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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am09.03.2015
Ein Teddybär als Notfallpatient, LSD gegen Depressionen, Herzinfarkt aus Liebeskummer. Christian Strzoda erlebt tagtäglich die unglaublichsten Geschichten. Als Rettungsassistent hat er laufend mit erschütternden Schicksalsschlägen, schrecklichen Unfällen und rücksichtslosen Rowdys zu tun. Doch nicht immer sind die Patienten seine größten Sorgenkinder. Auch so mancher Arzt oder Polizist macht ihm den Arbeitsalltag nicht unbedingt leichter, wenn zum Beispiel der Notarzt auch mal mit dem Helikopter in die Oper geflogen werden will. Strzoda erzählt fesselnder, als jede Fernsehsendung es könnte, wie der Beruf des Rettungsassistenten wirklich aussieht. Denn die Realität schreibt einfach die besten Geschichten.

Christian Strzoda, Jahrgang 1974, schreibt über sein turbulentes Leben als Rettungsassistent und hat mit Sie sehen aber gar nicht gut aus! bereits einen Bestseller gelandet. Seit 20 Jahren leistet Strzoda circa 2000 Stunden pro Jahr Rettungsdienst und das in einer Gegend, in der sich das Einsatzaufkommen innerhalb der letzten Jahre rapide erhöht hat. Zudem arbeitete er mehrere Jahre in einer deutschen Rettungsleitstelle. Christian Strzoda lebt bei München.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR8,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEin Teddybär als Notfallpatient, LSD gegen Depressionen, Herzinfarkt aus Liebeskummer. Christian Strzoda erlebt tagtäglich die unglaublichsten Geschichten. Als Rettungsassistent hat er laufend mit erschütternden Schicksalsschlägen, schrecklichen Unfällen und rücksichtslosen Rowdys zu tun. Doch nicht immer sind die Patienten seine größten Sorgenkinder. Auch so mancher Arzt oder Polizist macht ihm den Arbeitsalltag nicht unbedingt leichter, wenn zum Beispiel der Notarzt auch mal mit dem Helikopter in die Oper geflogen werden will. Strzoda erzählt fesselnder, als jede Fernsehsendung es könnte, wie der Beruf des Rettungsassistenten wirklich aussieht. Denn die Realität schreibt einfach die besten Geschichten.

Christian Strzoda, Jahrgang 1974, schreibt über sein turbulentes Leben als Rettungsassistent und hat mit Sie sehen aber gar nicht gut aus! bereits einen Bestseller gelandet. Seit 20 Jahren leistet Strzoda circa 2000 Stunden pro Jahr Rettungsdienst und das in einer Gegend, in der sich das Einsatzaufkommen innerhalb der letzten Jahre rapide erhöht hat. Zudem arbeitete er mehrere Jahre in einer deutschen Rettungsleitstelle. Christian Strzoda lebt bei München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783864137099
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum09.03.2015
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1556310
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Debüt

Meinen allerersten Einsatz im Rettungsdienst erlebte ich an einem außergewöhnlich warmen Tag Anfang September. Einige Monate zuvor war mir die Zusage über den Ausbildungsplatz ins Haus geflattert. Mit Sack und Pack stand ich am Morgen meines ersten Ausbildungstages also vor der Rettungswache und hatte absolut keinen Plan, was mich erwarten würde. Ich hatte zuvor noch nie einen Rettungswagen von innen gesehen, geschweige denn eine einzige Theoriestunde in Erster Hilfe absolviert.

»Das sind Manfred und Bert«, stellte mir der Wachleiter meine beiden künftigen Kollegen vor. Manfred und Bert nickten mir zu. »Sie zeigen dir gerne die Wache.« Manni strich über seine Rotzbremse, rückte seine silberfarbene Ray Ban gerade und bedeutete mir wortlos, ihn zu begleiten. Dass er mich »gerne« herumführen wolle, stand ihm wirklich nicht ins Gesicht geschrieben. Ich glaube, er hätte in diesem Moment viel lieber auf der Couch gesessen und dabei einen Kaffee samt Zigarette gefrühstückt.

Die beiden zeigten mir zunächst die grottigen Garagen, in denen normalerweise die Krankentransportwagen standen. Ich ging auf eine der Holztüren zu, deren Farbe einmal Pastellgrün gewesen sein musste, und drückte die Klinke, die nicht richtig festgeschraubt zu sein schien. Die Tür quietschte wie ein alter Bauernschrank, der ein paar Tröpfchen Öl vertragen konnte. Sie war genau breit genug für einen VW T2. Wie viele andere sollte auch ich später an dem schmalen Tor scheitern und beim Ausparken einige Rückspiegel zerstören. Der kalte Duft von modrigem Mauerwerk kam mir entgegen. Die Garage sah aus, als wäre sie in den Fünfzigerjahren gebaut und seitdem niemals restauriert worden. Sie stand leer. Alle Krankenwagen waren ausgerückt. Manni und Bert führten mich nun zu der Garage, in der unsere beiden Rettungswagen standen.

Kurz zur Klärung der Fachbegriffe: Der Rettungstransportwagen, kurz RTW, rettet Menschen aus einer akuten Notfallsituation. Ob es sich nun um den Bruch einer Extremität, einen Schlaganfall oder eine beginnende Geburt handelt: Solche Situationen sind sehr dringend und erfordern zügige medizinische Unterstützung. Besteht potenziell akute Lebensgefahr, wird automatisch ein Notarzt samt medizinisch ausgebildetem Fahrer mit an die Einsatzstelle geschickt. Der Notarzt kommt in einem eigens dafür vorgesehenen Pkw mit Blaulicht - dem Notarzteinsatzfahrzeug, kurz NEF. Er hat auch sehr viel mehr an Medikamenten dabei, als Sie in einem Rettungswagen finden würden.

Benötigt ein Mensch lediglich Hilfe beim Gehen oder kann aufgrund seiner Erkrankung nur liegend gefahren werden und muss zum Beispiel zur Untersuchung in eine Arztpraxis, kommt der Krankentransportwagen, kurz KTW, zum Einsatz. In diesem gibt es einen sehr bequemen Tragestuhl, mit dem man nicht gehfähige Patienten wunderbar auch engste Treppenhäuser heruntertragen kann.

Diese Unterschiede sind in der Bevölkerung allerdings alles andere als flächendeckend bekannt. Darüber hinaus habe ich bereits in meiner Zeit als Auszubildender gemerkt, dass die Bürger manchmal eine sehr eigene Definition von »akuter Notfall« haben. Der Rettungswagen wird zum Beispiel sehr häufig wegen einer »akuten Grippe« bestellt, anstatt den ärztlichen Bereitschaftsdienst anzurufen. Häufiger, als Sie denken, kommt es auch vor, dass ein RTW auf einen schlichten, nicht dringlichen Transport in die Klinik gerufen wird. Und das nur, weil der Anrufer kein eigenes Fahrzeug hat. Auch eingerissene Zehennägel oder juckende Ohrläppchen waren schon Gegenstand eines Notrufs ⦠Dass es auch Taxiunternehmen für solche Fahrten gibt, die zudem deutlich weniger Geld kosten, interessiert die meisten Patienten leider nicht. Schließlich bittet der Rettungswagen ja nicht ihn direkt zur Kasse - wobei die Kosten natürlich letzten Endes über die entsprechenden Krankenkassenbeiträge trotzdem bei uns allen ankommen. Beim Anruf in der Rettungsleitstelle verlangen 80 Prozent der Anrufer übrigens einen »Notarzt«. Sie meinen jedoch den ärztlichen Bereitschaftdienst, der »mal eben« vorbeikommen und »eine Spritze« gegen die laufende Nase verabreichen soll. Dies führt immer wieder zu Irritationen und Fehleinsätzen.

Aber zurück zu meinem ersten Tag in der Wache. In der Umkleide staunte ich nicht schlecht. Männer und Frauen hatten ihre Spinde im selben Raum. Es gab nur eine Toilette und eine Dusche. Weiter kam ich mit meiner Besichtigung nicht. Der Wachleiter rief mich ins Büro und fragte mich nach meiner Kleidergröße. Er kramte in irgendwelchen Kartons und zog eine Hose, ein Pflegerhemd und eine müllmannfarbene Jacke mit dem Organisationslogo auf den Ärmeln hervor. Während ich mich in der Umkleide in Schale warf, betrat ein braun gebrannter Typ den Raum. Er war mir auf Anhieb sympathisch. Die eckige Brille und den mittlerweile stark ausgedünnten Schnauzbart trägt er noch heute. Wenn viele Menschen durcheinanderreden, sticht seine Stimme so hervor wie das Bellen eines Bernhardiners unter einem Rudel Chihuahuas.

»Hast du hier meine Zigaretten gesehen?«, fragte er. »Verdammt, wo zum Teufel habe ich die denn wieder hingelegt ⦫

»Hinten auf der Fensterbank - falls du die rot-weiße Schachtel meinst. Ich heiße übrigens Christian und bin der neue Azubi.«

»Lennart oder einfach Lenny.« Wir reichten uns die Hände

Eigentlich hätte ich Lenny gerne gefragt, ob ich nicht irgendwie doof aussah in den Klamotten. Aber ich wollte nicht gleich dumme Fragen stellen und negativ auffallen. Also hielt ich den Mund.

»Wir sehen uns«, sagte er, griff sich die Kippenschachtel und verließ die Umkleide. Meine erste Begegnung mit Lenny gestaltete sich so unspektakulär wie das Ponyreiten auf einem Jahrmarkt. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team und richtig dicke. Durch das Fenster zum Innenhof sah ich, wie er in seinen Golf stieg und davonfuhr.

Im Wachraum klingelte das rote Telefon. Das bildete den direkten Draht zur Rettungsleitstelle und wurde genutzt, bevor die Piepser eingeführt wurden, die wir heute mit uns herumtragen. Zehn Sekunden später drückte Manni die Tür auf.

»He, Neuer ⦠wir haben einen Einsatz. Wie sieht s aus?«

»Wie meinst du das?«

»Könnte ja sein, dass du kalte Füße bekommen hast. Du bist etwas blass.« Ein kleines Grinsen.

»Keine Sorge.« Ich trottete Manni und Bert hinterher, zog am Griff der Schiebetür und setzte mich auf den Begleiterstuhl.

»Anschnallen nicht vergessen«, riet mir Manni. Wie käme ich auch dazu. Mein erster Einsatz. Mit Blaulicht, Martinshorn und einer Kippe im Mundwinkel jagte Manni die Straßen entlang und bremste den beigefarbenen Mercedes 310 einige Minuten später direkt vor dem Kaufhaus in der Altstadt. Meine Nervosität erreichte den Höhepunkt, als wir in das Kaufhaus liefen und einen Mann am Boden liegen sahen. Er atmete komisch und war nicht ansprechbar. Die beiden Rettungsassistenten aber wussten exakt, was zu tun war. Ich hörte die Begriffe Hirnblutung, Pupillendifferenz und dass es nicht gut aussehe. Begriffe und Phrasen, von denen ich erst später erfahren sollte, was sie bedeuten.

Der angeforderte Rettungshubschrauber landete auf einer Festwiese in der Nähe des Kaufhauses. Er sollte den Patienten in Windeseile in ein Krankenhaus mit neurochirurgischer Fachabteilung transportieren, die unserem Krankenhaus fehlte. Der Weg hätte mit dem Rettungswagen viel zu lange gedauert. Manni hatte dem Patienten im Blitztempo einen venösen Zugang, eine Sauerstoffbrille und ein EKG angelegt. Dann trugen wir den Mann zum Helikopter.

Auf der Rückfahrt zur Wache hatte ich einen Stein im Magen. Diesen Job sollte ich die nächsten 40 Jahre machen? So viel Stress und Aufregung? Ich fürchtete, dass ich jämmerlich an den knallharten Anforderungen scheitern würde. Der Gedanke war nicht unberechtigt, da Rettungsassistenten tatsächlich zu jeder Zeit unter erheblichem Druck stehen, die korrekten Entscheidungen zu treffen. Stellen Sie sich vor, Sie werden um drei Uhr früh aus dem Tiefschlaf geweckt und müssen innerhalb weniger Minuten am Einsatzort sein. Für die meisten Menschen ist das kaum genügend Zeit, um aufzuwachen. Stellen Sie sich dann vor, Sie betreten die Wohnung, von der aus der Notruf einging. Die Ehefrau zerrt an Ihrer Jacke und schreit, ihr Mann bekomme keine Luft mehr. Sie stehen vor dem Mann, der schon blau angelaufen ist und, nach Luft ringend, auf seinen zugeschwollenen Hals deutet. Eine allergische Reaktion. Dann müssen Sie in Sekundenschnelle überlegen: Wie können Sie dem Mann überhaupt helfen? Welche Maßnahme kommt zuerst? Wann der venöse Zugang? Welche Medikamente verabreichen Sie wie und in welcher Reihenfolge? Überlebenswichtige Entscheidungen, die in kürzester Zeit getroffen werden müssen.

Reizvoll an dem Job war aber der Gedanke, während der Einsätze sein eigener Boss zu sein. Keinen Chef vor der Nase, dafür aber Teamarbeit. Kein Nine-to-five-Job, bei dem der Tageshöhepunkt darin besteht, einen Stapel Papier vom Tisch zu stoßen oder eine Tasse Kaffee in die Computertastatur zu kippen. Außerdem erschien mir die hohe Verantwortung der Retter nicht nur respekteinflößend, sondern auch verlockend. Dafür brauchte ich aber eine solide Ausbildung. Und die erhielt ich in den folgenden Jahren.

Die Arbeit beim Rettungsdienst hat sich seit meinen Anfängen damals übrigens ganz schön verändert. Nicht lange vor meinem Einstieg im Rettungsdienst verfügten die Retter nur über die beigefarbenen Autos mit Blaulichtern und ein paar Mullbinden und Pflaster. Man konnte Sanitäter in der Tat als Taxifahrer mit einem etwas besseren Erste-Hilfe-Wissen bezeichnen. Wenn einer es wagte, einem Patienten einen...

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Christian Strzoda, Jahrgang 1974, schreibt über sein turbulentes Leben als Rettungsassistent und hat mit Sie sehen aber gar nicht gut aus! bereits einen Bestseller gelandet. Seit 20 Jahren leistet Strzoda circa 2000 Stunden pro Jahr Rettungsdienst und das in einer Gegend, in der sich das Einsatzaufkommen innerhalb der letzten Jahre rapide erhöht hat. Zudem arbeitete er mehrere Jahre in einer deutschen Rettungsleitstelle. Christian Strzoda lebt bei München.