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Die fremde Schwester

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am11.03.20161. Auflage
Zwei Schwestern, zwei Leben. Durch ein Schicksal verbunden. England, 1927: Als Rachel das Cottage ihrer verstorbenen Mutter ausräumt, stößt sie auf einen mysteriösen Zeitungsausschnitt. Graf Ardmore heißt der Mann, der mit Frau und Tochter auf dem Foto posiert. Und er sieht Rachels Vater zum Verwechseln ähnlich. Nur dass ihr Vater, angeblich ein mittelloser Botaniker, seit 20 Jahren tot sein soll. Fest entschlossen, das Rätsel ihrer Herkunft zu ergründen, reist Rachel nach London. Doch als sie schließlich ihrer Halbschwester Olivia begegnet, gibt sie sich nicht zu erkennen. Denn Rachel fühlt sich magisch zu Olivias Verlobtem John hingezogen. Und lässt sich auf ein Spiel ein, über das sie bald die Kontrolle verliert ... Große Gefühle vor der aufregenden Kulisse der Roaring Twenties: der packende neue Roman von Bestsellerautorin Lauren Willig: für alle Leserinnen von Katherine Webb oder Lucinda Riley.

Lauren Willig, geboren in New York, schreibt Liebesromane, seit sie sechs Jahre alt ist. Sie hat einen Abschluss in Englischer Geschichte und einen Doktor in Rechtswissenschaften. Nach einem Jahr in einer New Yorker Rechtsanwaltskanzlei entschied sie sich ganz für die Schriftstellerei. In den USA ist sie mit ihrer 'Pink Carnation'-Liebesroman-Serie bekannt geworden.
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Produkt

KlappentextZwei Schwestern, zwei Leben. Durch ein Schicksal verbunden. England, 1927: Als Rachel das Cottage ihrer verstorbenen Mutter ausräumt, stößt sie auf einen mysteriösen Zeitungsausschnitt. Graf Ardmore heißt der Mann, der mit Frau und Tochter auf dem Foto posiert. Und er sieht Rachels Vater zum Verwechseln ähnlich. Nur dass ihr Vater, angeblich ein mittelloser Botaniker, seit 20 Jahren tot sein soll. Fest entschlossen, das Rätsel ihrer Herkunft zu ergründen, reist Rachel nach London. Doch als sie schließlich ihrer Halbschwester Olivia begegnet, gibt sie sich nicht zu erkennen. Denn Rachel fühlt sich magisch zu Olivias Verlobtem John hingezogen. Und lässt sich auf ein Spiel ein, über das sie bald die Kontrolle verliert ... Große Gefühle vor der aufregenden Kulisse der Roaring Twenties: der packende neue Roman von Bestsellerautorin Lauren Willig: für alle Leserinnen von Katherine Webb oder Lucinda Riley.

Lauren Willig, geboren in New York, schreibt Liebesromane, seit sie sechs Jahre alt ist. Sie hat einen Abschluss in Englischer Geschichte und einen Doktor in Rechtswissenschaften. Nach einem Jahr in einer New Yorker Rechtsanwaltskanzlei entschied sie sich ganz für die Schriftstellerei. In den USA ist sie mit ihrer 'Pink Carnation'-Liebesroman-Serie bekannt geworden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644220119
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum11.03.2016
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse885 Kbytes
Artikel-Nr.1859369
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

«Dürfen wir gucken, dürfen wir gucken?» Die achtjährige Amelie fasste Rachel bei der Hand und versuchte, sie zur Treppe zu ziehen.

«Ich verstehe nicht, was dich an einem Fest interessiert, zu dem du nicht eingeladen bist», sagte die dreizehnjährige Albertine hochnäsig.

«Englisch, bitte», mahnte Rachel automatisch.

Die Mädchen sollten mit ihr stets englisch sprechen, darauf hatte die Gräfin ausdrücklich bestanden. Wenn Albertine sich nicht an dieses Gebot halten wollte, sagte sich Rachel, die es selbst nicht unbedingt konsequent befolgte, etwas scheinheilig, musste sie eben still sein. Das tat manchmal ganz gut.

«Les robes sont tellement jolies.» Die zehnjährige Anne-Marie seufzte sehnsüchtig.

«Englisch bitte», spottete Albertine in einem Englisch mit starkem französischem Akzent.

Rachel strich Anne-Marie über die Haare. «Du hast ganz recht, Ammie. Die Kleider sind wirklich schön. Ich glaube, wir können ruhig ein bisschen gucken, Hauptsache, wir lassen uns nicht sehen.»

Es war der alljährliche Osterball auf Château de Brillac, Sitz der Grafen von Brillac seit Menschengedenken, auch wenn den Brillacs das herzlich wenig bedeutete. Sie zogen das Leben in Paris vor, wo der Graf sich seinen Amouren widmen konnte und die Gräfin ihre engen persönlichen Beziehungen zu diversen Modeschöpfern der Haute Couture pflegte, die um die Ehre buhlten, ihren knochigen Körper mit gefälligen Roben auszustatten.

Wenn der Graf und die Gräfin sich dennoch hin und wieder zu einem Besuch in Brillac bequemten, so reisten sie stets mit einem exotischen Gefolge von Damen und Herren der glanzvollen Pariser Welt an. Zimmer und Säle wurden gelüftet, die Möbel von den Tüchern befreit, die sie vor Staub schützen sollten, und Amelie, Anne-Marie und Albertine schlichen sich hinunter zu ihrem bevorzugten Ausguck hinter der fünften Geländersäule links auf der Galerie.

Eine strengere Aufsichtsperson hätte den Mädchen dieses Abenteuer vielleicht verwehrt und sie in ihre Kinderzimmer verbannt. Doch Rachel sah nicht ein, weshalb sie ihren Schützlingen solche kleinen Freuden nicht gönnen sollte. Wenn es sie glücklich machte, auf ein Gewoge wohlfrisierter Köpfe hinunterzusehen, warum nicht? Beim kleinsten Anzeichen von Unfug würde sie sie einsammeln und zurück ins Kinderzimmer verfrachten.

Sie bezweifelte, dass es so weit kommen würde. Weder bei Anne-Marie noch bei Amelie brauchte man zu fürchten, dass sie Wasserbomben warfen, und Albertine, die Älteste, neigte eher zu kleinen Boshaftigkeiten als zu handfesten Streichen. Nach sieben Jahren praktischer Erfahrung als Erzieherin in diversen Kinderstuben meinte Rachel, sich auf ihr Urteil verlassen zu können.

Anne-Marie und Amelie kauerten dicht ans Geländer gedrückt nebeneinander; Albertine hielt vornehm Abstand und gab sich desinteressiert, konnte aber, wie ihre Blicke verrieten, ihre Neugier doch nicht ganz bezähmen. Rachel betrachtete die drei Mädchen einen Moment lang lächelnd, bevor sie sich zu ihnen gesellte und so ungeniert wie sie ins festliche Getümmel hinunterspähte.

Der Graf und die Gräfin, er im Abendanzug, sie in großer Toilette mit funkelnden Brillanten, standen am Fuß der breiten, mit Blumen geschmückten Marmortreppe und empfingen ihre Gäste. Die große Vorhalle, in der Amelie an regnerischen Tagen gern auf Strümpfen hin und her schlitterte, war erfüllt von Gelächter und Stimmengewirr, dem Geklingel kostbarer Armreifen und Colliers, dem Glanz militärischer Orden.

Rachel wusste, dass im Ballsaal eine Musikkapelle wartete, die nach dem Festessen im Speisesaal zum Tanz aufspielen würde; intime Salons boten den Gästen Gelegenheit, sich nach dem Mahl zum Plaudern, Rauchen oder Kartenspielen zurückzuziehen. Doch Einblick in diese Räume war den heimlichen Beobachtern auf der Galerie verwehrt.

«Wenn ich groß bin», erklärte Amelie ganz von sich überzeugt, «gehe ich jeden Abend auf einen Ball.»

Rachel unterdrückte ein Lachen. «Das kann ich mir gut vorstellen. Vergiss nur nicht, dir immer schön die Ohren zu waschen. Eine Gräfin muss saubere Ohren haben.»

Amelie straffte ein wenig die Schultern. «Als ob ich das nicht wüsste», erwiderte sie so erhaben, als hätte sie nicht erst gestern Abend bei der ersten Berührung des verhassten Waschlappens Zeter und Mordio geschrien. «Und viel Schmuck muss sie haben.»

«Rubine oder Smaragde?», erkundigte sich Rachel, deren gesamter Schmuck aus einer kleinen goldenen Uhr bestand, einem Geschenk ihrer Mutter zum Schulabschluss. Sie wollte gar nicht daran denken, wie viele zusätzliche Klavierstunden ihre Mutter dafür hatte geben müssen, wie oft sie auf den Zucker im Tee verzichtet hatte.

«Blaue», erklärte Amelie entschieden. «Sie passen am besten zu Sophies Schärpe.»

Sophie war Amelies Lieblingspuppe; einst chic wie eine Pariser Dame, war sie mittlerweile recht ramponiert von dem rauen Leben, das sie bei Amelie führte.

«Ja, das sieht sicher hübsch aus», meinte Rachel lächelnd. Die drei Mädchen taten ihr manchmal leid. So verwöhnt sie waren, so sehr fehlte es ihnen offensichtlich an Wärme. Sie schienen einzig darauf gedrillt, die gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen: eine standesgemäße Heirat, mit einem Stadtpalais in Paris und einem Schloss auf dem Land. Ob sie den Mann, der zu dieser ganzen Pracht gehörte, liebten, spielte dabei allem Anschein nach eine untergeordnete Rolle. Diesen Eindruck jedenfalls hatte Rachel in den letzten sieben Jahren ihrer Tätigkeit bei verschiedenen reichen Familien gewonnen.

Manchmal kam sie sich vor wie eine Forscherin, die die Sitten und Gebräuche eines exotischen Stammes studierte.

Rachel hatte immer gewusst, dass sie später einmal würde arbeiten müssen. Sie und ihre Mutter waren nicht arm, sie hatten ein Dach über dem Kopf, und sie hatten zu essen, doch für Extrawünsche war nie Geld da. Ihre Mutter schlug sich mit Klavierstunden durch, eine nach allgemeiner Auffassung angemessene Tätigkeit für eine in Not geratene Witwe aus besseren Kreisen, nicht unvereinbar mit dem Freitagabend-Sherry beim Pastor und der Ausrichtung des Wohltätigkeitsbasars beim alljährlichen Frühlingsfest.

Wäre es nach Rachel gegangen, so hätte sie nach der Schule einen Sekretärinnenkurs besucht und sich danach in die schöne neue Welt der Bürokräfte gestürzt. Aber es gab Momente, da konnte ihre Mutter ihre viktorianische Erziehung nicht verleugnen. Sobald sie von dem Sekretärinnenkurs hörte, sagte sie nein und ließ nicht mehr mit sich reden. Undenkbar, dass Rachel außer Haus zur Arbeit ging und sich täglich den mehr oder weniger aufdringlichen Aufmerksamkeiten fremder Männer aussetzte.

Alle Proteste und Vorhaltungen Rachels, dass es bei den Frauen von heute ganz normal sei, arbeiten zu gehen, prallten an ihr ab.

Eine Anstellung in einer guten Familie, erklärte ihre Mutter beharrlich, das sei die geeignete Tätigkeit für eine junge Dame.

Als Rachel entgegnete, die Welt habe sich seit Jane Eyre ein Stück weitergedreht, meinte ihre Mutter nur nachsichtig: «Es ist ja nicht alles Thornfield Hall. Würdest du denn nicht gern etwas von der Welt sehen? Du könntest reisen. Du könntest im Ausland arbeiten. Das ist doch viel besser als so ein muffiges Büro.»

Rachel hätte widersprechen, hätte - wie sie das bei anderer Gelegenheit erfolgreich getan hatte - sich auf die Hinterbeine stellen können, doch sie hatte den Verdacht gehabt, dass es hier weniger um ihre jungfräuliche Tugend ging als um Geld. Der Sekretärinnenkurs war zwar nicht übermäßig teuer, dennoch wäre die Ausgabe für ihr mageres Budget eine Belastung gewesen.

Und wenn sie dafür ihre goldene Uhr verkauft hätte, so wäre das für ihre Mutter schlimmer gewesen als ein Schlag ins Gesicht. Es hätte sie daran erinnert, was sie sich alles nicht leisten konnten. Es wäre einem Vorwurf an ihre Mutter gleichgekommen, die sich seit dem Tod von Rachels Vater Tag und Nacht abrackerte, um sich und Rachel über Wasser zu halten.

Rachel hatte also alle Einwände hinuntergeschluckt und war nach Frankreich gegangen. Und Frankreich hatte wirklich einiges für sich. Staunend hatte sie all das Neue und Fremde, das ihr dort begegnete, aufgesogen; gewiss, der Krieg hatte Narben hinterlassen, doch das Land war immer noch beeindruckend in der Vielfältigkeit seiner Landschaft und seiner besonderen Lebensart. Und Paris, diese schillernde Stadt, schien seinen früheren Glanz uneingeschränkt wiedergewonnen zu haben.

Sie hätte nicht gesagt, dass sie nach sieben Jahren Aufenthalt diesen Glanz nicht mehr wahrnahm, doch er war ihr mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden. Louis-quinze-Sessel und goldgerahmte Porträts alter Meister gehörten zur Kulisse wie zu Hause das Klavier ihrer Mutter und das alte Schachspiel ihres Vaters. Den Mittelpunkt ihres Lebens jedoch bildeten die Kinder, mit denen sie lernte und übte, die ihre eigenen kleinen Kämpfe ausfochten, manchmal Trost und manchmal, besonders an Regentagen, Unterhaltung brauchten.

Über Marmorböden zu schlittern, war eine herrliche Möglichkeit, einen Regentag totzuschlagen. Allerdings nicht, wenn die Gräfin zu Hause war.

«Miss?»

Rachel, die mit den drei Mädchen am Geländer kauerte, drehte sich um und stand auf. Zu Hause wurde sie Rachel genannt oder Miss Woodley, je nachdem, doch im Haus de Brillac wurde sie stets Miss gerufen.

«Ja?» Sie strich ihren Rock glatt. Manon, das Dienstmädchen, das für die Kinderzimmer zuständig war, kam leise und sichtlich bedrückt auf sie zu. «Ach, du lieber Gott. Nicht schon wieder das heiße...
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Lauren Willig, geboren in New York, schreibt Liebesromane, seit sie sechs Jahre alt ist. Sie hat einen Abschluss in Englischer Geschichte und einen Doktor in Rechtswissenschaften. Nach einem Jahr in einer New Yorker Rechtsanwaltskanzlei entschied sie sich ganz für die Schriftstellerei. In den USA ist sie mit ihrer "Pink Carnation"-Liebesroman-Serie bekannt geworden.