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Spiegelmord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am22.10.20151. Auflage
Er war ein Monster. Jetzt ist er tot. Waren seine Opfer auch seine Henker? Der neue, atemberaubende Psychothriller von Claus Probst wird Sie nicht kaltlassen! Nach dem Mord an einem Mann, der offenbar seine Tochter misshandelt hat, geraten fünf Frauen in den Fokus der Polizei. Sie alle wurden Opfer brutaler Gewalt. Sie alle sind Patientinnen bei Psychotherapeutin Carmen Mingus. Hat Mingus eine der Frauen zur Selbstjustiz motiviert? Oder ist der einstige Gangster Manfred Gold in die Tat verwickelt? Dann stirbt ein weiterer Mann auf grausame Weise. Wird Kommissarin Lena Böll das Verständnis, das sie für die Motive der Taten empfindet, selbst zur Falle? »Die Angst besiegt man nicht, indem man vor ihr flüchtet oder sie umgeht.' 'Sondern?' 'Man läuft mitten durch sie hindurch.« Claus Probst

Claus Probst arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut und Kinder- und Jugendpsychiater. 2012 gewann er den Agatha-Christie-Preis. Nach »Nummer Zwei« und »Spiegelmord« ist dies sein dritter Thriller. Claus Probst lebt mit seiner Familie in Mannheim.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEr war ein Monster. Jetzt ist er tot. Waren seine Opfer auch seine Henker? Der neue, atemberaubende Psychothriller von Claus Probst wird Sie nicht kaltlassen! Nach dem Mord an einem Mann, der offenbar seine Tochter misshandelt hat, geraten fünf Frauen in den Fokus der Polizei. Sie alle wurden Opfer brutaler Gewalt. Sie alle sind Patientinnen bei Psychotherapeutin Carmen Mingus. Hat Mingus eine der Frauen zur Selbstjustiz motiviert? Oder ist der einstige Gangster Manfred Gold in die Tat verwickelt? Dann stirbt ein weiterer Mann auf grausame Weise. Wird Kommissarin Lena Böll das Verständnis, das sie für die Motive der Taten empfindet, selbst zur Falle? »Die Angst besiegt man nicht, indem man vor ihr flüchtet oder sie umgeht.' 'Sondern?' 'Man läuft mitten durch sie hindurch.« Claus Probst

Claus Probst arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut und Kinder- und Jugendpsychiater. 2012 gewann er den Agatha-Christie-Preis. Nach »Nummer Zwei« und »Spiegelmord« ist dies sein dritter Thriller. Claus Probst lebt mit seiner Familie in Mannheim.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104006819
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum22.10.2015
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1190 Kbytes
Artikel-Nr.1697360
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Davor

Mit der Angst verhält es sich seltsam. Sie hat keine Kondition. Sie ergreift von dir Besitz, kriecht kalt durch deinen Körper und schwillt beständig an. Aber sie hält nicht lange durch. Wenn du glaubst, es nicht länger ertragen zu können, flaut sie schon wieder ab, auf ein Maß, das auch du dauerhaft auszuhalten vermagst, und bevor du noch begreifst, was genau mit dir geschieht, hast du dich arrangiert. Bemüht, sie auf keinen Fall anzutasten und sie nicht unnötig zu reizen. Weil du überzeugt bist, dass sie dich nur vorübergehend schont und dass sie - falls sie nur will - jederzeit hervorbrechen und dich doch noch vernichten kann. Sie nutzt aus, dass dir, hilflos wie du warst, ein entscheidendes Detail entging: Dass nämlich auch sie einen Schwachpunkt hat und nicht endlos lange durchhalten kann. Also schleppst du sie devot mit dir herum wie einen blutsaugenden Parasiten, lebendig, aber geschwächt. Überzeugt, sie nie wieder loswerden zu können. Und solange du daran glaubst, behältst du damit recht und wirst gehorsam zu ihrem Sklaven.

Manchmal aber, wenn etwas diesen Glauben zu erschüttern vermag, täuschst du dich auch. Und erkennst: Die Angst ist bezwingbar.

Denn sie hat mächtige Gegner.

 

Als sich Sara Marini der Glastür näherte, trat ihr ein Spiegelbild gegenüber, das sich gegen die Nacht jenseits des Glases so deutlich abhob, dass es ihr für die Dauer einer Sekunde wirklicher erschien als sie selbst. Eine junge Frau, demnächst zwanzig, keine Schönheit, aber gutaussehend, in einem Körper, dem die Männer Beachtung schenkten, schlank und kurvig, mit ein wenig zu dicken Oberschenkeln, aber dennoch so attraktiv, dass er ein Leben zu ruinieren vermochte. Ein Körper, den sie seit Jahren hasste. Ein Körper, der ihr fremd geworden war.

Draußen auf dem Messplatz regnete es noch immer, allerdings längst nicht mehr so stark, dass man Schutz suchen musste. Als sie vor einer Stunde Carmen Mingus´ Praxis verlassen hatte, waren die Straßen noch trocken gewesen. Dann, gleich vor der Haustür, ein erster Blitz, mehrfach verzweigt und beeindruckend schön, dicht gefolgt von einem Donnern, welches klang, als würden Wolken explodieren, und als hätte es nur eines Startsignals bedurft, schien ein Meer von Wasser auf die Stadt herabzustürzen, und mit einem Mal waren die Menschen nur noch rennend unterwegs. Da sie wie üblich keinen Schirm bei sich trug, hatte auch sie eilig Unterschlupf gesucht und sich mit einem wilden Sprint ins Platzhaus geflüchtet, wo sie ein Glas Rotwein bestellte, um das Ende des Gewitters abzuwarten. Während sie die Tür anstarrte und unwillig ihr Spiegelbild musterte, spielte sie mit dem Gedanken, umzukehren und noch ein wenig zu bleiben, auf ein weiteres Glas oder um sich etwas zu essen zu bestellen. Doch sie kannte sich zu gut, um sich selbst zu belügen. Auch nach einem weiteren Glas würde sie beim Anblick der Tür genau das Gleiche denken, so dass ihr auf Dauer nichts anderes übrigblieb, als sich ihrer Angst zu stellen und das Lokal zu verlassen.

Falls sie da draußen auf sie warten sollten, würden sie auch noch länger warten.

Wie hatte Carmen Mingus es so schön formuliert?

»Die Angst besiegt man nicht, indem man vor ihr flüchtet oder sie umgeht.«

»Sondern?«

»Man läuft mitten durch sie hindurch.«

Arme Carmen Mingus! Wie viele Therapeuten so schien auch sie zu glauben, das Leben allein durch Worte in eine andere Richtung lenken zu können. Zuweilen gelang das vermutlich auch. Aber mit Sicherheit nicht immer. Jemand wie Richie jedenfalls würde sich durch kluge Sprüche bestimmt nicht aufhalten lassen.

Sie hätte Richie nicht anlügen dürfen!

Als die Tür ins Schloss gefallen war, ging sie eilig los. Wegen des Gewitters war der alte Messplatz noch menschenleer, doch um ihn herum floss wie immer reger Verkehr. Aus in den Boden eingelassenen Brunnen quollen Wasser und Licht, und die feuchten Granitplatten schienen in der Dunkelheit zu funkeln und mit jedem ihrer Schritte ihr Aussehen zu verändern. An der östlichen Seite des Platzes lag hell erleuchtet die Alte Feuerwache. Die großen, rotweiß lackierten Tore zogen den Blick magisch auf sich und lenkten ab von den dahinterliegenden Hochhäusern, die in den Himmel ragten wie Monster aus einer trostlosen Welt. Während Sara den großen Platz überquerte, hielt sie Ausschau nach dem Range Rover. Wenn sie unterwegs waren, dann immer zu viert und immer in Eriks Angeberschlitten. Obwohl Richie unangefochten ihr Anführer war. Aber Richard Drexler fuhr einen winzigen Nissan, welcher der Gruppe zu wenig Platz bot. Um nicht aufzufallen. Im Gegensatz zu Erik hatte Richie es nicht nötig, seine Macht mit einem Wagen zu demonstrieren. Von Richie hing alles ab. Was auch immer er beschloss, sie würden auf ihn hören.

Auf der anderen Seite des Platzes waren Hunderte von Wagen geparkt, meist von Nachtschwärmern, welche die umliegenden Kneipen bevölkerten. Darunter auch ihr Fiesta. Sie hatte ihn bewusst nicht in der Nähe der Praxis abgestellt. Nur für den Fall, dass sie dort gezielt nach ihr suchen würden. Jetzt, nur noch spärlich beleuchtet, ging von dem Ort etwas Bedrohliches aus. Er lag direkt am Neckarufer, und die Bäume und Büsche, die an die Böschung grenzten, boten ausreichend Deckung, um in Ruhe abzuwarten und jemandem aufzulauern. Auf dem Gelände war niemand zu sehen. Nur die üblichen herumhuschenden Schatten, die man - wenn man sich fürchtet - immer sieht. Ihr wurde kalt. Warum hatte sie nicht irgendwo anders geparkt?

Der Regen ließ weiter nach, aber sie war bereits völlig durchnässt. Als sie in eine Pfütze trat, schwappte Wasser zwischen ihre Zehen, erst kühl, dann körperwarm. Von ihrem Wagen trennten sie nur noch knapp hundert Meter. Sie zögerte, ob sie nicht besser kehrtmachen und sich ein Taxi rufen sollte. Als sie sich aber nochmals zum Platzhaus umdrehte, erkannte sie erschrocken, dass sie nicht länger allein war. Nur noch fünfzig Meter von ihr entfernt kam ein Mann genau auf sie zu. Er war an die zwei Meter groß, und sein Schädel war nahezu kahl rasiert. Ein Mann, dem man als Frau im Dunkeln auf keinen Fall begegnen möchte - und vermutlich auch nicht als Mann. Alles an ihm wirkte bedrohlich: der breite, muskulöse Körperbau, die schwarze Lederjacke, seine Art, sich zu bewegen, lässig und selbstsicher, in dem Bewusstsein, in der Nahrungskette der Großstadt ganz weit oben zu stehen. Nur sein Schirm bildete dazu einen merkwürdigen Kontrast: pinkfarben, ein kleiner, putziger Frauenschirm, der in seiner Hand wie ein Fremdkörper wirkte. I â¥SCOTLAND, war darauf zu lesen, was den bizarren Eindruck noch zusätzlich verstärkte. Dass sie sich zu ihm umwandte und ihn erschrocken anstarrte, schien den Riesen zu überraschen. Augenblicklich war sie sich sicher, dass er ihr nicht zufällig folgte. So als hätte er ihre Gedanken erraten, versuchte er beruhigend zu lächeln. Trotzdem beschleunigte sich ihr Puls, doch anstatt einfach wegzulaufen, blieb sie wie angewurzelt stehen. Zu ihrer Überraschung verlangsamte nun auch ihr Verfolger seinen Schritt, griff ins Innere seiner Jacke und zog ein Handy hervor. Kurz darauf telefonierte er bereits, mitten auf dem Platz unter seinem albernen Schirm stehend, und als wäre sie unsichtbar, würdigte er sie keines Blickes mehr, sondern kehrte ihr sogar den Rücken zu und konzentrierte sich völlig auf sein Gespräch. Sie wandte sich erleichtert ab. Anscheinend hatte sie sich von Äußerlichkeiten täuschen lassen.

Allmählich drehst du durch, dachte sie, noch immer voller Angst. Dann überquerte sie eilig die Straße und betrat das Gelände des Parkplatzes. Schon nach wenigen Schritten erspähte sie ihren Wagen. Gleichzeitig stellte sie aber entsetzt fest, dass sie ihn unmöglich würde erreichen können. Genau vor dem Fiesta stand Erik und grinste sie herausfordernd an. Er trug eine graue Daunenjacke und war wie sie selbst tropfnass.

»Hallo, Sara! So spät noch allein unterwegs?«

Erik war klein. Aber auch zäh und skrupellos. Sollte sie versuchen, an ihm vorbei zu ihrem Wagen zu gelangen, so würde er es zu verhindern wissen. Ihr weh zu tun oder sie zu demütigen, würde ihm sogar Vergnügen bereiten. Zudem war er garantiert nicht allein. Ihre Innereien schienen sich schlagartig zu einem Klumpen zu verdichten. Wo waren die anderen? Sie drehte sich panisch um. Als Erstes sah sie Volcan, dann Richie und Marcel. Noch bevor sie reagieren konnten, hatten die vier ihr bereits sämtliche Fluchtwege versperrt. Richie - das sah sie sofort - kochte vor Wut. Er trug ein helles Sakko. Was ihn zwischen den anderen wie einen Fremdkörper wirken ließ, wie einen eitlen Dandy zwischen zwei stämmigen Bodyguards, allerdings völlig durchnässt - irgendwie lächerlich.

»Richie, ich ...«, begann sie mit zitternder Stimme, aber ihr wollte nichts einfallen, womit sie seinen Zorn hätte abmildern können.

»Was habe ich dir gesagt?«, schrie er sie an. »Was habe ich dir verdammt nochmal gesagt?«

Aus, alles aus!

Ihr Blick huschte hinüber zum Messplatz. Der Mann mit dem Schirm war spurlos verschwunden. Sie verspürte den Impuls, dennoch um Hilfe zu rufen, aber das würde Richies Wut nur noch steigern. Während sie noch zögerte, schlug er ihr mit der flachen Hand hart ins Gesicht. Die Wucht des Schlags warf ihren Kopf nach rechts, so dass sie sich die linken Halsmuskeln zerrte. Kurz fürchtete sie, das Gleichgewicht zu verlieren, doch trotz des Schocks und des jäh einschießenden Schmerzes gelang es ihr, sich schwankend auf den Beinen zu halten.

»Richie, ich ...«, versuchte sie es erneut, aber er ließ sie nicht zu...
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