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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
1056 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.11.2015
Der Mond explodierte ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Grund. Die Uhrzeit würde man später als A+0.0.0 oder schlicht Null bezeichnen ...
05:03:12 Weltzeit. Die Stunde Null. Nach der Explosion des Mondes wütet über Jahrtausende ein Meteoritensturm, der die Erdoberfläche in eine unbewohnbare Wüstenei verwandelt. Um die Menschheit vor der Auslöschung zu bewahren, schicken die Nationen der Erde eine Flotte von Archen ins All. Der Asteroid Amalthea - ursprünglich zu Forschungszwecken an eine internationale Raumstation angedockt -, soll der Kolonie als Schutzschild dienen. Doch das Leben im Weltraum fordert einen hohen Tribut, und der Fortbestand der menschlichen Zivilisation steht auf Messers Schneide ...

Neal Stephenson gilt als eines der größten Genies der amerikanischen Gegenwartsliteratur. »Cryptonomicon«, seine Barock-Trilogie sowie »Anathem«, »Error«, »Amalthea« und das mit Nicole Galland verfasste Werk »Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.« sind ebenso wie sein letzter Roman »Corvus« internationale Bestseller. Er lebt in Seattle, Washington.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDer Mond explodierte ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Grund. Die Uhrzeit würde man später als A+0.0.0 oder schlicht Null bezeichnen ...
05:03:12 Weltzeit. Die Stunde Null. Nach der Explosion des Mondes wütet über Jahrtausende ein Meteoritensturm, der die Erdoberfläche in eine unbewohnbare Wüstenei verwandelt. Um die Menschheit vor der Auslöschung zu bewahren, schicken die Nationen der Erde eine Flotte von Archen ins All. Der Asteroid Amalthea - ursprünglich zu Forschungszwecken an eine internationale Raumstation angedockt -, soll der Kolonie als Schutzschild dienen. Doch das Leben im Weltraum fordert einen hohen Tribut, und der Fortbestand der menschlichen Zivilisation steht auf Messers Schneide ...

Neal Stephenson gilt als eines der größten Genies der amerikanischen Gegenwartsliteratur. »Cryptonomicon«, seine Barock-Trilogie sowie »Anathem«, »Error«, »Amalthea« und das mit Nicole Galland verfasste Werk »Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.« sind ebenso wie sein letzter Roman »Corvus« internationale Bestseller. Er lebt in Seattle, Washington.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641168759
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum09.11.2015
Seiten1056 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5611 Kbytes
Artikel-Nr.1705020
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Die sieben Schwestern

Rufus MacQuarie sah das Ganze über der schwarzen Kammlinie der Brooks Range in Nordalaska passieren. Er betrieb dort eine Mine. In klaren Nächten pflegte er mit seinem Pickup auf einen Berg zu fahren, mit dessen Aushöhlung er und seine Männer den Tag verbracht hatten. Dann nahm er sein Fernrohr, ein 30-cm-Cassegrain-Teleskop, hinten aus dem Wagen, baute es auf dem Gipfel auf und betrachtete die Sterne. Wenn ihm so richtig kalt wurde, zog er sich in die Fahrerkabine seines Wagens zurück (er ließ den Motor laufen) und hielt die Hände vor die Luftdüsen, bis er wieder Gefühl in den Fingern hatte. Dann, während auch der Rest warm wurde, setzte er seine Finger dafür ein, mit Freunden, Familienmitgliedern und Fremden überall auf der Welt zu kommunizieren.

Und außerhalb davon.

Nachdem der Mond explodiert war und Rufus sich überzeugt hatte, dass das, was er sah, echt war, öffnete er eine App, die die Position diverser natürlicher und künstlicher Himmelskörper anzeigte. Er sah die Position der Internationalen Raumstation ISS nach. Zufällig zog sie gerade vierhundert Kilometer über und dreitausendzweihundert Kilometer südlich von ihm vorbei.

Er zog eine Vorrichtung auf sein Knie. Er hatte sie in seiner kleinen Werkstatt hergestellt. Sie bestand aus einer Morsetaste, die aussah, als wäre sie ungefähr hundertfünfzig Jahre alt, und die auf einem passgenauen Plastikblock befestigt war, der sich mit Klettverschlüssen auf seinem Oberschenkel fixieren ließ. Er begann, Punkte und Striche herunterzuklopfen. An der Stoßstange seines Pickups war eine nach den Sternen greifende Peitschenantenne befestigt.

Vierhundert Kilometer über und dreitausendzweihundert Kilometer südlich von ihm kamen die Punkte und Striche aus zwei billigen Lautsprechern, die mit Kabelbindern an einer Leitung in einem vollgestopften, dosenförmigen Modul befestigt waren, das einen Teil der Internationalen Raumstation bildete.

Am einen Ende der ISS war der yamswurzelförmige Asteroid namens Amalthea festgeschraubt. Falls man ihn, was unwahrscheinlich war, sanft zur Erde befördern und auf einem Fußballfeld ablegen könnte, würde er vom einen bis zum anderen Strafraum reichen und den Mittelkreis komplett abdecken. Er war viereinhalb Milliarden Jahre lang um die Sonne geschwebt, für das bloße Auge und die Teleskope der Astronomen unsichtbar, obwohl er sich auf einem erdähnlichen Orbit bewegt hatte. Nach dem von Astronomen verwendeten Klassifizierungssystem hieß das, dass es sich um einen sogenannten Arjuna-Asteroiden handelte. Wegen ihrer erdnahen Umlaufbahn bestand bei Arjunas eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie in die Erdatmosphäre eintraten und auf bewohnte Orte knallten. Doch ebendeshalb konnte man sie auch leicht erreichen und an ihnen festmachen. Aus beiden Gründen, dem schlechten wie dem guten, zogen sie die Aufmerksamkeit von Astronomen auf sich.

Amalthea war fünf Jahre zuvor von einem Schwarm teleskopbewehrter Satelliten entdeckt worden, die von Arjuna Expeditions losgeschickt worden waren, einer Firma mit Sitz in Seattle, die von Milliardären aus der Technologiebranche zu dem ausdrücklichen Zweck des Asteroidenbergbaus finanziert worden war. Amalthea war als gefährlich eingestuft worden, mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,01 %, innerhalb der nächsten hundert Jahre die Erde zu treffen, deshalb hatte man einen zweiten Schwarm von Satelliten hochgeschickt, um den Asteroiden einzufangen und in eine geozentrische Umlaufbahn (mit der Erde und nicht der Sonne als Mittelpunkt) zu ziehen, die dann nach und nach an die der ISS angepasst wurde.

In der Zwischenzeit war die geplante Erweiterung der ISS in gleichmäßigem Trott vorangeschritten. Man hatte an beiden Enden der Raumstation neue Module - mit Trägerraketen hinaufgeschickte, luftgefüllte Blechdosen und Tragluftkonstruktionen - angefügt. Am vorderen Ende - dem Bug der Raumstation, wenn man sie sich als ungefähr vogelförmiges Objekt vorstellte, das um die Welt flog - schuf man ein Zuhause für Amalthea und für das Asteroidenbergbau-Forschungsprojekt, das sich darum herum entwickeln sollte. Unterdessen konstruierte man am hinteren Ende einen Torus - ein donutförmiges Habitat von etwa vierzig Metern Durchmesser - und versetzte ihn wie ein Karussell in Drehung, wodurch ein geringes Maß an simulierter Schwerkraft geschaffen wurde.

Irgendwann im Zuge dieser Anbauten hatten die Leute aufgehört, von der Internationalen Raumstation oder ISS zu sprechen, und begonnen, das alte Mädchen Izzy zu nennen. Zufälligerweise oder nicht war dieser Spitzname ungefähr zu der Zeit populär geworden, als jedes der beiden Enden der Station unter die Leitung einer Frau gefallen war. Dinah MacQuarie, fünftes Kind und einzige Tochter von Rufus, war für vieles zuständig, was in Izzys vorderem Ende vonstattenging. Ivy Xiao hatte das Gesamtkommando über die ISS und wirkte in aller Regel in dem Torus an deren »Heck«.

Wenn Dinah nicht schlief, hielt sie sich meistens im vorderen Ende von Izzy auf, in einem kleinen Arbeitsraum (»meine Werkstatt«), wo sie durch ein kleines Quarzfenster zu Amalthea (»meine Freundin«) hinausschauen konnte. Amalthea bestand aus Nickel und Eisen: schwere Elemente, die wahrscheinlich ins heiße Zentrum eines alten, schon vor langer Zeit von irgendeiner primordialen Katastrophe auseinandergerissenen Planeten abgesunken waren. Andere Asteroiden bestanden aus leichteren Materialien. So wie Amaltheas erdähnliche Umlaufbahn den Asteroiden sowohl zu einer fatalen Bedrohung wie zu einem vielversprechenden Kandidaten für Rohstoffabbau gemacht hatte, war er dank seines dichten metallischen Aufbaus wahnsinnig schwer durchs Sonnensystem zu bewegen, gab jedoch ein lohnendes Studienobjekt ab. Manche Asteroiden bestanden hauptsächlich aus Wasser, das sich für den menschlichen Verbrauch speichern oder in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten und als Treibstoff für Raketen verwenden ließ. Andere waren reich an kostbaren Metallen, die man zur Erde befördern und verkaufen konnte.

Ein Brocken aus Nickel und Eisen wie Amalthea ließ sich zu Werkstoffen für den Bau bemannter Raumstationen umschmelzen. Alles, was in dieser Hinsicht über ein kleines Pilotprojekt hinausging, würde die Entwicklung neuer Technologie erfordern. Menschen als Bergleute einzusetzen kam nicht in Betracht, da es teuer war, sie in den Weltraum zu befördern und am Leben zu halten. Die naheliegende Lösung waren Roboter. Man hatte Dinah zu Izzy hinaufgeschickt, damit sie die Basis für ein Roboterlabor schuf, das irgendwann sechs Mitarbeiter beherbergen würde. Budgetauseinandersetzungen in Washington hatten diese Zahl auf eins reduziert.

Was ihr eigentlich sehr recht war. Sie war an entlegenen Orten aufgewachsen, denn sie war ihrem Vater Rufus, ihrer Mutter Catherine und ihren vier Brüdern zu einer Reihe von Hartgestein-Bergwerken in Gegenden wie der Brooks Range in Alaska, der Karoo-Halbwüste in Südafrika und der Pilbara in Westaustralien gefolgt. Ihr Akzent verriet Spuren all dieser Gegenden. Sie hatte Hausunterricht von ihren Eltern und von einer ganzen Reihe von Privatlehrern bekommen, die sie eingeflogen hatten und von denen keiner länger als ein Jahr durchgehalten hatte. Catherine hatte ihr die Feinheiten des Klavierspiels und des Serviettenfaltens beigebracht, und von Rufus hatte sie Mathematik, Militärgeschichte, das Morsealphabet, die Buschfliegerei und wie man Dinge in die Luft jagt, gelernt, dies alles bis zu ihrem zwölften Lebensjahr, als man per Familienvotum beim Essen befand, sie sei für das Leben im Bergbau zu gescheit und eine zu große Nervensäge. Man hatte sie in ein Internat an der Ostküste der Vereinigten Staaten geschickt. Denn ihre Familie war - obwohl Dinah das bis dahin nicht im Entferntesten geahnt hatte - wohlhabend.

Auf der Schule hatte sie sich zu einer begabten Fußballspielerin entwickelt und diese Fähigkeit in ein Sportstipendium an der Penn umgemünzt. Im zweiten Studienjahr hatte sie sich das vordere Kreuzband am rechten Knie gerissen, womit ihre Karriere als ernsthafte Sportlerin zu Ende war, und ihre Aufmerksamkeit auf ernsthaftere Weise dem Studium der Geologie gewidmet. Dies plus eine dreijährige Beziehung mit einem Jungen, der gern Roboter baute, hatte sie in Verbindung mit ihrer Vergangenheit in der Bergbauindustrie zur perfekten Kandidatin für den Job gemacht, den sie jetzt hatte. In enger Zusammenarbeit mit Roboterfreaks auf festem Boden - einer Mischung aus Universitätsforschern, freiberuflichen Mitgliedern der Hacker-/Macher-Community und bezahlten Mitarbeitern von Arjuna Expeditions - programmierte, testete und evaluierte sie eine Menagerie von Robotern, die größenmäßig von Kakerlake bis Cockerspaniel rangierten und alle auf die Aufgabe zugeschnitten waren, auf der Oberfläche von Amalthea herumzukrabbeln, deren mineralische Zusammensetzung zu analysieren, Stücke davon abzuschneiden und sie zu einem speziellen Schmelzofen zu bringen, der wie alles hier oben speziell auf die Arbeit im Weltraum zugeschnitten war. Die Stahlbarren, die aus diesem Gerät hervorgingen, waren kaum groß genug, um als Briefbeschwerer dienen zu können, aber sie waren die ersten derartigen Produkte, die jenseits der Erde hergestellt worden waren, und beschwerten im Augenblick überall im Silicon Valley wichtige Papiere auf Milliardärsschreibtischen, wo sie als Gesprächsthemen und Statussymbole viel mehr wert waren denn als Handelswaren.

Rufus, ein eingefleischter Amateurfunkenthusiast, der mit einem schwindenden Kreis alter Freunde überall auf der Welt noch immer per Morsealphabet kommunizierte, hatte darauf hingewiesen, dass eine Funkübertragung zwischen Boden und...

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Autor

Neal Stephenson gilt als eines der größten Genies der amerikanischen Gegenwartsliteratur. »Cryptonomicon«, seine Barock-Trilogie sowie »Anathem«, »Error«, »Amalthea« und das mit Nicole Galland verfasste Werk »Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.« sind ebenso wie sein letzter Roman »Corvus« internationale Bestseller. Er lebt in Seattle, Washington.