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Dem Otto sein Leben von Bismarck

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
128 Seiten
Deutsch
Beck C. H.erschienen am12.02.20151. Auflage
'Er ist die denkbar interessanteste Figur, ich kenne keine interessantere', schrieb Theodor Fontane über den Reichsgründer, der fast ein Menschenalter die Richtung der preußisch-deutschen Politik bestimmte. Schon zu Bismarcks Lebzeiten war eine Fülle von Geschichten und Anekdoten über ihn im Umlauf, so viele wie wohl über keine andere Figur von welthistorischer Bedeutung. Die besten versammelt der vorliegende Band und zeichnet so ein bisher unbekanntes Lebensbild des Eisernen Kanzlers: mal kurios und erheiternd, mal entwaffnend und entlarvend, in jedem Fall aber pointiert und charakteristisch.

Ulrich Lappenküper ist Professor an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg und Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh. Ulf Morgenstern ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Otto-von-Bismarck-Stiftung und Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,49

Produkt

Klappentext'Er ist die denkbar interessanteste Figur, ich kenne keine interessantere', schrieb Theodor Fontane über den Reichsgründer, der fast ein Menschenalter die Richtung der preußisch-deutschen Politik bestimmte. Schon zu Bismarcks Lebzeiten war eine Fülle von Geschichten und Anekdoten über ihn im Umlauf, so viele wie wohl über keine andere Figur von welthistorischer Bedeutung. Die besten versammelt der vorliegende Band und zeichnet so ein bisher unbekanntes Lebensbild des Eisernen Kanzlers: mal kurios und erheiternd, mal entwaffnend und entlarvend, in jedem Fall aber pointiert und charakteristisch.

Ulrich Lappenküper ist Professor an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg und Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh. Ulf Morgenstern ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Otto-von-Bismarck-Stiftung und Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406675249
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum12.02.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6197
Seiten128 Seiten
SpracheDeutsch
Illustrationenmit 9 Abbildungen
Artikel-Nr.1582218
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorwort I. Kindheit und Jugend II. Vom Studenten zum Gutsherrn und Abgeordneten III. Diplomat in Frankfurt, St. Petersburg und Paris IV. Ministerpräsidentschaft V. Reichskanzlerzeit VI. Der Alte im Sachsenwald Lebenslauf Bildnachweis Quellenbelege 
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Leseprobe

 


Der Junker


 

 
II. Vom Studenten zum Gutsherrn
und Abgeordneten
Die Heilkraft der Schlagwurst

Während seiner Studienzeit in Göttingen erkrankte Bismarck am kalten Fieber[1], wahrscheinlich infolge von Überanstrengung. Denn die meisten Studenten pflegen spät nachts zu studieren, des Tages und in den Abendstunden ihren studentischen Vergnügungen nachzugehen, soweit ihre Zeit durch Vorlesungen nicht belegt ist.

Ob nun gerade Herr von Bismarck auch ein solcher Nachtstudierender und Tagesvergnügler war, wollen wir nicht behaupten, zu Zeiten wird er es aber doch wohl gewesen sein.

Der Arzt, den er konsultierte, verschrieb ihm das bekannte Fiebermittel Chinin. Bismarck war indessen ein Feind aller und jeglicher Medizin.

Nun war zufällig zu jener Zeit eine Sendung Schlagwurst[2] und Spickgans[3] von zu Hause eingetroffen. Diese spezifisch heimatlichen Eßwaren weckten in Bismarck auch den alten heimatlichen Appetit und anstatt Chinin zu nehmen, verspeiste er mit großem Wohlbehagen die zwei Pfund Schlagwurst, ging dann spazieren und stärkte sich im weiteren an einigen Krügen Bier.

Die Folge war, daß er hierauf sehr gut schlief und des andern Tages wieder wohl und munter aufstand.

Als er den Besuch des Arztes empfing, apostrophierte er diesen schalkhaft:

«Dem Himmel sei Dank, bester Herr Doktor, das Fieber ist verschwunden.»

«Ja, ja,» erwiderte der Arzt, «Chinin ist eben ein vortreffliches Mittel.»

«Diesmal wohl nicht, bester Herr Doktor, aber zwei Pfund Schlagwurst brachten diese Wirkung hervor und das Übrige mag die Natur vollzogen haben.»
Blutige Mensur

Erinnerungen Reinhold von Thadden-Trieglaffs [4] an einen Besuch bei Bismarck 1867

Eine sehr anschauliche Beschreibung gab uns auch Bismarck von einer Göttinger Mensur. Ein angehender Arzt habe sich daran gewöhnen wollen, Blut sehen zu können, und hätte deshalb auch einem Bismarckschen Zweikampfe beigewohnt. Der abhärtungsbeflissene Schüler Äskulaps[5] habe sich anfangs dem grausigen Anblicke gegenüber sehr fest gezeigt, als aber Bismarck eine tüchtige Quart[6] wegbekommen und mit der Zunge untersucht habe, ob die Wunde durchgekommen sei, wäre bei dem Anblicke seiner aus der Wange hervortretenden Zungenspitze der junge Medikus erblaßt und sofort in Ohnmacht gefallen.
Der säumige Schuster

In seiner Berliner Referendarzeit hatte Bismarck einen Schuster, der seine Termine trotz bündigster Versprechungen nicht einhielt.

Als das nun wiederum einmal geschah, erschien morgens um sechs Uhr beim Schuster ein Bote mit der einfachen Frage: «Sind die Stiefeln für Herrn von Bismarck fertig?» Auf die Verneinung des Meisters entfernte sich der Bote, aber nach 10 Minuten: Klingling! klingling! ein zweiter Bote: «Sind die Stiefeln für Herrn von Bismarck fertig?» und so ging es, von 10 Minuten zu 10 Minuten, immer dieselbe Frage den ganzen Vormittag, den ganzen Nachmittag, bis am Abend die Stiefeln fertig waren. Dieser Schumacher wenigstens hat Bismarck niemals wieder auf seine Stiefeln warten lassen.
Ein gewitzter Auskultator

Der Auskultator[7] Otto v. Bismarck vernimmt eines Tages einen echten Berliner zu Protokoll, der durch seine Unverschämtheit endlich die Fassung des Protokollführers so erschüttert, daß dieser aufspringt und ihm zuruft: «Herr, menagieren[8] Sie sich, oder ich werfe Sie hinaus!» Der anwesende Stadtgerichtsrat klopft dem erhitzten Auskultator freundschaftlich auf die Schulter und flüstert beruhigend: «Herr Auskultator, das Hinauswerfen ist meine Sache!» Die Vernehmung wird fortgesetzt; es dauert aber gar nicht lange, so springt Bismarck wieder auf und donnert: «Herr, menagieren Sie sich, oder ich lasse Sie durch den Herrn Stadtgerichtsrat hinauswerfen!»
Gekränkte Eitelkeit

Von der Referendarstelle in Potsdam ließ Bismarck sich bald befreien, weil er sich Vorgesetzten nicht unterordnen mochte.

Keine Antwort blieb er seinem Chef, der ihn vielleicht etwas zu schroff behandelte, schuldig, oft fielen sie sogar scharf aus. Das bewirkte steigende Erbitterung auf beiden Seiten. Einmal machte er dem Chef klar, daß in der Gesellschaft ein Herr von Bismarck ebensoviel sei als ein Herr von X. Wieder einmal vergaß der Chef die Anwesenheit des Referendars in seinem Zimmer, stellte sich wie selbstvergessen ans Fenster und trommelte mit den Fingern auf einer Scheibe. In Bismarck kochte es, er stellte sich ebenfalls an ein Fenster und trommelte den Dessauer Marsch. Für alle derartigen kleinen Lehren suchte sich einst der Chef zu rächen, indem er Bismarck eines Tages eine Stunde in seinem Vorzimmer warten ließ. Als er ihn dann vorließ, fragte er in kurzer Weise: «Was wünschen Sie?» Bismarck entgegnete rasch entschlossen: «Ich war hierher gekommen, um Urlaub zu erbitten, jetzt bitte ich um meinen Abschied.»
Der tolle Junker

Auf einer Reise nach Varzin[9] 1877 hört der Journalist Moritz Busch eine Anekdote über Bismarcks Sturm- und Drangzeit auf Gut Kniephof.

Schaudernd hörten damals die jungen Fräulein der benachbarten Edelhöfe und deren Mütter und Basen, kopfschüttelnd und ein schreckliches Ende weissagend deren Väter und Onkel von wüsten Gelagen, bei denen Fluten von Champagner und Porter [10], zu «Kriegsbowlen» gemischt, vertilgt worden waren, von Ritten, als ob der wilde Jäger daher käme, von Pistolenschüssen, mit denen mitten in der Nacht die Gäste geweckt wurden, von kecker Verspottung des Herkommens durch allerlei Unfug und Übermut. Daß vieles hiervon Wahrheit sei, konnte das alte Herrenhaus in Kniephof bezeugen, das, von den Genossen oder den Tadlern des Junkers nicht uneben in «Kneiphof» umgetauft, jetzt längst einem elegantern Platz gemacht hat. Daß manches wenigstens zur Hälfte Dichtung der Nachbarn sei, konnte es ebenfalls darthun. Das Unheil endlich, das gesetzte Leute aus dem Unfuge prophezeiten, ist gleichermaßen Phantasie geblieben. Der gärende Most klärte sich trotz seines Brausens zur rechten Zeit, und was daraus geworden ist, weiß die Welt.
Das Wettschießen

Besuch des Wirklichen Geheimen Rats Richard Krauel[11] bei Bismarck in Varzin 1887

Die Unterhaltung kam auf das Pistolenschießen, wobei der Fürst erwähnte, daß er als junger Mann bei scharfen Augen und ruhiger Hand eine große Treffsicherheit besessen habe. Eines Abends sei er irgendwo in ein Wirtshaus gekommen und habe dort einen Gast angetroffen, welcher beim Lesen den Docht einer auf dem Tische stehenden, schlecht brennenden Talgkerze, wie sie damals als einzige Beleuchtung üblich war, fortwährend mit einer Lichtschere schneuzte.[12] Hierdurch gereizt, seine Kunst zu zeigen, habe er, Bismarck, mit einer Pistole, die er bei sich führte, den aus der Flamme hervorragenden Docht abgeschossen, ohne das Licht zum Umfallen zu bringen. Der Gast habe sich dann erhoben und gesagt: «Sie scheinen ein guter Schütze zu sein, lassen Sie uns ein Wettschießen veranstalten», worauf beide gegen das Glasfenster einer Tür, die aus der Gaststube in ein anderes Zimmer führte, ein Feuer eröffnet hätten in der Weise, daß sie durch die runden Kugellöcher eine geometrische Figur zu bilden versuchten. Nach kurzer Zeit hätten sie ein Geräusch im Nebenzimmer gehört, aus dem zu ihrer nicht geringen Überraschung ein Mensch im Nachtgewande hervorgestürzt sei und in einem Gemisch von Holländisch und Deutsch ausgerufen habe: «Zu Hilfe, man schießt auf mich, Diebe, Räuber, man will mich morden!» Der Fürst ahmte die klägliche Stimme des aus seiner Nachtruhe aufgestörten Holländers in sehr komischer Weise nach und erzählte die ganze Geschichte mit solchem Behagen und solcher Lebhaftigkeit, daß unter dem Eindruck der Erinnerung an diesen Jugendstreich sich seine Züge zu verändern schienen, und ich, wie in einer plötzlichen Vision, den «tollen Bismarck» vor mir zu sehen glaubte, der als Gutsherr auf Kniephof die ihn besuchenden Freunde durch seine berühmten Pistolenschüsse erschreckte.
Der gewichtige Deichhauptmann

Kurz nach der Übersiedlung auf das väterliche Gut Schönhausen übernahm Bismarck das Amt des Deichhauptmanns.[13]

Als Herr von Bismarck gelegentlich einer Deichbesichtigung sich einst durch das plötzlich ihn umspülende Wasser am Weiterschreiten verhindert sah, erbot sich ein an der Stelle angelnder Schönhauser Bauersmann, ihn über die unpassierbare Stelle hinauszutragen. «Aber lieber Pütsch, ich wiege 182 Pfund.» «Det schadt äm nischt», erwiderte Pütsch, «unsern gnädigen Herrn Deichhauptmann dragen wi all mit Freuden, un wenn he ok tweehundert Pund wägen deit.»
Ein vornehmer Mann
mit verwickelten Verhältnissen

1867 erzählte Bismarck seinem Freund Robert von Keudell [14] vom Eindruck, den er nach der Verlobung mit Johanna von Puttkamer [15] 1846 auf die Damen aus ihrer Nachbarschaft gemacht...
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Autor

Ulrich Lappenküper ist Professor an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg und Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh. Ulf Morgenstern ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Otto-von-Bismarck-Stiftung und Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg.