Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Holmes und ich - Die Morde von Sherringford

Roman
dtv Deutscher Taschenbuch Verlagerschienen am01.07.2016
So hast du Holmes und Watson noch nie erlebt! Drei Dinge will Jamie Watson partout vermeiden, als er gegen seinen Willen auf ein Internat an der Ostküste der USA geschickt wird: 1. Dort auf die charismatische Charlotte Holmes zu treffen, Nachfahrin des legendären Sherlock, die allerorten für ihren komplizierten Charakter und ihr detektivisches Genie bekannt ist. 2. Sich in besagte Charlotte zu verlieben - natürlich unglücklich. 3. Gemeinsam mit Charlotte in einen Mordfall verwickelt zu werden. Doch dann wird Jamie von seinem Zimmergenossen zu einer Party mitgeschleift, auf der er Charlotte begegnet und sofort von ihr fasziniert ist. Kurz darauf geschieht ein Mord. Hauptverdächtige: Jamie Watson und Charlotte Holmes! Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen.

Brittany Cavallaro studierte Creative Writing an der University of Wisconsin/Madison und hat einen Ph.D. in English Literature von der University of Wisconsin/Milwaukee. Seit ihrer Kindheit ist Brittany Cavallaro ein riesengroßer Sherlock-Holmes-Fan - so kam ihr die Idee zu »Holmes & ich«. Sie lebt mit ihrer Familie und einer wachsenden Zahl an Sherlock-Holmes-Mützen in Michigan, wo sie an der Interlochen Arts Academy Kurse in Creative Writing gibt.
mehr

Produkt

KlappentextSo hast du Holmes und Watson noch nie erlebt! Drei Dinge will Jamie Watson partout vermeiden, als er gegen seinen Willen auf ein Internat an der Ostküste der USA geschickt wird: 1. Dort auf die charismatische Charlotte Holmes zu treffen, Nachfahrin des legendären Sherlock, die allerorten für ihren komplizierten Charakter und ihr detektivisches Genie bekannt ist. 2. Sich in besagte Charlotte zu verlieben - natürlich unglücklich. 3. Gemeinsam mit Charlotte in einen Mordfall verwickelt zu werden. Doch dann wird Jamie von seinem Zimmergenossen zu einer Party mitgeschleift, auf der er Charlotte begegnet und sofort von ihr fasziniert ist. Kurz darauf geschieht ein Mord. Hauptverdächtige: Jamie Watson und Charlotte Holmes! Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen.

Brittany Cavallaro studierte Creative Writing an der University of Wisconsin/Madison und hat einen Ph.D. in English Literature von der University of Wisconsin/Milwaukee. Seit ihrer Kindheit ist Brittany Cavallaro ein riesengroßer Sherlock-Holmes-Fan - so kam ihr die Idee zu »Holmes & ich«. Sie lebt mit ihrer Familie und einer wachsenden Zahl an Sherlock-Holmes-Mützen in Michigan, wo sie an der Interlochen Arts Academy Kurse in Creative Writing gibt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423428958
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.07.2016
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1167
Artikel-Nr.1852653
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2.


Es war kurz vor Einbruch der Morgendämmerung, als ich Schreie hörte.

Zuerst nahm ich sie nur als Teil meines Traums wahr. Es waren die Schreie eines wütenden Mobs; sie waren mit Fackeln und Mistgabeln bewaffnet und jagten mich in einen Stall, wo ich mich hinter einer verblüfft glotzenden, wiederkäuenden Kuh versteckte.

Man musste kein Psychoanalytiker sein, um zu verstehen, was dieser Traum bedeutete. Nach meiner Prügelei mit Dobson hatte sich mein Status von »völlig unbekannt« in »berühmt-berüchtigt« verwandelt. Plötzlich hatte jeder eine Meinung über mich, selbst Leute, mit denen ich noch nie etwas zu tun gehabt hatte. Dobson war nicht sonderlich beliebt; er war ein Schwachkopf und respektlos Mädchen gegenüber, aber er hatte einige stiernackige Freunde, die deutlich Präsenz zeigten, wenn ich in den Speisesaal kam. Was Tom anging, so rieb er sich insgeheim freudig die Hände. Klatsch und Tratsch waren die bevorzugte Währung in Sherringford, und vermutlich glaubte er, in mir als seinem Zimmernachbarn einen Schlüssel zur königlichen Schatzkammer gefunden zu haben.

Aber für mich hatte sich nicht wirklich viel verändert, außer dass ich mich in Sherringford jetzt noch weniger wohlfühlte. Jedes Mal, wenn ich in den Französischunterricht kam, wurde es schlagartig still, und eines Morgens passte mich auf dem Weg ins Naturwissenschaftsgebäude eine Neuntklässlerin ab und fragte stammelnd, ob ich sie zum Schulball begleiten wolle, während ihre im Hintergrund wartenden Freundinnen ein Kichern unterdrückten. Sie war auf eine blonde, zerbrechliche Art süß, aber ich sagte ihr, dass mir die Teilnahme am Ball verboten worden war. Was fast der Wahrheit entsprach. Ich war einen Monat lang von praktisch allen schulischen Aktivitäten ausgeschlossen worden, soll heißen: keine Arbeitsgemeinschaften, keine Ausflüge in die Stadt und - dem Himmel sei Dank - kein Rugbytraining, wobei man mir versicherte, dass mein Stipendium trotzdem weiterhin Bestand hatte. Allerdings hatten sie vergessen, mir den Schulball zu verbieten. Es war keine besonders harte Strafe, wie die hübsche Krankenschwester, die meine gebrochene Nase untersuchte, beteuerte. Ich empfand es noch nicht einmal annähernd als Strafe.

Nach der Prügelei hatte ich immer wieder nach Holmes Ausschau gehalten, obwohl ich nicht wusste, was ich überhaupt zu ihr sagen sollte. Den Pokerabend blies sie in der darauffolgenden Woche ab, aber ich wäre sowieso nicht hingegangen. Wäre ich dort aufgetaucht, hätte das nur ihr Vorurteil von mir als Stalker bestätigt. Es war praktisch unmöglich, jemandem in Sherringford, mit seinen gerade mal fünfhundert Schülern und einem briefmarkengroßen Campus, aus dem Weg zu gehen, aber Holmes schaffte es trotzdem irgendwie. Sie tauchte weder im Speisesaal auf noch traf ich sie auf dem Weg zum Unterricht.

Ich glaube nicht, dass ich so viel Zeit mit Nachdenken verbracht hätte - über sie, meine ich -, wenn mir nicht gleichzeitig bewusst geworden wäre, wie schlecht ich mich in Sherringford einfügte. Vor dem ganzen Ärger mit Dobson hatte ich mich hier und da mit ein paar Leuten angefreundet, was sich vor allem durch Tom ergeben hatte, der anscheinend wirklich jeden kannte - von den süßen Mädchen in meinen Kursen bis zu den Schülern des Abschlussjahrgangs, die auf den Campus-Grünflächen Ultimate-Frisbee spielten. Aber all diese Verbindungen hatten etwas Oberflächliches, als würde ein starker Wind ausreichen, um sie auseinanderzuwehen.

Vor allem störte mich, dass die Leute hier ständig über Geld redeten. Nicht offen. Es wurde nicht nach dem Jahreseinkommen der Eltern gefragt. Man versuchte eher beiläufig herauszufinden, was sie beruflich machten. Ich hab gehört, deine Mom ist Senatorin? Ist dein Vater nicht Hedgefonds-Manager? Einmal hörte ich, wie ein Mädchen zu einem anderen sagte, Hey, cool, wir sind an Weihnachten auch in unserem Haus in den Hamptons, und zwar so laut, dass ihre Stimme durch den ganzen Raum hallte. Ich bekam mehr als einmal mit, wie Schüler von dem unheimlichen blonden Typen aus der Stadt, der auf unseren Partys und nachts vor dem Campusgelände herumlungerte, Drogen kauften. Wenn sie mit dem Geld ihrer Eltern nicht gerade ihrer Kokainsucht frönten, jetteten sie um die Welt. Die Mädchen in meinem Französischkurs machten so eine Art Wettbewerb daraus, wer diesen Sommer mithalf Waisenhäuser in Afrika zu bauen (nie in einem konkreten afrikanischen Land, immer nur »in Afrika«) oder wer mit dem Rucksack durch Spanien reiste.

Sherringford war keine dieser Eliteschulen wie Andover oder St. Paul s, die reihenweise zukünftige Präsidenten, Baseballstars und Astronauten hervorbrachten. Klar, bei uns gab es Wahlfächer wie Drehbuchschreiben und Suaheli, Lehrer mit Doktortiteln und Tweedjacketts und Schüler, die hinterher auf namhaften Unis studierten - aber wir lagen trotzdem ein oder zwei Plätze unter dem Topranking, und vielleicht war genau das das Problem. Wenn wir schon nicht darum kämpfen konnten, zu den Besten zu gehören, kämpften wir stattdessen eben darum, die Privilegiertesten zu sein.

Zumindest kämpften sie darum. Ich hatte nur einen Platz als Zuschauer in der ersten Reihe ergattert. Und irgendwo da draußen im Dunkeln strich Charlotte Holmes umher und spielte das Spiel nach ihren ganz eigenen Regeln.

Am Abend von Dobsons Ermordung hatte ich lange wach gelegen und darüber gegrübelt, wie ich die Dinge zwischen uns wieder in Ordnung bringen könnte. Zwischen Holmes und mir, meine ich. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich jede Chance darauf, jemals mit ihr befreundet zu sein, vertan hatte, und dieser Gedanke ließ mich bis halb drei Uhr morgens nicht zur Ruhe kommen. Als auf dem Flur draußen panischer Tumult ausbrach, hatte ich gefühlt nur ein paar Minuten lang geschlafen. Tom hatte sich schon angezogen und war losgerannt, um nachzuschauen, was draußen vor sich ging, bevor ich mich überhaupt aus dem Bett gehievt hatte. Ich dachte noch verschlafen, dass ich irgendwie den Alarm für eine Brandschutzübung verpasst haben musste.

Dann sah ich, dass sich am Ende des Flurs jede Menge Leute versammelt hatten: hauptsächlich Jungs aus unserem Stockwerk, aber auch unsere grauhaarige Hausmutter, die Krankenschwester des Internats und eine Gruppe uniformierter Polizisten. Ich schob mich zwischen ihnen hindurch, bis ich Tom entdeckte, der mit ausdruckslosem Gesicht auf eine mit gelbem Flatterband gesicherte Tür starrte. Sie stand ungefähr einen Zentimeter offen und dahinter war es dunkel.

»Was ist passiert?«, fragte ich.

»Dobson«, antwortete Tom. Als er sich schließlich zu mir umdrehte, sah ich den verängstigten Ausdruck in seinen Augen. »Er ist tot.«

Ich war geschockt, als mir klar wurde, dass Tom vor mir Angst hatte.

Hinter mir hörte ich jemanden sagen: »Da ist James Watson. Er hat sich vor Kurzem mit ihm geprügelt«, und das Stimmengewirr um mich herum wuchs sich zu einem Dröhnen aus.

Unsere Hausmutter Mrs Dunham legte beschützend eine Hand auf meine Schulter. »Keine Sorge, James«, sagte sie. »Ich werde dir nicht von der Seite weichen.« Ihre Brille saß ein bisschen schief und sie trug einen etwas fehl am Platz wirkenden seidenen Morgenrock über ihrem Nachthemd; mir war nicht klar gewesen, dass sie über Nacht im Wohnheim blieb oder gar meinen Namen kannte. Trotzdem war ich wahnsinnig froh, dass sie hier war, weil sich plötzlich ein Mann in einem Anzug aus der Gruppe von Polizisten löste und geradewegs auf mich zukam. »Habe ich das eben richtig verstanden, James?«, sagte er. »Wenn ja, dann würden wir Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«

»Einen Teufel werden Sie«, sagte Mrs Dunham. »Er ist noch minderjährig. Sie benötigen also die Erlaubnis seiner Eltern, um ihn in ihrer Abwesenheit befragen zu dürfen.«

»Ich hatte nicht vor, ihn zu verhaften«, entgegnete der Mann.

»Trotzdem«, sagte sie. »So lauten die Regeln hier in Sherringford.«

»Schön«, seufzte der Detective. »Leben Ihre Eltern in der Nähe, mein Junge?« Er zog einen Block und einen Stift aus der Gesäßtasche seiner Hose, und ich fühlte mich, als würde ich in einer Folge von Law and Order mitspielen.

Na ja. Tat ich ja auch irgendwie.

»Meine Mutter lebt in London«, sagte ich, und meine Stimme klang selbst in meinen Ohren angespannt. Toms Blick verhärtete sich. Hinter ihm fing ein Junge, der das Zimmer neben uns hatte, leise an zu weinen. »Mein Vater wohnt hier in Connecticut, aber ich habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen.«

»Können Sie mir seine Nummer geben?«, fragte der Detective, worauf ich mein Handy herauszog, um ihm die Nummer vorzulesen, die ich selbst noch kein einziges Mal gewählt hatte. Er sagte mir, dass ich mich zur Verfügung halten und versuchen sollte, ein bisschen zu schlafen, und dass er am frühen Nachmittag noch einmal vorbeikommen würde. Ich nickte. Hatte ich denn eine andere Wahl? Er gab mir seine Karte, auf der Detective Ben Shepard stand. Mr Shepard sah nicht wie die Polizisten aus, die ich aus dem Fernsehen kannte. Auf den ersten Blick wirkte er völlig unauffällig und hätte genauso gut in einem Supermarkt arbeiten können. Das einzige, was mir auffiel, war sein ungewöhnlich eifriger Gesichtsausdruck, wie bei einem Hund, der hechelnd auf einen Ball starrt, der jeden Moment geworfen wird. Er wirkte nicht wie jemand, der eine tragische Vergangenheit hatte - eine ermordete Mutter oder einen auf die schiefe Bahn geratenen Bruder -, die ihn dazu getrieben hatte, Polizist zu werden. Er wirkte wie jemand,...
mehr

Autor

Brittany Cavallaro studierte Creative Writing an der University of Wisconsin/Madison und hat einen Ph.D. in English Literature von der University of Wisconsin/Milwaukee. Seit ihrer Kindheit ist Brittany Cavallaro ein riesengroßer Sherlock-Holmes-Fan - so kam ihr die Idee zu »Holmes & ich«. Sie lebt mit ihrer Familie und einer wachsenden Zahl an Sherlock-Holmes-Mützen in Michigan, wo sie an der Interlochen Arts Academy Kurse in Creative Writing gibt.
Weitere Artikel von
Gali?, Anja
Übersetzung