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Lebensstufen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am09.02.20151. Auflage
»Ein außergewöhnlich intimes und ehrliches Buch über Liebe und Trauer« The Times Julian Barnes' neues Buch handelt von Ballonfahrt, Fotografie, Liebe und Trauer. Davon, dass man zwei Menschen oder zwei Dinge verbindet und sie wieder auseinanderreißt. Einer der Juroren für den Man Booker Prize nannte Julian Barnes einen »beispiellosen Zauberer des Herzens«. Das vorliegende Buch bestätigt dies. Julian Barnes schreibt über die menschliche Existenz - auf der Erde und in der Luft. Wir lernen Nadar kennen, Pionier der Ballonfahrt und einer der ersten Fotografen, die Luftaufnahmen machten, sowie Colonel Fred Burnaby, der zum eigenwilligen Bewunderer der extravaganten Schauspielerin Sarah Bernhardt wird. Und wir lesen über Julian Barnes' eigene Trauer über den Tod seiner Frau - schonungslos offen, präzise und tief berührend. Ein Buch über das Wagnis zu lieben. »Eines der besten, bewegendsten Bücher, die es gibt« Evening Standard »Es ist außergewöhnlich, auf einer Seite auszudrücken, was Leben heißt.« The Guardian »Jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat und leidet, oder jeder, der leidet, sollte es lesen. Und noch mal lesen. Und noch mal.« Independent

Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt, liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor, darunter »Flauberts Papagei«, »Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln« und »Lebensstufen«. Für seinen Roman »Vom Ende einer Geschichte« wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Julian Barnes lebt in London.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
HörbuchCompact Disc
EUR19,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Ein außergewöhnlich intimes und ehrliches Buch über Liebe und Trauer« The Times Julian Barnes' neues Buch handelt von Ballonfahrt, Fotografie, Liebe und Trauer. Davon, dass man zwei Menschen oder zwei Dinge verbindet und sie wieder auseinanderreißt. Einer der Juroren für den Man Booker Prize nannte Julian Barnes einen »beispiellosen Zauberer des Herzens«. Das vorliegende Buch bestätigt dies. Julian Barnes schreibt über die menschliche Existenz - auf der Erde und in der Luft. Wir lernen Nadar kennen, Pionier der Ballonfahrt und einer der ersten Fotografen, die Luftaufnahmen machten, sowie Colonel Fred Burnaby, der zum eigenwilligen Bewunderer der extravaganten Schauspielerin Sarah Bernhardt wird. Und wir lesen über Julian Barnes' eigene Trauer über den Tod seiner Frau - schonungslos offen, präzise und tief berührend. Ein Buch über das Wagnis zu lieben. »Eines der besten, bewegendsten Bücher, die es gibt« Evening Standard »Es ist außergewöhnlich, auf einer Seite auszudrücken, was Leben heißt.« The Guardian »Jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat und leidet, oder jeder, der leidet, sollte es lesen. Und noch mal lesen. Und noch mal.« Independent

Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt, liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor, darunter »Flauberts Papagei«, »Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln« und »Lebensstufen«. Für seinen Roman »Vom Ende einer Geschichte« wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Julian Barnes lebt in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462309010
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum09.02.2015
Auflage1. Auflage
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1580 Kbytes
Artikel-Nr.1570108
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


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Die Sünde der Höhe


Man bringt zwei Dinge zusammen, die vorher nicht zusammengebracht wurden, und die Welt hat sich verändert. Vielleicht merken die Menschen es nicht gleich, aber das ist egal. Die Welt hat sich trotzdem verändert.

 

Colonel Fred Burnaby von den Royal Horse Guards, Vorstandsmitglied der Aeronautical Society, stieg am 23. März 1882 von den Gaswerken in Dover auf und landete auf halber Strecke zwischen Dieppe und Neufchâtel.

 

Sarah Bernhardt war vier Jahre zuvor im Zentrum von Paris aufgestiegen und bei Émerainville im Departement Seine-et-Marne gelandet.

 

Félix Tournachon war am 18. Oktober 1863 am Marsfeld in Paris aufgestiegen; nachdem er siebzehn Stunden lang von einem Sturm nach Osten getrieben worden war, stürzte er an einer Eisenbahnstrecke bei Hannover ab.

 

Fred Burnaby reiste allein in einem rot-gelben Ballon, der The Eclipse hieß. Der Korb war eineinhalb Meter lang, einen knappen Meter breit und ebenso hoch. Burnaby wog 108 Kilo, trug einen gestreiften Mantel und eine eng anliegende Kappe, um die er sein Taschentuch geschlungen hatte, damit der Nacken vor der Sonne geschützt war. Er nahm zwei Roastbeefsandwiches mit, eine Flasche Apollinaris-Mineralwasser, ein Barometer zur Messung der Höhe, ein Thermometer, einen Kompass und einen Vorrat an Zigarren.

 

Sarah Bernhardt reiste mit ihrem Liebhaber, dem Maler Georges Clairin, und einem professionellen Aeronauten in einem orangefarbenen Ballon, der nach ihrer damaligen Rolle an der Comédie Française Doña Sol hieß. Nachdem sie eine Stunde geflogen waren, übernahm die Schauspielerin um halb sieben Uhr abends die Mutterrolle und bereitete tartines de foie gras zu. Der Aeronaut köpfte eine Flasche Champagner, wobei er den Korken in den Himmel schoss; die Bernhardt trank aus einem silbernen Kelch. Anschließend aßen sie Orangen und schleuderten die leere Flasche in den Lac de Vincennes. Berauscht von dem plötzlichen Gefühl der Erhabenheit warfen sie fröhlich Ballast auf die Erdenwesen am Boden ab: eine englische Touristenfamilie auf dem Balkon der Bastille-Säule und später eine Hochzeitsgesellschaft, die sich bei einem ländlichen Picknick vergnügte.

 

Tournachon reiste mit acht Gefährten in einem Aerostat, der seiner eigenen prahlerischen Fantasie entsprungen war: »Ich werde einen Ballon - den ultimativen Ballon - von außerordentlich gigantischen Ausmaßen bauen, zwanzig Mal größer als der größte.« Er nannte ihn Le Géant, den Riesen. Der Ballon machte zwischen 1863 und 1867 fünf Flüge. Zu den Passagieren dieses zweiten Flugs gehörten Tournachons Ehefrau Ernestine, die Aeronautenbrüder Louis und Jules Godard sowie ein Nachfahre der ersten Ballonfahrerfamilie Montgolfier. Was sie an Essen mitnahmen, ist nicht überliefert.

 

Das waren die ballonfahrenden Klassen der damaligen Zeit: der begeisterte englische Amateur, der sich gern als »Ballonatiker« verspotten ließ und bereitwillig in alles einstieg, was sich in die Lüfte erheben würde; die berühmteste Schauspielerin der Epoche, die einen Promi-Flug unternahm; und der professionelle Ballonfahrer, der mit Le Géant ein kommerzielles Unternehmen startete. Der erste Aufstieg dieses Gefährts, für den jeder der dreizehn Passagiere 1000 Francs bezahlte, lockte zweihunderttausend Zuschauer an; die Gondel glich einer zweistöckigen Hütte aus Korbgeflecht und beherbergte einen Erfrischungsraum, Betten, eine Toilette, eine fotografische Abteilung und sogar eine Druckerei, damit man unverzüglich Gedenkbroschüren herstellen konnte.

 

Die Brüder Godard waren überall dabei. Sie konstruierten und bauten Le Géant und brachten ihn nach den ersten beiden Flügen zu einer Ausstellung im Crystal Palace nach London. Kurz darauf brachte ein dritter Bruder, Eugène Godard, einen noch größeren Heißluftballon nach England, der zwei Mal von den Cremorne Gardens aufstieg. Sein Umfang war doppelt so groß wie der von Le Géant, und sein mit Stroh befeuerter Brenner wog mitsamt dem Schornstein 444 Kilo. Auf dem ersten Londoner Flug nahm Eugène gegen ein Entgelt von fünf Pfund einen einzigen englischen Passagier mit. Dieser Mann war Fred Burnaby.

 

Diese Ballonfahrer entsprachen fröhlich den nationalen Klischees. Während einer Flaute zündet sich Burnaby »unbekümmert um die austretenden Gase« über dem Ärmelkanal eine Zigarre an, um besser denken zu können, und wirft, als zwei französische Fischerboote ihm bedeuten, er solle herunterkommen und sich aus dem Wasser ziehen lassen, »eine Ausgabe der Times zu ihrer Erbauung« hinab - vermutlich ein Hinweis darauf, dass ein praktisch veranlagter englischer Offizier sehr gut allein zurechtkommt, vielen Dank auch, Mossjöhs. Sarah Bernhardt gesteht, sie habe eine natürliche Neigung zur Ballonfahrt, weil »mein träumerisches Wesen mich fortwährend in höhere Sphären entführt«. Auf ihrem kurzen Flug genießt sie den Komfort eines einfachen Stuhls mit einer Sitzfläche aus Stroh. Als die Bernhardt der Öffentlichkeit von dem Abenteuer berichtet, trifft sie die launige Entscheidung, alles aus der Sicht des Stuhls zu erzählen.

 

Der Aeronaut stieg aus dem Himmel herab, hielt Ausschau nach einem ebenen Landeplatz, zog an der Ventilleine, warf den Anker aus und wurde oft zwölf oder fünfzehn Meter wieder in die Luft gehoben, bevor die Ankerhaken griffen. Dann kam die einheimische Bevölkerung angelaufen. Als Fred Burnaby beim Château de Montigny landete, steckte ein neugieriger Hinterwäldler den Kopf in den halb entleerten Gassack und wäre fast erstickt. Die Einheimischen halfen bereitwillig beim Einholen und Zusammenlegen des Ballons, und Burnaby fand diese armen französischen Arbeiter viel freundlicher und höflicher als ihre englischen Pendants. Er warf ihnen einen Half-Sovereign zu, wobei er pedantisch auf den Wechselkurs zur Zeit seines Abflugs in Dover verwies. Ein gastfreundlicher Bauer, Monsieur Barthélemy Delanray, bot dem Aeronauten ein Nachtquartier an. Zuvor aber gab es Madame Delanrays Diner: omelette aux oignons, sautierte Taube mit Kastanien, Gemüse, Neufchâtel-Käse, Cidre, eine Flasche Bordeaux und Kaffee. Hinterher erschien der Dorfarzt, und der Fleischer kam mit einer Flasche Champagner. Burnaby zündete sich am Kamin eine Zigarre an und sinnierte darüber, dass »eine Ballonlandung in der Normandie zweifellos einer Ballonlandung in Essex vorzuziehen ist«.

 

Bei Émerainville staunten die Bauern, die dem landenden Ballon nachjagten, als sie eine Frau darin fanden. Die Bernhardt war große Auftritte gewohnt - dies war womöglich der größte von allen. Sie wurde - natürlich - erkannt. Die Landleute unterhielten sie denn auch mit einem ganz eigenen Drama: der Geschichte eines grausigen Mordes, der kurz zuvor verübt worden war, genau da, wo sie (auf ihrem Hör-und-Erzähl-Stuhl) Platz genommen hatte. Bald begann es zu regnen; die für ihre Schlankheit berühmte Schauspielerin scherzte, sie sei zu dünn, um nass zu werden - sie würde einfach zwischen den Tropfen hindurchschlüpfen. Nach der rituellen Verteilung von Trinkgeldern wurden der Ballon und seine Besatzung dann zum Bahnhof von Émerainville eskortiert und erreichten noch den letzten Zug zurück nach Paris.

 

Sie wussten, dass es gefährlich war. Fred Burnaby wäre gleich nach dem Start fast mit dem Schornstein der Gaswerke kollidiert. Die Doña Sol wäre kurz vor der Landung beinahe in einem Wald niedergegangen. Als Le Géant neben den Eisenbahngleisen abstürzte, sprangen die erfahrenen Godards klugerweise vor dem endgültigen Aufprall heraus; Tournachon brach sich ein Bein, und seine Frau trug Verletzungen an Hals und Brustkorb davon. Ein Gasballon konnte explodieren; ein Heißluftballon konnte, wenig überraschend, Feuer fangen. Jeder Start und jede Landung war riskant. Auch mehr Größe bedeutete nicht mehr Sicherheit: es bedeutete nur - wie der Fall von Le Géant zeigte -, dass man mehr dem Wind ausgeliefert war. Frühe Aeronauten trugen bei der Überquerung des Ärmelkanals oft Schwimmwesten aus Kork für den Fall, dass sie im Wasser landeten. Fallschirme gab es nicht. Im August 1786 - als die Ballonfahrerei noch in den Kinderschuhen steckte - war in Newcastle ein junger Mann aus über hundert Metern Höhe zu Tode gestürzt. Er hatte mit einigen anderen die Halteseile des Ballons gehalten; als eine Windbö plötzlich den Luftsack in Bewegung setzte, ließen seine Gefährten los, er aber klammerte sich weiter fest und wurde emporgezogen. Dann fiel er auf die Erde zurück. Bei einem neueren Historiker liest sich das so: »Der Aufprall trieb seine Beine bis zu den Knien in ein Blumenbeet und zerriss ihm die Eingeweide, die auf den Boden herausplatzten.«

 

Die Aeronauten waren die neuen Argonauten, und ihre Abenteuer wurden unverzüglich aufgezeichnet. Eine Ballonfahrt verband Stadt und Land, England und Frankreich, Frankreich und Deutschland. Eine Landung löste schiere Begeisterung aus: Ein Ballon barg nichts Böses. In der Normandie brachte der Dorfarzt am Kamin von Monsieur Barthélemy Delanray einen Toast auf die weltumspannende Brüderlichkeit aus. Burnaby stieß mit seinen neuen Freunden darauf an. Als guter Brite erläuterte er ihnen bei der Gelegenheit auch gleich die Überlegenheit einer Monarchie über eine Republik. Der Präsident der Aeronautical...
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Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt, liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor, darunter »Flauberts Papagei«, »Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln« und »Lebensstufen«. Für seinen Roman »Vom Ende einer Geschichte« wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Julian Barnes lebt in London.Gertraude Krueger, geboren 1949, lebt als freie Übersetzerin in Berlin. Zu ihren Übersetzungen gehören u.a. Sketche der Monty-Python-Truppe und Werke von Julian Barnes, Alice Walker, Valerie Wilson Wesley, Jhumpa Lahiri und E.L. Doctorow.