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Null-Null-Siebzig, Truthahn, Mord und Christmas Pudding

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am22.09.20151. Auflage
Mörderische Weihnachten Eigentlich wollen Ex-Agent James Gerald und seine Freundin Sheila die Adventszeit in London genießen. Doch als Sheilas Freundin Rosalind ermordet wird, ist die Ruhe dahin. Heimlich beginnt James zu ermitteln und stellt entsetzt fest, dass der Anschlag Sheila galt. Doch deren einzige Sorge gilt nur dem nahenden Weihnachtsfest. Wieder einmal beweisen James und Sheila, dass sie ganz und gar nicht zum alten Eisen gehören, weder in der Liebe noch im Leben.

Marlies Ferber, geboren 1966, studierte Sinologie in Deutschland, China und den Niederlanden und arbeitete als Verlagslektorin, bevor sie sich ganz dem Schreiben und Übersetzen widmete. Sie ist freie Dozentin für kreatives Schreiben der Bundesakademie Wolfenbüttel und lebt mit ihrer Familie in Hagen.
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Produkt

KlappentextMörderische Weihnachten Eigentlich wollen Ex-Agent James Gerald und seine Freundin Sheila die Adventszeit in London genießen. Doch als Sheilas Freundin Rosalind ermordet wird, ist die Ruhe dahin. Heimlich beginnt James zu ermitteln und stellt entsetzt fest, dass der Anschlag Sheila galt. Doch deren einzige Sorge gilt nur dem nahenden Weihnachtsfest. Wieder einmal beweisen James und Sheila, dass sie ganz und gar nicht zum alten Eisen gehören, weder in der Liebe noch im Leben.

Marlies Ferber, geboren 1966, studierte Sinologie in Deutschland, China und den Niederlanden und arbeitete als Verlagslektorin, bevor sie sich ganz dem Schreiben und Übersetzen widmete. Sie ist freie Dozentin für kreatives Schreiben der Bundesakademie Wolfenbüttel und lebt mit ihrer Familie in Hagen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423428187
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum22.09.2015
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1630 Kbytes
Artikel-Nr.1823926
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

»James, was hältst du davon, Schauspieler zu werden?«

Sheila sah ihn über den Rand ihrer Zeitung hinweg an. Er kannte diesen Blick nur zu gut, den plötzliche Ideen bei ihr auslösten. Nun hieß es auf der Hut sein. Ein Nein würde den Morgen verderben, ein vorschnelles Ja könnte er womöglich langfristig bereuen.

Er butterte seinen Toast. »Warum fragst du?«

»Sie suchen Freiwillige für ein Theaterstück, das zu Weihnachten aufgeführt wird. Das wäre doch was für uns beide, oder?« Ihre Wangen glühten.

»Wer ist sie ?«, fragte James.

»Das New End Theatre in Zusammenarbeit mit der Bezirksverwaltung von Camden«, las Sheila vor.

»Es gibt doch wahrlich genug arbeitslose Schauspieler in London«, murmelte James und köpfte sein Ei. »Reichst du mir bitte das Salz?«

»Ein Kriminalstück«, fuhr sie fort, ohne aufzusehen. »Es heißt Christmas Pudding .«

»Das Salz, bitte«, wiederholte er.

Jetzt schaute sie ihn direkt an. Zwischen ihren Augen hatten sich zwei steile Falten gebildet. »Steht in der Mitte.« Dann ließ sie ihr Gesicht hinter der Zeitung verschwinden. Eine Zeitlang herrschte Stille. James war beim Frühstück ohnehin nicht gesprächig, aber er hatte sich in den letzten Monaten, seit sie es sich zur Gewohnheit gemacht hatten, gemeinsam zu frühstücken, an ihr munteres Geplauder gewöhnt. Wenn er doch einmal allein frühstückte, machte es ihm nichts aus, ja dann genoss er sogar die sanften Geräusche des Morgens: das Rascheln der Frühstückszeitung, das Brummen und Zischen der Kaffeemaschine, das Starten eines Automotors draußen vor der Haustür. Aber wenn sie da war und schwieg, war ihr Schweigen belastend, und all die kleinen Geräusche betonten nur die unangenehme Stille. Er stand auf, holte die Kaffeekanne und schenkte ihr nach. »Also, worum geht es denn genau?«, fragte er versöhnlich.

Sheila faltete die Zeitung so, dass der betreffende Artikel oben war, und reichte sie ihm. Sie war nicht der Typ, der lange schmollte. »Hier, lies selbst. Eine Art Charity-Projekt im New End Theatre. Die suchen Freiwillige mit Interesse am Theater. Bevorzugt Männer und Frauen, steht hier, die keine Berührungsängste haben. Die offen sind für ein Experiment.« Sheila sah ihn genüsslich an. »Das sollte dir gefallen, James. Es ist ein Resozialisierungsprojekt für Häftlinge.«

»Resozialisierungsprojekt?« James stellte entgeistert seine Tasse ab und las die ersten Zeilen.

Sheila grinste, während sie James die Zeitung wieder aus der Hand nahm. »Deswegen führen sie auch einen Krimi auf, nehme ich an. Das kommt den Knastbrüdern interessensmäßig entgegen. Die holen die Leute da ab, wo sie stehen.«

James schüttelte stumm den Kopf, setzte sich wieder und beobachtete Sheila. Sie las ihm den Artikel vor. Es war offensichtlich, dass ihre Entscheidung schon feststand. Sie würde auf jeden Fall mitmachen. Sie war einfach zu neugierig. Wahrscheinlich hatte sie das von ihrer Mutter. Einem Projekt wie diesem, auch wenn es noch so fragwürdig war, konnte sie einfach nicht widerstehen. Einerseits bewunderte er ihren Elan. Nach ihrer abenteuerlichen Mittelmeer-Kreuzfahrt hatte sie sich mit Feuereifer in ihre neue Rolle als Ersatz-Großmutter für den kleinen Jamie gestürzt, ein Kind, das gar nicht mit ihr verwandt war. Im September dann hatte sie sich mit dem chinesischen Geheimdienst angelegt und unmittelbar danach noch genug Energie gehabt, um sich einen Hund anzuschaffen. Für Menschen wie Sheila kam die Rente einfach zu früh. Sollte sie sich ruhig in Aktivitäten stürzen, wenn sie es brauchte und glücklich machte. Er musste nur achtgeben, nicht in den Strudel hineingerissen zu werden, insofern war ihr bedrohlicher Missionierungsdrang etwas, das man frühzeitig und entschlossen ins Leere laufen lassen musste.

»Interessant«, murmelte er, als sie zu Ende vorgelesen hatte.

»Und? Was sagst du? Du liebst doch das Theater, James!«

»Als Zuschauer, ja.«

»Aber denk doch nur, als Schauspieler wäre es eine viel intensivere Erfahrung, oder? Wir könnten Bühnenluft schnuppern.«

»Ganz bestimmt ...«, sagte er und räusperte sich. Sheila strahlte schon im Bewusstsein des leicht errungenen Sieges, aber er fuhr fort: »Ganz bestimmt werde ich mich nicht auf die Bühne stellen und der Lächerlichkeit preisgeben.«

Da waren die Zornesfalten zwischen ihren Augen wieder. »Nimm dich nicht so wichtig, James. Es ist ein Wohltätigkeitsprojekt, da macht sich niemand lächerlich. Außerdem würdest du doch den perfekten Poirot geben!«

James sah sie über seine Kaffeetasse hinweg an. »Sehr schmeichelhaft. Inwiefern bitte wäre ich die ideale Verkörperung dieses kleinen, eitlen Belgiers?«

»Gut, du bist nicht klein«, sagte Sheila mit einem frechen Grinsen. Dann verwandelte sich das Grinsen in ein breites Lächeln, das auch ihre Augen strahlen ließ und das er liebte. »Komm schon, James. Eine gewisse Eitelkeit wirst du nicht abstreiten können. Wir sitzen uns hier im Morgenmantel gegenüber, aber einer von uns hat sich schon die Haare gekämmt und ist perfekt rasiert.«

Er musste lachen. »Das ist keine Frage der Eitel-, sondern der Höflichkeit.«

Sie wurde ernst. »Oh. Dann hättest du wohl lieber, dass ich mich auch vor dem Frühstück fertig mache?«

»Nein.«

»Sei ehrlich.«

»Ich sehe ungekämmt aus wie ein Greis, der vergessen hat, wo er den Kamm hingelegt hat. Du nicht.«

»Wie sehe ich aus?«

»Wie immer.«

»Ich sehe immer ungekämmt aus?«

»Nein, du verdrehst mir wie immer die Worte im Mund.«

Sie seufzte. »Vielleicht sollten wir nach dem Frühstück über das Theaterprojekt reden, wenn du etwas im Magen hast.«

»Ausgezeichnete Idee«, sagte er. Sie wandte den Blick nicht von ihm, während er aß. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. »Was ich meinte, war auch eher, dass du dich mit dunklen Gestalten und Waffen gut auskennst, James. Du bist vom Fach. Du musst nicht schauspielern. Du kannst einfach du selbst sein. Deine Erfahrung einbringen. Die Knackis denken doch bestimmt, wir sind Middleclass-Mäuschen, und sie müssten nur einmal Buh! rufen, damit wir kuschen. Aber du steckst die doch locker in die Tasche, oder?«

»Was soll das denn bitte schön ...«

»Du bist doch schon mit ganz anderen Typen fertiggeworden«, unterbrach Sheila ihn begeistert. »Du wärst der Trumpf auf unserer Seite!«

»Was heißt denn hier unsere Seite? Ich dachte, das wäre ein Gemeinschaftsprojekt und kein Rugby-Spiel.«

»Trotzdem kann es nicht schaden, wenn wir dich dabeihaben, James. Die schweren Jungs werden Respekt vor dir haben. James Gerald, Waffenexperte, Ex-Agent des SIS, eiskalter Killer.«

Er legte seine Gabel ab. »Wie bitte? Das war ich nie. Außerdem bin ich siebzig und seit Jahren im Ruhestand.«

Sie grinste. »Du warst kein Waffenexperte?«

James gab keine Antwort.

»Was ich meine, ist doch nur, du liebst das Theater. Es wäre doch großartig, einmal hinter die Kulissen zu schauen.«

»Ich will nicht hinter die Kulissen schauen.«

»Willst du doch.«

»Nein, du willst, dass ich das will. Das ist ein Unterschied, wir sind schließlich nicht verheiratet. Außerdem will ich die Illusion behalten. Hinter den Kulissen ist der Zauber weg, und man sieht den ganzen Schwindel, die billigen Requisiten und so weiter. Es wäre nie wieder dasselbe als Zuschauer.«

»Sei doch nicht so störrisch.«

»Hast du störrisch gesagt?«

»Ich meinte stoisch.«

»Mach du da mit, ich komme dann und sehe mir die Aufführung an. Sie werden noch berühmt, Mrs Humphrey. Der neue Stern an Londons Theaterhimmel: Sheila Humphrey, neues Ehrenmitglied der Royal Slaughter Company.«

»Haha, James. Du wirst schon noch mitmachen, warte es nur ab.«

»Und du pass auf, dass du keinem deiner Verbrecher-Kollegen die Schau stiehlst. Sonst hast du nach der Premiere ein Messer im Rücken.« Er erhob sich und gab Sheila einen Kuss auf die Wange. »Es sind schon Leute für weniger umgebracht worden.«

Er schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein und ging zur Tür.

»Wohin?«, rief Sheila ihm nach.

»Die Glieder entrosten!«, rief er über die Schulter zurück, während er die Treppe zum Bad hochstieg.

»Dann tu es doch wenigstens mir zuliebe!«, rief sie ihm nach. »Was, wenn die wirklich gefährlich sind, die Knackis? James Gerald, hochdekorierter Held des SIS, lässt seine Liebste allein in die Höhle des Löwen marschieren!«

Er zögerte, dann stieg er die Treppe wieder hinab, ging zurück ins Wohnzimmer. »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte er ernst. »Aber mein Bedarf an Löwenhöhlen ist für dieses Jahr mehr als gedeckt. Ich bin dem Himmel dankbar, dass wir dieses Jahr einigermaßen heil überstanden haben. Das sollte auch für dich gelten. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.«

Doch sie lachte nur. »Was ist los mit dir, Null-Null-Siebzig, plötzlich Angst vor dem Tod?«

Während er unter der Dusche stand, den warmen, feuchten Dampf einatmete und das warme Wasser seine wohltuende Wirkung auf die Gelenke entfaltete, beschloss er, ihr dieses Theaterprojekt auszureden. Bis zur Rente hatte es viel zu seiner Zufriedenheit beigetragen, sich keine Sorgen um andere Menschen machen zu müssen. Das Leben war mit dem teuren Gewürz der Bindungslosigkeit frei und schwebend gewesen. Er akzeptierte den Tod als Realität und hatte Respekt, aber keine Angst vor ihm, die beste Einstellung, wenn man im Dienst des SIS zuweilen gefährlichen Situationen ausgesetzt war. James war immer vorsichtig...
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