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Hercule Poirots Weihnachten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Atlantik Verlagerschienen am12.10.2015
Simeon Lee ist ein richtiger Familien-Tyrann. Umso überraschender ist es, dass er seine gesamte Verwandtschaft an Weihnachten zu sich einlädt. Doch wie immer beginnt er sofort damit, alle zu beleidigen und zu provozieren - und wird schon bald tot aufgefunden. Wer aber hat ihm die Kehle durchgeschnitten? Als Hercule Poirot zur Hilfe gerufen wird, muss er erkennen, dass jedes der Familienmitglieder genügend Gründe hatte, den alten Mann zu hassen.

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.
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Produkt

KlappentextSimeon Lee ist ein richtiger Familien-Tyrann. Umso überraschender ist es, dass er seine gesamte Verwandtschaft an Weihnachten zu sich einlädt. Doch wie immer beginnt er sofort damit, alle zu beleidigen und zu provozieren - und wird schon bald tot aufgefunden. Wer aber hat ihm die Kehle durchgeschnitten? Als Hercule Poirot zur Hilfe gerufen wird, muss er erkennen, dass jedes der Familienmitglieder genügend Gründe hatte, den alten Mann zu hassen.

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455170627
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum12.10.2015
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1703509
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseiteMein lieber James, [...]Teil 1 22. DezemberTeil 2 23. DezemberTeil 3 24. DezemberTeil 4 25. DezemberTeil 5 26. DezemberTeil 6 27. DezemberTeil 7 28. DezemberÜber Agatha ChristieImpressumSkipper-Booksmehr
Leseprobe
II

Pilar saß in die Fensterecke gedrängt und dachte darüber nach, wie eigenartig die Engländer doch rochen ⦠Das war ihr in England bisher am meisten aufgefallen: dieser andere Geruch. Weder nach Knoblauch noch nach Staub und kaum je nach Parfüm. In dem Abteil herrschte eine kühle Muffigkeit - der Schwefelgeruch der Züge, ein Hauch von Seifenduft sowie ein anderer, äußerst unangenehmer Geruch, der aus dem Pelzkragen ihrer fülligen Nachbarin aufzusteigen schien. Verstohlen schnuppernd, atmete Pilar widerwillig den Mief von Mottenkugeln ein. Wie kann man sich nur mit einem solch seltsamen Duft umgeben?, dachte sie.

Ein Pfiff, ein durchdringender Ruf, und der Zug ruckelte aus dem Bahnhof. Die Fahrt hatte begonnen. Jetzt war sie also unterwegs â¦

Ihr Herz schlug ein wenig schneller. Würde es gut gehen? Würde sie erreichen, was sie sich vorgenommen hatte? Sicher, ganz sicher, sie hatte doch alles so gründlich durchdacht ⦠Sie war auf sämtliche Eventualitäten vorbereitet. O ja, sie würde es schaffen, sie musste es schaffen â¦

Pilars geschwungene rote Lippen verkrampften sich. Plötzlich wirkte ihr Mund grausam. Grausam und gierig, wie der Mund eines Kindes oder eines Kätzchens, ein Mund, der nur seine eigenen Begierden kannte und von Mitleid noch nichts wusste.

Mit der offenen Neugier eines Kindes blickte sie um sich. Diese Leute, alle sieben - wie eigenartig die Engländer doch waren! Sie wirkten alle so reich, so wohlhabend in ihren Kleidern, ihren Stiefeln. Ja, England war zweifellos ein sehr reiches Land, genau, wie sie es immer gehört hatte. Aber fröhlich, das waren sie ganz und gar nicht, nein, auf keinen Fall fröhlich.

Der Mann im Gang allerdings war schön ⦠Ausgesprochen schön, fand Pilar. Ihr gefielen sein tiefbraunes Gesicht, seine scharfgeschnittene Nase und seine breiten Schultern. Schneller als jede junge Engländerin hatte Pilar die bewundernden Blicke des Mannes bemerkt. Obwohl sie ihn kein einziges Mal direkt angesehen hatte, wusste sie ganz genau, wie oft und wie gründlich er sie taxiert hatte.

Sie nahm es ohne großes Interesse oder irgendeine Regung zur Kenntnis. Pilar kam aus einem Land, wo es für Männer völlig normal war, Frauen relativ unverhohlen anzustarren. Sie überlegte, ob er Engländer sei, hielt es allerdings für unwahrscheinlich.

Für einen Engländer ist er zu lebendig, zu natürlich, entschied Pilar. Andererseits ist er blond. Vielleicht ist er ein Americano. Eigentlich, fand sie, sah er aus wie die Schauspieler, die sie aus Wildwestfilmen kannte.

Der Speisewagenschaffner bahnte sich einen Weg durch den Gang.

»Erstes Mittagessen, erstes Mittagessen. Bitte Platz nehmen zum ersten Mittagessen.«

Alle sieben anderen Abteilinsassen hatten Karten für das erste Mittagessen. Geschlossen erhoben sie sich, und plötzlich war es um Pilar herum völlig leer und still.

Schnell schob sie das Fenster hoch, das die militant wirkende grauhaarige Dame aus der gegenüberliegenden Ecke mehrere Zentimeter heruntergelassen hatte. Dann streckte sie sich bequem auf ihrem Platz aus, sah aus dem Fenster und ließ die nördlichen Vororte Londons an sich vorüberziehen. Als die Abteiltür aufgeschoben wurde, wandte sie nicht einmal den Kopf. Es war der Mann aus dem Gang, und Pilar wusste, dass er hereingekommen war, um sie anzusprechen.

Sie starrte weiterhin gedankenverloren aus dem Fenster.

»Hätten Sie das Fenster gern ein klein wenig offen?«, fragte Stephen Farr.

»Im Gegenteil. Ich habe es gerade zugemacht«, erwiderte Pilar reserviert.

Sie sprach perfektes Englisch, allerdings mit einem leichten Akzent.

Während des Schweigens, das nun eintrat, dachte Stephen: Eine himmlische Stimme. In ihr liegt die Sonne ⦠die Wärme einer Sommernacht â¦

Pilar dachte: Ich mag seine Stimme. Sie ist kraftvoll und fest. Er ist attraktiv, ja, er ist wirklich attraktiv.

»Der Zug ist komplett voll«, sagte Stephen.

»O ja, allerdings. Wahrscheinlich fahren die Leute aus London weg, weil es dort so düster ist.«

Pilar war nicht in dem Glauben erzogen worden, dass es ein Verbrechen sei, sich in einem Zug mit fremden Männern zu unterhalten. Sie konnte genauso gut auf sich aufpassen wie jede andere junge Frau auch, kannte jedoch keine strikten Tabus.

Wäre Stephen in England aufgewachsen, hätte er sich möglicherweise nicht wohl dabei gefühlt, mit einem jungen Mädchen eine Unterhaltung zu beginnen. Doch er war ein herzensguter Mensch, der es absolut natürlich fand, mit jedem zu reden, mit dem er reden wollte.

Er lächelte unbefangen und sagte:

»London ist wirklich ziemlich schrecklich, was?«

»Allerdings. Mir gefällt es dort überhaupt nicht.«

»Mir auch nicht.«

»Sie sind kein Engländer, oder?«, fragte Pilar.

»Ich bin Brite, komme aber aus Südafrika.«

»Ach so, das erklärt einiges.«

»Kommen Sie auch gerade aus dem Ausland?«

Pilar nickte. »Ich komme aus Spanien.«

Stephen war fasziniert.

»Aus Spanien, ja? Dann sind Sie also Spanierin?«

»Zur Hälfte. Meine Mutter war Engländerin. Deshalb kann ich so gut Englisch.«

»Und wie ist es mit dem Krieg dort?«, fragte Stephen.

»Ja, das ist wirklich schrecklich, sehr, sehr traurig. Es ist einiges zerstört worden, eine ganze Menge sogar, doch.«

»Und auf welcher Seite stehen Sie?«

Pilars politische Ansichten klangen recht vage. In ihrem Dorf, erklärte sie, habe sich niemand groß um den Krieg geschert: »Er findet ja nicht vor unserer Haustür statt, verstehen Sie. Der Bürgermeister, der ist natürlich ein Regierungsbeamter, also ist er für die Regierung, und der Priester ist für General Franco - aber die meisten Leute sind in ihren Weinbergen und auf ihren Feldern zugange, die haben gar keine Zeit, sich mit solchen Fragen zu befassen.«

»Es ist also um Sie herum überhaupt nicht gekämpft worden?«

»So ist es«, erwiderte Pilar. »Aber dann bin ich im Auto durchs ganze Land gefahren, und da gab es große Zerstörungen. Und ich sah eine Bombe fallen und ein Auto explodieren, ja, und eine andere zerstörte ein Haus. Es war alles sehr aufregend!«

Stephen Farr setzte ein leicht schiefes Lächeln auf.

»Sie fanden es aufregend?«

»Gleichzeitig aber auch sehr lästig«, erklärte Pilar. »Denn ich wollte weiter, und plötzlich war mein Chauffeur tot.«

»Und das hat Sie nicht erschüttert?«, fragte Stephen, den Blick auf sie geheftet.

Pilars große dunkle Augen weiteten sich.

»Jeder muss einmal sterben! Das ist doch so, oder? Wenn der Tod blitzschnell vom Himmel fällt - bums, einfach so -, dann ist das genauso gut wie jede andere Art zu sterben. Man lebt eine Zeit lang, ja, und dann ist man tot. So ist es doch auf dieser Welt.«

Stephen Farr lachte.

»Pazifistin sind Sie also nicht.«

»Was bin ich nicht?« Pilar wirkte verwirrt von diesem Begriff, der es noch nicht in ihr Vokabular geschafft hatte.

»Vergeben Sie Ihren Feinden, Señorita?«

Pilar schüttelte den Kopf.

»Ich habe keine Feinde. Aber wenn ich einen hätte â¦«

»Ja?«

Er beobachtete sie, erneut gefesselt von ihren süßen, grausam verzogenen Lippen.

»Wenn ich einen Feind hätte«, sagte Pilar ernst, »wenn mich jemand hassen und ich ihn zurückhassen würde, dann würde ich meinem Feind die Kehle durchschneiden, und zwar so â¦«

Sie machte eine eindeutige Handbewegung.

Es war eine derart schnelle und brutale Geste, dass Stephen Farr für einen Moment die Fassung verlor.

»Sie sind eine blutrünstige junge Frau!«, sagte er.

»Was würden Sie denn mit Ihrem Feind machen?«, fragte Pilar ihn in ausgesprochen sachlichem Ton.

Er zuckte zusammen, starrte sie an und lachte laut auf.

»Ich weiß nicht â¦«, sagte er. »Ich weiß es wirklich nicht!«

»Aber, das müssen Sie doch wissen«, erwiderte Pilar missbilligend.

Er unterdrückte sein Lachen, holte tief Atem und sagte leise:

»Ja. Ich weiߠ⦫

Dann fragte er sie unvermittelt:

»Was führt Sie denn nach England?«

»Ich besuche meine Verwandten, meine englischen Verwandten«, antwortete Pilar mit einer gewissen Reserviertheit.

»Aha.«

Er lehnte sich auf seinem Sitz zurück und musterte sie, überlegte sich, was das wohl für englische Verwandte waren und was sie von dieser exotischen Spanierin halten würden, versuchte, sie sich zu Weihnachten inmitten einer stocknüchternen britischen Familie vorzustellen.

»Südafrika ist schön, ja?«, fragte Pilar.

Er begann ihr von Südafrika zu erzählen. Sie hörte ihm mit der freudigen Aufmerksamkeit eines Kindes zu, das eine Geschichte erzählt bekommt. Ihm gefielen ihre simplen, aber cleveren Fragen, und er machte sich einen Spaß daraus, etwas zu übertreiben und eine Art Märchen zum Besten zu geben.

Die Rückkehr der rechtmäßigen Platzinhaber setzte diesem Zeitvertreib ein Ende. Er erhob sich, sah ihr lächelnd in die Augen und begab sich wieder hinaus auf den Gang.

Als er an der Tür kurz zur Seite trat, um eine ältere Dame vorbeizulassen, fiel sein Blick auf das Schild an Pilars exotischem Strohkoffer. Voller Interesse las er ihren Namen: Miss Pilar Estravados; als sein Blick jedoch auf die Adresse fiel - Gorston Hall, Longdale, Addlesfield -, weiteten sich seine Augen vor Unglauben, gepaart mit anderen Gefühlsregungen.

Er wandte sich halb um und starrte das Mädchen jetzt mit einem völlig anderen Gesichtsausdruck an: verblüfft, unwillig, misstrauisch. Dann stellte er sich in den Gang,...
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Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.