Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Steinroller

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.05.2016Auflage
Ein ziemlich platt gedrückter Mensch liegt im Gras. Zertreten von einem Mammut? Sieht nicht so aus. Ermordet? Schon eher. Der erste Fall für den jungen Kommissar Steinroller hat es in sich. Zum Glück hat ihn irgendein Darwinistischer Zufall mit ziemlich viel Grips ausgestattet. In einer Welt, in der Konflikte immer noch mit der Keule ausgetragen werden, eher ein Problem. Aber nützlich, wenn man eine Frau liebt, die Intelligenz erotisch findet. Und wenn man herausfinden will, wer den eigenen Stamm bedroht. Auf der Jagd nach dem Täter macht Kommissar Steinroller seinem Namen alle Ehre und vollbringt nebenbei eine historische Tat: die Aufklärung des ersten Mordfalls der Menschheitsgeschichte.

Martin Lassberg lebt im Inntal und ist als Journalist leidenschaftlicher Sammler und Jäger von außergewöhnlichen Geschichten. Auf seinen zahlreichen Reisen hat der promovierte Literaturwissenschaftler immer wieder den Ursprüngen der Menschheit und der alten Kulturen nachgeforscht. Einmal im Jahr ernährt er sich vier Wochen lang von einer Steinzeit-Diät, deren Grundzüge er bei den Ojibwa-Indianern in Kanada erlernt hat.
mehr

Produkt

KlappentextEin ziemlich platt gedrückter Mensch liegt im Gras. Zertreten von einem Mammut? Sieht nicht so aus. Ermordet? Schon eher. Der erste Fall für den jungen Kommissar Steinroller hat es in sich. Zum Glück hat ihn irgendein Darwinistischer Zufall mit ziemlich viel Grips ausgestattet. In einer Welt, in der Konflikte immer noch mit der Keule ausgetragen werden, eher ein Problem. Aber nützlich, wenn man eine Frau liebt, die Intelligenz erotisch findet. Und wenn man herausfinden will, wer den eigenen Stamm bedroht. Auf der Jagd nach dem Täter macht Kommissar Steinroller seinem Namen alle Ehre und vollbringt nebenbei eine historische Tat: die Aufklärung des ersten Mordfalls der Menschheitsgeschichte.

Martin Lassberg lebt im Inntal und ist als Journalist leidenschaftlicher Sammler und Jäger von außergewöhnlichen Geschichten. Auf seinen zahlreichen Reisen hat der promovierte Literaturwissenschaftler immer wieder den Ursprüngen der Menschheit und der alten Kulturen nachgeforscht. Einmal im Jahr ernährt er sich vier Wochen lang von einer Steinzeit-Diät, deren Grundzüge er bei den Ojibwa-Indianern in Kanada erlernt hat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492973380
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum02.05.2016
AuflageAuflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1752 Kbytes
Artikel-Nr.1860907
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Das Schlimmste an der Steinzeit, das fanden alle Beteiligten, war die Unbequemlichkeit. Was immer man anpackte, bedeutete harte Arbeit. Auch das ständige Sitzen auf kalten Steinen war ungemütlich und nicht gerade gesund für die Blase. Ständig verschwand einer aus der Sippe zum Pinkeln im Wald, und wenn er zum Jagdmahl zurückkehrte, war die Wildschweinkeule schon aufgegessen.

Die meisten wohnten in Zelten aus Holzstangen und Häuten. Sie waren ebenso schnell aufgebaut wie auseinandergenommen. Nur wer die Arbeit beim Weiterziehen nicht scheute, gönnte sich eine Hütte aus Mammutrippen und Fellen. Ganz Faule gaben sich mit Erdvertiefungen zufrieden, ebenfalls mit Fellen überdacht - ziemlich unbequeme Behausungen, da man oft morgens mit einem Stachelschwein oder einer Sumpfkuh aufwachte.

Doch niemand hatte eine große Höhle wie jene, in die noch am selben Vormittag Steinroller und Weichhaar einziehen durften. Es war ein wirklich generöses Geschenk von Felsschmetterer, das mussten alle zugeben.

Weichhaar hatte sichtlich Freude gezeigt, als Steinroller zu ihr in den Kreis der Frauen gegangen war und ihr ein bisschen verlegen mitgeteilt hatte, dass sie jetzt ihm gehörte. Sie war aufgestanden, hatte ihn umarmt und ihre breite Nase fest an seine gedrückt, wie es üblich war unter Frischversprochenen. Dabei hatte sie geflüstert: »Endlich. Länger hätte ich es bei diesen Dummköpfen auch nicht mehr ausgehalten. Ich hole gleich meine Sachen.«

Unter den Dingen, die sie mit in die Ehe brachte - ein buschiger Hyänenschwanz als Besen, eine Ledermatte zum Schlafen, zwei Steine zum Zerstampfen von Gräsern, das Übliche eben -, waren auch drei Handtaschen aus Ziegenmaul, Mammuthoden und Echsenfuß, denn Weichhaar sammelte Handtaschen wie andere Leute Steinkeile.

Während Steinroller hinter ihr die geräumige Höhle betrat, beäugte er skeptisch das große Paket mit ihren Habseligkeiten, die sie an einer Lederschnur über der Schulter trug. Eine Frau mit Handtaschenfimmel hatte er sich zwar nicht gewünscht, aber Weichhaar bewegte sich so geschmeidig und trug das Bündel an der Schnur so elegant, dass er sie augenblicklich begehrte und ihr die kleine Schwäche sogleich verzieh.

Normalerweise, so war es der Brauch, hätte Weichhaar ihrem Gemahl nach Bezug der Höhle sofort zu Diensten sein müssen. Doch Steinroller, der durchaus Lust dazu gehabt hätte, musste dauernd an den Toten im Sumpfgras denken und an seine neuen Pflichten als Kommissar. Da auch Weichhaar keine Anstalten machte, ihm wie eine Wölfin ihr Hinterteil entgegenzustrecken, sondern sogleich damit begonnen hatte, ihre Handtaschen in die steinernen Fächer der Felswand einzusortieren, traute er sich, ihr seine momentanen Prioritäten mitzuteilen. Er setzte sich vor sie auf einen großen, rund gewaschenen Stein, der als Sessel diente, und weihte sie in seine neue Aufgabe als Kommissar und Besserwisser ein. Aufmerksam zuhörend stand sie vor ihm, das hübsche schwarz-weiß gefleckte Ziegenfell von der rechten Brust nach unten um die Hüfte gebunden. Als er auf den geheimnisvollen Todesfall zu sprechen kam, unterbrach sie ihn.

»Ich habe Taamu vorgestern Abend zuletzt gesehen«, sagte sie. »Er schlich sich kurz vor Sonnenuntergang aus dem Lager. Ich dachte, dass er sich irgendwo mit einer Frau trifft.« Manchmal kam es vor, dass Männer ihrer Sippe heimlich Kontakt mit Frauen einer anderen Sippe aufnahmen.

Steinroller kratzte sich seine gewölbte, mit dichten schwarzen Haaren bedeckte Stirn.

»Also hatte Taamu ein Geheimnis«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht liegt hier der Anfang der Lösung.« Er blickte seine schöne breitnasige Frau verliebt an. »Danke, dass du mich bei meiner Arbeit unterstützen willst.«

»Ich liebe Totschlaggeschichten«, sagte sie. »Schon immer. Wenn die Männer uns Kindern erzählten, wie sie einem anderen den Garaus gemacht hatten, wollte ich jedes Mal genau wissen, wie es zu dem Streit gekommen war und wie sie es angestellt hatten. Einmal haben sie mir einen gezeigt, dem man mit der Keule den Schädel eingeschlagen hatte. Das war besonders interessant, weil man bis in den Kopf gucken konnte.«

»Du willst also auch immer alles genau wissen, wie ich. Das ist gut«, sagte Steinroller. Plötzlich hatte er eine Idee. »Hättest du Lust, mich zum genauen Anschauen der Leiche in den Sumpf zu begleitenâ?«

Weichhaar zeigte sich begeistert.

»Damit würdest du mir eine große Freude bereiten. Warte, ich will nur noch schnell was holen.« Sie ging zu ihren Steinfächern hinüber und kramte einen Moment in ihren Sachen herum. Nachdem sie schnell etwas in den Beutel unter ihrem Fell gesteckt hatte, wandte sie sich wieder Steinroller zu. »Wir können gehen. Oder willst du vorher noch den Wolfssprung machenâ?«

»Ich hätte lieber mehr Zeit dafür«, wagte Steinroller offen zu sagen. »Wir haben ja noch die ganze Nacht vor uns ...«

Sie drückte ihm liebevoll ihre warme Nase ins Gesicht und flüsterte: »Das gefällt mir. Und dann zeige ich dir, dass es noch mehr als nur den Wolfssprung gibt.«

Erleichtert und erfreut leckte ihr Steinroller über die Lippen, das Höchstmaß an Zuneigung in seiner Sippe. Weichhaar leckte liebevoll zurück.

Als sie wenig später auf der Sumpfgraswiese ankamen, trottete am Waldrand eine Herde kleiner Wildpferde vorbei. Die Tiere hatten Glück, dass die Steinzeitsippen im Lager sich gerade mit Biberbraten die Bäuche vollgeschlagen hatten. Als sie Steinroller und Weichhaar kommen sahen, galoppierten sie schnell davon und verschwanden im Wald. Auerhähne flogen auf.

Taamus zerquetschter Körper lag noch da wie am Morgen. Zum Glück hatten die Geier ihn noch nicht entdeckt.

Steinroller kniete sich neben die platte Leiche und betrachtete sie intensiv von allen Seiten. »Bauchdecke gerissen ... Hüft- und Beinknochen zerdrückt ... Todesursache unbekannt«, konstatierte er in sachlichem Ton.

»Interessant«, sagte Weichhaar und verscheuchte ein paar Riesenfliegen. »Sieht aus wie ein aufgeplatzter Fisch, den man mit der Keule bearbeitet hat.«

Ohne ein sichtbares Zeichen von Ekel hockte sie sich neben Taamus Kopf auf den Boden und zog etwas aus den Haaren des Toten. Es war ein kleines Ästchen. Sie gab es ihrem neuen Gemahl.

»Hier. Ein Stück vom Großblätterbaum. Hat das was zu bedeutenâ?«

Steinroller nahm es ihr ab, während er mit der anderen Hand Taamus steifen Kopf anhob.

»Ja. Siehst du, da.« Er zeigte auf den blutigen Hinterkopf des Toten. »Schleifspuren. Er muss also dort umgebracht worden sein, wo der Großblätterbaum wächst. Und das ist weit entfernt.«

Steinroller öffnete den Mund des Toten und schaute hinein. Der Mundraum war voller Kieselsteine.

»Hab ich mir doch gedacht«, sagte er zufrieden. »Taamu hat uns noch etwas sagen wollen. Er hat wahrscheinlich gewusst, dass er bald dran glauben muss, und vorher schnell ein paar Steinproben eingesammelt. Das sieht ihm ähnlich.«

Steinroller zog ein paar Kiesel hervor und betrachtete sie in der offenen Hand.

»Undâ?«, fragte Weichhaar. »Kiesel von hier oder von hinter dem Bergâ?«

»Hinter dem Berg«, konstatierte Steinroller. »Vom Stinkmorchel-Steinbruch, dem Gebiet der Flachköpfe ...«

Nur an zwei Plätzen der Gegend - in der großen Ebene und am Steinbruch - existierten noch kleine Gruppen von Neandertalern, die letzten ihrer Art. Sie waren scheue, kurzbeinige Kreaturen, die sich kaum fortpflanzten. Kein Wunder, dass sie dabei waren, auszusterben.

»Meinst du, die Flachköpfe haben ihn auch ermordetâ?«

Steinroller betrachtete noch einmal intensiv den Toten.

»Das glaube ich nicht«, sagte er. »Sie sind meist friedlich. Aber vielleicht hatte er heimlich was mit einer ihrer hässlichen Frauen ...« Vorsichtig versuchte er, etwas unter Taamus linkem Fuß hervorzuziehen. Es war eine Faser. Sie löste sich jedoch nicht, sondern hing fest.

»Warte«, sagte Weichhaar, griff in ihren Beutel und holte einen kleinen spitzen Gegenstand hervor. »Am besten nimmst du das hier, um keine Geruchsspuren zu zerstören.«

Überrascht sah Steinroller sie an. So eine praktisch begabte Frau hatte er sich immer gewünscht.

»Was ist dasâ?«

»Ich nenne es Pinzette«, sagte Weichhaar, als wäre es nichts Besonderes. »Ich habe es mir aus dünnen Vogelknochen geschnitzt, ich kann damit meine Augenbrauen zupfen.«

Tatsächlich waren die Steinzeitaugenbrauen dick wie Antilopenschwänze und störten oft beim Sehen. Steinroller gefiel das ungewöhnliche Werkzeug. Es war wie gemacht für seine Ermittlungen. Offenbar war Weichhaar die geborene...
mehr

Autor

Martin Lassberg lebt im Inntal und ist als Journalist leidenschaftlicher Sammler und Jäger von außergewöhnlichen Geschichten. Zum Schreiben zieht er sich am liebsten auf sein Boot am Chiemsee zurück. Auf seinen zahlreichen Reisen hat der promovierte Literaturwissenschaftler immer wieder den Ursprüngen der Menschheit und der alten Kulturen nachgeforscht. Einmal im Jahr ernährt er sich vier Wochen lang von einer Steinzeit-Diät, deren Grundzüge er bei den Ojibwa-Indianern in Kanada erlernt hat.