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Zur Sache, Schätzle!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am25.06.20151. Auflage
Spiegel-Bestseller-Autorin Elisabeth Kabatek schickt ihre schwäbische Heldin Line in den vierten Fall: Pipeline Prätorius, genannt Line, lebt immer noch in Stuttgart, der wildesten Stadt Deutschlands. Und zieht Katastrophen vollautomatisch an. Eine Heldin zum Verlieben. Das findet auch Leon: Er möchte plötzlich mit ihr ein kuschliges Eigenheim kaufen. Und er will Kinder. O Gott, wie spießig! Pipeline will kein vorgezeichnetes Leben in der Carport-Doppelhaus-Hölle. Da hilft nur noch Tante Dorles unübertroffener Käsekuchen. Sprühend, witzig und mit einer genauen Beobachtungsgabe.

Elisabeth Kabatek lebt als Autorin, Kolumnistin und Bloggerin in Stuttgart. Ihre Romane Laugenweckle zum Frühstück, Brezeltango, Spätzleblues, Zur Sache, Schätzle!, Schätzle allein zu Haus, Kleine Verbrechen erhalten die Freundschaft und Ein Häusle in Cornwall wurden alle zu Bestsellern. Chaos in Cornwall und die Fortsetzung Ein Cottage in Cornwall sind ihre jüngsten Romane. Mehr unter: www.e-kabatek.de https://ekabatek.wordpress.com
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSpiegel-Bestseller-Autorin Elisabeth Kabatek schickt ihre schwäbische Heldin Line in den vierten Fall: Pipeline Prätorius, genannt Line, lebt immer noch in Stuttgart, der wildesten Stadt Deutschlands. Und zieht Katastrophen vollautomatisch an. Eine Heldin zum Verlieben. Das findet auch Leon: Er möchte plötzlich mit ihr ein kuschliges Eigenheim kaufen. Und er will Kinder. O Gott, wie spießig! Pipeline will kein vorgezeichnetes Leben in der Carport-Doppelhaus-Hölle. Da hilft nur noch Tante Dorles unübertroffener Käsekuchen. Sprühend, witzig und mit einer genauen Beobachtungsgabe.

Elisabeth Kabatek lebt als Autorin, Kolumnistin und Bloggerin in Stuttgart. Ihre Romane Laugenweckle zum Frühstück, Brezeltango, Spätzleblues, Zur Sache, Schätzle!, Schätzle allein zu Haus, Kleine Verbrechen erhalten die Freundschaft und Ein Häusle in Cornwall wurden alle zu Bestsellern. Chaos in Cornwall und die Fortsetzung Ein Cottage in Cornwall sind ihre jüngsten Romane. Mehr unter: www.e-kabatek.de https://ekabatek.wordpress.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426428528
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum25.06.2015
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2008 Kbytes
Artikel-Nr.1545388
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel


Late at night when it´s hard to rest

I hold your picture to my chest

and I feel fine


 

He du, hinten anstellen!«, brüllte jemand.

»Hinten anstellen? Ihr wollt doch nicht etwa alle ...«

»Doch!«, schrien ungefähr fünfzig Stimmen im Chor. Wie ein geprügelter Hund schlich ich mich ans Ende der Schlange. Unfassbar. Die unzähligen Menschen, die das winzige Vorgärtchen in Stuttgart-Gablenberg bevölkerten, veranstalteten keinen Flashmob, sondern interessierten sich alle für die Wohnung? »Offene Wohnungsbesichtigung, Samstag zehn Uhr«, hatte in der Anzeige gestanden. Ein offener Besichtigungstermin ist cool, hatte ich gedacht, weil man sich in aller Ruhe umsehen konnte, ohne einen artigen Eindruck auf blöde Vermieter machen zu müssen. Wenn einem die Wohnung nicht gefiel, zischte man einfach wieder ab, und auf zehn Minuten hin oder her kam es bestimmt nicht an. Leider schaffte ich es erst auf halb elf. Ich war ein bisschen knapp aufgestanden und hatte nur schnell eine Katzenwäsche absolvieren wollen, als Lila ins Bad platzte und mir kommentarlos ein brüllendes, nacktes, vollgekacktes Baby auf den Arm schaufelte. Lila war meine Mitbewohnerin, beste Freundin und seit kurzem Mutter von Zwillingen.

 

»Müssen die immer alles gleichzeitig machen!«, schimpfte sie und hielt den Hintern von Oskar unter den Wasserhahn. Er schwebte wie ein Barockengelchen auf ihrem Unterarm, während sie ihn geschickt abwusch, in ein Handtuch wickelte und dann Platz für mich und Gretchen machte. Ich versuchte es genauso elegant. Leider flutschte mir Gretchen ins Waschbecken und hinterließ auf meinem Schlaf T-Shirt und auf meinem nackten Arm eine braune Schleimspur.

»Immerhin stinkt Babykacke nicht«, kommentierte Lila mitleidslos. Bis alle Babys und ich wieder sauber und trocken waren, dauerte es eine ganze Weile. Dann bat mich Lila, nach den Wohnungsterminen den Einkauf zu erledigen, und machte noch schnell eine Einkaufsliste. Und nun stand ich also blöd in einem Vorgärtchen herum und guckte schon seit zehn Minuten auf die gleiche Sonnenblume. Wer konnte auch ahnen, dass sich sämtliche wohnungssuchenden Paare Stuttgarts in Gablenberg versammeln würden und ich mich deshalb beeilen musste? Gablenberg galt als Hochburg der Kehrwoche und war im Gegensatz zum Stuttgarter Westen oder Süden alles andere als hip. Leider gab es im Moment massenhaft wohnungssuchende Paare in Stuttgart und viel zu wenig freie Wohnungen, und die waren auch noch schrecklich überteuert. Wenn sich die Schlange bis in den dritten Stock zog, wo die Wohnung lag, würde es knapp werden für meinen nächsten Besichtigungstermin um zwölf. Der war blöderweise fest vereinbart.

 

Es war ungewöhnlich heiß für September. Vor mir standen adrett gekleidete Paare, unterhielten sich murmelnd oder daddelten auf ihren Handys herum. Einige kannte ich schon von anderen Terminen. Langsam bewegte sich die Schlange Richtung Haustür, immer ein Männchen und ein Weibchen, als würden wir für die Arche Noah anstehen. Lesbische und schwule Paare trauten sich offensichtlich nicht nach Gablenberg.

 

Mein männliches Pendant saß zur Zeit bei Bosch in China, genauer gesagt in Wuxi in der Nähe von Shanghai. Das war ziemlich unpraktisch, denn rein theoretisch war Leon mein höchster Trumpf. Erst vorgestern hatte mir Harald, Zahnarzt und seit wenigen Wochen Lilas Gatte, die Zeitschrift »Unser schönes Schwabenländle« unter die Nase gehalten. Eigentlich hatte er die Zeitschrift für seine Praxis abonniert.

»Doo guck noo1, Line!«, rief er euphorisch. »Inschenöre sen die beliebdeschde Mieter, noh beliebder als Beamde, Rentner odr Zohärzt! Ond koi Sau will Arbeidslose odr Dagesmitter!« Offensichtlich hatte die Redaktion der Zeitschrift eine Umfrage unter schwäbischen Vermietern gemacht und abgefragt, welche Berufe und Kriterien sie bei der Auswahl von Mietern bevorzugten. Auf der Hitliste rangierte »Ingenieur bei Daimler, schwäbische Sprachkenntnisse, Single, kein Haustier, Wochenendheimfahrer« auf Platz eins, nur knapp vor »Ingenieur bei Bosch, schwäbische Sprachkenntnisse, handwerklich begabt, kein Fernsäh, keine Freunde, kein Frauenbesuch.« Bei Platz zwei gaben die Vermieter zur Begründung an, Ingenieure bei Bosch verdienten gutes Geld, verbrachten die meiste Zeit im Büro, überwiesen die Miete pünktlich, machten gerne, fachmännisch und vor allem umsonst,kleinere Reparaturen im Haushalt und in der Gemeinschafts-Waschküche, waren sauber und ruhig und hatten wegen des hohen Männeranteils in den Ingenieurstudiengängen an der Uni Stuttgart keine Freundin gefunden. Zudem arbeiteten sie bei einem soliden schwäbischen Automobilzulieferer und nicht bei irgendeiner dahergelaufenen ausländischen Firma, von der man nicht wusste, mit welchen dubiosen Produkten sie ihr Geld verdiente und wann sie pleite ging.

Leon hatte aber nicht nur den perfekten Job, er verfügte zudem über einen angeborenen Charme, mit dem er vor allem ältere Herrschaften mühelos einwickelte. Jedenfalls war es in unserem Mietshaus in der Reinsburgstraße so gewesen, wo wir uns kennengelernt hatten. Ich hatte schon jahrelang dort gewohnt, als Leon im fünften Stock neben mir einzog. Nach drei Tagen stellte ihm Frau Müller-Thurgau aus dem vierten Stock zum ersten Mal Donauwellen vor die Tür. Ab diesem Moment wurde Leon lückenlos mit Kuchen, Hefekranz, selbstgemachtem Gsälz und Spreewald-Gurken versorgt, während Frau Müller-Thurgau mir niemals auch nur ein Krümelchen Kuchen anbot.

 

Wir hatten eigens für die Wohnungssuche ein Foto von Leon inszeniert und auf DIN A5 vergrößert. Leon war in Wuxi ganz früh in sein Büro gegangen, um nicht über seine Kollegen zu stolpern, und ich hatte mich per Skype zugeschaltet und Leon so lange hin- und her arrangiert, bis er extrem vermieterfreundlich aussah. Er saß in seinem schicksten Anzug am Schreibtisch, das Telefon am Ohr und wichtig aussehende Unterlagen, auf denen man das Bosch-Schriftzeichen erkennen konnte, in der Hand, und lächelte. Ich liebte Leons Lächeln! Er war nämlich eher jemand, der grinste, und sich das Lächeln für besondere Gelegenheiten aufsparte. Das Foto war mittlerweile schon ziemlich lädiert, weil ich es immer hervorzog, wenn ich Leon schrecklich vermisste, also sozusagen ständig. Er sah darauf seriös-süß aus, das war vor allem für ältere Vermieterinnen perfekt, und dass er kein Schwäbisch konnte, sah man auf dem Bild zum Glück nicht. Hoffentlich täuschte das große Foto über meinen Mangel an Charme hinweg.

 

Nach gut fünfunddreißig Minuten Anstehen hatte ich es endlich in die Wohnung in der Schurwaldstraße geschafft. Ich konnte nicht richtig beurteilen, ob sie mir gefiel, da nahezu jeder freie Platz von Menschen ausgefüllt wurde, die gegen die Wände klopften, um die Bausubstanz zu prüfen oder mit dem Meterstab vermaßen, ob das IKEA-Doppelbett ins Schlafzimmer passte. Ohne großen Enthusiasmus schoss ich mit dem Handy ein paar Fotos für Leon. Leider würde auf jedem Foto ein fremdes Pärchen zu sehen sein. Einige Pärchen stritten sich, die einen heftig, die anderen in gedämpftem Ton. In einer Ecke wurde heftig geknutscht und gefummelt. Ich entdeckte noch einen recht hübschen Küchenbalkon, der auf einen begrünten Hinterhof hinausging. Leider platzte ich dort in eine besonders akute Beziehungskrise. Auf einem klapprigen Holzstuhl saß eine Frau, die die Hände vors Gesicht geschlagen hatte und von einem Heulkrampf geschüttelt wurde. Vor ihr stand ein wild fuchtelnder Typ mit einer Wollmütze auf dem Kopf und redete auf sie ein. Irgendwie schien es darum zu gehen, dass er Zusammenziehen schon irgendwie okay fand, aber auf Heiraten und Kinderkriegen echt keinen Bock hatte. Die Frau schluchzte daraufhin irgendetwas von typisch männlichen Bindungsängsten und tickender biologischer Uhr. Ich machte die Balkontür schnell wieder zu.

Die Wohnung kam mir ziemlich dunkel vor und für einen unrenovierten Altbau waren 1100 Euro kalt ganz schön happig, aber so waren die Wohnungspreise in Stuttgart nun mal. Ich würde mich auf jeden Fall auf die Liste der Interessenten setzen lassen. Absagen konnte man immer noch. Jetzt musste ich nur noch den Vermieter finden. In der Küche stieß ich auf eine Frau mittleren Alters im dunklen Business-Anzug, deren Gesicht nicht richtig zu erkennen war, weil es komplett mit Make-up zugekleistert war. Wie eine schwäbische Vermieterin sah sie eigentlich nicht aus. Vor ihr auf dem Tisch lag ein großer Stapel mit Umschlägen. Ich holte tief Luft, zog die Mundwinkel nach oben und segelte auf sie zu.

»Sind Sie die Vermieterin? Ich bin Pipeline Praetorius. Die Wohnung ist einfach ... toll. Ja, wirklich. Ich habe schon lange keine so schöne Wohnung mehr gesehen! Hell und geräumig! Ich würde mich gerne als Interessentin eintragen lassen.« Vor lauter Heuchelei klang meine Stimme ganz kieksig.

»Nehmen Sie doch bitte Platz«, sagte die Frau völlig emotionslos. Offensichtlich hielt sie es für überflüssig, sich vorzustellen. »Sicher wissen Sie, dass die Wohnung über Makler vermietet wird? Bei Zustandekommen eines Mietvertrags werden drei Monatsmieten Vermittlungsgebühr fällig.«

»Drei?« Ich schluckte. Da hatte man ja schon ein kleines Vermögen ausgegeben, bevor man überhaupt eingezogen war! »Ich dachte eigentlich, die Wohnung wird privat vermietet. Und sind nicht normalerweise zwei Monatsmieten für den Makler üblich?«

Die Frau lächelte ein süffisantes Lächeln.

»Privat? Ich bitte Sie. In Stuttgart läuft mittlerweile doch fast alles über Makler oder Banken, der private Wohnungsmarkt ist praktisch inexistent, das brauche ich Ihnen wohl nicht zu...
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Elisabeth Kabatek lebt als Autorin, Kolumnistin und Bloggerin in Stuttgart. Ihre Romane Laugenweckle zum Frühstück, Brezeltango, Spätzleblues, Zur Sache, Schätzle!, Schätzle allein zu Haus, Kleine Verbrechen erhalten die Freundschaft und Ein Häusle in Cornwall wurden alle zu Bestsellern. Chaos in Cornwall und die Fortsetzung Ein Cottage in Cornwall sind ihre jüngsten Romane. Mehr unter: e-kabatek.de ekabatek.wordpress.com