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Bannwald

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am21.05.20151. Auflage
Ich hasse den Wald. Ich hasse ihn aus tiefstem Herzen. Er tut so, als wäre er mein Zuhause. Aber das ist er nicht. Er ist mein Gefängnis. Sie können nicht töten - als Anhänger der weißen Magie erschaffen sie nur. Seit Generationen lebt der friedliche Stamm der Leonen gefangen im Wald, gewaltsam unterdrückt vom Stamm der mörderischen Tauren. Als die 17-jährige Robin auf den jungen Tauren Emilian trifft, ist sie sich sicher, dass er sie töten wird. Doch Robin gelingt es zu fliehen - scheinbar. Erst später wird ihr bewusst: er hat sie laufen lassen. Warum? Als Robin dann ein Reh mit der bloßen Kraft ihrer Gedanken tötet, ist sie zutiefst erschüttert. Was ist mit ihr? Robin trägt ein Geheimnis in sich, und es gibt nur einen, der davon weiß - ihr größter Feind. Wie es dazu gekommen ist? Wie es immer zu so etwas kommt. Die Starken wittern die Macht und bezwingen die Schwachen. Wir, der Stamm der Leonen, sind Anhänger der weißen Magie. Die Magie der Natur. Wir heilen, wir erschaffen, wir tun Gutes. Die anderen, der Stamm der Tauren, haben sich der schwarzen Magie verschworen. Sie herrschen kaltblütig, sie vernichten, sie töten. Auch uns. Aber das werde ich nicht länger zulassen.

Julie Heiland hat Journalistik studiert. Parallel dazu hat sie eine Schauspiel- und Rhetorikausbildung absolviert und schon in einigen Fernsehfilmen mitgespielt. Julie Heiland ist 1991 geboren und lebt in der Nähe von München. Nach der Trilogie »Bannwald«, »Blutwald« und »Sternenwald« ist »Pearl« ihr vierter Roman.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextIch hasse den Wald. Ich hasse ihn aus tiefstem Herzen. Er tut so, als wäre er mein Zuhause. Aber das ist er nicht. Er ist mein Gefängnis. Sie können nicht töten - als Anhänger der weißen Magie erschaffen sie nur. Seit Generationen lebt der friedliche Stamm der Leonen gefangen im Wald, gewaltsam unterdrückt vom Stamm der mörderischen Tauren. Als die 17-jährige Robin auf den jungen Tauren Emilian trifft, ist sie sich sicher, dass er sie töten wird. Doch Robin gelingt es zu fliehen - scheinbar. Erst später wird ihr bewusst: er hat sie laufen lassen. Warum? Als Robin dann ein Reh mit der bloßen Kraft ihrer Gedanken tötet, ist sie zutiefst erschüttert. Was ist mit ihr? Robin trägt ein Geheimnis in sich, und es gibt nur einen, der davon weiß - ihr größter Feind. Wie es dazu gekommen ist? Wie es immer zu so etwas kommt. Die Starken wittern die Macht und bezwingen die Schwachen. Wir, der Stamm der Leonen, sind Anhänger der weißen Magie. Die Magie der Natur. Wir heilen, wir erschaffen, wir tun Gutes. Die anderen, der Stamm der Tauren, haben sich der schwarzen Magie verschworen. Sie herrschen kaltblütig, sie vernichten, sie töten. Auch uns. Aber das werde ich nicht länger zulassen.

Julie Heiland hat Journalistik studiert. Parallel dazu hat sie eine Schauspiel- und Rhetorikausbildung absolviert und schon in einigen Fernsehfilmen mitgespielt. Julie Heiland ist 1991 geboren und lebt in der Nähe von München. Nach der Trilogie »Bannwald«, »Blutwald« und »Sternenwald« ist »Pearl« ihr vierter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104029412
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum21.05.2015
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1207 Kbytes
Artikel-Nr.1539362
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Jagd

Ich hasse den Wald. Ich hasse ihn aus tiefstem Herzen. Er tut so, als wäre er mein Zuhause. Aber das ist er nicht. Er ist mein Gefängnis. Ein Ort ständiger Angst, in den kein einziger Lichtstrahl fällt. Dabei hätte ich ihn gerne als Zuhause. Seine saftig grünen Bäume, die weiche, dunkelgrüne Moosschicht über der Erde und die verspielten Wurzeln, die so vielen Tieren Unterschlupf bieten. Ein Kunstwerk, das ich hassen muss.

Natürlich kann er nichts dafür, dass wir gefangen gehalten werden. Wir sind Gefangene der Tauren. Wir, meine Familie. Der Stamm der Leonen. Vordergründig sind wir frei. Wir leben in einer kleinen Siedlung mitten im Wald.

Die Regeln hier sind einfach. Bereits als Kind werden sie einem von den Ältesten so oft eingetrichtert, dass man sie im Schlaf herunterbeten kann. Ohne deren Sinn wirklich zu verstehen. Dann wächst man heran und begreift irgendwann, was diese Regeln tatsächlich für einen bedeuten.

Regel Nummer eins: Wir, der Stamm der Leonen, sind immer minderwertig. Wir haben keine Rechte und schulden unseren Herrschern, dem Stamm der Tauren, bedingungslosen Gehorsam.

Wie es dazu gekommen ist? Wie es immer zu so etwas kommt. Die Starken wittern die Macht und bezwingen die Schwachen. Wir, der Stamm der Leonen, sind Anhänger der weißen Magie. Die Magie der Natur. Wir heilen, wir erschaffen, wir tun Gutes. Unsere Kraft ist nicht stark, wir sind keine großen Zauberer. Aber wir sind die Guten. Die anderen, der Stamm der Tauren, haben sich der schwarzen Magie verschworen. Sie herrschen kaltblütig, sie vernichten, sie töten. Einfach so, ohne mit der Wimper zu zucken. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns zu fügen.

Regel Nummer zwei: Am Ende einer jeden Woche sind wir verpflichtet, Abgaben zu leisten. Und das, wo wir doch selbst kaum das Nötigste zum Überleben haben. Gemüse, Beeren, Kräuter. Manchmal auch ein junges Mädchen, das sie sich zur Hure machen.

Regel Nummer drei: Wir dürfen unser Gebiet niemals verlassen. Gerade einmal zur Schule oder in die Stadt, um zu arbeiten. Doch das auch nur zu vorgegebenen Zeiten. Überschreiten wir die Grenze ohne Erlaubnis, droht uns die Todesstrafe.

Die Tage, an denen wir zum Arbeiten und Lernen in die Stadt dürfen, werden von den Tauren willkürlich bestimmt. Meistens jedoch einmal in der Woche. Natürlich gehört die Schule den Tauren. Lernen kann man dort also nur, wie minderwertig wir und wie herrschaftlich sie sind. An einem weiteren Tag im Monat dürfen wir zudem noch für wenige Stunden in die Stadt, um lebensnotwendige Dinge zu besorgen. Dann gibt es noch zwei Abende für die jungen Leute, damit diese ausgehen und in einer Bar etwas trinken können. Dieses zweifelhafte Angebot wird jedoch kaum in Anspruch genommen. Denn die Stadt wird gänzlich von den Tauren beherrscht. Selbst die Menschen, die darin leben, werden von ihnen dominiert und merken es nicht einmal. An jeder Ecke trifft man auf Tauren. Sie demonstrieren ihre Macht, jagen einen wie der Fuchs den Hasen. Zwar dürfen sie uns dort nichts tun, aber mein Opa starb an Herzversagen. Mitten in der Stadt. In einer engen Seitengasse. Weiß der Himmel, was sie dort mit ihm angestellt haben.

Wir sind ihnen ausgeliefert. Die Liste der Regeln geht noch weiter, ungefähr fünfzig sind es. Deswegen hasse ich diesen Wald. Ich will fort von hier. Raus, einfach woandershin. Aber dafür muss ich über die Grenze, und spätestens dort würden sie mich töten. Ich weiß ja nicht einmal, was dahinter kommt. Ich kenne nur unser Gebiet und die Stadt. Mehr dürfen meine Augen nicht sehen. Ein Gefängnis.

Über meinem Kopf bewegt sich etwas. Blätter rascheln. Ganz langsam ziehe ich mein Wurfmesser aus der Gürtelscheide. Ich habe immer drei Messer dabei, ein besonders scharfes, ein leichtes und das Wurfmesser. Es ist perfekt geformt und liegt anders in der Hand als die beiden anderen Waffen. Perfekt ausbalanciert, der Schwerpunkt in der Mitte, spitzer. Mein Körper spannt sich, ich hole aus und schleudere das Messer durch die Luft. Im nächsten Moment fällt schon der leblose Körper einer Wildtaube vor meine Füße. In ihrer Brust steckt mein Messer, sauber gezielt, so dass man es herausziehen kann, ohne den halben Körper der Taube zu zerfetzen.

»Robin?! Was machst du denn? Wo bist du?«

Laurin. Wir wurden von unserem Stammesvater losgeschickt, um Beeren für die wöchentliche Abgabe zu sammeln. Laurin sammelt, ich reagiere meinen Frust ab. Seit Stunden stapfe ich ziellos durch den Wald, müde und erschöpft, dennoch mit jedem Sinn darauf bedacht, nicht die Grenze zu überschreiten. Ich atme tief ein, rieche die nasse Erde und den würzigen Duft der Kräuter. Die Süße der Blüten und das bittere Harz. Schnell hebe ich die Taube auf, ziehe das Messer aus ihrer Brust und verstaue es wieder an meinem Gürtel. Das Tier hänge ich mit einem Haken an meine Hose, wo es bei jedem Schritt baumelt. Meine Füße, eingepackt in robuste Lederstiefel, federn über das weiche Moosbett. Jeden Zweig kenne ich hier, jedes Blatt, jede Wurzel. Ich laufe schneller, damit Laurin mich nicht entdeckt. Soll er doch alleine Beeren sammeln. Er ist ohnehin viel zu nett, viel zu lieb. Wenn wir am Abend zurück in unsere Siedlung kommen, wird er ganz selbstverständlich behaupten, dass ich die ganze Zeit an seiner Seite war. Vermutlich sogar noch, dass ich den größeren Teil Beeren gesammelt habe.

»Robin! Jetzt mache ich mir langsam Sorgen ...«

Ich laufe noch schneller. Die Taube schlägt im Takt meiner Schritte gegen mein Bein. Auf einmal knackt etwas. Die Zweige eines Busches rascheln. Alles geht viel zu schnell.

Ein Eber prescht zwischen den Ästen hervor, die gebogenen Eckzähne wie zwei Klingen gegen mich erhoben. Fast schon hat er mich erreicht, als es mir endlich gelingt, mich aus der Schockstarre zu lösen. Die hohen, grunzenden Laute sind so dicht hinter mir, dass ich beinahe schon den heißen Atem des Tieres auf meinem Rücken spüre. Für seinen ungelenken Körper ist er verdammt schnell.

Ich springe über Wurzeln, federe vor umgefallenen Baumstämmen ab und springe ohne zu straucheln darüber. Weiche in letzter Sekunde Bäumen und Ästen aus, ohne auch nur einen einzigen Kratzer davonzutragen. Alles in mir ist nur darauf ausgerichtet, das hier zu überleben. Ich kalkuliere meine Möglichkeiten. Von den Messern an meinem Gürtel kommt nur das scharfe für den Zweikampf in Frage. Ich bin schnell - aber nicht schnell genug, um es aus meinem Gürtel zu ziehen, stehen zu bleiben und es dem Tier in seinen wuchtigen Körper zu rammen, ohne dabei selbst verletzt zu werden.

»Robin! Rooobin! Was ist los?« Wieder Laurin.

Bleib weg!, flehe ich ihn in Gedanken an. Er kann nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun, geschweige denn ein größeres Tier töten. Wie sollte er es dann mit einem Eber aufnehmen?

Wieder ein wuterfülltes Quieken, diesmal weiter weg. Ich springe erneut über einen Baumstamm, entdecke die Felswand vor mir. Mit wenigen Zügen hangle ich mich die grauen Steine empor, reiße mir dabei meine Hände auf und schürfe meine Knie blutig. Hier hinauf kann mir der Eber so schnell nicht folgen.

Ich ziehe mich die restlichen Meter hinauf, bis ich wieder eben stehe. Mein Herz rast, das Blut schießt durch meinen überhitzten Körper. So wütend bin ich auf mich selbst, dass ich nicht aufgepasst habe! Meine Gedanken haben mich unaufmerksam gemacht. Ich hätte den Eber früher bemerken müssen. Dann hätte ich mich hinter einem Busch versteckt, in Ruhe mein Wurfmesser gezückt und es in seinen borstigen Körper geschmettert.

Jetzt bin ich aufmerksam. So aufmerksam, dass ich die Veränderung merke. Es ist ruhig in diesem Waldstück. Verdammt ruhig. Kein einziger Vogel singt. Nicht einmal die Blätter rascheln im Wind. Das Licht, das sonst so wundervoll zwischen dem dichten Baumdach hindurchbricht, ist verschwunden. Es ist dunkel hier. Fast so, als wäre es Nacht. Gänsehaut überzieht meine Arme. Ich weiß, wo ich bin, oder besser gesagt, ich ahne es. Im verbotenen Bereich. Hier kenne ich mich nicht aus. Ich weiß nicht einmal, in welche Richtung ich laufen muss, um von hier wieder fortzukommen. In unser Gebiet. Dorthin, wo ich sicher bin.

Mein Atem geht so schnell, dass mir schwindelig wird. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich jetzt doch den Eber bevorzugen. Die Stille überreizt meine Nerven endgültig. Das hier ist nicht natürlich. Selbst den Wald haben sie ihrer Macht unterworfen.

Ich weiß nicht, wie sie es tun werden. Ob sie mich gleich töten oder mich erst gefangen nehmen. Mich erhängen oder mir die Kehle aufschlitzen. Mein Stamm wird nichts davon mitbekommen. Sie werden nur merken, dass ich nicht mehr nach Hause komme.

Reiß dich zusammen!, ermahne ich mich. Vielleicht haben sie noch gar nicht gemerkt, dass ich die Grenze überschritten habe. Wie auch? Ich atme einmal tief ein, drehe mich um meine eigene Achse. Keine Ahnung, wo ich mich im Wald befinde. Ich könnte in die Richtung zurücklaufen, aus der ich gekommen bin, und runterklettern. Aber dort laufe ich Gefahr, dem Eber ein zweites Mal zu begegnen. Dafür fehlen mir die Kraft und die Konzentration. Eine andere Richtung einzuschlagen ist aber noch gefährlicher. Am Ende lande ich direkt in ihrer Siedlung.

Meine Beine sind schwer wie Blei, meine Muskeln zittern vor Anstrengung. Wie zur Hölle soll ich so einen klaren Kopf behalten?

Ein Ast knackt. Nicht ich habe das verursacht, denn ich stehe ganz still. Ein Quieken, das ich inzwischen nur zu gut kenne. Diesmal reagiere ich nicht. Meine Füße wollen sich nicht vom Boden lösen, sind wie festgewachsen. Ich stehe einfach nur da und sehe, wie der Eber auf mich zustürmt. Er muss einen Weg nach hier oben gefunden haben.

Ich spüre bereits, wie er seine Zähne...
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