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Schwarzer Mann

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am27.07.20151. Auflage
Während die Existenz des Kommissariats in Bad Vilbel auf der Kippe steht, wird das Ermittlerteam Sabine Kaufmann und Ralph Angersbach auf eine harte Probe gestellt. Ein Mord in der Provinz scheint Ralph persönlich zu betreffen, denn der Mörder hat es offenbar auf seine Familie abgesehen. Plötzlich ist er mit Menschen konfrontiert, von denen er bis dahin nichts wusste und deren kriminelle Vergangenheit ihn zu überrollen droht. Sabine Kaufmann versucht nach Kräften, ihren Partner zu unterstützen. Und dann steht Ralph seinem Feind Auge in Auge gegenüber ...

Daniel Holbe, Jahrgang 1976, lebt mit seiner Familie im oberhessischen Vogelsbergkreis. Insbesondere Krimis rund um Frankfurt und Hessen faszinierten den lesebegeisterten Daniel Holbe schon seit geraumer Zeit. So wurde er Andreas-Franz-Fan - und schließlich selbst Autor. Als er einen Krimi bei Droemer-Knaur anbot, war Daniel Holbe überrascht von der Reaktion des Verlags: Ob er sich auch vorstellen könne, ein Projekt von Andreas Franz zu übernehmen? Daraus entstand die Todesmelodie, die zum Bestseller wurde.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWährend die Existenz des Kommissariats in Bad Vilbel auf der Kippe steht, wird das Ermittlerteam Sabine Kaufmann und Ralph Angersbach auf eine harte Probe gestellt. Ein Mord in der Provinz scheint Ralph persönlich zu betreffen, denn der Mörder hat es offenbar auf seine Familie abgesehen. Plötzlich ist er mit Menschen konfrontiert, von denen er bis dahin nichts wusste und deren kriminelle Vergangenheit ihn zu überrollen droht. Sabine Kaufmann versucht nach Kräften, ihren Partner zu unterstützen. Und dann steht Ralph seinem Feind Auge in Auge gegenüber ...

Daniel Holbe, Jahrgang 1976, lebt mit seiner Familie im oberhessischen Vogelsbergkreis. Insbesondere Krimis rund um Frankfurt und Hessen faszinierten den lesebegeisterten Daniel Holbe schon seit geraumer Zeit. So wurde er Andreas-Franz-Fan - und schließlich selbst Autor. Als er einen Krimi bei Droemer-Knaur anbot, war Daniel Holbe überrascht von der Reaktion des Verlags: Ob er sich auch vorstellen könne, ein Projekt von Andreas Franz zu übernehmen? Daraus entstand die Todesmelodie, die zum Bestseller wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426426760
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum27.07.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1181 Kbytes
Artikel-Nr.1545331
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2013
Montag


Knacksend durchdrang die Messerklinge den hauchdünnen Widerstand. Splitter lösten sich, doch kaum etwas fiel hinunter. Sie drückte die Klinge tiefer, bis mit einem kaum hörbaren Plopp das Innerste erreicht war. Bangend, ob sie die Faktoren Zeit und Größe richtig eingeschätzt hatte, wartete sie auf das, was geschah. Dann ergoss sich ein signalgelber Lavastrom über ihren Daumen, und Sabine Kaufmann fluchte. Nur eine Minute länger. Dann wäre es das perfekte Frühstücksei gewesen.

Kriminalkommissarin bei der Frankfurter Mordkommission. Das war sie in den vergangenen Jahren gewesen. Eine Ermittlerin mit dem scharfen Blick fürs Detail. In der Presse hatte man ihr ein eidetisches Gedächtnis bescheinigt. Fotografische Wahrnehmung. Aber zum einen war diese Fähigkeit nach wie vor ein wissenschaftlich umstrittenes Phänomen, und zum anderen konnte sie es nicht steuern. Doch so oder so war Sabine Kaufmann an einigen vielbeachteten Morduntersuchungen beteiligt gewesen und hatte sich ihre Lorbeeren verdient.

Frustriert schlug sie die Tageszeitung auf. Von draußen drang gleißende Morgensonne in die Küche. Sabines Wohnung lag auf dem Heilsberg in einer hoch gelegenen Siedlung am südlichen Zipfel Bad Vilbels. Frankfurt war nur einen Steinwurf entfernt, wenige Fahrminuten, und doch war alles anders. Ein neuer Job, seit acht Monaten, ein neuer Bezirk, eine neue Mordkommission. Sie war zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Dorthin, wo ihre Mutter Hedwig noch immer lebte. Um geregeltere Arbeitszeiten zu haben und mehr Zeit für sie. Sabines Mutter litt an paranoider Schizophrenie, schubweise, und zuweilen verfiel sie in Alkoholexzesse.

Die Schlagzeilen langweilten die Kommissarin. Lag es am Sommer oder lag es an der Stadt? Nichts geschah, gar nichts. Ihrer Mutter ging es gut wie lange nicht mehr, und die letzte Mordermittlung lag Wochen zurück. Gute Gründe, zufrieden zu sein, wenn man es nüchtern betrachtete. Doch Sabine Kaufmann war eine Frau, die die Herausforderung suchte. Je mehr Tage vergingen, ohne dass etwas passierte, desto frustrierter war sie. Hinzu kam die wachsende Sorge, wie es künftig um ihren Arbeitsplatz bestellt sein würde. Ihren Partner, Ralph Angersbach, hatte man bereits an ein anderes Präsidium verliehen. Und wenn sich am Ende des Jahres herausstellen würde, dass eine Handvoll Gewaltdelikte die Präsenz einer Mordkommission nicht rechtfertigten, bedeutete es das Aus für ihren Schreibtisch in Bad Vilbel. Über das Danach wagte Sabine nicht zu spekulieren.

»Ich habe deinen Vater gesehen.«

Das Klirren des Messers ließ Sabine zusammenfahren. Sie schenkte ihrer Mutter einen entgeisterten Blick.

»Bitte noch mal.«

»Dein Vater«, Hedwig machte ein Allerweltsgesicht, als sei es das Normalste überhaupt, »er ist hier.«

Argwöhnisch musterte die Kommissarin ihr Gegenüber, als befände sie sich in der ernsten Phase einer Vernehmung.

»Papa hat sich vor zwanzig Jahren nach Spanien abgesetzt. Was zum Henker sollte er hier wollen?«

»Ich habe ihn nur gesehen, nicht gesprochen.«

»Wo denn?«

»Hier in der Altstadt.«

»Warum ... Was hat er gemacht? Bist du dir ganz sicher?« Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf das Gespräch einzulassen. Einen Bezug zu ihrem Vater hatte Sabine Kaufmann nie gehabt, denn auch vor seinem Ausstieg war er praktisch nie da gewesen. Mit den Hochs und Tiefs, den wechselnden Gefährten ihrer Mutter und der Trunksucht hatte Sabine allein klarkommen müssen. Er hatte den leichten Weg gewählt.

»Ich bin ihm nicht nachgelaufen. Plötzlich war er verschwunden. Doch du darfst mir ruhig glauben, dass er es war.«

»Ist schon gut, Mama.« Sabine griff nach Hedwigs hageren Fingern, die nervös an einem Brötchen spielten. »Es spielt keine Rolle für uns, okay? Es gibt nichts, was er von uns fordern könnte. Im Gegenteil. Sollte er hier aufkreuzen, erinnern wir ihn an die ausgebliebenen Unterhaltszahlungen.«

Sie tauschten ein flüchtiges Lächeln.

»Ich habe kein gutes Gefühl dabei«, sagte Hedwig, nachdem eine Weile verstrichen war.

Sabine Kaufmann schluckte den letzten Bissen ihres misslungenen Eis herunter. Auch ihr Unbehagen verstärkte sich.

 

 

Das Schweigen war das Schlimmste. Johann Gründler zuckte zusammen, als er das Klirren des Schlüsselbunds vernahm. Es schlug einige Male gegen das hölzerne Türblatt. Eine massive Stalltür, zwei Meter unter der Erde. Wie ein Gefängnis des Mittelalters. Gründler kannte sein Verlies besser, als ihm lieb war. Wusste um den getrampelten Erdboden des Kartoffelkellers, die Kriechgänge und Schwachstellen des Gehöfts. Doch all dies half ihm nicht. Sein Fußgelenk wurde von einer kalten, rostigen Eisenschelle umklammert. Die kalte Hand des Teufels. An einer Öse befand sich eine Kette mit fingerdicken Gliedern. Ebenfalls rostig, keine zwei Meter lang. Sie endete in einem Loch in der Steinmauer, und er vermutete, dass auf der anderen Seite der Wand ein schwerer Gegenstand an ihr befestigt war. Der Kerker war muffig und kühl. Er hatte nicht den geringsten Schimmer, wie viele Tage er sich bereits hier unten befand. Die Tür schwang knarrend auf, greller Lichtschein wanderte über den Boden und fraß die Schatten.

Johann Gründler zuckte zusammen, blinzelte. Sah den halben Laib Brot und die Wasserflasche unter dem Arm des schwarz Verhüllten. Er hatte nie auch nur ein Wort gesprochen. Nicht auf sein Schreien reagiert, sein Wimmern, sein Betteln. Johann hatte verschiedene Phasen durchlebt, für die es mit Sicherheit ausnahmslos psychologische Fachbegriffe gab. Panik, Gleichgültigkeit, Todessehnsucht. Kontrollverlust. Doch am schlimmsten war das Schweigen. Die Ungewissheit, was mit ihm geschehen würde. Was der Entführer mit ihm bezweckte. Warum er ihm das antat. Warum ihm. Suchend wanderte der Blick des Unbekannten durch das Halbdunkel. Die Flasche war noch nicht leer getrunken, dennoch hob er sie auf. Er tauschte stets die Flaschen aus, ließ nie mehr als eine im Raum. Anders beim Brot, doch bis auf eine Ausnahme hatte er hier auch noch nie etwas übrig gelassen. Gründler war sich sicher, mangelernährt zu sein. Fünf Kilogramm leichter, mindestens. Einmal hatte er es gewagt, nach mehr zu fragen. Daraufhin - er war sich dessen absolut sicher - hatte er ein hämisches Kichern vernommen. Die einzige Reaktion, die er dem Fremden bisher entlockt hatte. Und dann hatte es zweimal überhaupt nichts zu essen gegeben.

Er war kein gläubiger Mensch, weiß Gott nicht.

Doch er fand sich immer häufiger betend wieder. Flehend, dass er nicht hier unten sterben müsse.

Nicht auf diese Weise.

 

 

Der forstgrüne Lada schüttelte sich noch einmal, als Ralph Angersbach den Zündschlüssel drehte. Er stieß die Tür auf und stieg aus. Knisternd kühlte der Motor aus, es roch nach verbranntem Öl. Zumindest lag Ralph der Geschmack auf der Zunge. Dann roch er den Räucherqualm und korrigierte sich. Metzger Neifiger hatte Wildschweinwürste im Ofen. Oder etwas in dieser Richtung. Im Grunde hatte er immer irgendeinen Kadaver in der Tenne baumeln, irgendwelche Koteletts neben seiner rasselnden Bandsäge liegen. Denn auch wenn nicht gerade Jagdsaison war, gab es stets etwas zu schlachten. Ralph wäre beinahe über einen Eimer rotstichiges Wasser gestolpert, über dessen Rand ein vollgesogener Lappen hing. Taumelnd gelangte er durch einen schmalen Gang, der das Schindelhaus von der Tenne trennte, zum Zerlegeraum, aus dem das Radio klang. Angersbach war sich sicher, dass es sich um einen Volksempfänger aus den dreißiger Jahren handelte, aber er hatte diese Theorie nie überprüft. Er wand sich durch die fettigen Plastikbänder, die als Fliegenvorhang im Türrahmen baumelten. Von Neifiger fehlte jede Spur. Der Kommissar runzelte die Stirn. Ein Mann, der deutlich über zwei Zentner wog, löste sich nicht einfach in Luft auf. Er ließ seinen Blick wandern, machte den Hals lang und schritt in Richtung des halbdunklen Schuppens. Etwas knarzte, Ralph lugte vorsichtig um die Ecke. Eine Katze reckte sich, machte einen Buckel, scheinbar entrüstet über die Störung. Dann aber wand sie sich von ihrem Holzstapel hinab auf den Erdboden und rieb sich an der olivgrünen Cargohose des Kommissars. Er beugte sich hinab, kraulte ihr den flauschigen Nacken. Das Schnurren hätte kaum lauter sein können, dann flog irgendwo eine Tür, und das Katzentier stob panisch davon.

»Ralph!« Tosend und mit rollendem R posaunte Neifiger seine Freude in die Welt. »Was drückst´n dich hier im Schatten rum?«

»Habe dich gesucht.«

Der Hüne näherte sich erstaunlich behende. Er packte den Kommissar an die Schulter, so kräftig, dass es nicht auffiel, dass ihm ein Finger fehlte. Neifiger - neun Finger. Wenn man den Dialekt verstand, eigentlich logisch. Seinen Realnamen verwendete jedenfalls kaum einer. Der Atem des Metzgers roch nach Alkohol, und Angersbach wusste nun, wo er gewesen war.

»Mirabelle?«

»Pflaume. Neues Rezept. Magst probieren?«

Wer über die notwendigen technischen Mittel verfügte, der brannte Schnaps. Das war in der Wetterau so und im Vogelsberg nicht anders. Angersbach schüttelte den Kopf.

»Bin auf Abruf. Außerdem habe ich keine Lust, blind zu werden. Sag mir lieber, was es so Wichtiges gibt.«

Neifiger rieb sich die Handflächen an seiner Schürze. Rote Schlieren zogen sich darüber. Er wandte sich um in Richtung Zerlegeraum. Darin angekommen, hob er den Deckel einer Tiefkühltruhe an. Eine Feder knackte. Angersbach erkannte obenauf dicke Koteletts, eingeschweißt, darunter mit Reif überwucherte Vakuumbeutel.

»Du weißt genau, dass ich kein Fleisch...
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Daniel Holbe, Jahrgang 1976, lebt mit seiner Familie im oberhessischen Vogelsbergkreis. Insbesondere Krimis rund um Frankfurt und Hessen faszinierten den lesebegeisterten Daniel Holbe schon seit geraumer Zeit. So wurde er Andreas-Franz-Fan - und schließlich selbst Autor. Als er einen Krimi bei Droemer-Knaur anbot, war Daniel Holbe überrascht von der Reaktion des Verlags: Ob er sich auch vorstellen könne, ein Projekt von Andreas Franz zu übernehmen? Daraus entstand die Todesmelodie, die zum Bestseller wurde.