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Die Spionin des Königs

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
608 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am27.08.20151. Auflage
Mit zitternden Knien steht der vermeintliche preußische Adlige Florentin von Rosenberg vor Zarin Katharina der Großen. Die Anschuldigungen gegen ihn wiegen schwer, denn er soll ein Spion des Preußenkönigs Friedrich II. sein. Doch Florentin hegt noch ein viel schwerwiegenderes Geheimnis: Er ist in Wahrheit eine Frau ...

Heike Eva Schmidt wurde in Bamberg geboren und lebt heute im Süden Münchens. Nach ihrem Studium wurde sie zunächst Journalistin und schrieb unter anderem für Radio, Fernsehen und Zeitschriften. Inzwischen arbeitet sie als freie Drehbuchautorin. 2010 verwirklichte sie schließlich ihren Kindheitstraum: Romane zu schreiben.
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Produkt

KlappentextMit zitternden Knien steht der vermeintliche preußische Adlige Florentin von Rosenberg vor Zarin Katharina der Großen. Die Anschuldigungen gegen ihn wiegen schwer, denn er soll ein Spion des Preußenkönigs Friedrich II. sein. Doch Florentin hegt noch ein viel schwerwiegenderes Geheimnis: Er ist in Wahrheit eine Frau ...

Heike Eva Schmidt wurde in Bamberg geboren und lebt heute im Süden Münchens. Nach ihrem Studium wurde sie zunächst Journalistin und schrieb unter anderem für Radio, Fernsehen und Zeitschriften. Inzwischen arbeitet sie als freie Drehbuchautorin. 2010 verwirklichte sie schließlich ihren Kindheitstraum: Romane zu schreiben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426428344
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum27.08.2015
Auflage1. Auflage
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1036 Kbytes
Artikel-Nr.1545397
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Erster Teil:
Schicksal

Kapitel 1

25. Oktober 1736, Gut Heinrich von Rosenberg, nahe der Freien Reichsstadt Nürnberg

Ich bringe es um! Wenn das Balg erneut ein Mädchen wird, bringe ich es um, bei meiner Seel´!«

Das Gebrüll ihres Mannes, des Freiherrn von Rosenberg, drang bis in Marias Gemach. Seit drei Stunden lag sie nun schon in den Wehen, und obwohl die Schmerzen, die in immer heftiger ansteigenden Wellen kamen, sie fast zerrissen, ängstigten sie Maria nicht annähernd so sehr wie die Drohung ihres Gemahls. An seiner Stimme konnte sie hören, dass Heinrich dem Wein bereits am Nachmittag mehr zugesprochen hatte, als ihm wohltat. Wie gut, dass Terese, ihrer beider dreijährige Tochter, im Häuschen des Gutsverwalters einen Wurf junger Hunde bestaunte. Das Geschrei ihres Vaters hätte das Kind zu Tode geängstigt. Stand das blondgelockte Mädchen ohnedies für die gescheiterte Hoffnung Heinrichs, sein Erstgeborenes möge ein Junge und damit ein würdiger Erbe für das fränkische Gut am Rande der Freien Reichsstadt Nürnberg sein und das Geschlecht der Rosenbergs erhalten.

Maria hatte wirklich versucht, ihrem Mann seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Obwohl sie damals erschöpft und wundgerieben gewesen war von Tereses schwerer Geburt, deren Wehen sie einen ganzen Tag und die halbe Nacht gemartert hatten, hatte sie bereits eine Woche später Heinrichs Drängen nachgegeben und sich erneut von ihm beschlafen lassen. Auch wenn es geschmerzt hatte, als wäre er mit einem rauen, splitternden Holzknüppel in sie eingedrungen. Doch sie hatte sich schuldig gefühlt, weil sie nicht in der Lage gewesen war, ihm den ersehnten Sohn zu gebären. Daher hatte sie sich auf die Lippen gebissen, bis sie bluteten, und keinen Ton von sich gegeben. Und so hatte sie es auch in den folgenden Wochen gehalten, wenn sich ihr Mann beinahe jede Nacht auf sie gelegt und sich zwischen ihre Schenkel gedrängt hatte. Während sie seinen heißen, oft vom Wein süßlich riechenden Atem an ihrem Ohr fühlte, hatte sie fest die Augen geschlossen und gehofft, es möge rasch vorüber sein. Wälzte er sich endlich mit einem Stöhnen von ihr herunter, hatte Maria mit geballten Fäusten gewartet, bis sie sein Schnarchen hörte. Erst dann hatte sie sich entspannt und war trotz brennender Schmerzen schließlich selbst eingeschlafen.

Tatsächlich war sie vier Monate nach Tereses Geburt erneut guter Hoffnung gewesen. Doch dann hatten qualvolle Krämpfe im Unterleib und ein blutgetränktes Laken Heinrichs Erwartung auf einen männlichen Nachkommen innerhalb einer Nacht zunichtegemacht. Wie glücklich war Maria deshalb gewesen, dass sich ihr Bauch ein gutes Jahr später erneut gerundet hatte. Doch sie verlor auch dieses Kind, und so hatte sie vor neun Monaten zuerst gar nicht gewagt, ihrem Gemahl zu erzählen, dass sie noch einmal schwanger war. Erst als ihre schwellenden Brüste und der hervorspringende Bauch auch mit dem engsten Mieder nicht mehr zu schnüren waren, war auch Heinrich der veränderte Zustand seiner Frau aufgefallen. Doch statt sich zu freuen, hatte er nur etwas Unverständliches in seinen vor enttäuschter Hoffnung grau gewordenen Bart geknurrt und sich abgewandt. Er traute dem Schicksal nicht mehr, und auch Maria hatte jeden Tag angespannt auf den vertrauten Schmerz und das Blut gewartet, die ihr erneut zeigen würden, was für eine unfähige Ehefrau sie war.

Doch dieses Kind hatte leben wollen. Bald konnte Maria fühlen, wie es sich in ihr regte, und oft genug krümmte sie sich mit einem Wehlaut, weil das Ungeborene unvermittelt von innen gegen ihren Leib trat.

Die Laune des Freiherrn wurde von Tag zu Tag heller, so wie die Sonne, die zunehmend heißer vom Hochsommerhimmel schien. Er nahm die heftigen Tritte des Ungeborenen als Zeichen, dass sein zweites Kind ein Junge sein müsse. Nachts im Schlafgemach konnte er nicht genug davon bekommen, Marias Bauch unter dem Linnenhemd zu betrachten und sich an den Beulen und Auswüchsen zu erfreuen, die durch die Stöße des Kindes wie Blasen auf dem Wasser kamen und gingen. »Aus dem wird später einmal ein Kämpfer werden«, hatte Heinrich von Rosenberg stolz jedem prophezeit, der es hören konnte.

Auch Maria hatte gerne glauben wollen, dass sie bald einen Jungen im Arm halten würde. Doch dann war der Blick der alten Sophie, eines kleinen, verhutzelten Weibes, das den Rosenbergs frische Eier von seinen Hühnern brachte, auf Marias Bauch gefallen. »Ah, die Hüften sind ausladend, und der Leib ist hochgewölbt. Es wird also bald eine zweite Tochter auf Eurem Gut herumspringen«, hatte die Alte freundlich gesagt und sich abgewandt, ohne zu ahnen, dass sie soeben die heile Welt des Freiherrn von Rosenberg zum Einsturz gebracht hatte.

»Sophie findet kaum mehr die Eier von ihren Hennen, so blind ist sie. Sie kann es doch gar nicht wissen«, versuchte Maria ihren Gatten zu besänftigen, doch vergeblich. Ängstlich sah sie, wie sich die Miene des Freiherrn verfinsterte und er wortlos ins Haus stapfte. Spät in der Nacht war sie vom Klirren einer Flasche unten auf dem Steinboden und unverständlich gebrüllten Flüchen wach geworden. Die Bettseite neben ihr war kalt und leer gewesen.

Seit den Worten der verhutzelten Alten hatte der Freiherr sie keines Blickes mehr gewürdigt. Vorbei die Zeiten, in denen ihn ihr dicker Bauch entzückt hatte. Und als die Wehen schließlich einsetzten, hatte Maria ihren Ehemann förmlich zwingen müssen, nach der Hebamme zu schicken. Fast schien es, als wolle der Freiherr seinem Kind den Weg in die Welt verweigern. Und nun drohte er also, das Neugeborene zu töten, wenn es nicht der ersehnte Junge wäre.

Eine neue Woge des Schmerzes spülte über Maria hinweg, und sie biss stöhnend und mit aufgesprungenen, vom Keuchen trockenen Lippen in eines der Kissen, das bereits dunkel getränkt war von ihrem Schweiß. Das kastanienfarbene Haar klebte ihr in nassen, verschwitzten Strähnen am Kopf.

Lass es einen Buben werden, gütiger Herrgott, flehte sie stumm.

Die Wehen folgten nun immer dichter aufeinander, jede ein Stich mit einem glühenden Messer, und Maria wand sich ächzend und wimmernd in den Laken. Hatte Heinrich wirklich nach der Hebamme gesandt, oder wollte er sie hier alleine lassen, blutend, schweißnass und am Ende ihrer Kräfte?

Eine gewaltige Angst kroch ihr ins Herz, und gleichzeitig schien ein ungeheurer Schmerz sie in der Mitte entzweizuspalten. Mit einem lauten Schrei presste Maria all ihre Pein und Marter aus sich heraus.

Da flog die Tür auf, und Lisbeth, die Hebamme, trat just in diesem Augenblick keuchend und schwitzend vom langen Fußmarsch aus dem Dorf ins Zimmer, als schon das rote Köpfchen des Kindes zwischen Marias Beinen zu sehen war.

»Bei allen Heiligen!«, schrie sie. Mit ihren rauen Händen, die noch kalt von der Herbstluft waren, griff sie das Kleine im Nacken, und Maria spürte, wie sie es ihr aus dem Leib zog.

Wie schon bei der Geburt ihres ersten Kindes fiel in diesem Augenblick aller Schmerz von ihr ab. Getragen von einer Welle des Glücks rappelte Maria sich auf und beobachtete, wie Lisbeth sich anschickte, die Nabelschnur zu durchtrennen, als das Neugeborene schon zu brüllen begann, als wolle es seine Ankunft bis in die nahe gelegene Reichsstadt verkünden.

Die Hebamme lächelte zufrieden und steckte sich einige vorwitzige, sandfarbene Haarsträhnen zurück unter die einfache Haube: »Ein Mädchen. Und ein lautes noch dazu«, stellte sie fest.

Maria schloss die Augen und ließ sich in die Kissen zurücksinken. Das Glücksgefühl versiegte, und heiße Tränen der Verzweiflung drängten gegen ihre Lider. Also doch eine Tochter. Sie hatte versagt. Zum zweiten Mal. Was würde ihr Mann nun mit ihr tun? Und was mit dem Kind?

Die dralle Lisbeth, die nichts von ihren Ängsten ahnte, hüllte das Neugeborene mit geübten Handgriffen in saubere Tücher und legte es ihr auf die Brust. Maria blinzelte die Tränen fort und blickte staunend auf die kleine Stupsnase, die aufgeworfenen Lippen und den erstaunlich dichten, dunklen Haarschopf. Ein immerwährendes Wunder, das bis vor wenigen Stunden noch in ihrem Inneren geschlummert hatte. Und...

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Heike Eva Schmidt wurde in Bamberg geboren und lebt heute im Süden Münchens. Nach ihrem Studium wurde sie zunächst Journalistin und schrieb unter anderem für Radio, Fernsehen und Zeitschriften. Inzwischen arbeitet sie als freie Drehbuchautorin. 2010 verwirklichte sie schließlich ihren Kindheitstraum: Romane zu schreiben.