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Skargat 1

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
575 Seiten
Deutsch
Klett-Cotta Verlagerschienen am23.02.20152. Auflage 2015
Schatten über Ahekrien. Die Gespensterhorde des Schwarzen Jägers reitet durch die Nacht. Das Böse erwacht, und in dem skrupellosen Rudrick hat es einen Handlanger gefunden. Es bedroht nicht nur das Dorf, in dem die Freunde Mykar und Cay aufwachsen, sondern das ganze Land. In einem abgelegenen Dorf lebt der Außenseiter Mykar. Vom eigenen Vater und allen Bewohnern verachtet, hat er nur einen Freund: Cay, den Sohn des Dorfpriesters. Als eine Reihe grauenvoller Verbrechen geschieht, machen die verzweifelten Bauern Mykar zum Sündenbock. Sie knüppeln ihn nieder und verscharren ihn im Wald - alle halten ihn für tot. Als Jahre später Cay des Mordes an einem Adligen beschuldigt wird, ist für Mykar die Zeit gekommen zurückzukehren. Verbündete findet er in dem versoffenen Adligen Justinius, dessen verrückter Magd Scara und einer geheimnisvollen Schönen. Keiner von ihnen ahnt, dass viel mehr auf dem Spiel steht als Cays Leben.

Daniel Illger, geboren 1977, hat an der Freien Universität Berlin promoviert und arbeitet als Film- und Literaturwissenschaftler. 'Skargat' ist sein Debütroman.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSchatten über Ahekrien. Die Gespensterhorde des Schwarzen Jägers reitet durch die Nacht. Das Böse erwacht, und in dem skrupellosen Rudrick hat es einen Handlanger gefunden. Es bedroht nicht nur das Dorf, in dem die Freunde Mykar und Cay aufwachsen, sondern das ganze Land. In einem abgelegenen Dorf lebt der Außenseiter Mykar. Vom eigenen Vater und allen Bewohnern verachtet, hat er nur einen Freund: Cay, den Sohn des Dorfpriesters. Als eine Reihe grauenvoller Verbrechen geschieht, machen die verzweifelten Bauern Mykar zum Sündenbock. Sie knüppeln ihn nieder und verscharren ihn im Wald - alle halten ihn für tot. Als Jahre später Cay des Mordes an einem Adligen beschuldigt wird, ist für Mykar die Zeit gekommen zurückzukehren. Verbündete findet er in dem versoffenen Adligen Justinius, dessen verrückter Magd Scara und einer geheimnisvollen Schönen. Keiner von ihnen ahnt, dass viel mehr auf dem Spiel steht als Cays Leben.

Daniel Illger, geboren 1977, hat an der Freien Universität Berlin promoviert und arbeitet als Film- und Literaturwissenschaftler. 'Skargat' ist sein Debütroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608107685
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum23.02.2015
Auflage2. Auflage 2015
Seiten575 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1576045
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
PROLOG

Ziehen wir aus, heut Nacht?«, fragte der Schwarze Jäger. Wie er es schon unzählige Male zuvor getan hatte.

Jubelrufe antworteten ihm. Sie klangen machtvoll und triumphierend, zugleich seltsam hohl, als kämen sie von sehr weit her.

Der Schwarze Jäger wartete einen Moment. Dann stimmte er in das Gebrüll ein. Er riss einen gewaltigen Spieß über seinen Kopf. Den Stab hielt er mit beiden Händen umfasst, in einer wilden, stolzen Geste. Die Klinge war aus schwarzem Metall geschmiedet; mächtige Zacken und Widerhaken stießen aus ihr hervor.

Als der Jubel verklungen war, stellte der Schwarze Jäger die zweite Frage: »Und für wen ziehen wir aus?« Er musste nicht lange auf seine Antworten warten.

»Für den Wanderer auf dunkler Straße«, sagte der erste Reiter.

»Für die Magd auf verlassener Heide«, sagte der zweite Reiter.

»Für den Hirten in einsamen Hügeln«, sagte der dritte Reiter.

»Für die Verirrten und Verlorenen«, grollte eine rauhe, harsche Stimme.

»Für die, die ihren Weg gefunden haben«, wisperte eine dürre Frauenstimme. Sie schien in den Wind einzugehen, der um die Ruine blies. Auf seinen zerzausten Flügeln drang sie bis in die hintersten Winkel des Gemäuers vor.

So erreichte sie auch die Ohren des Mannes, der sich im Schutz des Torbogens verborgen hielt. Da waren noch mehr Stimmen. Mehr Antworten. Doch der Mann war nun zu aufgeregt, um länger zuhören zu können. Er wusste, dass es so weit war. Der Augenblick, auf den er so lange gewartet, den er herbeigesehnt und gefürchtet hatte - er war endlich gekommen.

Noch als er seinen Weg durch den dunklen Wald gesucht hatte - nur mit einer verrußten Sturmlaterne ausgestattet, aus Sorge, man könnte ihn vor der Zeit bemerken -, hatte er sich gefragt, ob er seinen Entscheidungen würde standhalten können. Daran, dass die anderen dies nicht konnten, hatte er keine Sekunde gezweifelt. Deshalb war er allein gekommen. Und das war gut und richtig. Schließlich war alles, was in seinem Leben zählte, in Einsamkeit geschehen. Und so würde es auch in dieser Nacht sein.

Der Mann strich sich die Haare aus dem Gesicht. Dann trat er hinter dem Torbogen hervor. Er hatte Dinge getan, die Henker und Nekromanten erbleichen lassen würden. Dennoch musste er seinen Willen aufs äußerste anspannen, um diesen einen kleinen Schritt zu machen. Ein letztes Mal sah er sich um. Als könnte ihm das Wissen, wo er sich befand, einen Halt in der Wirklichkeit geben, die er nun verlassen würde. Dabei war die uralte Klosterruine ein Ort, den sogar die Räuberbanden, die im Mahrwald ihr Unwesen trieben, zu meiden suchten.

Während er langsam, ganz langsam, auf die Stimmen zuging, dachte der Mann an die Geschichte des Klosters. Für ihn war es eine alte, längst vertraute Geschichte, beruhigend und besänftigend in ihrer Schrecklichkeit: Vor hundert Jahren und mehr war hier ein Sitz der Bruderschaft des Zweiten Todes gewesen - jener Thaala geweihte Kriegerorden, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die unheilige Brut, deren Dasein das Gesetz der Vergänglichkeit verhöhnte, ohne Erbarmen zu verfolgen und bis zum Letzten auszurotten. Doch es schien, dass sich die Ordenskrieger zu tief in die Dunkelheit hineinbegeben hatten. Anstatt sie mit dem Licht ihres Glaubens zu bannen, wurden sie von ihr verschluckt. Bald schon strebten sie nur noch danach, hinter die Geheimnisse der Untoten, Wiedergänger und Werwesen zu kommen, die sie doch hätten vernichten sollen.

Wie so viele andere vor ihnen, wollten die Abtrünnigen den einen Sieg erringen, der jeden weiteren Kampf unnötig machen würde. Den Sieg über den Tod. Und wie so viele andere vor ihnen, wussten die Ordenskrieger keinen Weg, den Tod zu besiegen, als ihn auf seinem eigenen Gebiet herauszufordern.

Die Dörfer, die nah dem Waldrand lagen - an der längst überwucherten Straße, die damals zum Kloster geführt hatte -, zahlten den Blutzoll dieser Herausforderung. Die Abtrünnigen verschleppten Dutzende Männer, Frauen und Kinder. Sie wurden in unterirdische Verliese gesperrt, und nur die Götter wissen, was dort mit ihnen geschah. Es kam vor, dass Schreie vom Wald her hallten. Dann verrammelten die Bauern ihre Türen und Fenster.

Über ein Jahr lang ging das so. Bis die Kunde von den Ereignissen schließlich Elaahs Hohen Tempel zu Mandris erreichte. Gemeinsam mit Ordensbrüdern der abtrünnigen Thaala-Streiter zogen die Sonnenrichter gegen das Kloster aus. Nicht einmal der Wintereinbruch konnte sie aufhalten. An einem vor Eiseskälte klirrenden Tag kam es zum Kampf. Die Frevler leisteten erbitterten Widerstand - was hätten sie auch sonst tun sollen? Namenlose Kreaturen, aus der jenseitigen Finsternis hervorgezerrt, stellten sich den Geweihten und Kriegern entgegen.

Es hieß, dass der Schnee nicht all das Blut hatte aufnehmen können, welches an diesem Tag vergossen wurde.

Es hieß, das vergossene Blut sei nicht nur rot gewesen.

Die Abtrünnigen, die nicht das Glück hatten, durch das Schwert zu fallen, starben auf dem Scheiterhaufen, oder sie wurden in ihre eigenen Verliese eingemauert, wo sie in lichtloser Fäulnis zugrunde gingen. Das Kloster selbst aber wurde in Brand gesteckt und zu einem verfluchten Ort erklärt. Einem Ort, der für Elaahs Gnade verloren war. Kein Rechtgläubiger sollte ihn betreten, so lange im Gedächtnis der Menschen das Wissen darum bewahrt wurde, was hier geschehen war.

Trotz seiner Anspannung musste der Mann lächeln, als er sich die frommen Priester und Ritter vorstellte, all die glaubensstrengen Eiferer, wie sie in heiligem Zorn die Abtrünnigen niederstreckten. Er fragte sich, was sie wohl gesagt hätten, wenn sie gewusst hätten, wer in der heutigen Nacht hinter den geschwärzten Mauern des ehemaligen Klosters versammelt war.

Doch auch die Horde kannte nicht die wahre Bedeutung des Klosters. Für sie war es nur ein weiterer Unterschlupf. Einer der dunklen Plätze, die sie auf ihrer endlosen Reise durch die Nacht aufsuchte, um Rast zu halten, bis die Zeit für die nächste Jagd gekommen war. Der Mann aber wusste es besser. Er wusste, dass die abtrünnigen Ordenskrieger am Ende triumphiert hatten. In ihrem Untergang hatten sie den größten Sieg errungen: Ihre Todesschreie gellten über den Rand der Welt hinaus und fanden ein Echo in der namenlosen Kälte, die kein Segen je erreicht. Denn wenn so viele, die dem weißen Licht hätten dienen sollen, sich dem schwarzen Licht zuwandten, dann hatte das Folgen. Sinkt die linke Schale, steigt die rechte. Das war immer so gewesen, obgleich fast alle es vergessen zu haben schienen - Bettler wie Könige. Was aber geschah, wenn in der einen Schale fast kein Gewicht übrig blieb, wenn sie leicht geworden war, allzu leicht? War es dann nicht an der Zeit, die Waage umzustürzen und demjenigen ins Gesicht zu lachen, der sich angemaßt hatte, die Summe von Gewinn und Verlust zu bestimmen?

Vielleicht würde es schon bald so weit sein. Und vielleicht - wenn auch sein Bruder in Ahekris das Nötige tat; er, den der Mann nie gesehen und dessen Stimme er nie gehört hatte; er, sein Bruder und sein Herr -, vielleicht würde man irgendwann einmal sagen, dass in dieser Nacht alles begonnen hatte. Das war ein Gedanke, der ihm Mut gab. Er machte einen Schritt nach vorne. Dann noch einen.

Schon spiegelte sich das Feuer, um welches die geisterhaften Jäger versammelt waren, in den Augen des Mannes wider. Es war ein schwarzes Feuer, das grelle, zuckende Lichter gegen die halb verfallenen Wände der Klostergebäude warf. Obwohl es den Innenhof fast völlig erleuchtete, war es unmöglich, die Gestalten richtig zu erkennen, die am Rand des Flammenkreises standen. Es waren furchteinflößende Schatten. Sie schienen in Felle gehüllt und trugen Waffen, die an irdische Jagdwerkzeuge gemahnten, zugleich aber fremd waren in ihrer Grausamkeit.

Drei der Gestalten unterschieden sich von dem Rest: Da war ein riesiger Wolf, der in einem Winkel des Hofes kauerte; das war Garoy. Da war ein altes Weib, das sich auf einen knorrigen Stab stützte; das war die Luziera. Und da war er, den sie den Schwarzen Jäger nannten: der Anführer der Horde. Sein Umhang schien aus Dornenranken gewirkt, seine Haare waren wie Moos und Flechten und verfaultes Laub, und drei lange, gebogene Hörner ragten aus seinem Schädel hervor. Es wirkte, als wäre er größer als all die anderen. Vielleicht war er aber nur dunkler, oder strahlender in seiner Schwärze.

Erneut erklang seine Stimme. »Dann lasst die Jagd beginnen!«, schrie er und ballte die Rechte zur Faust.

Unter den Jubel, der nun ertönte, mischten sich das Schnauben der Rösser, auf denen die Nachtgeister reiten würden, und das wütende Gebell der Hunde, die ihre Beute hetzen würden. Die Augen der Pferde waren glutrot, ihr Fell schneeweiß. Auch die Hunde, welche die Größe von Kälbern erreichten, hatten weißes Fell. Weißes Fell und rote, gezackte Ohren.

So sehr der Mann sich auch anstrengte - viel mehr konnte er nicht erkennen. Es war verstörend, etwas zu sehen und zugleich nicht zu sehen. Doch er ahnte, was vor sich ging. Er hatte die Tür einen Spalt weit geöffnet: Es reichte, um auf die andere Seite zu blicken; aber es reichte nicht, um wirklich dort zu sein....
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