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Gedenke mein

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am15.01.2016Auflage
Cold Cases - Verbrechen schlafen nicht Gina Angelucci, die Partnerin des Münchner Kommissars Dühnfort, arbeitet in der Abteilung für Cold Cases in München: Sie löst Mordfälle, die seit Jahren nicht geklärt werden konnten. Auf die Bitte einer Mutter nimmt sie die Ermittlungen zu einem tragischen Fall wieder auf. Vor zehn Jahren verschwand die kleine Marie. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Der Vater von Marie hat Selbstmord begangen. Hat er seiner Tochter etwas angetan? Gina ahnt, dass ihre Kollegen damals die falschen Fragen stellten. Warum sollte der Vater das Mädchen töten? Oder ist Marie noch am Leben? Gina folgt einer Spur, die zu unendlichem Leid führt ...

Schon als Kind verfügte Inge Löhnig über so viel Fantasie, dass ihre Geschichten noch heute in der Familie legendär sind. Neben dem Beruf als Grafik-Designerin war Schreiben lange ein Hobby. Erst mit dem Erscheinen der Reihe um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort wurde daraus die neue Profession. Die Kriminal-Romane von Inge Löhnig sind ebenso regelmäßig auf der Bestsellerliste zu finden, wie die spannenden Familien-Romane, die sie unter dem Pseudonym Ellen Sandberg veröffentlicht. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextCold Cases - Verbrechen schlafen nicht Gina Angelucci, die Partnerin des Münchner Kommissars Dühnfort, arbeitet in der Abteilung für Cold Cases in München: Sie löst Mordfälle, die seit Jahren nicht geklärt werden konnten. Auf die Bitte einer Mutter nimmt sie die Ermittlungen zu einem tragischen Fall wieder auf. Vor zehn Jahren verschwand die kleine Marie. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Der Vater von Marie hat Selbstmord begangen. Hat er seiner Tochter etwas angetan? Gina ahnt, dass ihre Kollegen damals die falschen Fragen stellten. Warum sollte der Vater das Mädchen töten? Oder ist Marie noch am Leben? Gina folgt einer Spur, die zu unendlichem Leid führt ...

Schon als Kind verfügte Inge Löhnig über so viel Fantasie, dass ihre Geschichten noch heute in der Familie legendär sind. Neben dem Beruf als Grafik-Designerin war Schreiben lange ein Hobby. Erst mit dem Erscheinen der Reihe um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort wurde daraus die neue Profession. Die Kriminal-Romane von Inge Löhnig sind ebenso regelmäßig auf der Bestsellerliste zu finden, wie die spannenden Familien-Romane, die sie unter dem Pseudonym Ellen Sandberg veröffentlicht. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843712187
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.01.2016
AuflageAuflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1231 Kbytes
Artikel-Nr.1698078
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Zehn Jahre später. Anfang September 2015
2

Die Stuhlreihen vor dem Podium füllten sich zusehends mit den Vertretern der Medien. Ihrer Anzahl nach waren es nicht nur die der Münchner Presse und des Bayerischen Fernsehens. Sie kamen von Redaktionen und Fernsehanstalten aus ganz Deutschland. Die Klärung des Mordfalls Diana Weigelt nach achtundzwanzig Jahren war eine kleine Sensation und das Interesse an der Pressekonferenz der Münchner Polizei entsprechend groß. Weniger wegen des Opfers, sondern wohl hauptsächlich wegen der Prominenz des Täters.

Kriminalhauptkommissarin Gina Angelucci stand ein wenig abseits am Fenster und beobachtete das Treiben, das es ohne ihre Beharrlichkeit nicht gäbe. Manche würden es auch Sturheit nennen. Doch stur war man ihrer Meinung nach nur dann, wenn man störrisch an einem Ziel festhielt, das nicht erreichbar war. Beharrlich, wenn man nicht aufgab, das Mögliche zustande zu bringen. Und das war ihr gelungen. Am Ende hatte sie wie ein Maulwurf unter Tage in den Katakomben des LKA nach den Asservaten in diesem Fall gesucht. Irgendwo mussten sie sein, es sei denn, Doktor Till Strassers Schwiegervater hätte tatsächlich die Unverfrorenheit besessen, seinen politischen Einfluss zu nutzen, um sie verschwinden zu lassen. Doch ganz so einfach wie im Fernsehkrimi ging das nicht. Zu guter Letzt hatte Gina die Beweismittel dort gefunden, wo sie ganz sicher nicht hingehörten. In den Unterlagen eines anderen Falls. Schlamperei oder Absicht? Eine nicht zu klärende Frage.

Thomas Wilzoch betrat den Raum durch den Seiteneingang, sah sich um und nickte ihr zu, als er sie entdeckte. Ihr Chef war ein stattlicher Mann mit Bürstenhaarschnitt, in dem sich die Geheimratsecken kontinuierlich vorarbeiteten. Seine schmale Nase und die scharfen Gesichtszüge ließen auf Strenge schließen, dabei war er ein gemütlicher Kerl, der es ruhig angehen ließ. Nach und nach hatte er sich bei der Mordkommission seine eigene Abteilung geschaffen, indem er sich bereitwillig und immer häufiger den ungeklärten Altfällen widmete, bis er schließlich als Spezialist für Cold Cases galt. Offiziell gab es diese Abteilung nicht. Thomas leitete eine Mordkommission wie jede andere, und gelegentlich mussten er und sein Team, das bis vor drei Wochen aus ihm und Gina bestanden hatte, sich mit aktuellen Fällen befassen. Heute trug er Uniform und steuerte zielstrebig den Tisch auf dem Podium an, grüßte Heigl, der von Gina unbemerkt den Raum betreten hatte, und setzte sich.

Kriminaldirektor Leonhard Heigl war Leiter des Dezernats 11 und erweckte stets den Eindruck, als arbeite er sich pausenlos für Recht und Gerechtigkeit auf. Ein fortwährender Kampf. Hinter seinem Schreibtisch traf man ihn stets mit aufgezogenem Krawattenknoten, hochgekrempelten Ärmeln und zerrauften Haaren an. Jetzt war das Haar geglättet, die Krawatte saß, und der mittlere Knopf des Sakkos war geschlossen.

Fehlte noch Oberstaatsanwalt Jochen Poschmann, der Herr des Verfahrens und potentieller Empfänger der Lorbeeren, die Gina aus dem Dreck gewühlt hatte. Sei es drum. Sollte Poschmann den Applaus bekommen. Gina war es egal. Was ihr eine tiefe, beinahe grimmige Befriedigung verschaffte, war die Tatsache, dass sie Strasser den Mord an Diana Weigelt nachgewiesen hatte und er endlich dafür zur Rechenschaft gezogen wurde. Nach achtundzwanzig Jahren, in denen er mehr oder weniger unbehelligt geblieben war, in denen er Karriere gemacht, mit seiner Frau noch zwei Kinder gezeugt und das Leben genossen hatte, ereilte ihn nun die Macht der Exekutive. Hoffentlich. Denn zu hundert Prozent war das noch nicht sicher. Totschlag oder Mord? Verjährung oder Anklage?

Gina suchte Poschmanns Blick. Er hob beide Daumen, und ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Der Richter hatte das also abgenickt.

Der Oberstaatsanwalt erklomm das Podest und setzte sich zwischen Heigl und Wilzoch. Poschmann war ein kleiner wuseliger Mann, der beim alljährlichen Starkbieranstich am Nockherberg und dem damit einhergehenden Politikerderblecken problemlos als Double für Gregor Gysi durchgehen würde. Nur traute sich niemand, ihm das vorzuschlagen, denn er war ein Schwarzer durch und durch, genau wie Strassers Schwiegervater, der alte Sepp Drenger, ein Urgestein der CSU, das allerdings seit zwei Jahren in einem Pflegeheim verwitterte.

Stühle wurden gerückt, allmählich verebbte das Stimmengewirr, und die Aufmerksamkeit der Journalisten begann sich auf das Podium zu richten. Heigl justierte sein Mikrophon. Poschmann hatte das bereits getan und ergriff das Wort. »Ich begrüße Sie sehr herzlich zur Pressekonferenz des Polizeipräsidiums München und gebe die Festnahme von Staatssekretär Doktor Till Strasser bekannt. Wie ich gerade erfahren habe, wird das Gericht eine Anklage zulassen, da es die Tatmerkmale für Mord erfüllt sieht. Eine Verjährung, wie bei Totschlag vorgesehen, ist somit nicht eingetreten.«

Weiter hinten entdeckte Gina ihren neuen Kollegen Holger Morell und verzog unwillkürlich den Mund. Mit dem Blick auf sein Handgelenk vergewisserte er sich nicht, ob die Pressekonferenz pünktlich begann, sondern wie viele Schritte er heute schon getan hatte oder wie viele Kilometer er gejoggt war und ob sein Ruhepuls in akzeptabler Zeit erreicht wurde. Holger war ein Selftracker vor dem Herrn. Zahlreiche Apps befanden sich auf seinem Smartphone und natürlich das obligatorische Fitnessarmband am Handgelenk.

Jedenfalls war Gina seit seiner Bemerkung über ihren Körperfettanteil, der seiner Meinung nach dringend reduziert gehörte, nicht gut auf ihn zu sprechen. An ihrem Körper gehörte gar nichts reduziert. Und auch nicht gestrafft, geglättet oder mit Silikon gestützt, obwohl er weit davon entfernt war, den Bildern zu entsprechen, die Werbung und Medien einem vor die Nase hielten wie dem Esel die Karotte. So wie er war, so war er gut. Und in den nächsten Monaten würde er runder werden, denn er vollbrachte ein unvorstellbares Wunder. Ein Kind wuchs in ihr heran. Mit achtunddreißig Jahren war sie endlich schwanger geworden.

Unwillkürlich strich sie über ihren Bauch und lächelte in sich hinein, während Poschmann nach den Lorbeeren hangelte und erklärte, dass es den zuständigen Ermittlern - flüchtiger Blick zu Thomas - gelungen war, die verschollenen Asservate dieses Falls aufzutreiben und damit die Einweghandschuhe, die der Täter im Mai 1987 in der Nähe des Tatorts achtlos zurückgelassen hatte, nicht ahnend, dass sich in der Kriminaltechnik eine epochemachende Wende ankündigte, die DNA-Analyse. Vorgestern war es gelungen, tatrelevante DNA an den Handschuhen zu isolieren und zu sequenzieren und mit einer richterlich angeordneten Vergleichsprobe dem Mann zuzuschreiben, der schon vor achtundzwanzig Jahren im Brennpunkt der Ermittlungen gestanden hatte: Staatssekretär Doktor Till Strasser. Ein Raunen ging durch die Reihen.

Gina war froh, dass die Staatsanwaltschaft damals bei der dünnen Beweislage keine Anklage erhoben hatte. Dann wäre jetzt Strafklageverbrauch eingetreten, und Strasser käme mit einem grausamen Mord ungeschoren davon. Denn niemand durfte wegen derselben Tat zweimal vor Gericht gestellt werden.

Der angesehene Politiker und Wissenschaftler, ehemals Vorstand der renommierten Archimedes-Gesellschaft und verheiratet mit der Tochter von Sepp Drenger, hatte seine heimliche Geliebte Diana Weigelt erstochen und ihr das ungeborene Kind aus dem Leib geschnitten, um seine politische Karriere und den gesellschaftlichen Aufstieg nicht zu gefährden. Und wer hatte das nachgewiesen? Sie und natürlich Frank Buchholz in seinem Labor. Gestern hatte Gina Strasser verhaftet, und noch immer erfüllte sie das mit beinahe grimmiger Genugtuung.

Poschmann gab das Wort an Heigl weiter, der die Fragen der Journalisten beantwortete, sich dabei allerdings ein wenig bedeckt gab, denn noch hatte Strasser nicht gestanden. Thomas saß daneben, guckte Löcher in die Luft und sehnte das Ende dieser PK herbei, genau wie sie.

Eine Journalistin hob den Kuli. Heigl erteilte ihr das Wort. »Anne Kaiser vom Münchner Blick. Ich wüsste gerne, wie man sich das Ausgraben, wie Sie es genannt haben, dieser Asservate vorstellen darf. Wurden sie gezielt versteckt?«

Diese Frage gefiel Heigl natürlich nicht, sie lief in Richtung politischer Machtmissbrauch. »Im Laufe der letzten achtundzwanzig Jahre ist die Asservatenkammer zweimal umgezogen. Dabei gerät schon mal etwas durcheinander.«

»Es gab doch sicher schon früher Versuche, diesen Fall mittels DNA zu lösen. Schließlich wird diese Technik seit zwanzig Jahren eingesetzt.«

Zustimmendes Nicken von Poschmann. »Leider fehlten bisher die Asservate.«

»Gibt es Hinweise darauf, dass Sepp Drenger, Strassers Schwiegervater, dafür gesorgt hat, dass sie unauffindbar waren?«

Nun lächelte Poschmann. »Aber wir haben sie doch gefunden.«

»Sie persönlich?«, hakte Anne Kaiser nach.

Thomas beugte sich vor und zog Poschmanns Mikro zu sich. »Dass uns die Asservate jetzt zur Verfügung stehen, verdanken wir der Hartnäckigkeit von Kriminalhauptkommissarin Gina Angelucci. Sie hat sie entdeckt.« Thomas wies in ihre Richtung.

Gina drückte den Rücken durch und lächelte. Sie fühlte sich unwohl, als sich nun alle Blicke auf sie richteten und die Kameras klickten. Es dauerte nicht lange. Heigl beantwortete noch einige Fragen und beendete die Pressekonferenz. Als Gina den Raum verlassen wollte, berührte sie jemand am Ellenbogen. Es war Anne Kaiser. »Haben Sie einen Moment Zeit...


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