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Kein Leben ohne Minibar

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am16.03.2015
Wiles zeigt, welche Abgründe sich hinter den glatten Fassaden unserer modernen Welt auftun
Neil Double hat einen ungewöhnlichen Beruf: Stellvertretend für zahlungswillige Kunden besucht er Konferenzen und Messen. Dieses anonyme Leben zwischen Flughafenlounge und Hotelzimmer ist wie geschaffen für diesen eigensinnigen Einzelgänger, besonders die globale Hotelkette Way Inn hat es ihm angetan. Neils Welt gerät jedoch aus den Fugen, als er spätnachts an der Hotelbar auf die geheimnisvolle Frau trifft, der er schon einmal unter höchst bizarren Umständen begegnet ist. Bei ein paar Whiskys erzählt sie ihm von geheimnisvollen Vorgängen im Way Inn. Als die schöne Unbekannte plötzlich verschwindet, landet Neil auf der Suche nach ihr in einem aberwitzigen Alptraum, der ihn immer tiefer in die endlos labyrinthischen Flure des auf einmal gar nicht mehr so vertrauten Hotels führt.
Der neue Roman von Bestsellerautor Will Wiles ist eine packende Geschichte zwischen Horror, Spannung und britischem Humor.

Will Wiles ist Journalist und Redakteur eines englischen Magazins. Er lebt in London, 'Die nachhaltige Pflege von Holzböden' ist sein erster Roman.
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Produkt

KlappentextWiles zeigt, welche Abgründe sich hinter den glatten Fassaden unserer modernen Welt auftun
Neil Double hat einen ungewöhnlichen Beruf: Stellvertretend für zahlungswillige Kunden besucht er Konferenzen und Messen. Dieses anonyme Leben zwischen Flughafenlounge und Hotelzimmer ist wie geschaffen für diesen eigensinnigen Einzelgänger, besonders die globale Hotelkette Way Inn hat es ihm angetan. Neils Welt gerät jedoch aus den Fugen, als er spätnachts an der Hotelbar auf die geheimnisvolle Frau trifft, der er schon einmal unter höchst bizarren Umständen begegnet ist. Bei ein paar Whiskys erzählt sie ihm von geheimnisvollen Vorgängen im Way Inn. Als die schöne Unbekannte plötzlich verschwindet, landet Neil auf der Suche nach ihr in einem aberwitzigen Alptraum, der ihn immer tiefer in die endlos labyrinthischen Flure des auf einmal gar nicht mehr so vertrauten Hotels führt.
Der neue Roman von Bestsellerautor Will Wiles ist eine packende Geschichte zwischen Horror, Spannung und britischem Humor.

Will Wiles ist Journalist und Redakteur eines englischen Magazins. Er lebt in London, 'Die nachhaltige Pflege von Holzböden' ist sein erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641146795
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum16.03.2015
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse768 Kbytes
Artikel-Nr.1560413
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



»ZIMMERREINIGUNG.«

Ein Wort im Raum, wie der Monolith, der am Ende von 2001 - Odyssee im Weltraum über Jupiter schwebt. Offenbar sehr bedeutungsvoll und dennoch unbegreiflich.

Gedämpftes Klopfen an der Tür. »Zimmerreinigung.«

»Ja-ha.« Das war ich.

Ein mechanisches Geräusch, Metall klapperte, die Tür sprang auf.

»Nein, Moment noch.« Ich hechtete aus dem Bett, setzte die Füße auf den warmen Teppich. Der Bademantel hing über der Badezimmertür - ich warf ihn über und eilte zur Tür, durch die sich schon ein Kopf und eine Schulter im rosa Kittel schob.

»Sorry«, sagte das Zimmermädchen mit prachtvoll rollendem R. »Zimmerrr putzen?«

»Nein, danke. Nicht jetzt, später.«

Sie schien von meiner Antwort verstimmt, als wäre das Putzen meines Zimmers eine lang erwartete Freude, die ich ihr nicht gönnen wollte.

»Späterrr?«, rollte das R. Ich kam nicht drauf, was für ein Akzent es sein mochte.

»Später«, nickte ich. »Ist okay, ist nicht so wichtig.« Ich steckte in der Zwickmühle - einerseits wollte ich die Frau nicht im Zimmer haben, andererseits wollte ich sie nicht einfach so wegschicken, denn später in ein frisch hergerichtetes Zimmer zurückzukommen, wäre natürlich auch recht angenehm gewesen.

»Späterrr ...«, wiederholte sie mit zweifelnder Miene, ob ich dieses Versprechen wirklich ernst meinte.

»Später«, sagte ich entschieden und rang mir ein halbes Lächeln ab in der Hoffnung, sie damit loszuwerden.

Das Zimmermädchen zog sich wortlos zurück, und die Tür klickte sachte ins Schloss.

Ich hatte sie weggeschickt, um wieder ins Bett gehen zu können. Den Wecker hatte ich mir extra nicht gestellt. Auf keinen Fall wollte ich mich am Frühstücksbuffet blicken lassen oder mich in die morgendliche Schlange bei den Bussen einreihen. Erst einmal den Hauptansturm abwarten, sagte ich mir, dann konnte ich mich immer noch ganz gemütlich und weitgehend unbeobachtet zum Messezentrum begeben. Aber das Display des Radioweckers zeigte leider schon 11:22, und Frühstück gab es nur bis zehn; ich hatte es glatt verschlafen. Der Tag schritt ohne mich voran, und ich fühlte mich irgendwie geprellt, um die Befriedigung gebracht, selber entscheiden zu können, ob ich auf das Frühstück verzichten oder mich unter die Nachzügler am Buffet einreihen wollte. So musste ich mich schließlich doch noch sputen, statt den Tag gemächlich angehen zu lassen; für den Nachmittag waren Konferenzen angesetzt, und zwei Tage Messegeschehen mussten auch noch aufgearbeitet werden.

Also nichts wie unter die Dusche und in die Kleider. Ich hatte zwei Anzüge mit, beide unauffällig, gedecktes Business-Grau, der eine etwas fescher als der andere. Lucy hatte mir das feschere Sakko eingesaut, sodass ich nun mit dem bescheideneren Exemplar vorliebnehmen musste - aber Partys würde es ja ohnehin keine mehr geben. Ich dachte an Lucys flammende Wut auf mich; ihre Beschimpfungen (dass ich jämmerlich sei, dass ich jegliches künftige Unglück verdient hätte) hatten mich zwar getroffen, kamen mir aber dennoch wie bloße Aufwärmübungen für eine viel umfassendere Verwünschung vor, für die ihr dann aber die Worte fehlten, sodass sie sich stattdessen mit Pinot Grigio beholfen hatte. Wie konnte ich Worte für meine Reue finden, wenn sie so tief gekränkt war, dass sie ihre Wut nicht mal in Worte zu fassen vermochte? Es war hoffnungslos. Am besten, ich vergaß den peinlichen Auftritt. Früher wäre mir das gar nicht weiter schwergefallen. Zum Teufel, es war doch nur ein flüchtiger Moment mit einer Frau unter Tausenden. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Sache damit nicht aus der Welt zu schaffen war - dass irgendwo über meine Taten Buch geführt wurde, und zwar untilgbar; dass ich eine psychische Spur meines traurigen Wirkens hinterließ.

All das ging mir durch den Kopf, während ich mein Hemd zuknöpfte und den Gürtel schloss. Während ich mir die Krawatte umband, trat ich ans Fenster, um auf andere Gedanken zu kommen; um mich dem kommenden Tag zu stellen, statt nutzlos über den vergangenen nachzugrübeln. Übers Wetter ließ sich immerhin sagen, dass es besser war als gestern. Ein blasser Fleck in den haferbreifarbenen Wolken verriet die ungefähre Position der Sonne. Pfützen erschauerten im Wind, bekamen im Moment aber keinen neuen Regen ab. Die Straßenbeleuchtung war ausgeschaltet. Während ich den Krawattenknoten zuzog, kam ein Flugzeug gen Landebahn herabgeschwebt, groß, schwer, langsam. Durch das Lärmschutzglas war nur ein schwaches Vibrieren wahrzunehmen.

Ich zögerte den Aufbruch hinaus - so viel war mir klar. Ich hatte keine Lust, ins Messezentrum zurückzukehren, wo die Zeugen meiner gestrigen Demütigung zusammenhockten. Aber ich musste meinen Job erledigen. Nur noch zwei Tage, dann würde dieses toxische Konzentrat von Leuten, die mich kannten, sich in Wohlgefallen auflösen. Doch bis dahin mussten Stände abgeklappert und Informationen eingeholt werden. Schade, dass die Tasche weg war und ich mir einen Großteil der Arbeit noch mal antun musste, aber zum Glück hatte ich einen Ersatzbeutel von einer anderen Messe im Vorjahr dabei, sodass ich wenigstens nicht mit so einer ekelhaft gelben MetaCentre-Tragetüte herumlaufen musste.

Als ich das Zimmer verließ, hängte ich das »Bitte nicht stören«-Schild an die Tür, aber auf die »Bitte Zimmer reinigen«-Seite gedreht. Das Zimmermädchen war nebenan beschäftigt; ich sah sie nicht, nur das ungemachte Bett eines Fremden durch die offene Tür und draußen im Flur den hochbeladenen Putzwagen voller Seifen und Klopapierrollen, mobiler Fetischaltar eines Reinlichkeitskults, dessen Heilsversprechen darin bestand, die Vergangenheit unsichtbar zu machen. Komplexe anionische Tensid-Düfte stiegen von ihm auf wie Weihrauch. Der Blick in einen anderen Raum, der genau wie meiner war, nur von jemand anderem bewohnt, hatte etwas Indiskretes, zugleich aber auch sehr Intimes, als blickte man in die offene Bauchhöhle eines OP-Patienten, dessen Gesicht von einem grünen Tuch verdeckt war. Ein Staubsauger lief, rumpelte immer wieder an Möbel. Kabel schlängelten sich über den Boden. Im Aufzug roch es nach Raumspray. Die Welt wurde frisch präpariert. Wunderbar! Alles Gestrige, die heimtückische Falle, die mir der Messechef gestellt hatte, das Desaster mit Lucy, meine irre Nachtwanderung - das alles hatte in einem früheren Universum stattgefunden, einem unvollkommenen Prototyp, der jetzt durch dieses neueste, verbesserte Modell ausgetauscht worden war.

In der Lobby hatte das Way-Inn-Rot inzwischen das MetaCentre-Gelb als dominierende Farbe verdrängt: auch das natürlich eine Verbesserung. Anstelle der Anmeldung für die Messe gab es jetzt einen PR-Stand für den Hotelkonzern, der sich damit das geballte Kundenpotenzial der Messebesucher zunutze machte und auch einiges dafür bot: etliche große Flachbildschirme, Unmengen an Werbematerial und vor allem zwei »Imagepflegerinnen« in knallengen weißen T-Shirts, roten Hotpants und Baseballkappen. Nachdem das Vormittagsgedränge vorbei war, lungerten die Messemiezen unterfordert herum, und eine kam gleich freudig auf mich zugesprungen.

»Sind Sie wegen Meetex da, Sir?«

»Ja«, sagte ich. Was auch sonst?

Sie händigte mir einen Flyer aus. »Viel Spaß!«

»Danke«, sagte ich. Der Flyer war geformt wie ein »Bitte nicht stören«-Schild und mit einer Übersicht der messebegleitenden Angebote bedruckt, die Way-Inn-Hotels bereithielten: »EIN OPTIMALES BUSINESS-AMBIENTE«. Wenn man den Flyer auseinanderfaltete, sah man die verschiedenen Raumformate aufgelistet: Konferenzraum, Aula, Seminarraum, Kabarett, Cocktail-Empfang, Diner, Tanz-Diner. Ein Sammelsurium zwischenmenschlicher Interaktion. Die Bandbreite der Möglichkeiten, Räume zu nutzen, war so vielfältig, aber auch so alternativlos, dass sie etwas eigenartig Lähmendes hatte: als gäbe es nichts, was man in einem Raum sonst noch anfangen konnte. Eine andere Spalte listete die jeweilige Entfernung der Hotels zum nächsten Flughafen auf. »Wohin auch immer, Way Inn.«

Im Restaurant wurde schon fürs Mittagessen eingedeckt, in der Bar saßen nur ein paar Kaffeetrinker. Keine Spur mehr von der gestrigen Party; die Glaswände unterteilten den Raum erneut in seine verschiedenen Zweckbereiche.

Draußen vor dem geschwungenen Glasdach wartete ein Bus mit offener Tür. Das fahle Tageslicht geizte mit Wärme, und ich krümmte mich gegen den beißenden Wind. Die Aussicht auf die kurze Fahrt im geheizten Bus erschien mir unerwartet erfreulich. Leichtfüßig sprang ich hinein und sah mich nach einem Platz um, als die Stimme des Fahrers mir Einhalt gebot.

»Entschuldigung!«

Ich wandte mich um. Der Fahrer hatte sich weit aus seinem Sitz gelehnt, den Kopf zu mir hin gedreht und musterte mich erwartungsvoll.

»Ja?« Ich kam beim besten Willen nicht drauf, was er von mir wollte.

»Kann ich mal Ihren Messeausweis sehen?«

Ich fischte die Karte aus der Jacke und reichte sie ihm. Der Fahrer musterte sie mit einer Gründlichkeit, der ich bisher noch nicht unterzogen worden war. Er nahm sogar einen grauen Plastikscanner aus dem Seitenfach der Tür und checkte damit den QR-Code.

Bip, machte das Gerät. Biep-bäh.

Der Fahrer probierte es noch mal. Bip. Biep-bäh.

»Die Karte ist ungültig, Sir. Ich kann Sie nicht...


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Autor

Will Wiles ist Journalist und Redakteur eines englischen Magazins. Er lebt in London, "Die nachhaltige Pflege von Holzböden" ist sein erster Roman.