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Vater unser

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
576 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am28.11.20141. Auflage
Vater, Mutter, Kind Mord in Miami. Der Täter: der angesehene Chirurg Dr. David Marquette. Die Opfer: seine Frau und die drei kleinen Kinder. Ist der Familienvater psychisch krank - oder hat er kaltblütig gemordet? Verbirgt sich in ihm womöglich ein lang gesuchter Serienkiller, wie Detective John Latarrino glaubt? Staatsanwältin Julia Valenciano will die Wahrheit herausfinden, gegen alle Widerstände. Die lauern auch in ihrer eigenen Vergangenheit, die sie seit fünfzehn Jahren erfolgreich verdrängt.

Jilliane Hoffman war Staatsanwältin in Florida und unterrichtete jahrelang im Auftrag des Bundesstaates die Spezialeinheiten der Polizei - von Drogenfahndern bis zur Abteilung für Organisiertes Verbrechen - in allen juristischen Belangen. Ihre Thriller «Cupido», «Morpheus», «Vater unser», «Mädchenfänger», «Argus», «Samariter» und «Insomnia» waren allesamt Bestseller.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextVater, Mutter, Kind Mord in Miami. Der Täter: der angesehene Chirurg Dr. David Marquette. Die Opfer: seine Frau und die drei kleinen Kinder. Ist der Familienvater psychisch krank - oder hat er kaltblütig gemordet? Verbirgt sich in ihm womöglich ein lang gesuchter Serienkiller, wie Detective John Latarrino glaubt? Staatsanwältin Julia Valenciano will die Wahrheit herausfinden, gegen alle Widerstände. Die lauern auch in ihrer eigenen Vergangenheit, die sie seit fünfzehn Jahren erfolgreich verdrängt.

Jilliane Hoffman war Staatsanwältin in Florida und unterrichtete jahrelang im Auftrag des Bundesstaates die Spezialeinheiten der Polizei - von Drogenfahndern bis zur Abteilung für Organisiertes Verbrechen - in allen juristischen Belangen. Ihre Thriller «Cupido», «Morpheus», «Vater unser», «Mädchenfänger», «Argus», «Samariter» und «Insomnia» waren allesamt Bestseller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644220614
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum28.11.2014
Auflage1. Auflage
Seiten576 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2775 Kbytes
Artikel-Nr.1540832
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 3


«Aber ich möchte nicht unter Verrückte

kommen», meinte Alice.

«Oh, das kannst du wohl kaum verhindern»,

sagte die Katze: «Wir sind hier nämlich alle

verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt.»

«Woher willst du wissen, dass ich verrückt

bin?», erkundigte sich Alice.

«Wenn du es nicht wärest», stellte die Katze

fest, «dann wärest du nicht hier.»

Lewis Carroll, Alice im Wunderland, Kapitel 6


Staasanwältin Julia Valenciano stand an ihrem Pult im Gerichtssaal 4.10, eine 74 Seiten lange Prozessliste vor sich und vier Kartons voller Prozessakten zu ihren Füßen, und geriet in Panik. Sie kaute auf den Innenseiten ihrer Wangen, während sie ungläubig auf das gelbe Formular in ihrer Hand starrte, das darüber Auskunft gab, ob sich ein Opfer dazu bereiterklärte, vor Gericht auszusagen. Mario, der sich für sie um die Koordination von Zeugen und Opfern kümmerte, hatte es letzten Freitag für sie vorbereitet.

«Staatsanwaltschaft?», knurrte der Richter ungeduldig von der Richterbank herüber. Ihre Antwort würde ihm gar nicht gefallen. Der Ehrenwerte Leonard Farley hatte heute noch üblere Laune als sonst. Julia schloss eine Sekunde lang die Augen und wünschte sich weit weg, nach Hawaii zum Beispiel. Nur fort aus diesem überfüllten, hektischen Gerichtssaal.

Ein Montagmorgen in Richter Farleys Gerichtssaal war die Hölle, vor allem während ihrer Prozesswoche. 4.10, der größte Gerichtssaal im Richard Gerstein Criminal Justice Building, war gerammelt voll, und die Prozessliste quoll über vor Anklagevernehmungen, Anträgen und natürlich Verhandlungsterminen. Trotz der Schilder, die überall hingen - «Reden, Kinder, Handys verboten» -, füllte das gedämpfte Flüstern der Opfer, Zeugen, Familienangehörigen und Angeklagten auf den Bänken hinter ihr den Raum. Zu ihrer Rechten wand sich eine Schlange von gereizten, ungeduldigen Anwälten vom Pult der Verteidigung bis in den schmalen Gang, der zur Galerie führte. Die meisten vertraten mehrere Mandanten, deren Anhörungen zum Teil gleichzeitig in verschiedenen Gerichtssälen stattfanden, aber da keiner der Anwälte es wagte, Richter Farley warten zu lassen, kamen sie alle zuerst zu ihm. Hinter Julia hatte sich eine Schlange aus Anklagevertretern gebildet. Während sie fahrig durch die Akten mit der Aufschrift Der Staat gegen Powers blätterte, hörte sie auf beiden Seiten entnervtes Seufzen.

In diesem Moment öffnete sich eine Tür, und eine Reihe etwas verwahrlost wirkender Häftlinge - frisch aus dem Dade County Jail auf der anderen Straßenseite - wurde auf die Geschworenenbank geführt, an den Händen aneinandergekettet wie eine surreale Girlande von Papiermännchen.

«Darf ich jetzt?», fragte der Richter verärgert und ließ den Blick durch den Gerichtssaal schweifen, während die Vollzugsbeamten zusahen, dass die Angeklagten sich setzten. Er wartete immer noch auf Julias Antwort. Nun wandte er sich an Jefferson, den Gerichtsdiener. «Sind hier eigentlich alle taub? Verstehen Sie mich wenigstens?» Jefferson nickte, sichtlich nervös.

«Richter», begann Julia langsam, «es sieht so aus, als hätten wir ein Problem.» Auf das gelbe Formular hatte Mario in beinahe unleserlicher Handschrift «Opfer unkooperativ. Weigert sich auszusagen - MG» gekritzelt. Julia hätte wetten können, dass diese Worte am Freitag, als sie die Verhandlungen für Montagmorgen vorbereitet hatte, noch nicht dort gestanden hatten.

«Ich habe kein Problem, Frau Staatsanwältin», entgegnete Richter Farley, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Er witterte Blut, und das machte ihn glücklich.

Jedem der 20 Strafrichter, die am Gericht in Miami arbeiteten, waren drei Staatsanwälte, drei Pflichtverteidiger, ein Oberstaatsanwalt sowie ein leitender Strafverteidiger zugeteilt. Die sogenannten A-Staatsanwälte und A-Pflichtverteidiger verhandelten die schweren Verbrechen, die B-Anwälte die minderschweren Verbrechen, und die C-Anwälte schlugen sich mit Vergehen wie Einbruch und Diebstahl herum. Die tatsächlich spektakulären Fälle landeten in der Regel immer bei den Kollegen der Spezialabteilungen «Major Crimes», «Organisiertes Verbrechen», «Drogendelikte» oder «Berufsverbrechen». Es war reines Pech, dass Julia Valenciano als B-Staatsanwältin ausgerechnet Richter Leonard Farleys Gerichtssaal zugeteilt worden war - unter Kollegen besser bekannt als «Sibirien».

Julia war seit fast drei Jahren Staatsanwältin, und bisher hatte sie eine Menge Glück mit ihren Richtern und Oberstaatsanwälten gehabt. Selbst am Amtsgericht, wo sie mit Ordnungswidrigkeiten und Verkehrsdelikten begonnen hatte, waren die Richter immer höflich und respektvoll gewesen. Vielleicht waren es keine Koryphäen, aber damals kam sie selbst frisch von der Uni und hatte noch eine Menge über die Regeln der Beweisführung zu lernen. Doch dann wechselte sie zum Bezirksgericht auf der anderen Straßenseite, und die Flitterwochen waren zu Ende. Der Ernst des Lebens hatte begonnen, und jetzt saß sie schon seit vier langen Monaten im Saal 4.10 fest - Sibirien, kein Ende in Sicht.

Ihr Richter war nicht bloß schwierig - er war einfach unmöglich. Selbst an guten Tagen konnten sie einander nicht ausstehen, was nicht verwunderlich war. Farley mochte niemanden, vor allem keine Frauen, und das war auf Dauer ziemlich anstrengend. Vermutlich hätte Julias Leben sehr viel einfacher sein können, wenn sie das getan hätte, was die meisten anderen der ihm unterstellten Ankläger taten: nichts. Sie warteten einfach ab, bis Farleys Wutanfälle vorüber waren, und erhoben, wenn der Richter wieder einmal ein haarsträubendes oder schlichtweg falsches Urteil gefällt hatte, gerade so laut Einwand, dass es der Gerichtsreporter hören konnte. Sollte doch die Rechtsabteilung der Staatsanwaltschaft entscheiden, welchen Murks sie in der Berufung wieder geradebiegen wollten. Unglücklicherweise war Julia nicht der Typ, der den Mund halten konnte. Und somit wurde jeder Tag zu einem Kampf. Farley würde seinen Posten so schnell nicht räumen. Er gehörte hier genauso zum Inventar wie die stählernen Lampen an der Decke des Gerichtssaals, die er im Jahr 1974 selbst hatte aufhängen lassen. Als amtierender Richter konnte Farley weder von einem ehrgeizigen Gegner noch von einer empörten Öffentlichkeit aus dem Amt befördert werden. Lediglich der Oberste Richter - sein Schwager - hatte die Befugnis, ihn zu versetzen. Und bis er starb, konnte Julia nur hoffen, dass sie sich schnellstmöglich zur A-Staatsanwältin bei einem anderen Richter hocharbeiten würde oder gar bei einer der Spezialabteilungen. Leider war mit nichts von beidem in nächster Zeit zu rechnen.

Farley tippte mit seinem Stift deutlich hörbar auf den Tisch. Die Menschen im Gerichtssaal spürten, dass Ärger in der Luft lag, und das leise Gemurmel erstarb. Plötzlich waren sie alle sehr daran interessiert, was der Richter zu sagen hatte. Wahrscheinlich deswegen, weil sich sein Ärger nicht gegen sie richten würde.

«Ich habe ein Problem, Euer Ehren», sagte Julia und räusperte sich. Dann sah sie zum Richter auf. «Meine Zeugin im Fall Powers ist leider nicht mehr zu einer Aussage bereit.»

«Sie hatten am Donnerstag erklärt, in dieser Sache verhandeln zu können.» Eine tiefe Falte grub sich in Richter Farleys runzlige Stirn, und die weißen Einstein-Brauen zogen sich zusammen.

«Ja, das habe ich, Euer Ehren. Da wollte meine Zeugin laut den Unterlagen auch aussagen, aber offensichtlich hat sie ihre Meinung geändert. Ich werde sie noch einmal persönlich vorladen müssen.»

«Und warum haben Sie das nicht schon längst getan?»

«Euer Ehren, wir haben Powers heute an zwölfter Stelle zur Verhandlung festgesetzt. Wenn Sie den Termin auf Ende der Woche verschieben, könnten wir heute Morgen mit Ivaroni oder Singer weitermachen, auf die ich bestens vorbereitet bin. Ich -»

«Sie haben erklärt, dass Sie verhandeln können, Frau Staatsanwältin. Ich verschiebe diesen Fall nicht. Entweder sind Sie bereit oder nicht. Wenn nicht, dann weise ich die Klage ab.»

Scott Andrews, der Pflichtverteidiger, lächelte. Ein Fall weniger auf seiner Tagesordnung, und die Chancen der Staatsanwaltschaft, ohne ein Opfer erneut Klage wegen schwerer Körperverletzung einzureichen, waren praktisch gleich null.

Julia spürte, dass jeder im Saal sie beobachtete. Im Augenwinkel entdeckte sie Letray Powers, den Angeklagten, mit einem breiten Goldzahngrinsen auf dem pockennarbigen Gesicht. Er hob eine angekettete Hand und klatschte seinen Sitznachbarn ab. Powers war einen Meter neunzig groß und wog hunderzehn Kilo, und sogar unter dem unförmigen orangefarbenen Gefängnis-Overall waren die Muskelpakete zu sehen. Julia warf einen Blick auf ihr rosa Verhaftungsprotokoll und rief sich die Einzelheiten in Erinnerung. Letray war mit einer Rasierklinge auf seine schwangere Freundin losgegangen. Sie biss sich auf die Zähne. Auf ein Neues!, dachte sie und sah dem Richter fest in die Augen. «Die Staatsanwaltschaft ist zur Verhandlung bereit, Euer Ehren», verkündete sie trotzig.

«Habe ich Sie gerade richtig verstanden?», fragte der Richter und richtete sich in seinem überdimensionierten Lederthron auf. «Kein Opfer, und Sie wollen trotzdem verhandeln?»

«Euer Ehren, Mr. Powers hat eine lange Vorgeschichte als Gewalttäter, einschließlich Vorstrafen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, schwerer Körperverletzung und Bedrohung mit einer Waffe, ganz zu...
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Jilliane Hoffman war Staatsanwältin in Florida und unterrichtete jahrelang im Auftrag des Bundesstaates die Spezialeinheiten der Polizei - von Drogenfahndern bis zur Abteilung für Organisiertes Verbrechen - in allen juristischen Belangen. Ihre Thriller «Cupido», «Morpheus», «Vater unser», «Mädchenfänger», «Argus», «Samariter» und «Insomnia» waren allesamt Bestseller.Nina Scheweling war während ihres Studiums der Anglistik, Germanistik und Neueren Geschichte als Literaturübersetzerin tätig. Nach ihrem Abschluss entdeckte sie ihre Liebe fürs Kinderbuch und arbeitet seitdem als freie Übersetzerin, Lektorin und Autorin in der Nähe von Freiburg.Sophie Zeitz lebt als Literaturübersetzerin in Berlin. Sie übersetzt unter anderem Werke von Joseph Conrad, John Green, Marina Lewycka und Lena Dunham und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet.