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Die Quoten-Queen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am16.08.20131. Auflage
Eine hinreißend böse Gesellschaftskomödie! Sie sind zwei Frauen voller Gegensätze, aber sie sind einander dennoch verbunden wie Pech und Schwefel: Kara Oswald, die gefeierte Programmmacherin mit dem Riecher für das, was beim Publikum 'geht', und Antonia Salbach, die schöne Moderatorin und Fernsehjournalistin, der Liebling des Publikums. Beide verbinden harte Zeiten in ihrem Beruf, beide hat der tägliche Überlebenskampf in der Machowelt des Fernsehens zu Freundinnen zusammengeschweißt. Doch dann wittert Antonia die einmalige Chance zum ganz großen Karrieresprung. Sie weiß, sie muss zugreifen, auch wenn sie dafür ihre beste Freundin opfern muss. Sie hat keine andere Wahl - denn sie will nichts anderes als Karas Job ...

Karin Dietl-Wichmann war u. a. Chefredakteurin und entwickelte diverse TV- und Zeitschriften-Formate. Sie lebt in München und auf einer kleinen Insel im Südchinesischen Meer.
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Produkt

KlappentextEine hinreißend böse Gesellschaftskomödie! Sie sind zwei Frauen voller Gegensätze, aber sie sind einander dennoch verbunden wie Pech und Schwefel: Kara Oswald, die gefeierte Programmmacherin mit dem Riecher für das, was beim Publikum 'geht', und Antonia Salbach, die schöne Moderatorin und Fernsehjournalistin, der Liebling des Publikums. Beide verbinden harte Zeiten in ihrem Beruf, beide hat der tägliche Überlebenskampf in der Machowelt des Fernsehens zu Freundinnen zusammengeschweißt. Doch dann wittert Antonia die einmalige Chance zum ganz großen Karrieresprung. Sie weiß, sie muss zugreifen, auch wenn sie dafür ihre beste Freundin opfern muss. Sie hat keine andere Wahl - denn sie will nichts anderes als Karas Job ...

Karin Dietl-Wichmann war u. a. Chefredakteurin und entwickelte diverse TV- und Zeitschriften-Formate. Sie lebt in München und auf einer kleinen Insel im Südchinesischen Meer.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955301903
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum16.08.2013
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1724427
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Er überfiel sie jeden Sonntagnachmittag aufs Neue: der sunday afternoon blues . Dieses nagende Gefühl der Einsamkeit. Die Wochenendausgaben der FAZ und der Süddeutschen waren gelesen, das Frühstücksgeschirr weggeräumt, die nächste Verabredung erst am Abend. Kara Oswald tigerte durch das plötzlich so große und leere Appartement. Es war 14 Uhr, und es gab niemanden, den sie um diese Zeit anrufen konnte. Die Freunde, die verheiratet waren, kümmerten sich um Kind und Kegel. Die Singles tauchten gerade aus den alkoholisierten Umarmungen der last night stands auf. Ihre eigene Familie war in alle Welt verstreut. Die Tochter im Internat, der Vater mit seiner neuen Liebe auf Weltreise, und zu keinem ihrer Ex-Ehemänner gab es besonders herzliche Kontakte. Ihren letzten Lover, einen sanftmütigen Versager, hatte sie an ihre Freundin Antonia Salbach abgetreten, und der gegenwärtige, ein manisch-depressiver Bildhauer, erpresste sie ständig emotional. Die Stunden zwischen zwei und sieben Uhr schienen vom Teufel gemacht. Alte Ängste krochen wie Kröten übers Gemüt. Beginnende Depressionen hatten den besten Nährboden.

Die Situation bei TV6, dem Sender, bei dem Kara als Programmchefin engagiert war, machte ihr zu schaffen. Die Zahlen waren seit ein paar Wochen ein Horror, und ob ihre Idee einer neuen Show, die sie gleich am Montag Horst Köhler, ihrem Partner in der Geschäftsführung vortragen wollte, wirklich der dringend benötigte Hit war - Kara wusste es nicht. Seit Wochen wachte sie schweißgebadet auf. Es war immer der gleiche Alptraum. Wie eine Kriminelle war sie entdeckt worden. Sie stand vor einem Gericht, und alle ihre Fehler wurden aufgezählt. Es waren schrecklich viele. Immer wieder versuchte sie etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen. Die Richter ließen sie nicht. Dann sprach einer das Urteil. »Sie sind«, sagte der Mann im Traum, »eine Hochstaplerin. Sie haben Fähigkeiten vorgetäuscht, die Sie nicht besitzen. Sie sind ein Nichts. Eine Versagerin!« Mein Gott, dachte Kara im Traum, jetzt wissen es alle. Jetzt wissen alle, dass ich immer nur geblendet habe. Dass ich tatsächlich eine Falschspielerin bin. Sie schämte sich, und die Gewissheit, nicht mehr geliebt und bewundert zu werden, setzte ihr schmerzlich zu. Das war stets die Stelle, an der sie aufwachte. Sie lag dann den Rest der Nacht wach. Fragte sich, wovor sie solche Angst hatte. Ob sie tatsächlich nur täuschte und trickste. Ob es nur Glück gewesen war, dass sie in ihrem Job so hoch gekommen war. Unheimliches Glück. Und dass nun eben dieses Glück sie verlassen hatte. Sich anderen zuwandte.

»Ich muss raus aus dieser Depression«, sagte sie halblaut vor sich hin. Sie probierte es mit Atemübungen. Nach ein paar Versuchen gab sie auch das auf. Ihr Kopf schien zerspringen zu wollen. Sie konnte nicht einen einzigen ihrer jagenden Gedanken festhalten. Das blanke Chaos war ausgebrochen. In diesem wilden Durcheinander versuchte sie den Anfang oder wenigstens das Ende einer Idee zu erhaschen. Sie bemühte sich, einen Satz zu denken, ihn laut auszusprechen.

»Ich darf jetzt nicht durchdrehen«, sagte sie. »Ich muss die Nerven behalten. Es gibt keine unlösbaren Probleme.« Sie schwieg und lauschte ihren Worten hinterher. Sie hallten in ihrem Schädel nach. Kara versuchte dem Rat von Antonia zu folgen. »Denk positiv«, hatte die ihr vor Monaten geraten, als sie einmal nachts in einer ähnlichen Stimmung bei ihr angerufen hatte. »Stell dir Dinge vor, die dich glücklich gemacht haben. Lass dich nicht hineinziehen in diese abgrundtiefen Löcher!«

Verzweifelt durchstöberte sie ihr Hirn nach glücklichen Erlebnissen. Nichts, rein gar nichts fiel ihr ein. Dafür begann sie mit geradezu masochistischer Lust in ihren Wunden zu wühlen. Sie sprang auf, lief zu ihrem Schreibtisch, griff sich das kleine Diktafon und begann mit stockender Stimme zu sprechen: »Es ist Sonntagnachmittag. Einer dieser schrecklichen Nachmittage, die mich eines Tages umbringen werden. Die mir meine Existenz zur Qual machen. Die mich zweifeln lassen an dem, was ich tue. Die mich die Banalität meines Lebens schmerzhaft spüren lassen. Wer bin ich eigentlich? Was habe ich erreicht mit meinen 39 Jahren? Nicht einmal eine funktionierende Ehe habe ich fertig gebracht. Dreimal geschieden, ohne familiäre Bindungen.«

Kara legte das Tonband aus der Hand. Sie ging in die Küche und setzte die Kaffeemaschine in Gang. »Scheiße«, sagte sie halblaut vor sich hin. »Alles Scheiße!« Sie erinnerte sich an ihre drei Ehemänner. Der Erste, den sie mit Anfang zwanzig geheiratet hatte: ein konservativer Schwachkopf. Der Zweite, zu dessen Werbung sie aus Übermut Ja gesagt hatte: ein aufgeblasener Dandy. Und der Dritte, von dem sie gar nicht mehr wusste, weshalb sie ihn überhaupt geheiratet hatte: ein intellektueller Schwätzer. Allesamt Männer, die ihr die Luft zum Atmen nahmen. Von denen sie sich mit brachialer Gewalt befreit hatte. Die Lover, die folgten? Kara lachte bitter auf. Da gab es Alexander, dessen künstlerische Arbeit sie faszinierte. Der sie mit seinen Visionen mitreißen konnte, wie selten ein Mensch zuvor. Der ein wunderbarer Liebhaber war, dessen Schattenseiten sie aber unendlich viel Kraft kosteten. Der in seiner manischen Phase vor Kreativität sprühte. Jeden Kulturreferenten von der Einzigartigkeit einer seiner monumentalen Skulpturen überzeugte, um sich dann in seiner depressiven Phase wie ein Wurm im Erdreich zu verkriechen. Kara machte diese Zyklen seit fast zwei Jahren mit. Immer wieder hatte sie versucht, Alexander in die Wüste zu schicken. Hatte auf seine Anrufe nicht geantwortet, seine Briefe nicht geöffnet. Und dann stand er unangemeldet vor ihrer Tür. Und sie hatte ihm alles verziehen, wohl wissend, dass sich diese Szenen immer wiederholen würden.

»Warum tust du das?«, hatte Antonia sie beschworen. »Dieser Mann ist ein Vampir. Er wird dich aussaugen und dann wegwerfen. Mach Schluss, solange es noch Zeit ist!«

Kara hatte sich oft nach solchen Vorhaltungen einen aus der Schar ihrer Höflinge gepickt. Hatte ihre Nummer: wenn du artig bist, darfst du auch zur Königin aufs Lager durchgespielt. Am Schluss kam sie stets zu der Überzeugung, dass diese Art von Affären nur Zeitverschwendung waren.

»Nichts als käufliche, eingebildete Parasiten«, sagte sie dann zu Antonia, die die Brauen hochzog, was so viel hieß wie: Das hab ich dir doch schon vorher gesagt.

Selbst ihr Vater, den sie als Kind so bewundert hatte, entpuppte sich als eitler, selbstgefälliger Schwadroneur, der auf seine alten Tage noch den Sugar-Daddy spielte.

Irgendwie scheine ich kein Händchen für Männer zu haben, überlegte sie, als sie sich den Kaffee eingoss. Die, die sie bewunderten und sich um sie bemühten, gefielen ihr nicht. Alle anderen betrachtete sie voller Misstrauen. So war sie dazu übergegangen, die Männer, die sich unvorsichtigerweise in ihren Umkreis wagten, zu erniedrigen. Sie schlecht zu behandeln. Sie zu korrumpieren und zu kaufen. Sie zeigte ihre trophy men herum wie andere eine neue Handtasche. Auf diese Weise konnte sie bei Beendigung einer Affäre voller Verachtung auf die Wichte hinunterschauen. Sie verabscheuen dafür, dass sie ihr Spiel mitgemacht hatten. Dass sie mit sich geschehen ließen, was sie dann letztlich in Karas Augen zu den Lemuren degradierte, die sie im Grunde gar nicht waren.

Kara durchschaute ihr grausames Spiel zwar - konnte es aber nicht stoppen. Sie wusste, dass die negativen Erfahrungen mit Männern selbst inszeniert waren.

»Du hast Angst vor ihnen«, hatte Antonia einmal gesagt. »Du traust deiner Attraktivität nicht. Deshalb kaufst du sie dir. Und auch nur deshalb reagierst du so menschenverachtend. Wenn du das nicht bleiben lässt, wirst du nie eine befriedigende Beziehung haben!«

Kara war zornig gewesen, weil die Freundin in ihrer klaren Art den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Sie hatte sich damals sehr elend gefühlt. Hatte herzzerreißend geschluchzt, beschlossen, ab sofort alles anders zu machen, und schließlich genauso weitergelebt wie bisher. Sie tröstete sich damit, dass die richtigen , die wirklich guten Männer so etwas wie sie gar nicht ertragen könnten. Dass solch ein Mann sie beschneiden würde in ihrer Freiheit, dass er etwas gegen ihren Job hätte und folgerichtig nicht in Frage käme.

»Wir benutzen die Kerle«, gab Antonia immer als Parole aus. »Wir machen es einfach so, wie sie es immer mit den Frauen getan haben: ex und hopp!«

Meistens fühlte sich Kara von solchen Sätzen getröstet. Was will ich eigentlich? fragte sie sich dann. Sie hatte einen Job, der sie forderte, ein dutzend Freunde, von denen sie sich verstanden fühlte, und sie hatte Antonia. Ihr vertraute sie bedingungslos. Sie war ihr Alter Ego. Ihre beste Freundin, ihre Schwester und - seitdem sie Chefin von TV6 war - auch ihre bevorzugte Mitarbeiterin. Zwischen ihnen gab es keine Geheimnisse, keinen Neid, keine bösen Gedanken. Antonia war aufrichtig und loyal. Ohne sich mit ihr zu besprechen, würde Kara keine wichtige Entscheidung mehr treffen.

Kara, die keine Geschwister hatte, sehnte sich nach familiärer Wärme. Nie würde sie die Zeit vergessen, als Antonia und sie zusammenlebten. Diese gemeinsamen Abende, an denen sie beim Wein auf dem Sofa kuschelten und über ihre Pläne sprachen. An denen Antonia sie liebevoll aufrichtete, wenn sie eine Reportage neu schreiben musste oder ein Kerl sich ihren Reizen entzog. Antonia gab ihr immer das Gefühl, die Beste zu sein. Vielleicht nur noch ein Treppchen weit vom großen Sieg entfernt zu sein. Niemals meldete sie Zweifel an...


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