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Die letzte Rauhnacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Midnighterschienen am12.09.2014Auflage
Begraben unter einer Schneedecke findet der Buchhändler Leonhard in den Wäldern das lange vergessene Dorf Kreuth. Zwischen den Ruinen stößt er auf ein altes Tagebuch. Nacht für Nacht verschlingt er von nun an die verstörenden Aufzeichnungen. Plötzlich bekommt er Alpträume. Als er auch tagsüber glaubt, von einer Erscheinung, einer Frau in Schwarz, verfolgt zu werden, fürchtet er, den Verstand zu verlieren. Gemeinsam mit dem Iren Doug begibt er sich auf Spurensuche - und schlägt die Brücke in eine Vergangenheit, die besser unangetastet geblieben wäre ...

Alexander Lorenz Golling wurde 1970 in Augsburg geboren. Nach einem Musikerdasein in Augsburg und erfolgter Berufsausbildung in Schwäbisch Gmünd ließ er sich in Oberhausen bei Neuburg nieder, um seiner Arbeit im sozialen Bereich nachzugehen. Im Februar 2012 begann er, Romane und Kurzgeschichten des Genres Horror und Mystik zu schreiben. 'Und es wurde finster' ist sein erster Krimi.
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Produkt

KlappentextBegraben unter einer Schneedecke findet der Buchhändler Leonhard in den Wäldern das lange vergessene Dorf Kreuth. Zwischen den Ruinen stößt er auf ein altes Tagebuch. Nacht für Nacht verschlingt er von nun an die verstörenden Aufzeichnungen. Plötzlich bekommt er Alpträume. Als er auch tagsüber glaubt, von einer Erscheinung, einer Frau in Schwarz, verfolgt zu werden, fürchtet er, den Verstand zu verlieren. Gemeinsam mit dem Iren Doug begibt er sich auf Spurensuche - und schlägt die Brücke in eine Vergangenheit, die besser unangetastet geblieben wäre ...

Alexander Lorenz Golling wurde 1970 in Augsburg geboren. Nach einem Musikerdasein in Augsburg und erfolgter Berufsausbildung in Schwäbisch Gmünd ließ er sich in Oberhausen bei Neuburg nieder, um seiner Arbeit im sozialen Bereich nachzugehen. Im Februar 2012 begann er, Romane und Kurzgeschichten des Genres Horror und Mystik zu schreiben. 'Und es wurde finster' ist sein erster Krimi.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958190092
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum12.09.2014
AuflageAuflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3997 Kbytes
Artikel-Nr.1485688
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Zweites Kapitel
Erkundungen

Das Gemeindehaus von Oberhausen war ein kleines, gewöhnliches Gebäude aus den achtziger Jahren, dem man mit Fensterläden und einem postmodernen Vorbau aus Holz und Glas einen gewissen Status zu geben versucht hatte. Eine Zigarette rauchend stand ich davor und ordnete meine Gedanken und die Fragen, die ich zu stellen gekommen war. Dann betrat ich das Haus selbstsicher und leicht angespannt. Der Geruch von neuem Teppich umfing mich, als ich durch die geöffnete Tür links von mir eine Dame mittleren Alters erblickte, die hinter dem Empfangsschalter Prospekte sortierte. Ich stellte mich kurz vor und erkundigte mich höflich, ob es denn hier zu dem ehemaligen Weiler Kreuth noch irgendwelche Karten, Fotos oder eine Entstehungsgeschichte gebe, ich sei sehr daran interessiert, eventuell vorhandene Quellen in Augenschein zu nehmen. Sie sah mich abschätzend an. »So, so, Sie wollen also etwas über das alte Kreuth erfahren, junger Mann, darf ich wissen, warum? Dort gibt es doch nichts Wichtiges mehr zu sehen, außer einem alten Friedhof vielleicht«, fragte mich die Frau und rückte, während sie sprach, ihre Brille zurecht. Sie hätte auch sehr gut in ein muffiges Hinterzimmer irgendeines Landratsamts gepasst. Ihr Atem roch noch nach dem Essen von vorgestern, die Kleidung nach Mottenkugeln. Nicht gerade mein Fall, die Lady 

»Äh, ich halte demnächst einen historischen Vortrag über alte bayerische Siedlungsgeschichte in Neuburg und Umgebung, Sie wissen schon, Fall des Donaulimes, germanisch-slawische Völkerwanderung und so weiter«, gab ich als sehr gestelzt klingende Ausrede, wenn auch noch nicht einmal unbedingt thematisch gelogen, zum Besten.

»Um Gottes Willen, was für eine Wanderung? Na, mal schauen, ob wir da etwas dahaben. Wir besitzen auf jeden Fall ein paar alte Flurkarten, in denen Kreuth sicherlich noch vermerkt ist, und ich glaube, es gibt sogar ein kleines illustriertes Buch zu dessen Geschichte; ich bin mir aber nicht sicher, ob wir es noch hier haben. Mitnehmen können Sie die Sachen natürlich nicht, aber einsehen schon. Sagen Sie mir doch einfach, wann Sie Zeit für einen Termin haben, dann könnte ich das Material für Sie bereitstellen«, kam in einer schwerfälligen Bürokratenmanier die leicht angestaubte Antwort zurück.

»Gut. Ich würde Mittwochvormittag, sagen wir so gegen elf Uhr, vorschlagen. Wäre dieser Zeitpunkt für Sie in Ordnung?«

»Am 14.12.? Aber ja doch, Herr Winkelmeier, sicherlich. Um elf Uhr also. Vergessen Sie aber nicht die Gebühr von fünfzehn Euro, die wir für einen solchen Vorgang erheben müssen. Ansonsten steht dieser Sache natürlich nichts entgegen.«

Ich schluckte.

»Ja, ist in Ordnung, geht klar. Bis zum Mittwoch dann, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen!«

»Warten Sie mal! Ich glaube, ich kenne Sie irgendwoher. Aber ja doch, sicherlich: Sie sind doch der Buchhändler aus der Waldstraße vorn um die Ecke, nicht wahr?«

Ich machte auf dem Absatz kehrt. »Ja, der bin ich allerdings«, antwortete ich etwas verlegen.

»Wie machen Sie das nur, Herr Winkelmeier?« Ich sah die Angestellte fragend an. »Was meinen Sie ?« »Na, wie Sie das so aushalten! Ich meine, so besonders viel Geld wird doch ihr Laden da nicht einbringen, oder? Und dann auch noch die ganze Zeit in einem Raum voller Bücher zu verbringen, also ich könnte mir ein solches Leben niemals vorstellen. Haben Sie denn keine Frau und keine Kinder? Ein Mann in Ihrem Alter sollte Familie haben!« Aha. Jetzt begann sie also auszutesten, wie weit sie bei mir gehen konnte. Ich setzte mein freundlichstes Lächeln auf und antwortete: »Wissen Sie was? Ich bin mit meinem Leben, so wie es gerade ist, sehr zufrieden. Ich habe ein ausreichendes Einkommen, und mein Privatleben hat Sie nicht weiter zu interessieren!« Die Angestellte sah mich entrüstet mit großen Augen an. Diese Zurechtweisung hatte sie anscheinend nicht erwartet. Freundlich fuhr ich weiter fort:

»Ach ja, bevor ich es vergesse: Ich habe Sie auch noch nie mit Mann und Kindern gesehen. Trotzdem würde ich nie auf die Idee kommen, Ihnen derartig persönliche Fragen zu stellen. Auf Wiedersehen!«

Vielleicht findest du einen Kerl, wenn du dich mal dazu bequemen würdest, deine Zähne zu putzen, fügte ich in Gedanken hinzu.

Anschließend trat ich, vor Erleichterung ausatmend, wieder aus dem Gebäude hinaus ins Freie. Das war nicht gerade schön gewesen; aber warum musste sie mich auch so herablassend behandeln? Selber schuld!

Pfennigfuchser! Fünfzehn Euro für das bisschen Arbeit!, dachte ich mir auf meinem kurzen Heimweg. Aber immerhin, es schienen noch Dokumente zu existieren, in denen der Weiler verzeichnet war. Somit hatte ich auf meiner »Investigation« (hört sich toll an, was?) schon mal einen kleinen Erfolg zu verbuchen. Mal sehen, was dort so alles auf mich wartete 

Heimgekehrt, widmete ich mich, ohne jedoch eine große Lust darauf zu haben, den allfälligen Haushaltsarbeiten, die mein Singledasein so mit sich brachte: Spülen, Abtrocknen, Wäschewaschen, Abstauben und so weiter.

Ich vergaß bisher zu erwähnen, dass ich schon seit fast acht Jahren ein konsequentes Solistendasein friste, was ich allerdings, zumindest bis jetzt, auch nicht sonderlich bedauert habe. Sie wollen mehr über mich erfahren? Gut, von mir aus. Was ich am Anfang erwähnt habe, war wenig genug. Also, Klammer auf: Meine letzte Beziehung zu einer Frau in einer anderen Stadt zu einer anderen Zeit ging an gegenseitiger Interesselosigkeit in die Brüche, und seitdem hat es, wie man so schön sagt, einfach nicht mehr »gefunkt«. Aber das ist schon lange her, und ehrlich gesagt habe ich das Ende dieser Beziehung als echte Befreiung empfunden. Dieses Freiheitsgefühl ist mir bis zum heutigen Tage erhalten geblieben, und mittlerweile bin ich auch zur Überzeugung gelangt, dass diese ruhige Einsamkeit immer noch besser ist als eine sich ständig gegenseitig aufreibende und ausbrennende Zweisamkeit.

Allerdings gebe ich zu, dass ich deshalb noch lange nicht wie ein Mönch lebe oder gar mit meinen Büchern verheiratet bin. Zwar ist meine Passion zu meinem Beruf geworden, und ich würde um nichts in der Welt von ihr lassen, aber es ist mir natürlich klar, dass dies nicht alles gewesen sein kann im Leben. Von Zeit zu Zeit, bei passender Gelegenheit, lasse ich mich schon mal gern auf ein amouröses Abenteuer ein. Aber es handelt sich dabei nur um kleinere Affären, die manchmal auch nur eine Nacht lang dauern. Nichts von tief greifender Wichtigkeit also.

Ich stehe schamlos zu diesen fast schon stichprobenhaften Ausschweifungen rein sexueller Natur, und vor allem stehe ich über irgendwelchen verklemmten Moralvorstellungen.

Diese wurden, so lehrt uns die Geschichte, schon immer gern als Grund zur Ausgrenzung und Bekämpfung von Menschen benutzt, die andere Überzeugungen vertraten, seien sie nun religiöser oder auch politischer Art. Apropos verklemmte Moralvorstellungen: An dieser Stelle würde ich, auch in Bezug auf meine damaligen Heimsuchungen, gerne etwas einflechten.

Ich befinde mich im Besitz eines gefürchteten Buches, das im Spätmittelalter ein übles Machwerk im Dienste der Inquisition darstellte und sozusagen die Mutter aller Hetzschriften war: Das »Malleus Maleficarum«, besser bekannt unter seinem deutschen Namen »Hexenhammer«.

Es gibt nur noch sehr wenige Exemplare davon, und es war auch unglaublich schwierig für mich, das meinige zu erstehen (ich zog es aus einer kleinen verstaubten Dorfbibliothek in der Nähe von Kopenhagen, und nachdem ich es nach endlosen nervtötenden Verhandlungen doch noch erstand, war ich zum Schluss ein armer Mann. Wie Sie sehen, ist mir kein Weg zu weit und kein Preis zu hoch).

In diesem Buch, das von einem halb verrückten deutschen Mönch mit dem Decknamen Institoris verfasst worden war, geht es in erster Linie darum, Hexen, Zauberer, Magier und Dämonen zu erkennen und anschließend zu bekämpfen. Es wird gar nicht erst die Frage gestellt, ob es solche Wesen überhaupt gibt, ihre Existenz wird, ohne zu zögern, einfach vorausgesetzt. Ich möchte mich jetzt nicht dazu verleiten lassen zu behaupten, dass es Hexen und Magier mit dämonischen Fähigkeiten gibt oder gab, denn dann würde ich ja automatisch das Vorgehen der Kirche und ihrer Büttel rechtfertigen. Aber ich weiß durch mein, wie ich es nennen würde, geschichtliches Privatstudium, dass es sich bei den einschlägig Beschuldigten meistens um Opfer von Neid, Intrigen und primitiven Rachegelüsten handelte, aber auch solche dabei waren, die nach wie vor den alten Religionen der Kelten, Germanen und auch Römer anhingen und deren Kulte, wenn auch versteckt, an dunklen und mysteriösen Orten weiterhin praktizierten.

Als Beispiel möchte ich hier den Kult um die römische Nymphengöttin Anna Perenna benennen, der auch nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches und Jahrhunderten der Zwangschristianisierung einfach nicht totzukriegen war. Die meist weiblichen Anhänger dieses uralten, vielleicht sogar auf etruskische Wurzeln zurückgehenden Kultes feierten sehr ausschweifende und in jeglicher Hinsicht erotische Feste der sexuellen Hingabe an die Menschen und die Götter, und sie taten dies, wenn auch in stark geschrumpfter Anzahl, bis weit in das Mittelalter hinein. Natürlich waren diese Menschen den Christen, vor allem aber deren frömmelnden und machtbesessenen Würdenträgern, ein Dorn im Auge. So wurde im Spätmittelalter die neue Sekte der Hexen regelrecht erfunden und in diese Schublade alles gesteckt, was der Kirche irgendwie gegen den Strich ging: Anhänger der alten Religionen,...

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Autor

Alexander Lorenz Golling wurde 1970 in Augsburg geboren. Nach einem Musikerdasein in Augsburg und erfolgter Berufsausbildung in Schwäbisch Gmünd ließ er sich in Oberhausen bei Neuburg nieder, um seiner Arbeit im sozialen Bereich nachzugehen. Im Februar 2012 begann er, Romane und Kurzgeschichten des Genres Horror und Mystik zu schreiben. "Und es wurde finster" ist sein erster Krimi.