Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Mädchen, das eine Wolke so groß wie der Eiffelturm verschluckte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Atlantik Verlagerschienen am12.10.2015
Wenn Liebe Flügel verleiht: Providence Dupois ist eine Pariser Briefträgerin mit großem Herzen. Das hat sie an Zahera verloren, ein kleines marokkanisches Mädchen. Zahera hat 'eine Wolke verschluckt', die ihr die Luft zum Atmen nimmt. Im Krankenhaus in Marrakesch wartet sie darauf, dass ihre Adoptivmutter Providence vom Himmel fällt, um sie zu retten. Aber am Flughafen Orly erfährt Providence, dass alle Flüge gestrichen wurden, denn in Island ist ein Vulkan ausgebrochen. Providence ist verzweifelt: Die Zeit wird knapp, und Zahera wartet. Was bleibt Providence da anderes übrig, als selber fliegen zu lernen? Ein modernes Märchen - komisch, phantasievoll und berührend.

Romain Puértolas wurde 1975 in Montpellier geboren und lebt in Spanien. Er arbeitete unter anderem als DJ, Zauberkünstler, Steward und Grenzpolizist. Sein Roman Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte war weltweit ein Bestseller.
mehr

Produkt

KlappentextWenn Liebe Flügel verleiht: Providence Dupois ist eine Pariser Briefträgerin mit großem Herzen. Das hat sie an Zahera verloren, ein kleines marokkanisches Mädchen. Zahera hat 'eine Wolke verschluckt', die ihr die Luft zum Atmen nimmt. Im Krankenhaus in Marrakesch wartet sie darauf, dass ihre Adoptivmutter Providence vom Himmel fällt, um sie zu retten. Aber am Flughafen Orly erfährt Providence, dass alle Flüge gestrichen wurden, denn in Island ist ein Vulkan ausgebrochen. Providence ist verzweifelt: Die Zeit wird knapp, und Zahera wartet. Was bleibt Providence da anderes übrig, als selber fliegen zu lernen? Ein modernes Märchen - komisch, phantasievoll und berührend.

Romain Puértolas wurde 1975 in Montpellier geboren und lebt in Spanien. Er arbeitete unter anderem als DJ, Zauberkünstler, Steward und Grenzpolizist. Sein Roman Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte war weltweit ein Bestseller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455170719
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum12.10.2015
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1703513
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseiteFür Patricia, [...]Diese Geschichte ist vollkommen [...]Erster Teil Eine Briefträgerin und ihre ganz spezielle Einstellung zur Mayonnaise und zum LebenZweiter Teil Wenn sie nicht beten, hören die tibetischen Mönche Julio IglesiasDritter Teil Der Tag, an dem die Briefträgerin so berühmt wurde wie die Mona LisaVierter Teil Das Finale auf zwei DromedarrückenDanksagungAnmerkungenÜber Romain PuértolasImpressumSkipper-Booksmehr
Leseprobe

Das erste Wort, das der alte Friseur von sich gab, als ich seinen Salon betrat, war eine knappe, herrische Anweisung, die von einem NS-Offizier hätte kommen können. Oder eben von einem alten Friseur:

»Setzen!«

Gehorsam leistete ich seinem Befehl Folge. Bevor er mit der Schere nachhalf.

Sofort fing er an, um mich herumzutänzeln, ohne auch nur zu fragen, mit welcher Frisur ich den Salon denn wieder verlassen wollte oder aber mit welcher Frisur ich den Salon auf gar keinen Fall verlassen wollte. Hatte er es überhaupt jemals zuvor mit einer widerspenstigen karibischen Afrokrause zu tun gehabt? Er würde schon noch merken, was da auf ihn zukam.

»Soll ich Ihnen eine unglaubliche Geschichte erzählen?«, fragte ich, um das Eis zu brechen und ein freundlicheres Klima zu schaffen.

»Nur zu, solange Sie dabei den Kopf nicht bewegen. Sonst schneide ich Ihnen ein Ohr ab.«

Ich betrachtete dieses »nur zu« als großen Fortschritt, quasi als Einladung zu Dialog, Frieden auf Erden und echter Brüderlichkeit, und versuchte, durch die symbolische Verbrüderungsgeste ermutigt, so schnell wie möglich die drohende Amputation meines Hörorgans zu vergessen.

»Also Folgendes: Eines Tages stand mein Briefträger, der eigentlich eine Briefträgerin ist, übrigens eine ganz reizende Briefträgerin, im Kontrollturm vor mir - ich arbeite als Fluglotse - und sagte: Monsieur Machin (so heiße ich), Sie müssen mir die Starterlaubnis erteilen. Meine Bitte mag Ihnen ungewöhnlich erscheinen, aber daran lässt sich nun mal nichts ändern. Stellen Sie sich nicht zu viele Fragen. Ich stelle mir auch keine Fragen mehr, seit das alles angefangen hat. Erlauben Sie mir bitte einfach, von Ihrem Flughafen aus zu starten.

Ihre Bitte klang zunächst einmal gar nicht so abwegig. Ich bekomme hin und wieder Besuch von Leuten, die ihr letztes Geld in den Flugschulen der Umgebung gelassen haben und auf eigene Kappe weiter Flugstunden nehmen möchten. Ich wunderte mich allerdings, dass sie mir noch nie von ihrer Flugleidenschaft erzählt hatte. Gut, wir hatten kaum Gelegenheit gehabt, uns zu unterhalten, und begegneten uns nur sehr selten (ich übernehme abwechselnd Tag- und Nachtschichten) - aber dennoch. Gewöhnlich beschränkte sie sich darauf, mir mit ihrem klapprigen gelben R4 die Post zu bringen. Bei meiner Arbeit hatte sie mich noch nie besucht. Schade, denn die Frau war eine Granate. Normalerweise , erwiderte ich, würde ich Sie bei einem solchen Anliegen an die Flugverkehrskontrolle verweisen, Mademoiselle. Doch heute gibt es ein Problem - der Luftverkehr ist wegen dieser verflixten Aschewolke völlig durcheinander geraten und Privatflüge können wir leider nicht berücksichtigen.

Als ich ihr enttäuschtes Gesicht sah (und es war ein sehr hübsches enttäuschtes Gesicht, das einem richtig zu Herzen ging), heuchelte ich Interesse an ihrem Fall. Was fliegen Sie denn? Eine Cessna? Eine Piper?

Sie schwieg lange. Ganz offensichtlich brachte meine Frage sie in Verlegenheit. Genau deshalb ist meine Bitte ja so ungewöhnlich. Ich habe kein Flugzeug. Ich fliege allein.

Ja, das habe ich verstanden. Sie fliegen ohne Fluglehrer.

Nein, nein, ganz allein, das heißt, ohne Maschine, so ungefähr. Sie hob die Arme über den Kopf und drehte sich wie eine Ballerina einmal um sich selbst. Habe ich eigentlich erwähnt, dass sie einen Badeanzug trug?«

»Dieses kleine Detail haben Sie bisher ausgelassen«, antwortete der Friseur, der sich mittlerweile ganz dem Kampf gegen meinen Afro verschrieben hatte. »Ich habe mir schon immer gedacht, dass Fluglotsen ein lässiges Leben haben, aber damit schießen Sie den Vogel ab.«

Der Mann hatte recht. Als Fluglotse in Orly hatte man nicht viel Grund zur Klage. Nicht dass uns diese Tatsache daran gehindert hätte, von Zeit zu Zeit einen kleinen Überraschungsstreik auszurufen. Nur damit uns die Leute an den Feiertagen nicht ganz vergaßen.

»Also, sie trug einen geblümten Bikini«, fuhr ich fort. »Eine sehr schöne Frau â¦ Und sie sagte zu mir: Ich will Ihren Flugverkehr nicht stören, Monsieur, betrachten Sie mich doch einfach als zusätzliches Flugzeug. Ich werde nicht so hoch fliegen, dass die Aschewolke mich beeinträchtigt. Wenn ich Flughafensteuern zahlen muss, ist das auch kein Problem. Hier, nehmen Sie.

Und sie streckte mir einen Fünfzig-Euro-Schein entgegen, den sie irgendwo herausgezogen hatte, wer weiß woher. Jedenfalls nicht aus ihrer großen Ledertasche, denn die hatte sie nicht dabei. Ich staunte nur noch. Von ihrer Story verstand ich kein Wort, aber sie wirkte sehr entschlossen. Wollte sie allen Ernstes behaupten, dass sie fliegen konnte? Wie Superman oder Mary Poppins? Einen kurzen Moment lang glaubte ich, meine Briefträgerin sei nicht ganz bei Trost.

»Lassen Sie mich zusammenfassen. Ihr Briefträger, der eine Briefträgerin ist, dringt eines schönen Tages in Ihren Tower ein, im Badeanzug, obwohl der nächste Strand Hunderte von Kilometern entfernt ist, und bittet Sie um die Erlaubnis, von Ihrem Flughafen abzuheben, und zwar flatternd wie ein Huhn.«

»Ja, Sie haben es auf den Punkt gebracht. Gar nicht schlecht.«

»Und mir bringt der Briefträger immer nur Rechnungen â¦!«, seufzte der Friseur, während er den Kamm an seiner Schürze abwischte und ihn dann wieder in meinem strubbeligen Haarschopf versenkte.

Die Schere, die er in der anderen Hand hielt, klickte unaufhörlich, das Geräusch erinnerte mich an Hundepfoten auf Parkettboden oder Hamsterkrallen im Hamsterrad.

Seine ganze Körperhaltung verriet, dass er mir kein einziges Wort glaubte. Man konnte es ihm nicht verdenken.

»Und was haben Sie dann gemacht?«, fragte er, zweifellos um zu ergründen, in welche Sphären sich meine ausschweifende Phantasie noch versteigen würde.

»Was hätten Sie an meiner Stelle gemacht?«

»Das weiß ich nicht, ich bin nicht in der Luftfahrt tätig. Und außerdem kreuzen in aller Regel keine attraktiven, leicht bekleideten Frauen in meinem Friseursalon auf.«

Ich ignorierte die launige Bemerkung des alten Griesgrams. »Ich war fassungslos.«

»Ich dachte immer, Fluglotsen lassen sich durch nichts aus der Fassung bringen«, gab der Friseur zurück. »Werdet ihr nicht genau dafür bezahlt?«

»Da haben Sie vielleicht doch etwas übertriebene Ansprüche. Wir sind schließlich keine Roboter! Aber wie auch immer, sie sah mich aus ihren strahlenden Augen an und sagte: Ich heiße Providence. Providence Dupois. Dann wartete sie die Wirkung ihrer Worte ab, als hätte sie den letzten Pfeil aus ihrem Köcher verschossen. Ich glaube, sie nannte mir ihren Namen, damit ich sie nicht länger für eine simple Briefträgerin hielt. Ich war so neben der Spur, dass ich ein paar Sekunden lang sogar glaubte, sie â¦ na ja, ich dachte, sie wäre vielleicht eine Frau, mit der ich mal was hatte und die ich jetzt nicht wiedererkannte. In meiner Jugend hatte ich nämlich durchaus meine kleinen Erfolge â¦ Aber es bestand kein Zweifel: Auch ohne ihre Kappe und die altmodische marineblaue Weste war diese Schönheit eindeutig meine Briefträgerin.«

Der Friseur hatte den Kamm und die Schere aus meinen krausen Locken gezogen und hielt sie wie erstarrt über meinem Kopf.

»Sagten Sie Providence Dupois? Also DIE Providence Dupois?«, rief er aus und legte langsam seine Werkzeuge auf der Glasplatte vor mir ab, als hätte ihn plötzlich eine abgrundtiefe Müdigkeit überfallen. Zum ersten Mal seit dem Beginn unseres Gesprächs, oder besser gesagt, meines Monologs, ließ er ein irgendwie geartetes Interesse erkennen. »Meinen Sie tatsächlich die Frau, über die alle Zeitungen geschrieben haben? Die Frau, die davongeflogen ist?«

»Genau die.« Ich war verblüfft, dass er sie kannte. Aber natürlich, für mich war sie immer nur meine Briefträgerin gewesen. Die Granate mit dem gelben R4.

Der Friseur ließ sich in den leeren Sessel neben mir sinken. Er sah aus, als würde auf einmal eine ganze Raumstation auf seinen Schultern lasten.

»Dieser Tag ruft bei mir schlimme Erinnerungen wach«, sagte er, und sein Blick verlor sich in den schwarzen und weißen Fliesen des Salons. »Ich habe meinen Bruder bei einem Flugzeugabsturz verloren. Genau an dem Tag, an dem diese verwünschte Providence Dupois mit ihrem Bravourstück von sich reden machte. Paul, mein älterer Bruder. Er wollte nur für ein paar Tage in die Sonne fliegen. Ein Kurzurlaub. Er konnte ja nicht ahnen, dass dieser Urlaub so â¦ lang werden würde. Ferien ohne Ende â¦ Einhundertzweiundsechzig Passagiere. Kein einziger Überlebender. Ich hatte immer angenommen, dass Gott in jedem Flugzeug zwischen den Passagieren sitzt. An jenem Tag muss er zu spät zum Check-in gekommen sein.«

Nach einer Weile hob er langsam den Kopf und ein Funke Zuversicht glomm in seinen Augen auf.

»Aber reden wir über angenehmere Dinge. Sagen Sie mal, ist sie wirklich geflogen? Ich meine, haben Sie sie fliegen sehen, diese Providence Dupois? In der Zeitung habe ich etwas darüber gelesen, aber die schreiben so viel Blödsinn â¦ Ich würde gern die Wahrheit erfahren, nichts als die Wahrheit.«

»Die Medien waren nicht dabei. Sie haben sich erst später darauf gestürzt, alles aufgebauscht und die wildesten Gerüchte gestreut. Irgendwo habe ich sogar gelesen, dass Providence mit ihrem gelben R4 bis nach Marokko geflogen und dabei gegen eine Wolke geprallt sei! Völlig an den Haaren herbeigezogen ist das zwar nicht, aber eben auch nicht richtig. Ich werde Ihnen wahrheitsgetreu erzählen, was...
mehr

Autor

Romain Puértolas wurde 1975 in Montpellier geboren und lebt in Spanien. Er arbeitete unter anderem als DJ, Zauberkünstler, Steward und Grenzpolizist. Sein Roman Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte war weltweit ein Bestseller.