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Zerrissen

Thriller
dtv Deutscher Taschenbuch Verlagerschienen am01.07.2015
Muss ich töten, um zu retten, was ich liebe? »Auf einmal fühlte ich mich wie am höchsten Punkt der Achterbahn, wenn man weiß, dass man jeden Moment in die Tiefe stürzt.« Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn Dave Evans seine Schicht rechtzeitig beendet hätte. Doch als der renommierte Neurochirurg um Mitternacht nach Hause kommt, ist seine Haushälterin tot - und seine Tochter Julia verschwunden, entführt von einem hochintelligenten Psychopathen. Dieser will aber kein Lösegeld. Die 7-Jährige kommt nur dann frei, wenn Evans' nächster Patient die anstehende OP nicht überlebt. Evans bleiben 63 Stunden, um eine Lösung für das fatale Dilemma zu finden. Auf dem Spiel stehen das Leben seiner kleinen Tochter und das seines berühmten Patienten, des mächtigsten Mannes von Amerika.  

Juan Gómez-Jurado, geboren 1977 in Madrid, ist derzeit einer der erfolgreichsten spanischen Autoren. Bereits der erste Thriller des mehrfach ausgezeichneten Journalisten wurde zu einem internationalen Bestseller und in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seither ziehen seine Romane Millionen Leser weltweit in den Bann. Mit >Zerrissen< legt der sympathische Erfolgsautor und Vater zweier kleiner Kinder seinen neuesten nervenzerreißenden Thriller vor, der mit seinem hoch emotionalen, filmisch erzählten Plot gewiss niemanden kalt lässt.
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Produkt

KlappentextMuss ich töten, um zu retten, was ich liebe? »Auf einmal fühlte ich mich wie am höchsten Punkt der Achterbahn, wenn man weiß, dass man jeden Moment in die Tiefe stürzt.« Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn Dave Evans seine Schicht rechtzeitig beendet hätte. Doch als der renommierte Neurochirurg um Mitternacht nach Hause kommt, ist seine Haushälterin tot - und seine Tochter Julia verschwunden, entführt von einem hochintelligenten Psychopathen. Dieser will aber kein Lösegeld. Die 7-Jährige kommt nur dann frei, wenn Evans' nächster Patient die anstehende OP nicht überlebt. Evans bleiben 63 Stunden, um eine Lösung für das fatale Dilemma zu finden. Auf dem Spiel stehen das Leben seiner kleinen Tochter und das seines berühmten Patienten, des mächtigsten Mannes von Amerika.  

Juan Gómez-Jurado, geboren 1977 in Madrid, ist derzeit einer der erfolgreichsten spanischen Autoren. Bereits der erste Thriller des mehrfach ausgezeichneten Journalisten wurde zu einem internationalen Bestseller und in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seither ziehen seine Romane Millionen Leser weltweit in den Bann. Mit >Zerrissen< legt der sympathische Erfolgsautor und Vater zweier kleiner Kinder seinen neuesten nervenzerreißenden Thriller vor, der mit seinem hoch emotionalen, filmisch erzählten Plot gewiss niemanden kalt lässt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423427333
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.07.2015
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse967
Artikel-Nr.1575804
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
63 Stunden vor der Operation

1

Alles begann mit Jamaal Carter. Hätte ich ihn an jenem Abend nicht gerettet, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.

Als der Pager piepte, war ich sofort aus dem Schlaf aufgefahren. Schlecht gelaunt setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Das Bereitschaftszimmer der Chirurgen roch nach Schweiß und ungewaschenen Füßen.

Von Natur aus schlafe ich wie ein Stein. Rachel hatte mich deswegen immer aufgezogen; sie behauptete, man könnte mich mit einem Kran aus dem Bett hieven, ohne dass ich davon aufwachen würde. Für den Pager gilt das allerdings nicht: Das verdammte Ding schafft es, dass ich beim zweiten Piepen auf den Beinen bin.

Darauf wurde ich in sieben Jahren Ausbildung getrimmt. Wenn man da nämlich nicht augenblicklich auf der Matte steht, reißt einem der leitende Assistenzarzt den Arsch auf. Allerdings macht man es in unserem stressigen Beruf auch nicht lange, wenn man sich während der sechsunddreißigstündigen Schichten zwischendurch nicht mal kurz hinlegt. Deshalb lernen wir Chirurgen schnell, auf der Stelle einzuschlafen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet, und wie ein Pawlow scher Hund beim ersten Piepen des Pagers wieder hochzuschrecken. Inzwischen habe ich zwar nur noch halb so oft Bereitschaftsdienst wie früher, schließlich bin ich nun schon seit vier Jahren Oberarzt, der Reflex ist mir zum Glück aber geblieben.

Gähnend zog ich den Pager unterm Kopfkissen hervor. Auf dem Display leuchtete der Code 342. Die Neurochirurgie. Verärgert warf ich einen Blick auf die Uhr. Bis zum Ende meiner Schicht fehlten nur noch dreiundzwanzig Minuten, und ich hatte einen anstrengenden Dienst hinter mir; unter anderem war ich drei Stunden damit beschäftigt gewesen, den Schädel eines englischen Kulturattachés zusammenzuflicken, der am Dupont Circle verunglückt war. Der Mann war noch keine zwei Tage in Washington, und schon hatte er auf die harte Tour erfahren, dass man hier im Kreisverkehr andersherum fährt als in London.

Die Krankenschwestern wussten, wie erschöpft ich war. Wenn man mich anfunkte, musste es sich also um einen wirklichen Notfall handeln. Auf meinem Handy wählte ich die Nummer der Station, aber es war besetzt, und so spritzte ich mir am Waschbecken in der Ecke schnell noch etwas Wasser ins Gesicht und machte mich auf den Weg.

Als ich auf den Flur trat, war es zwanzig vor sechs. Die Sonne verschwand bereits hinter den Bäumen des Rock Creek Parks, und ihre letzten Strahlen fielen orangefarben durch die hohen Sprossenfenster herein. Im letzten Jahr hätte ich mich über so einen Sonnenuntergang noch gefreut, sogar wenn ich wie jetzt zum Fahrstuhl eilen musste. Doch nun sah ich nicht mehr hin. Der Mann, der aus mir geworden war, hatte nichts mehr für grandiose Anblicke übrig.

 

Im Fahrstuhl stieß ich auf Jerry Gonzales, einen Pfleger aus der Allgemeinchirurgie, der ein Krankenhausbett beförderte. Der kräftig gebaute Mann musste ganz nach hinten treten, damit ich noch in den Aufzug passte. Jerry lächelte unsicher. Ich grüßte mit einem Nicken zurück.

»Dr. Evans â¦ ähm â¦ vielen Dank noch mal für das Lehrbuch, das Sie mir neulich geliehen haben. Es liegt in meinem Spind, ich bringe es Ihnen nachher.«

»Lass nur, Jerry, du kannst es behalten.« Gleichgültig winkte ich ab. »Ich lese eh nicht mehr viel.«

Ein unangenehmes Schweigen trat ein. Früher hätten wir ein bisschen herumgeflachst oder uns ein paar witzige Anekdoten erzählt. Aber das war vorbei. Ich konnte fast hören, wie er die Worte, die er eigentlich sagen wollte, hinunterschluckte. Zum Glück: Ich kann Mitleid nämlich nur schwer ertragen.

»Müssen Sie sich um den verletzten Jugendlichen kümmern?«, brachte er schließlich heraus.

»Hat man mich deshalb gerufen?«

»In Barry Farm gab s ne wilde Schießerei. Da herrscht Bandenkrieg. In den News reden sie von nichts anderem mehr.« Er deutete auf seine Ohrhörer. »Es gab sieben Tote und nen Haufen Verletzte.«

»Und warum hat man ihn nicht ins MedStar gebracht?«

Jerry zuckte mit den Schultern, und im selben Moment öffneten sich die Aufzugstüren. Ich war im vierten Stock angelangt, auf dem sich die Neurochirurgie befand.

 

Das Saint Claire liegt südlich des Rock Creek Parks in der Nähe der Taft Bridge. Viele Bewohner Washingtons haben wahrscheinlich noch nie etwas von der kleinen, exklusiven Privatklinik gehört, geschweige denn sie zu Gesicht bekommen. Der herrschaftliche viktorianische Backsteinbau mit den weißen Fenstern ist etwas von der Straße zurück versetzt und versteckt sich zudem hinter hohen alten Bäumen, sodass man schon ganz gezielt danach suchen muss. Der Klinikleitung ist das nur recht, soll das Saint Claire doch nicht für jedermann zugänglich sein: Die meisten unserer Patienten leben im mondänen Kalorama-Viertel und sind hohe Diplomaten aus dem Ausland, die in den umliegenden Botschaften arbeiten und deren Regierungen zähneknirschend die horrenden Krankenhausrechnungen begleichen.

Zu meinem großen Missfallen hält der Klinikdirektor auch nicht viel von der notfallmedizinischen Grundversorgung. Die Aktionäre der Klinik wollen schließlich hohe Einnahmen und niedrige Ausgaben sehen. Aber zum Glück ist das Saint Claire, wie alle Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten, gesetzlich dazu verpflichtet, jeden Notfall zu behandeln, der zu uns gebracht wird. Selbst wenn absehbar ist, dass die Rechnung nicht bezahlt werden kann.

Und so kam es, dass ich Jamaal Carter begegnete.

Er lag auf einer fahrbaren Liege im Gang gegenüber dem Stationszimmer. Außer einem Polizisten eskortierten ihn eine Ärztin und zwei Rettungssanitäter, deren Uniformen von Blut durchtränkt waren. Sie sahen mitgenommen aus und sprachen leise miteinander. Wenn man wusste, mit was für einer Scheiße sie es jeden Tag zu tun hatten, musste die Schießerei wirklich heftig gewesen sein.

Die Assistenzärztin aus der Notaufnahme blätterte mit besorgtem Gesicht im Notfallprotokoll. Sie musste neu sein, ich hatte sie noch nie gesehen.

»Sind Sie der Neurochirurg?«, fragte sie, als sie mich kommen sah.

»Nein, ich bin der Klempner; diesen schicken Kittel hat man mir bloß geliehen, damit mein Blaumann nicht schmutzig wird.«

Sprachlos starrte sie mich an, sodass ich ihr zuzwinkern musste, damit sie den Scherz begriff, dann lachte sie nervös. Den jungen Kollegen hilft es immer, wenn man die Atmosphäre etwas auflockert, weil sie von den langjährigen Ärzten oft wie Hundescheiße an der Schuhsohle behandelt werden, sodass jede noch so kleine menschliche Geste für sie wie ein Glas Wasser in der Wüste ist.

Sie zeigte auf den jungen Schwarzen.

»Eine Schusswaffenverletzung. Glasgow Coma Score 15, Blutdruck 100 zu 60, Puls 89. Sein Zustand ist stabil, aber das Projektil steckt direkt neben dem Th5. Der Kerl ist gerade mal sechzehn.«

Ich warf einen Blick auf das CT, das mir die Ärztin hinhielt, damit ich die genaue Position der Kugel sehen konnte. Es sah nicht gut aus.

Der Junge lag auf dem Bauch und trug Baggy Jeans und eine blaue Jacke der Washington Wizards, deren rechten Ärmel jemand aufgeschnitten hatte, um einen Streifschuss verbinden zu können. Der Arm war von oben bis unten tätowiert, so wie sicher auch der andere, der mit einer Handschelle an die Liege gefesselt war.

Auf der Rückseite der Jacke, dort, wo eigentlich das Teamwappen sein sollte, war ein großes Loch in den Stoff geschnitten. An der Stelle sah man eine kaum blutende Schusswunde. Es hatte ihn an der Wirbelsäule erwischt, unterhalb der Schulterblätter. Seine Werte waren stabil, er schwebte nicht in unmittelbarer Lebensgefahr, aber die Kugel hatte womöglich sein Nervensystem verletzt.

Ich ging neben dem leise stöhnenden Jungen in die Hocke. Er hatte ein fein geschnittenes Gesicht und war durch die Schmerzmittel ziemlich benommen. Ich strich ihm über die Wange.

»Wie heißt du, Kollege?«

Ich musste die Frage mehrmals wiederholen, bis er schließlich reagierte.

»Jamaal â¦ Jamaal Carter.«

»Hör zu, Jamaal, wir kümmern uns um dich. Aber du musst uns helfen.«

Mit einem Wink bat ich die Assistenzärztin, ihm zusammen mit mir seine Nikes auszuziehen, die vor der Schießerei weiß gewesen sein mussten und jetzt schmutzig rot waren.

»Kannst du deine Zehen bewegen?«

Die Zehen bewegten sich nicht. Ich stach mit der Spitze meines Kugelschreibers in seine Fußsohle.

»Spürst du was?«

Zu Tode erschrocken schüttelte er den Kopf und begann zu schluchzen. Wenn dieses Kerlchen schon sechzehn war, war ich der Kaiser von China. Die Mitglieder dieser Gangs wurden von Tag zu Tag jünger.

Was bist du nur für ein verdammter Idiot, Kleiner, dachte ich und wandte mich an die diensthabende Oberschwester, die gerade aus dem Stationszimmer trat, wo sie bis eben telefoniert hatte.

»Was macht dieser Junge hier?«

Nervös rieb sie sich die Hände.

»Das MedStar hat ihn hergeschickt. Sie wissen dort nicht, wo ihnen der Kopf steht, Doktor, und â¦«

»Das weiß ich schon«, herrschte ich sie an. »Ich will wissen, warum er noch nicht im OP ist, verdammt noch mal! Die Kugel muss auf der Stelle raus!«

Ich wollte zum Fußende der Liege gehen, um die Bremsen zu lösen, doch sie stellte sich mir in den Weg. Resigniert ließ ich die Arme sinken. Es hat keinen Zweck, sich mit einer Oberschwester anzulegen, erst recht nicht, wenn sie dreißig Kilo mehr wiegt als man selbst.

»Es tut mir leid, Sie...

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Autor

Juan Gómez-Jurado, geboren 1977 in Madrid, ist derzeit einer der erfolgreichsten spanischen Autoren. Bereits der erste Thriller des mehrfach ausgezeichneten Journalisten wurde zu einem internationalen Bestseller und in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seither ziehen seine Romane Millionen Leser weltweit in den Bann. Mit >Zerrissen