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Die Kinder des Todes - Inspector Rebus 14

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am27.11.2014
Ein blutiger Amoklauf in der örtlichen Schule erschüttert das Küstenstädtchen South Queensferry. Die Suche nach den Hintergründen der Tat führt Inspector Rebus in das Herz einer kleinen Gemeinschaft und ihrer verlorenen Kinder - und in seine eigene Vergangenheit beim Special Air Service. Denn bei dem Schützen handelt es sich um den früheren Elitesoldaten Lee Herdman. Was hat ihn zu seiner schrecklichen Tat getrieben? Je näher Rebus der Wahrheit kommt, desto dunkler wird der Abgrund, der sich vor ihm auftut ...

Ian Rankin, geboren 1960, ist Großbritanniens führender Krimiautor. Seine Romane sind seit Jahren fester Bestandteil der internationalen Bestsellerlisten. Er wurde mit dem Order of the British Empire geehrt, außerdem erhielt er den British Book Award und zahlreiche andere renommierte Preise. Er lebt in Edinburgh.
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Produkt

KlappentextEin blutiger Amoklauf in der örtlichen Schule erschüttert das Küstenstädtchen South Queensferry. Die Suche nach den Hintergründen der Tat führt Inspector Rebus in das Herz einer kleinen Gemeinschaft und ihrer verlorenen Kinder - und in seine eigene Vergangenheit beim Special Air Service. Denn bei dem Schützen handelt es sich um den früheren Elitesoldaten Lee Herdman. Was hat ihn zu seiner schrecklichen Tat getrieben? Je näher Rebus der Wahrheit kommt, desto dunkler wird der Abgrund, der sich vor ihm auftut ...

Ian Rankin, geboren 1960, ist Großbritanniens führender Krimiautor. Seine Romane sind seit Jahren fester Bestandteil der internationalen Bestsellerlisten. Er wurde mit dem Order of the British Empire geehrt, außerdem erhielt er den British Book Award und zahlreiche andere renommierte Preise. Er lebt in Edinburgh.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641113995
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum27.11.2014
Reihen-Nr.14
SpracheDeutsch
Dateigrösse3284 Kbytes
Artikel-Nr.1549377
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

»Völlig klare Sache«, sagte Detective Sergeant Siobhan Clarke. »Herdman ist schlicht und einfach ausgerastet.«

Sie saß neben einem Krankenhausbett in Edinburghs erst kürzlich eröffneter New Royal Infirmary. Der Gebäudekomplex befand sich am Südrand der Stadt, in einer Gegend namens Little France. Er war für eine beträchtliche Summe auf einer Wiese errichtet worden, doch es gab bereits Klagen über die schlechte Raumaufteilung im Inneren und den Parkplatzmangel draußen. Siobhan hatte nach einer Weile eine Lücke für ihr Auto gefunden, nur um danach festzustellen, dass sie für dieses Glück würde bezahlen müssen.

Das hatte sie Detective Inspector John Rebus erzählt, nachdem sie sich an sein Bett gesetzt hatte. Rebus´ Hände waren komplett verbunden. Als Siobhan ihm etwas lauwarmes Wasser eingeschenkt hatte, hatte er den Plastikbecher mit beiden Händen zum Mund geführt und vorsichtig getrunken, während sie ihn dabei beobachtete.

»Sehen Sie?«, hatte er anschließend vorwurfsvoll gesagt. »Keinen Tropfen verschüttet.«

Aber dann hatte er die Vorführung vermasselt, indem er den Becher bei dem Versuch fallen ließ, ihn auf dem Nachttisch abzustellen. Der Becher landete mit der Unterkante auf dem Boden, prallte ab, und Siobhan schnappte ihn sich noch in der Luft.

»Gute Reflexe«, lobte Rebus.

»Nichts passiert. War ja leer.«

Danach machte sie absichtlich, wie ihnen beiden klar war, Konversation, verkniff sich die Fragen, die sie ihm eigentlich unbedingt stellen wollte, und berichtete ihm stattdessen über die Bluttat in South Queensferry.

Drei Tote, ein Verletzter. Ein ruhiges Küstenstädtchen, wenige Kilometer nordöstlich der Stadtgrenze gelegen. Eine Privatschule für Jungen und Mädchen im Alter von fünf bis achtzehn. Sechshundert insgesamt, jetzt zwei weniger.

Die dritte Leiche war der Todesschütze, der seine Waffe anschließend gegen sich selbst gerichtet hatte. Wie Siobhan gesagt hatte, eine völlig klare Sache.

Abgesehen von der Frage nach dem Warum.

»Er hatte dieselbe Vergangenheit wie Sie«, sagte sie nun. »War ein Ex-Soldat, meine ich. Man nimmt an, dass sein Motiv etwas damit zu tun hat: Hass auf die Gesellschaft.«

Rebus fiel auf, dass sie ihre Hände inzwischen tief in den Taschen vergraben hatte. Er vermutete, sie hatte sie zu Fäusten geballt und es noch nicht einmal bemerkt.

»In der Zeitung stand, dass er eine Firma gehabt hat«, sagte er.

»Er besaß ein Motorboot, hat Wasserskiläufer damit gezogen.«

»Und doch hatte er diesen Hass?«

Sie zuckte die Achseln. Rebus wusste, dass sie sich wünschte, sie würde am Tatort gebraucht, würde irgendetwas tun, um ihre Gedanken von der anderen Ermittlung abzulenken - einer internen und zudem einer, in deren Mittelpunkt sie selbst stand.

Sie starrte an die Wand über seinem Kopf, so als sehe sie dort etwas Interessantes.

»Sie haben mich noch gar nicht gefragt, wie es mir geht«, sagte er.

Sie schaute ihn an, »Wie geht es Ihnen?«

»Bin kurz vorm Lagerkoller, trotzdem danke der Nachfrage.«

»Sie sind doch erst seit gestern hier.«

»Mir kommt´s länger vor.«

»Was sagt der Arzt?«

»War noch keiner bei mir, jedenfalls nicht heute. Egal, was er sagt, ich haue nachher hier ab.«

»Und was dann?«

»Wie meinen Sie das?«

»Sie können nicht arbeiten.« Erst jetzt musterte sie seine Hände. »Wie wollen Sie Auto fahren oder einen Bericht tippen? Oder einen Telefonhörer halten?«

»Das schaffe ich schon irgendwie.« Er ließ den Blick schweifen, denn nun war er derjenige, der Augenkontakt vermied. Seine Zimmergenossen waren ausnahmslos Männer etwa in seinem Alter und mit demselben fahlen Teint. Alle hatten sie der schottischen Lebensart Tribut zollen müssen, so viel war sicher. Einer von ihnen hustete, weil es ihn nach einer Zigarette verlangte. Ein anderer sah aus, als habe er Atemprobleme. Lauter Vertreter der übergewichtigen, fettlebrigen Masse männlicher Mitbürger. Rebus hob eine Hand, kratzte sich mit dem Unterarm die linke Wange und spürte dabei seine Bartstoppeln. Er wusste, sie hatten dieselbe graue Farbe wie die Wände dieser Krankenstation.

»Ich schaffe das schon«, wiederholte er in die Stille hinein, senkte den Arm und wünschte sogleich, er hätte ihn nicht angehoben. Ein glühender Schmerz stach in seine Finger, als das Blut in sie zurückfloss. »Hat man schon mit Ihnen gesprochen?«, fragte er.

»Worüber?«

»Tun Sie doch nicht so, Siobhan ...«

Sie sah ihn an, ohne zu blinzeln. Als sie sich auf dem Stuhl vorbeugte, tauchten ihre Hände aus ihren Verstecken auf.

»Ich habe heute Nachmittag noch einen Termin.«

»Bei wem?«

»Der Chefin.« Bei Detective Superintendent Gill Templer also. Rebus nickte, zufrieden, dass noch keine höhere Dienststelle mit der Angelegenheit befasst war.

»Was werden Sie ihr erzählen?«, fragte er.

»Es gibt nichts zu erzählen. Ich habe mit Fairstones Tod nichts zu tun.« Sie schwieg, und eine weitere unausgesprochene Frage schwebte zwischen ihnen in der Luft. Können Sie das von sich auch behaupten? Sie schien darauf zu warten, dass Rebus etwas sagte, aber er blieb stumm. »Sie wird wissen wollen, was mit Ihnen los ist«, fügte Siobhan hinzu. »Wieso Sie hier sind.«

»Ich habe mich verbrüht«, sagte Rebus. »Das hört sich blöd an, aber so war´s.«

»Ich weiß, dass Sie gesagt haben, es sei so gewesen...«

»Nein Siobhan, es ist so gewesen. Fragen Sie den Arzt, wenn Sie mir nicht glauben.« Er sah sich erneut um. »Immer vorausgesetzt, Sie entdecken ihn irgendwo.«

»Vielleicht sucht er immer noch einen Parkplatz.«

Ein reichlich müder Witz, aber Rebus lächelte trotzdem. Sie hatte ihm signalisiert, dass sie ihn nicht weiter bedrängen würde. Sein Lächeln drückte Dankbarkeit aus.

»Wer hat in South Queensferry das Kommando?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.

»DI Hogan, glaube ich.«

»Bobby ist ein guter Polizist. Wenn es überhaupt möglich ist, den Fall schnell abzuschließen, wird er das schaffen.«

»Ziemlicher Medienrummel, nach allem was man so hört. Grant Hood ist für die Pressearbeit abgestellt worden.«

»Das heißt, er fehlt uns in St. Leonard´s.« Rebus wirkte nachdenklich. »Ein Grund mehr, dass ich mich rasch zurückmelde.«

»Vor allem, falls man mich vom Dienst suspendiert ...«

»Das wird man nicht. Sie haben es doch selbst gesagt, Siobhan - Sie haben mit Fairstone nichts zu tun. So wie ich es sehe, war es ein Unfall. Und jetzt, da etwas Wichtigeres passiert ist, wird die Angelegenheit vielleicht eines natürlichen Todes sterben, wenn ich so sagen darf.«

»Ein Unfall«, wiederholte sie seine Worte.

Er nickte langsam. »Also machen Sie sich bloß keine Sorgen. Es sei denn, natürlich, Sie haben den Mistkerl tatsächlich um die Ecke gebracht.«

»John ...« In ihrer Stimme lag ein warnender Unterton. Rebus lächelte erneut und brachte ein Zwinkern zustande.

»Sollte ein Witz sein«, sagte er. »Ich weiß nur allzu gut, wem Gill den Tod von Fairstone anhängen will.«

»Er ist verbrannt, John.«

»Und das bedeutet, ich habe ihn umgebracht?« Rebus hielt beide Hände hoch und drehte sie hin und her. »Verbrühungen, Siobhan. Nichts anderes, bloß Verbrühungen.«

Sie erhob sich. »Wenn Sie das sagen, John.« Dann stand sie vor ihm, während er die Hände senkte und den peinigenden Schmerz zu ignorieren versuchte, der ihn schlagartig durchströmte.

Eine Krankenschwester näherte sich und kündigte an, sie werde seine Verbände wechseln.

»Ich wollte sowieso gerade los«, sagte Siobhan zu ihr. Und dann zu Rebus: »Mir ist der Gedanke zuwider, Sie könnten sich zu einer derartigen Dummheit hinreißen lassen, und dabei glauben, es geschehe mir zuliebe.«

Er schüttelte langsam den Kopf, und sie drehte sich um und ging weg. »Nicht vom Glauben abfallen, Siobhan!«, rief er ihr hinterher.

»Ihre Tochter?«, fragte die Krankenschwester im Plauderton.

»Nur eine befreundete Arbeitskollegin.«

»Haben Sie etwas mit der Kirche zu tun?«

Rebus zuckte zusammen, als sie eine der Binden abzuwickeln begann. »Wie kommen Sie denn da drauf?«

»Die Art, wie Sie das Wort Glauben benutzt haben.«

»In meinem Beruf braucht man mehr davon als in den meisten anderen.« Er schwieg einen Moment. »Aber bei Ihnen ist das vielleicht genauso, oder?«

»Bei mir?« Sie lächelte, den Blick auf ihre geschickten Hände gerichtet. Sie war klein, keine Schönheit, geschäftsmäßig. »Ich kann es mir nicht leisten, untätig herumzusitzen und abzuwarten, bis der Glaube etwas für mich erledigt. Wie haben Sie das eigentlich angestellt?« Sie meinte seine von Blasen übersäten Hände.

»Hab sie aus Versehen in heißes Wasser getaucht«, erklärte er und spürte dabei, wie eine Schweißperle seine Schläfe hinunterzukriechen begann. Mit Schmerzen werde ich fertig, dachte er bei sich. Die Probleme liegen woanders. »Könnten wir die Verbände denn nicht gegen etwas Leichteres austauschen?«

»Sie sind wohl erpicht darauf, von hier zu verschwinden?«

»Erpicht darauf, einen Becher in die Hand zu nehmen, ohne dass er mir runterfällt.« Oder einen Telefonhörer, dachte er. »Außerdem gibt es bestimmt jemand, der das Bett hier dringender braucht.«

»Wirklich sehr selbstlos von Ihnen. Wir müssen abwarten, was der Arzt dazu sagt.«

»Und wann wird der Arzt hier sein?«

»Sie müssen sich schon noch ein bisschen gedulden.«
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Autor

Ian Rankin, geboren 1960, ist Großbritanniens führender Krimiautor. Seine Romane sind seit Jahren fester Bestandteil der internationalen Bestsellerlisten. Er wurde mit dem Order of the British Empire geehrt, außerdem erhielt er den British Book Award und zahlreiche andere renommierte Preise. Er lebt in Edinburgh.