen, eher schläfrigen römischen Provinz. Die Menschen lebten auf verstreuten Gutshöfen, den »villae rusticae«, in den wenigen Städten, voran Augusta Vindelicum, heute Augsburg, und Cambodunum, Kempten, oder als Grenzsoldaten in Kastellen wie Castra Regina, Regensburg. Die Wohlhabenden schmückten ihre Häuser mit klassischen römischen Mosaiken, hielten sich in den kalten Wintern die Füße mittels der weitverbreiteten Unterflurheizung warm und reisten auf sprichwörtlich guten, da gepflasterten Straßen so flott über Land wie es nach dem Untergang des Römischen Weltreichs weit mehr als 1000 Jahre nie wieder der Fall sein sollte. Sie labten sich - wir wissen es durch archäologische Funde aus dem antiken Kempten - exquisit an Weinbergschnecken, Fröschen, Amseln, Drosseln und sogar Austern oder Venusmuscheln von weit her.

Man konnte fast allgemein lesen und schreiben, ging ins öffentliche Bad und auf die öffentliche Latrine mit Wasserspülung unter den Sitzen, hatte auch in kleineren Städten ein Theater, das mit derb-lustigen Stücken die größten Erfolge feierte. Natürlich auch das eine oder andere Bordell mit erstaunlich volksnahen Tarifen. Und auch in der Provinz musste man nicht auf die blutrünstige Massenbelustigung Nummer eins, die tödlichen Gladiatorenkämpfe, verzichten, auch wenn die Arenen, wo diese Metzeleien stattfanden, hier keine repräsentativen Steinbauten wie das Kolosseum in Rom waren, sondern wohl nur aus Holzaufbauten und Erdaufschüttungen bestanden. Man verpflanzte aus Italien sowohl die Weinrebe ins Land nördlich der Alpen als auch die römische Mythologie, deren Protagonisten von Merkur bis Minerva die keltischen Götter mitsamt ihren Druiden-Priestern schnell verdrängten.

Und so schien, was heute Altbayern ist, auf dem besten Weg, romanisch zu werden. So wie die römischen Eroberungen Gallien und Hispanien im Lauf der Zeit zu Frankreich und Spanien bzw. Portugal wurden. Das hätte für das Bayernland Pasta statt warmen Leberkäs, Rotwein statt Weißbier, mediterrane Sprachmelodik statt gutturaler nördlicher Wortkaskaden und aalglatte Bösewichte statt raubeiniger Halunken bedeutet. Wenn es so gekommen wäre … doch so kam es nicht.

Denn in den undurchdringlichen Wäldern nördlich der Donau lauerten die wilden Völker der Germanen und schauten zunehmend begehrlich ins zivilisierte Raetien herüber. Ihre eigene Romanisierung war 9 nach Christus mit der vernichtenden Niederlage des Varus in der sogenannten Schlacht im Teutoburger Wald (die aber wohl irgendwo anders in Ostwestfalen stattfand) gescheitert. Tacitus zeichnete mit Blick auf seine Landsleute, bei denen er nur Lotterleben und Verweichlichung sah, ein leuchtendes, wenn auch manchmal befremdliches Bild dieser unbezähmbaren Feinde mit »blauen Augen, trotzigem Blick, rötlich blonden Haar und hoch gewachsenen Körpern«.

Sie leben laut Tacitus »… in den Schranken der Sittsamkeit, durch keine lüsternen Schauspiele, keine verführerischen Gelage verdorben … Fälle von Ehebruch sind bei dem so zahlreichen Volk eine große Seltenheit. Ihre Bestrafung erfolgt auf der Stelle und ist dem Gatten überlassen. Mit abgeschnittenem Haar, entkleidet, stößt sie der Gatte in Gegenwart der Verwandten aus dem Haus und treibt sie mit Schlägen durch das Dorf.« Ehebrechende Gatten findet Tacitus übrigens nicht der Rede wert.

Allerdings, das schon, seien die sittsamen Germanen dem Trunk zugeneigt mittels einer »Flüssigkeit, die aus Gerste oder Weizen ganz ähnlich dem Wein zusammengebraut ist«, was nicht selten zu Mord und Totschlag führe. Sie verbrächten ganze Tage mit Würfelspiel, bei dem sie häufig sogar ihre Freiheit verspielten und dann ohne sich zu wehren als Sklaven abgeführt würden. Auch wenn ihre Bewaffnung schlecht sei - dies glichen sie aber durch große Tapferkeit aus -, stehe Kriege zu führen in hohem Ansehen. Rechtschaffener körperlicher Arbeit seien sie dagegen nur mäßig zugetan: »Sie halten es für Faulheit und Schwäche, mit Schweiß zu erwerben, was man mit Blut gewinnen kann.«

Solange das Römische Weltreich funktionierte, hielten Grenztruppen und Grenzbefestigungen, wie vor allem der über 500 Kilometer lange Limes zwischen Donau und Rhein, die rotblonden, würfelnden Biertrinker im Schach. Es gab nicht selten lange friedliche Perioden mit regem Handel über die Grenze hinweg. Vor allem die Oberschicht der einzelnen germanischen Stämme deckte sich gerne mit Schmuck, Waffen und Hausrat römischer Herkunft ein. Doch schon Kaiser Marc Aurel musste zwischen 167 und 180 nach Christus in zwei erbitterten Kriegen gegen die Markomannen und deren Verbündete die Donaugrenze verteidigen.

Und als im 3. Jahrhundert das Römische Reich durch ziviles und militärisches Chaos, drückende Steuerlast und galoppierende Inflation endgültig zu bröckeln anfing, war es mit dem ruhigen Leben im schönen Raetien für immer vorbei. Die rivalisierenden Soldatenkaiser, die meist schon wieder ermordet wurden, bevor sie richtig regierten, konnten trotz Truppenverstärkungen Beutezüge der Germanen bis tief hinein in römisches Gebiet nicht mehr verhindern. Getreu ihrer Maxime, lieber mit Blut als mit...

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Teja Fiedler, 1943 geboren und in Niederbayern aufgewachsen, studierte in München Geschichte und Germanistik. Als Stern-Korrespondent berichtete er viele Jahre aus Rom, Washington, New York und zuletzt aus Mumbai/Indien. Zu seinen erfolgreichen Buchpublikationen gehören "Die Geschichte der Deutschen", die "Gebrauchsanweisung für Niederbayern", "Heydrich. Das Gesicht des Bösen" (als Koautor) und der biografische Roman "Die Zeit ist aus den Fugen. Vom Kaiserleutnant zum Vertriebenen. Das Leben meines Vaters". Teja Fiedler lebt mit seiner Frau in Hamburg.