Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Gefallene Engel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am07.08.2014
Engel im 26. Jahrhundert
Gut 30 Jahre nach den Ereignissen aus 'Das Unsterblichkeitsprogramm' ist Takeshi Kovacs wieder im Einsatz: Jan Schneider, Pilot, heuert ihn für eine Mission auf dem Mars an. Dort wurde ein weiteres Artefakt gefunden, das Schneider bergen möchte. Sie finden heraus, dass es sich dabei um ein Portal handelt. Wohin es führt, wissen die beiden nicht. Fest steht allerdings: Das Objekt befindet sich mitten in einem Kriegsgebiet, und Kovacs bekommt alle Hände voll zu tun ...


Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete viele Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Sein Roman »Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm«, ausgezeichnet mit dem Philip K. Dick Award, wurde ein internationaler Bestseller. Morgan lebt und arbeitet in Glasgow.
mehr

Produkt

KlappentextEngel im 26. Jahrhundert
Gut 30 Jahre nach den Ereignissen aus 'Das Unsterblichkeitsprogramm' ist Takeshi Kovacs wieder im Einsatz: Jan Schneider, Pilot, heuert ihn für eine Mission auf dem Mars an. Dort wurde ein weiteres Artefakt gefunden, das Schneider bergen möchte. Sie finden heraus, dass es sich dabei um ein Portal handelt. Wohin es führt, wissen die beiden nicht. Fest steht allerdings: Das Objekt befindet sich mitten in einem Kriegsgebiet, und Kovacs bekommt alle Hände voll zu tun ...


Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete viele Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Sein Roman »Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm«, ausgezeichnet mit dem Philip K. Dick Award, wurde ein internationaler Bestseller. Morgan lebt und arbeitet in Glasgow.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641147136
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum07.08.2014
SpracheDeutsch
Dateigrösse2981 Kbytes
Artikel-Nr.1473380
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Ich lernte Jan Schneider in einem Orbitalkrankenhaus des Protektorats kennen, dreihundert Kilometer über den zerrissenen Wolken von Sanction IV und unter großen Schmerzen. Genau genommen hätte das Protektorat im Sanction-System überhaupt nicht vertreten sein dürfen. Was noch von der planetaren Regierung übrig war, verkündete mit lauter Stimme aus den Bunkern, dass es sich um eine innere Angelegenheit handelte, und die lokalen Konzerne hatten sich stillschweigend damit einverstanden erklärt, vorläufig auf dieser gepunkteten Linie zu unterschreiben.

Folglich waren die Schiffe des Protektorats, die im System herumhingen, seit Joshua Kemp seine Flagge der Revolution in Indigo City gehisst hatte, mit neuen Erkennungscodes ausgestattet worden. Praktisch hatten verschiedene der involvierten Firmen sie auf der Basis langfristiger Leasingverträge aufgekauft und sie dann wieder der kampfbereiten Regierung ausgeliehen, auf der Grundlage des - steuerlich absetzbaren - planetaren Entwicklungsfonds. Jene Schiffe, die nicht durch Kemps überraschend wirksame, aus zweiter Hand erworbene Marauderbomben vom Himmel geholt wurden, verkaufte man anschließend an das Protektorat, bevor die Leasingfrist abgelaufen war, und jeglicher Verlust ließ sich daraufhin ebenfalls von der Steuer absetzen. Überall nur saubere Hände. Unterdessen wurde das höher gestellte Personal, das im Kampf gegen Kemps Truppen verletzt wurde, aus der Gefahrenzone geflogen, und dieser Punkt war für mich der wichtigste Faktor gewesen, als ich mich für eine Seite entschied. Es sah nach einem sehr schmutzigen Krieg aus.

Das Shuttle lud uns direkt auf dem Hangardeck des Krankenhauses aus, mittels einer Vorrichtung, die einem riesigen Patronengurt nicht unähnlich war. Die kapselförmigen Bahren wurden ohne weiteres Aufhebens ausgespuckt. Ich konnte immer noch hören, wie das schrille Heulen der Schiffstriebwerke erstarb, als wir ratternd über den Flügel auf das Deck rollten. Und als die Leute meine Kapsel aufbrachen, drang mir die Luft aus dem Hangar brennend in die Lungen, zusammen mit der Kälte des kürzlich verdrängten Weltraumvakuums. Sofort bildete sich eine dünne Schicht aus Eiskristallen auf allem, einschließlich meines Gesichts.

»Sie da!« Es war die Stimme einer Frau, die unter Stress stand. »Haben Sie Schmerzen?«

Ich blinzelte das Eis aus den Augen und blickte auf meinen blutverkrusteten Kampfanzug.

»Raten Sie mal«, krächzte ich.

»Sanitäter! Endorphinverstärkung und Antiviralinjektion.« Sie beugte sich wieder über mich, und ich spürte, wie ein Handschuh meinen Kopf berührte, während sie mir gleichzeitig die kalte Nadel der Spritze ins Genick stieß. Der Schmerz ließ rapide nach. »Kommen Sie von der Evenfall-Front?«

»Nein«, stieß ich mit Mühe hervor. »Von der Nordregion-Offensive. Wieso? Was ist in Evenfall passiert?«

»Irgendein verdammter Knallkopf hat gerade einen taktischen Nuklearschlag angeordnet.« In der Stimme der Ärztin lag kalte Wut. Ihre Hände bewegten sich über meinen Körper und untersuchten ihn auf Schäden. »Also kein Verstrahlungstrauma. Was ist mit Chemikalien?«

Ich deutete mit einem leichten Nicken auf das Revers meiner Jacke. »Da ist ein Messgerät. Das Ihnen alles verraten dürfte.«

»Es ist weg«, erwiderte sie. »Genauso wie der größte Teil der Schulter.«

»Oh.« Ich kratzte Worte zusammen. »Ich glaube, ich bin sauber. Können Sie einen Zellscan machen?«

»Nein, hier nicht. Die Scanner, die auf Zellniveau arbeiten, sind fest in den Krankenstationen eingebaut. Vielleicht kommen wir dazu, wenn wir für Sie da oben etwas Platz frei machen können.« Die Hände ließen mich los. »Wo ist Ihr Strichcode?«

»Linke Schläfe.«

Jemand wischte Blut von der bezeichneten Stelle, und ich spürte vage, wie der Laserstrahl über mein Gesicht strich. Eine Maschine zwitscherte ihr Okay, dann ließ man mich in Ruhe. Ich war verarbeitet.

Eine ganze Weile lag ich nur da und war zufrieden, dass die Endorphinverstärkung mir sowohl die Schmerzen als auch das Bewusstsein nahmen, alles mit der liebenswürdigen Eilfertigkeit eines Butlers, der einem Hut und Mantel abnahm. Ein kleiner Teil von mir fragte sich, ob der Körper, den ich trug, noch zu retten war, oder ob ich ein Resleeving benötigte. Ich wusste, dass Carreras Wedge mehrere kleine Klonbanken für das so genannte unverzichtbare Personal unterhielt, und als einer von nur fünf Ex-Envoys, die für Carrera arbeiteten, zählte ich zweifellos zu dieser besonderen Elite. Bedauerlicherweise war die Unverzichtbarkeit ein zweischneidiges Schwert. Einerseits erhielt man die beste medizinische Behandlung, bis hin zum totalen Körperersatz. Andererseits bestand der einzige Zweck dieser Behandlung darin, einen bei der frühestmöglichen Gelegenheit wieder ins Kampfgetümmel zurückschicken zu können. Einem Soldaten auf Plankton-Niveau, dessen Körper nicht mehr zu reparieren war, würde man einfach den kortikalen Stack aus dem gemütlichen Gehäuse am oberen Ende der Wirbelsäule entfernen, um ihn dann in einen Lagerbehälter zu werfen, wo er mit hoher Wahrscheinlichkeit bleiben würde, bis der Krieg vorbei war. Kein idealer Abgang. Obwohl Wedge den Ruf hatte, sich um seine Schützlinge zu kümmern, gab es keine wirkliche Garantie, resleevt zu werden. Doch im schreienden Chaos der letzten Monate schien es manchmal, dass dieser Schritt ins Vergessen der Einlagerung unermesslich erstrebenswert war.

»Colonel. He, Colonel!«

Ich war mir nicht sicher, ob die Envoy-Konditionierung mich wach hielt, oder ob die nervende Stimme an meiner Seite mich wieder ins Bewusstsein zurückgeholt hatte. Ich drehte träge den Kopf, um nachzusehen, wer sprach.

Es hatte den Anschein, dass wir uns immer noch im Hangar befanden. Auf der Bahre neben mir lag ein offensichtlich muskulöser junger Mann mit drahtigem schwarzem Haar und gewitzter Intelligenz in den Zügen, die selbst in der Endorphintrance nicht ganz verschwunden war. Er trug wie ich einen Wegde-Kampfanzug, aber er passte ihm nicht besonders gut, und die Löcher im Stoff deckten sich nicht mit den Löchern in seinem Körper. An der linken Schläfe, wo sich der Strichcode befinden sollte, hatte er eine zweckmäßige Blasterverbrennung.

»Reden Sie mit mir?«

»Ja, Sir.« Er richtete sich auf einen Ellbogen gestützt auf. Sie mussten ihm eine viel höhere Dosis als mir verpasst haben. »Wie es aussieht, haben wir Kemp da unten in die Flucht geschlagen, was?«

»Das ist eine interessante Interpretation der Lage.« Bilder von der Einheit 391, die rund um mich herum in Fetzen gerissen wurde, rauschten für einen Moment durch meinen Kopf. »Was glauben Sie, wohin er sich flüchten sollte? Wenn man bedenkt, dass dies sein Planet ist, meine ich.«

»Äh … ich dachte …«

»Davon würde ich Ihnen abraten, Soldat. Haben Sie Ihren Rekrutierungsvertrag nicht gelesen? Jetzt halten Sie die Klappe und sparen Sie Ihren Atem. Sie werden ihn noch brauchen.«

»Äh … ja, Sir.« Er starrte mich verwundert an, und den Geräuschen von den nächsten Bahren entnahm ich, dass überall Köpfe gedreht wurden und er nicht der Einzige war, den es überraschte, dass ein Offizier von Carreras Wedge so etwas sagte. Genauso wie in den meisten Kriegen hatte auch Sanction IV einige hartnäckige Gefühle geweckt.

»Noch etwas.«

»Colonel?«

»Das hier ist die Uniform eines Lieutenants. In der Befehlshierarchie von Wedge gibt es keinen Colonel. Versuchen Sie sich das einzuprägen.«

Dann rauschte von irgendeinem verstümmelten Teil meines Körpers eine wilde Schmerzwelle heran, schlüpfte unter den starken Fäusten der Endorphin-Schläger hindurch, die an der Tür zu meinem Gehirn Wache hielten, und meldeten mit hysterischem Geschrei die angerichteten Schäden. Das Lächeln, auf das ich mein Gesicht programmiert hatte, zerschmolz, ähnlich wie die Stadtlandschaft von Evenfall verschwunden sein musste, und ich verlor plötzlich das Interesse an allem außer lautem Geschrei.

 


 


Wasser schwappte sanft irgendwo unter mir, als ich das nächste Mal aufwachte, und sanftes Sonnenlicht wärmte mein Gesicht und meine Arme. Jemand musste die zerfetzten Überreste meiner Kampfjacke entfernt haben, sodass ich nur noch das ärmellose T-Shirt von Wedge trug. Ich bewegte eine Hand, und meine Fingerspitzen strichen über geglättete alte Holzbretter, die ebenfalls warm waren. Das Sonnenlicht erzeugte tanzende Muster unter meinen Augenlidern.

Ich spürte keine Schmerzen.

Ich setzte mich auf und fühlte mich so gut wie seit Monaten nicht mehr. Ich lag ausgestreckt auf einem kleinen, einfach konstruierten Landesteg, der mehrere Dutzend Meter oder so in einen Fjord oder einen tiefen See hinausragte. Niedrige, abgerundete Berge begrenzten das Wasser auf beiden Seiten, und flauschige weiße Wolken jagten unbeschwert vorbei. Weiter draußen im Gewässer tauchten die Köpfe einer Seehundfamilie auf und beobachteten mich ernst.

Mein Körper war noch derselbe afro-karibische Kampfsleeve, den ich während der ganzen Nordregion-Offensive getragen hatte. Er war ohne Defekte und ohne Narben.

Also …

Schritte scharrten über die Planken hinter mir. Ich drehte mit einem Ruck den Kopf zur Seite und hob instinktiv die Hände zu einer embryonalen Verteidigungshaltung. Viel später als der Reflex kam der bestätigende Gedanke, dass mir in der realen Welt niemand so nahe kommen konnte, ohne dass mein Annäherungssinn anschlug.

»Takeshi Kovacs«, sagte die Frau in Uniform, die über mir stand und das weiche slawische »tsch« am Ende des Namens korrekt hinbekam. »Willkommen im Erholungsstack.«
...
mehr

Autor

Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete viele Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Sein Roman »Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm«, ausgezeichnet mit dem Philip K. Dick Award, wurde ein internationaler Bestseller. Morgan lebt und arbeitet in Glasgow.