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Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am31.08.2015
Alles beginnt Ende des 19. Jahrhunderts mit Großmutter Rong. Um die Kunst der Traumdeutung zu erlernen, schickt die Matriarchin ihren Enkel ins Ausland - und dieser kommt als moderner Mann wieder. Aus der Salzhändlerdynastie Rong wird eine Familie von Mathematikern, in die einige Generationen später Jinzhen hineingeboren wird. Der Junge mit dem übergroßen Kopf ist von einer fast mythischen Aura umgeben, denn er versteht die Welt der Zahlen wie kein anderer. Mitte der 50er-Jahre gelingt es ihm, für den chinesischen Geheimdienst einen als undechiffrierbar geltenden Code zu brechen, und er wird als Nationalheld gefeiert. Doch dann taucht ein noch schwierigerer Code auf und droht, ihn in den Abgrund zu ziehen ...
Wie kein Zweiter vermag es der Bestsellerautor Mai Jia, das rätselhafte Leben eines tragischen Genies einzufangen und mit großem epischem Atem in all seinen Schattierungen darzustellen. Ein Romanereignis aus China, das weltweit für Aufsehen sorgt.

Mai Jia, geboren 1964, ist einer der erfolgreichsten Autoren Chinas. Seine bisher sieben Romane, stets Bestseller, haben sich 5 Millionen Mal verkauft; alle seine Bücher wurden verfilmt. Die Filmrechte an 'Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong' hat sich 20th Century Fox gesichert. Sein Werk ist mit fast allen chinesischen Literaturpreisen ausgezeichnet worden, einschließlich des renommiertesten, des Mao-Dun-Preises. Mai Jia gilt als der Begründer der chinesischen Spionageliteratur; seine Romane entsprechen jedoch nicht den westlichen Vorstellungen des Genres: Er vermischt, beeinflusst von Borges und Nabokov, auf einzigartige Weise Entschlüsselungskunst, Politverbrechen, historisches Setting und menschliches Drama.
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Produkt

KlappentextAlles beginnt Ende des 19. Jahrhunderts mit Großmutter Rong. Um die Kunst der Traumdeutung zu erlernen, schickt die Matriarchin ihren Enkel ins Ausland - und dieser kommt als moderner Mann wieder. Aus der Salzhändlerdynastie Rong wird eine Familie von Mathematikern, in die einige Generationen später Jinzhen hineingeboren wird. Der Junge mit dem übergroßen Kopf ist von einer fast mythischen Aura umgeben, denn er versteht die Welt der Zahlen wie kein anderer. Mitte der 50er-Jahre gelingt es ihm, für den chinesischen Geheimdienst einen als undechiffrierbar geltenden Code zu brechen, und er wird als Nationalheld gefeiert. Doch dann taucht ein noch schwierigerer Code auf und droht, ihn in den Abgrund zu ziehen ...
Wie kein Zweiter vermag es der Bestsellerautor Mai Jia, das rätselhafte Leben eines tragischen Genies einzufangen und mit großem epischem Atem in all seinen Schattierungen darzustellen. Ein Romanereignis aus China, das weltweit für Aufsehen sorgt.

Mai Jia, geboren 1964, ist einer der erfolgreichsten Autoren Chinas. Seine bisher sieben Romane, stets Bestseller, haben sich 5 Millionen Mal verkauft; alle seine Bücher wurden verfilmt. Die Filmrechte an 'Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong' hat sich 20th Century Fox gesichert. Sein Werk ist mit fast allen chinesischen Literaturpreisen ausgezeichnet worden, einschließlich des renommiertesten, des Mao-Dun-Preises. Mai Jia gilt als der Begründer der chinesischen Spionageliteratur; seine Romane entsprechen jedoch nicht den westlichen Vorstellungen des Genres: Er vermischt, beeinflusst von Borges und Nabokov, auf einzigartige Weise Entschlüsselungskunst, Politverbrechen, historisches Setting und menschliches Drama.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641153687
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum31.08.2015
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2679 Kbytes
Artikel-Nr.1705152
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



3

Rong Youying, genannt »Abakus« Lilley oder »Abakuskopf«, starb im Kindbett.

Das ist schon so lange her, dass alle, die sie mit eigenen Augen leiden und sterben sahen, selbst längst verstorben sind, doch die Geschichte ihres qualvollen Todeskampfs wurde von Generation zu Generation weitererzählt, als handele es sich um die Entscheidungsschlacht eines furchtbaren Kriegs. Durch die mündliche Überlieferung wurde die Geschichte immer weiter ausgeschmückt und damit so exemplarisch wie eine alte Sage. Ihre Qualen müssen in der Tat entsetzlich gewesen sein - es heißt, dass ihre Schreie zwei Tage und Nächte lang von den Wänden des Krankenhauses widerhallten, und ihr Echo durch die Gänge bis auf die Straße hinausdrang. Der Arzt versuchte sich sowohl in den neuesten wie in den althergebrachten Methoden der Geburtshilfe, aber das Kind wollte einfach nicht aus dem Mutterleib herauskommen. Anfangs waren die Flure der Krankenstation noch voll von Mitgliedern der Familie Rong und der Familie des Vaters, aber mit der Zeit löste sich die Gruppe auf und es blieben nur ein paar weibliche Bedienstete zurück. Diese komplizierten Wehen waren selbst für die standhaftesten Gemüter zu viel. Man ahnte, dass die Freude über die Geburt des Nachwuchses vom Entsetzen über den qualvollen Tod der Mutter überschattet werden würde. Jeder hoffte auf ein Wunder, doch die Geschichte steuerte unerbittlich auf eine gnadenlose Entscheidung zu.

Der alte Lilley war der Letzte, der im Krankenhaus auftauchte, und er sollte der Letzte sein, der es verließ. Bevor er ging, sagte er: »Dieses Kind wird entweder ein Kaiser oder ein Dämon.«

»Wahrscheinlich wird es gar nicht geboren werden«, antwortete der Arzt.

»Oh doch, das wird es.«

»Das glaube ich nicht.«

»Sie unterschätzen sie. Das ist keine gewöhnliche Frau.«

»Mag sein, doch ich verstehe etwas von Frauen, und wenn dieses Kind geboren wird, ist es ein Wunder.«

»Wenn eine Frau Wunder vollbringt, dann sie.«

Mit diesen Worten wandte sich Lilley zur Tür.

Der Arzt hielt ihn zurück. »Bitte hören Sie mich an. Was soll ich tun, wenn sie das Kind nicht zur Welt bringen kann?«

Der alte Lilley schwieg.

»Wen soll ich retten: die Mutter oder das Kind?«

Ohne zu zögern antwortete Lilley: »Die Mutter natürlich.«

Doch was waren schon die Worte eines alten Mannes gegen die Macht des Schicksals. Bei Tagesanbruch, nach einer weiteren Nacht in Wehen, war die Kraft der Mutter erschöpft, und sie wurde bewusstlos. Der Arzt brachte sie mit eiskaltem Wasser und einer zweifachen Dosis Aufputschmittel wieder zu Bewusstsein, es war der allerletzte Versuch. Sollte ihre letzte Anstrengung nicht ausreichen, war für den Arzt klar, dass sie das Kind zugunsten des Überlebens der Mutter aufgeben würden. Doch es kam anders. Rong Youyings Organe versagten, aber das Kind wurde durch einen eilends vorgenommenen Kaiserschnitt lebend zur Welt gebracht.

Dieses Kind hatte sich sein Lebensrecht teuer erstritten, und schnell sprach sich herum, warum die Geburt so schwierig gewesen war. Jeder, der das Neugeborene sah, war verblüfft über seinen ungeheuer großen Kopf. Der Kopf seiner Mutter schien dagegen winzig. Ein Kind mit einem solchen Kopf zu gebären, noch dazu das erste und mit fast 40, musste zwangsläufig das Todesurteil für die Mutter bedeuten. Es war eine Ironie des Schicksals, dass eine Frau, die in der Lage war, ein tonnenschweres Dingsda in die Luft zu befördern, sich ihrem eigenen Fleisch und Blut geschlagen geben musste.

Nach seiner Geburt gab die Familie des Vaters dem Kind zwar die üblichen Namen - Geburtsname, Beiname, Kosename, Ehrenname, die ganze Palette -, aber schnell war klar, dass sie sich die Mühe hätten sparen können. Sein riesiger Kopf und die verhängnisvolle Geburt verschafften ihm einen sprechenden Spitznamen: Teufelsschädel.

Teufelsschädel!

Teufelsschädel!

Man wurde nicht müde, ihn so zu nennen.

Teufelsschädel!

Teufelsschädel!

Verwandte und Freunde nannten ihn so.

Gott und die Welt nannte ihn so.

Bedauerlicherweise machte das Kind seinem Namen alle Ehre und benahm sich auch wie ein rechter Teufel. Keine Familie in der Provinzhauptstadt war so wohlhabend wie Familie Lin, ihre Ladenzeilen machten gut und gerne zwei Kilometer der Hauptstraße aus. Doch je älter der kleine Teufel wurde, umso mehr schrumpfte das Familienvermögen, immer wieder musste die Familie herhalten, um seine Spielschulden und allerhand andere Vergehen zu begleichen. Hätte ihn nicht eines Tages eine Hure mit dem Messer erstochen, wäre Familie Lin wohl nicht einmal das Dach über dem Kopf geblieben. Man erzählte sich, dass der Teufel schon mit zwölf Jahren zum ersten Mal in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen sei. Als er starb, war er gerade einmal 22, hatte ein Dutzend Morde auf den Gewissen und unzählige Frauen verführt und sitzen gelassen. Daneben hatte er einen Haufen Geld und eine ganze Ladenzeile verspielt. Man konnte nicht fassen, wie eine so bemerkenswerte Frau, ein Genie, einen so bösartigen Sohn hatte bekommen können.

Doch kaum sah sich Familie Lin endlich von den Machenschaften des Teufels erlöst, tauchte eine mysteriöse Frau auf, die erneut Unruhe stiftete. Niemand hatte sie je zuvor gesehen. Sie kam von außerhalb der Provinz und verlangte, das Familienoberhaupt zu sprechen. Ohne Umschweife kniete sie vor ihm nieder, hielt sich den vorstehenden Bauch und klagte: »Ich trage einen Lin in mir!« Den Lins war klar, dass es vieler Boote bedurfte, um sämtliche Frauen, die der Teufelsschädel verführt hatte, aufs Meer hinauszuschicken. Trotzdem war bislang noch keine vor ihrer Tür aufgetaucht und hatte behauptet, schwanger zu sein. Da die Dame zudem aus einer anderen Provinz stammte, erschien sie ihnen besonders fragwürdig. Sie ließen sie kurzerhand hinauswerfen. Die Schwangerschaft überstand diese grobe Behandlung, sehr zum Missfallen der fremden Frau. Sie schlug sich mit der Faust auf den Bauch, um nachzuhelfen, jedoch ohne Erfolg. Sie war so außer sich, dass sie schreiend auf der Straße sitzen blieb. Schnell war sie von neugierigen Passanten umringt. Mitleidig empfahl ihr ein Herr, es doch an der Universität N zu versuchen, wo sich Mitglieder der Familie mütterlicherseits fänden. Also humpelte sie bis zur Universität, wo der alte Professor Lilley sie empfing. Der alte Lilley war ein Mann von Prinzipien, und Gerechtigkeit ging ihm über alles. Der Gedanke, dass dieser Frau Unrecht geschehen war, war ihm unerträglich, und er ließ sie bleiben. Am nächsten Tag rief er seinen Sohn Rong Xiaolai, auch Lilley Junior genannt, zu sich und befahl ihm, die Frau in seinen alten Heimatort Tongzhen zu bringen, der zur Hälfte aus dem riesigen Anwesen der Rongs bestand. Dicht wie Fischschuppen reihten sich die Dächer der vielen dazugehörigen Gebäude aneinander, doch es hatte bereits ein schleichender Verfall eingesetzt. An den kahlen Stellen der Stützpfeiler und Dachtraufen konnte man ablesen, wie die Zeiten sich änderten: Nachdem der alte Lilley in der Provinzhauptstadt die Akademie gegründet hatte, waren ihm viele Familienmitglieder dorthin gefolgt, und damit waren die besten Tage des alten Familienanwesens vorüber. Kaum einer der jüngeren Familienmitglieder, die zum Studium in die Stadt gezogen waren, zeigte Interesse an einer Rückkehr in die Provinz, um sich dort um das Familiengeschäft zu kümmern. Die Aussichten standen ohnehin nicht besonders gut. Seitdem der Staat das Salzmonopol für sich beanspruchte, waren die Rongs um ihre wichtigste Einnahmequelle gebracht worden. Und diese Entwicklung beeinflusste selbstverständlich die Interessen der an der Akademie eingeschriebenen Rongs: Sie studierten lieber Naturwissenschaften und Philosophie, als sich für das Geschäft und ein Leben als Kaufleute zu begeistern. In ihrem Elfenbeinturm scherte sie der Zusammenbruch des Familienunternehmens und ihre trüben Zukunftsaussichten wenig, sie ließen es zu, dass innerhalb eines Jahrzehnts der einstige Reichtum der Familie praktisch zu einem Nichts geschmolzen war.

Über die Ursachen dieses Niedergangs schwieg man sich diskret aus. Wer es wissen wollte, der musste nur das Schild lesen, das über dem Eingang des alten Anwesens prangte. In fünf goldenen Schriftzeichen stand da: Den großzügigen Unterstützern der Nordexpedition. Der Hintergrund war folgender: Offensichtlich war Lilley Senior so beeindruckt von den Spendenaktionen der Studenten zur Unterstützung der Nationalen Revolutionsarmee beim Einzug in C gewesen, dass er nach Tongzhen gegangen war, um dort die Hafenlager und die Hälfte der Geschäfte, die der Rong-Klan über viele Generationen hinweg aufgebaut hatte, zu verkaufen. Von dem Erlös erwarb er eine Bootsladung voller Munition für die Nordexpedition und wurde dafür mit dieser Gedenktafel belohnt. Die Rongs galten dank dieser Aktion fortan als große Patrioten. Leider wurde der berühmte General, von dem die Inschrift stammte, nur wenig später zum gesuchten Verbrecher und musste vor der Kuomintang-Regierung flüchten, womit die Gedenktafel ihren Glanz einbüßte. Die Regierung bot den Rongs an, die Tafel durch eine mit derselben Inschrift und derselben Größe, aber der politisch korrekten Kalligrafie eines anderen, zu ersetzen, was der alte Lilley rundweg ablehnte. Damit war ein endloser Zwist zwischen den Rongs und der Regierung vorprogrammiert, es war unmöglich, geschäftlich wieder auf die Beine zu kommen. Lilley Senior waren die Geschäfte egal, er wollte seine Gedenktafel behalten. »Nur über meine Leiche!«, war seine...


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Autor

Mai Jia, geboren 1964, ist einer der erfolgreichsten Autoren Chinas. Seine bisher sieben Romane, stets Bestseller, haben sich 5 Millionen Mal verkauft; alle seine Bücher wurden verfilmt. Die Filmrechte an "Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong" hat sich 20th Century Fox gesichert. Sein Werk ist mit fast allen chinesischen Literaturpreisen ausgezeichnet worden, einschließlich des renommiertesten, des Mao-Dun-Preises. Mai Jia gilt als der Begründer der chinesischen Spionageliteratur; seine Romane entsprechen jedoch nicht den westlichen Vorstellungen des Genres: Er vermischt, beeinflusst von Borges und Nabokov, auf einzigartige Weise Entschlüsselungskunst, Politverbrechen, historisches Setting und menschliches Drama.