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California

Roman
Aufbau Verlagerschienen am01.07.2015
Das Ende des amerikanischen Traums.

Nach einer Folge von verheerenden Naturkatastrophen stehen die Vereinigten Staaten am Rande des Zusammenbruchs. Im politischen Vakuum gehen Armut und Terror Hand in Hand. Wer Geld hat, flüchtet und verbarrikadiert sich in Gated-Communitys. Die Übrigen haben nur eine Chance zu überleben - Flucht in die Wildnis. So auch das junge Paar Cal und Frida. Nur mit dem Nötigsten brechen sie auf und finden am Rande eines Waldes in einer kleinen Hütte Unterschlupf. Als Frida bemerkt, dass sie schwanger ist, könnte das der schönste Moment ihres Lebens sein. Stattdessen hat sie panische Angst. Als sie und Cal von einer geheimen Kommune namens The Land erfahren, keimt Hoffnung auf. Doch die Bewohner von The Land haben ein dunkles Geheimnis, das nicht nur Frida und Cal betrifft, sondern vor allem ihr ungeborenes Kind. Wie weit darf man gehen, um den zu schützen, den man liebt?

California führt in eine Zukunft, die viel näher ist, als uns lieb sein kann, und erschafft ein bedrückend erhellendes Panorama der Menschlichkeit unter extremen Bedingungen. 

'Eines der Bücher, das sie dieses Jahr lesen MÜSSEN.' Huffington Post.

'In ihrem atemberaubenden Debütroman erschafft Edan Lepucki eine satte, sehr realistische und hochkomplexe Zukunftsvision, deren Dramatik sie meisterhaft ausschöpft.' Jennifer Egan.

'Was Edan Lepuckis Roman so fantastisch macht ist, dass ihre Überlebenskünstler uns nicht nur ähneln, sie sind wir, in ihrer Besonderheit und in ihren Dilemmas.' Michael Specktor.


Edan Lepucki, geboren in L.A., US-amerikanische Schriftstellerin und Lehrerin für Kreatives Schreiben, machte ihren Abschluss an der Universität von Iowa und verfasste bereits preisgekrönte Kurzgeschichten. California ist ihr brillantes Romandebüt, das in den USA als Symbol für den Kampf gegen die Dominanz von Amazon auf dem amerikanischen Buchmarkt berühmt wurde.
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Produkt

KlappentextDas Ende des amerikanischen Traums.

Nach einer Folge von verheerenden Naturkatastrophen stehen die Vereinigten Staaten am Rande des Zusammenbruchs. Im politischen Vakuum gehen Armut und Terror Hand in Hand. Wer Geld hat, flüchtet und verbarrikadiert sich in Gated-Communitys. Die Übrigen haben nur eine Chance zu überleben - Flucht in die Wildnis. So auch das junge Paar Cal und Frida. Nur mit dem Nötigsten brechen sie auf und finden am Rande eines Waldes in einer kleinen Hütte Unterschlupf. Als Frida bemerkt, dass sie schwanger ist, könnte das der schönste Moment ihres Lebens sein. Stattdessen hat sie panische Angst. Als sie und Cal von einer geheimen Kommune namens The Land erfahren, keimt Hoffnung auf. Doch die Bewohner von The Land haben ein dunkles Geheimnis, das nicht nur Frida und Cal betrifft, sondern vor allem ihr ungeborenes Kind. Wie weit darf man gehen, um den zu schützen, den man liebt?

California führt in eine Zukunft, die viel näher ist, als uns lieb sein kann, und erschafft ein bedrückend erhellendes Panorama der Menschlichkeit unter extremen Bedingungen. 

'Eines der Bücher, das sie dieses Jahr lesen MÜSSEN.' Huffington Post.

'In ihrem atemberaubenden Debütroman erschafft Edan Lepucki eine satte, sehr realistische und hochkomplexe Zukunftsvision, deren Dramatik sie meisterhaft ausschöpft.' Jennifer Egan.

'Was Edan Lepuckis Roman so fantastisch macht ist, dass ihre Überlebenskünstler uns nicht nur ähneln, sie sind wir, in ihrer Besonderheit und in ihren Dilemmas.' Michael Specktor.


Edan Lepucki, geboren in L.A., US-amerikanische Schriftstellerin und Lehrerin für Kreatives Schreiben, machte ihren Abschluss an der Universität von Iowa und verfasste bereits preisgekrönte Kurzgeschichten. California ist ihr brillantes Romandebüt, das in den USA als Symbol für den Kampf gegen die Dominanz von Amazon auf dem amerikanischen Buchmarkt berühmt wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841209160
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.07.2015
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4584
Artikel-Nr.1581428
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Auf der Landkarte war ihr Ziel eine grüne Fläche gewesen, als würden sie auf einen Golfplatz umziehen. Keine Freeways in der Nähe und eigentlich auch sonst keine Straßen: Die hatte man längst dem Verfall überlassen. Frida hatte den Ort insgeheim das Jenseits genannt, und auf dem Weg dorthin, wenn sie sich in verlassenen Raststätten verstecken mussten oder das Auto mit dem letzten Rest Benzin betankten, hatte sich ihr Ziel wie eine Verheißung angefühlt. Sie stellte es sich als ländliche Gemeinde vor. Cal war der Bürgermeister. Und sie die Frau des Bürgermeisters.

Natürlich kam es ganz anders. Der Wald hatte nicht auf sie gewartet. Wenn überhaupt, hatte er wieder und wieder versucht, sie loszuwerden. Aber sie waren geblieben, im Grunde sogar gut zurechtgekommen. Inzwischen konnte Frida über die Erinnerung an sich selbst vor zwei Jahren nur noch lachen: wie sie fluchend ihre Tasche hinter sich her schleifte, die Fingernägel völlig zerkaut. Magenschmerzen, dreckig wie noch nie. Selbst ihre Knie hatten gestunken.

Sie dachte, es würde leichter werden, wenn sie erst einmal da wären. Sie hätte es besser wissen sollen. Die Anstrengungen waren längst nicht vorbei; sie wurden eher noch größer, und monatelang wechselten sich Erschöpfung und Angst in ihrem Inneren im Sekundenrhythmus ab - tick, tack. Die tiefschwarze Nacht glitt wie eine Klinge über ihren Körper, und sie sehnte sich nach ihrem alten Kinderbett. Nach irgendeinem Bett.

Sie hatte ein paar Dinge eingepackt, die ihr etwas Trost verschaffen sollten: das kaputte Gerät zum Beispiel und eine Streichholzschachtel von ihrer Lieblingsbar. Ihre Artefakte sagte Cal dazu. In einer so völlig von der Vergangenheit abgeschnittenen Welt war die Verbindung mit diesen Gegenständen ihre einzige Möglichkeit gewesen, bei Verstand zu bleiben. Sie war es immer noch.

Frida versuchte, sie nicht zu oft hervorzuholen, aber Cal war gerade rausgegangen, um zu graben, und würde nicht vor einer Stunde zurück sein. Obwohl die Sonne nur schwach vom grauen Himmel schien, hatte er sein kariertes Hemd und ein Halstuch getragen. Sie hatten immer noch eine Flasche Sonnencreme, aber die war abgelaufen und wässrig geworden wie Magermilch.

»Bleib eine Weile drinnen«, hatte er beim Losgehen gesagt.

Frida hatte die Arme in seinem Nacken verschränkt. »Wo sollte ich auch hin?«

Er küsste sie zum Abschied auf den Mund, wie er es immer noch tat und immer tun würde. Sie war in Gedanken schon bei den Artefakten, die in einer alten Aktentasche unter einer der ungenutzten Campingliegen verstaut waren. Der Morgen war hart gewesen.

Cal hatte die Tür hinter sich zugemacht, und als sich das Geräusch seiner Schritte entfernte, holte sie als Erstes die Tasche hervor. Sie fischte aus dem kleinen Haufen von Gegenständen den Abakus heraus. Es gefiel ihr, die blauen Perlen auf den Drähten hin und her zu schieben. Sie zählte, tippte, schloss die Augen. Frida hatte als Kind mit dem Abakus gespielt und hatte schon damals seine beruhigende Wirkung gebraucht. Ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Micah hatte auch einen, mit roten statt mit blauen Perlen, aber eines Tages, mit sieben ungefähr, hatte er ihn zerlegt und die Perlen auf eine Schnur gezogen. Er hatte sie seiner Mutter als Kette geschenkt.

Frida ließ die Perlen klackern. Sie ertappte sich dabei, dass sie schon wieder die Tage zählte. Zweiundvierzig.

»Überfällig«, sagte sie laut, und ihre Stimme klang dünn und kläglich in dem Einzimmerhaus. Die Wände schienen ihre Worte einzuatmen; sie würden ihr Geheimnis für sich behalten, bis sie es Cal verriet.

»Ich bin überfällig«, wiederholte sie und zwang sich, mit fester Stimme zu sprechen. Sie würde es ihm bald sagen müssen, und zwar genau so. Sie durfte nicht durchdrehen. Sie musste es verkünden wie jede andere Tatsache auch.

Frida schob die letzte Perle über den Draht. Ihr gefiel die Vorstellung, den Draht vom Rahmen loszumachen und die Perlen davonrollen zu lassen. Sie könnte sich eine in den Mund stecken und daran lutschen wie an einem Bonbon. Aber dann hätte sie den Abakus nicht mehr.

Sie legte ihn weg und durchwühlte die Tasche nach etwas Besserem. Die anderen Artefakte brachten jetzt nichts. Weder das Gerät noch die Streichholzschachtel noch die gerissene Duschhaube, von der sie sich einfach nicht trennen konnte. Noch die handgeschriebenen Kuchenrezepte ihrer Mutter, die sie auswendig wusste und hier draußen nicht gebrauchen konnte. Noch die uralte Buntstiftkiste oder der halbleere Parfümflakon.

Sie wusste, was sie wollte.

Anders als die anderen Gegenstände war die Bratensaftpipette neu gewesen. Frida hatte sie gerade deshalb mitgenommen, weil sie in L. A. keine besessen hatten; sie war etwas Besonderes, ein einfacher Gegenstand, der das Davor von dem Danach deutlich abgrenzte. Frida hatte sich ausgemalt, die Pipette an Thanksgiving zu benutzen - wenn sie es überhaupt feiern würden. Sie hatte vermutet, dass es hier keine Truthähne geben würde, und Recht behalten.

Thanksgiving. Dieser Feiertag wirkte in ihrer Erinnerung so altertümlich wie etwas aus dem Märchenbuch: Es war einmal vor langer, langer Zeit, da hat Goldlöckchen Frida sich ordentlich überfressen.

Frida konnte sich nicht mehr zurückhalten und zog die Pipette aus der Aktentasche. Sie war in altes, mit Lebkuchenmännern und Mistelzweigen bedrucktes Weihnachtsgeschenkpapier eingewickelt, und Frida wickelte sie behutsam aus. Vor ein paar Wochen hatte sie sie zum letzten Mal hervorgeholt und sorgfältig wieder verstaut. Sie durfte nicht beschädigt werden.

Im Laden hatte Frida so viel Spaß daran gehabt, damit herumzuspielen, auf die Gummiblase zu drücken, dass die Luft vorn aus der Glastülle pupste. Sie hatte sich gefragt, ob sie sie eines Tages benutzen würden, um ein Kind zu zeugen: als ihre eigene, improvisierte Fruchtbarkeitsbehandlung. Komisch, dass ihr das schon damals durch den Kopf gegangen war.

Aber nein, dachte Frida jetzt, nein, sie war nicht schwanger. Sie durfte nicht schwanger sein. Am besten dachte sie nicht weiter daran.

Die Bratensaftpipette war im Angebot gewesen. Der Laden sollte schließen, wie so viele andere auch. Als die ersten Filialen pleite gingen, hatte es keiner glauben wollen. »Quatsch, so eine Riesenkette!«, hatten sie gesagt. Als Mädchen war Frida mit ihren Freundinnen hingegangen, um all die überflüssigen Gebrauchsgegenstände zu bestaunen: die Sojasaucenbehälter, die winzigen Perlmutt-Löffelchen, die bauchigen Glaskrüge. Schon damals hatte sie niemanden gekannt, der sich die Sachen leisten konnte. Mit dreizehn gab sie ihr ganzes Geburtstagsgeld für eine einzige Stoffserviette aus. Ihre Mutter hätte sie umgebracht, wenn sie es mitbekommen hätte; damals waren die Zustände nicht katastrophal, noch nicht, aber es waren harte Zeiten, und Frida konnte sich vorstellen, wie ihre Mutter sich über so eine Verschwendung aufgeregt hätte. Frida hatte die Serviette in der Tasche einer Jacke versteckt, die sie nie trug.

Aber bei ihrem letzten Einkauf, mit sechsundzwanzig, war sie nicht mehr das dumme kleine Ding von damals, oder jedenfalls redete sie sich das ein. Der Laden hatte ausgesehen wie nach einer Plünderung. Frida erinnerte sich noch an die grellen Scheinwerfer; sie wurden von einem Generator in der Ecke versorgt und beleuchteten die letzten Waren, die wild durcheinander in Plastikeimern lagen. Die Kasse stand am Ausgang, und das Mädchen, das dort arbeitete, akzeptierte nur Gold als Zahlungsmittel, keinen Schmuck - es musste alles schon eingeschmolzen sein.

Frida konnte sich nicht an das Gesicht des Mädchens erinnern, wohl aber an ihren Eyeliner. Wie war sie bloß an Eyeliner gekommen? Vielleicht war er aus den Altbeständen ihrer Mutter und ganz hinten im Badezimmerschrank langsam vor sich hin vertrocknet. Sie hätte ihn verkaufen können, wenn sie wollte, aber sie hatte es nicht getan. Das Mädchen war nicht mal achtzehn, wohl eher sechzehn Jahre alt. Eine Woche später machte der Laden dicht, hielt sich nicht mal bis Weihnachten.

Im Frühling feierte Frida ihren siebenundzwanzigsten Geburtstag in einer leeren Wohnung; die Sachen lagen fertig verpackt im Flur. Zumindest dies eine Fest hatte sie noch in L. A. verbringen wollen, immerhin war sie dort geboren. Cal hatte sie nicht davon abbringen können.

Frida hielt die Bratensaftpipette an der Gummiblase fest und hob sie ins Licht. Der Laden war seit ihrer Abreise sicher verwildert, und mit ihm die anderen Geschäfte in dieser dämlichen Mall. The Grove hatte man sie genannt, Der Hain. Vielleicht waren dort in den letzten zwei Jahren nun tatsächlich Bäume gewachsen. Die berühmte Straßenbahn war vermutlich verrostet, ihre Glocke geklaut. Die Wasserspiele, die Touristen und Kinder angezogen hatten, waren trocken; entweder das oder mit giftigem Schlamm verstopft.

Und das Mädchen? Vielleicht war sie mutig und dumm genug gewesen, sich auch in die Wildnis aufzumachen, nur ein paar winzige Sherrygläser und Stoffservietten im Gepäck. Vielleicht eine Bratensaftpipette.

Damals in L. A. hatte Frida die Pipette vor Cal verheimlicht, weil sie Gold dafür ausgegeben hatte - Gold, das sie für ihre Reise sparen wollten. Sie hatten fast ein Jahr gebraucht, um genug für Benzin und andere Vorräte zusammenzubekommen. Es war ein leichtfertiger Einkauf gewesen, und sie wusste es. Sie war noch immer das Mädchen von damals, das Schätze hortete. Sie hatte sich kein bisschen verändert.

Bei der Abreise hatte sie die Pipette gut...
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Autor

Edan Lepucki, geboren in L.A., US-amerikanische Schriftstellerin und Lehrerin für Kreatives Schreiben, machte ihren Abschluss an der Universität von Iowa und verfasste bereits preisgekrönte Kurzgeschichten. California ist ihr brillantes Romandebüt, das in den USA als Symbol für den Kampf gegen die Dominanz von Amazon auf dem amerikanischen Buchmarkt berühmt wurde.