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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.03.2016Auflage
Aufrichtiges Beileid zu Deinem baldigen Tod ...   Ein Mordopfer, das vor seinem Ableben eine Trauerkarte erhält, und eine Tote im Pool - Hauptkommissar Völxen hat wirklich alle Hände voll zu tun. Da passt es so gar nicht, dass die weibliche Leiche ausgerechnet die Mutter seiner Oberkommissarin Jule Wedekin ist. Und noch weniger passt es, dass Jule gar nicht daran denkt, sich vom Dienst suspendieren zu lassen, sondern stattdessen Völxens Team in die Ermittlungen pfuscht ...

Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute in Wertach. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der »Sisters in Crime« und erschrieb sich mit ihren fesselnden Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch »Wer nicht hören will, muß fühlen« erhielt sie die »Agathe«, den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Ihre Hannover-Krimis haben über die Grenzen Niedersachsens hinaus großen Erfolg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,99

Produkt

KlappentextAufrichtiges Beileid zu Deinem baldigen Tod ...   Ein Mordopfer, das vor seinem Ableben eine Trauerkarte erhält, und eine Tote im Pool - Hauptkommissar Völxen hat wirklich alle Hände voll zu tun. Da passt es so gar nicht, dass die weibliche Leiche ausgerechnet die Mutter seiner Oberkommissarin Jule Wedekin ist. Und noch weniger passt es, dass Jule gar nicht daran denkt, sich vom Dienst suspendieren zu lassen, sondern stattdessen Völxens Team in die Ermittlungen pfuscht ...

Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute in Wertach. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der »Sisters in Crime« und erschrieb sich mit ihren fesselnden Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch »Wer nicht hören will, muß fühlen« erhielt sie die »Agathe«, den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Ihre Hannover-Krimis haben über die Grenzen Niedersachsens hinaus großen Erfolg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492973465
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.03.2016
AuflageAuflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2286 Kbytes
Artikel-Nr.1860921
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

III.
Montagmorgen, 13. Juli

Seit die Birke weg ist, hat Frau Volland wieder einen ungehinderten Blick auf das Nachbargrundstück. Aber deshalb hat sie den Baum nicht fällen lassen. Nein, die Birke war im Lauf der Jahre riesig geworden, hatte den Garten verschattet, und der Blütenstaub machte im Frühjahr unendlich viel Dreck. Noch dazu hatte ihr Mann Gustav mit Niesanfällen und roten Augen auf die Birkenpollen reagiert. Nach monatelangem Schriftverkehr, beträchtlichen Anwaltskosten und einer saftigen Verwaltungsgebühr hatte das Grünflächenamt der Stadt Hannover im vergangenen Herbst endlich die Baumfällgenehmigung erteilt. Da war Gustav bereits unter der Erde. Nicht wegen der Birkenpollen. Herzinfarkt. Trotzdem hat Frau Volland das Monstrum beseitigen lassen. Gustav hätte es so gewollt.

Frau Volland ist früh aufgestanden, und wie jeden Morgen geht sie zuerst ans Fenster, um sich das Wetter zu besehen. Morgentau liegt über dem Rasen wie ein schimmernder Schleier, und schon jetzt lässt sich voraussagen, dass der Tag sonnig und heiß werden wird. Sie zieht die Gardinen beiseite, öffnet die Fensterflügel und streckt die Arme nach oben, damit ihre Lungen den Sauerstoff einsaugen können. Sie liebt den frühen Morgen, wenn die Luft noch frisch und unverbraucht ist.

Während sie tief ein- und ausatmet, lässt sie ihren Blick durch den Garten schweifen. Die Quitten hängen gelb im Baum. Zwei Äste ragen über die Hecke weit ins Nachbargrundstück hinüber, aber mit dem Apfelpflücker kann man sie noch erreichen. Bei ihrer Nachbarin würden die Quitten ja doch nur auf dem Komposthaufen landen. Madame macht sich bestimmt nicht die Arbeit, sie zu Gelee zu verarbeiten. Frau Volland denkt, dass sie die Nachbarin eigentlich durch Nachbarn ersetzen müsste, Plural, denn vor einem Jahr ist dieser Typ bei ihr eingezogen, und vor zwei Monaten, im Mai, hat sie ihn sogar geheiratet. Ganz in Weiß, das hat Frau Volland von ihrem Fenster im ersten Stock gut erkennen können, denn die kleine Feier fand im Garten statt, rund um den Pool. Es war kein Brautkleid im eigentlichen Sinn, nur ein enges, elegantes Kostüm, aber Frau Volland fand das Weiß dennoch unangebracht bei einer Frau von Mitte fünfzig in zweiter Ehe.

Der Ehemann ist ein sehr gut erhaltenes Exemplar. Davon kann sich Frau Volland zu dieser Jahreszeit regelmäßig überzeugen, denn der Nachbar geht jeden Morgen schwimmen. Nackt. Er krault und macht dabei viele Wellen, die kaschieren zum Glück so manches. Hie und da lässt er sich aber mit dem Gesicht zur Sonne auf dem Wasser treiben und legt sich anschließend zum Trocknen auf eine der beiden Holzliegen neben dem Pool, und zwar ebenfalls so, wie Gott ihn schuf! Frau Volland findet das ein wenig grenzwertig. Schließlich muss ihm doch klar sein, dass man vom Obergeschoss ihres Hauses in den Garten sehen kann. Da nützen auch die zwei Meter hohen Eibenhecken nichts, die das Grundstück umgeben wie eine Festungsmauer. Aber vielleicht legt der Typ es ja darauf an, gesehen zu werden. Einmal hat er ihr sogar zugewinkt. Gott, war ihr das peinlich! Dabei hätte es doch eigentlich ihm peinlich sein sollen, aber so sind nun mal Männer und Frauen: Letztere schämen sich für Dinge, die Erstere zu verantworten haben.

Seitdem steht Frau Volland noch früher auf als sonst. Sie hofft, ihre Atemübungen am Fenster absolvieren zu können, bevor der Kerl seinen Schniedel in die Sonne hängt. Die Schnepfe und der Schniedel, so nennt sie ihre Nachbarn inzwischen, natürlich nur im Geheimen.

Das Format des ersten Ehemanns der Schnepfe hat der Schniedel natürlich bei Weitem nicht. Schon dieser windige Beruf! Journalist - angeblich. Fest angestellt bei einer Zeitung ist der aber nicht, dafür ist er viel zu oft zu Hause.

Den ersten Ehemann ihrer Nachbarin hat Frau Volland immer nur »den Professor« genannt. Weil er einer war und weil sie niemals auf die Idee gekommen wäre, ihm einen despektierlichen Spitznamen zu geben. Der Professor, ein feiner, gut aussehender Mann, zeigte sich im Garten stets korrekt gekleidet. Er hatte auch gar keine Zeit, um sich an die Sonne zu legen. Vor fünf Jahren ist er ausgezogen. Frau Volland hat das sehr bedauert. Inzwischen soll er eine deutlich Jüngere geheiratet und ein Kind mit ihr haben. Männer! Und das, obwohl die Schnepfe sich garantiert ihr Leben lang noch nie satt gegessen und sich einige Male unters Messer eines Schönheitschirurgen gelegt hat. Tja, was hat´s genützt?

Frau Volland stößt einen tiefen Seufzer aus und will sich gerade abwenden, um sich ihrer Morgentoilette zu widmen, da nimmt sie aus dem Augenwinkel etwas wahr: einen dunklen Umriss im türkisfarbenen Rechteck des nachbarlichen Pools. Ein Körper, ganz klar, aber zu dunkel, als dass es der des Nacktschwimmers sein könnte. Nein, dieser Körper zieht keine Bahnen, und es ist definitiv nicht der Schniedel, der »toter Mann« spielt. Die Gestalt ist voll bekleidet, sie dümpelt bewegungslos, mit dem Gesicht nach unten, im Wasser, und das lange, dunkle Haar schwimmt wie ein Fächer um den Kopf herum.

Der Notruf von Antje Vollands Festnetztelefon wird von der Leitstelle um 5.07 Uhr entgegengenommen. Acht Minuten später treffen fast gleichzeitig ein Rettungswagen und eine Streife vom zuständigen Polizeikommissariat Lahe bei der angegebenen Adresse ein. Nach weiteren drei Minuten ist auch der Notarzt vor Ort. Um 5.25 Uhr passieren Kriminalkommissarin Elena Rifkin und Kommissaranwärter Leon Kattenhage vom Kriminaldauerdienst gerade den Landwehrkreisel in Linden-Süd. Die beiden haben den Einbruch in ein Sonnenstudio in Limmer abgewickelt und sind unterwegs zu ihrer Dienststelle, um ihre Nachtschicht zu beenden. Praktisch auf der Zielgeraden erwischt sie ihr Schichtleiter, Hauptkommissar Gerd Deissler, auf Rifkins Handy und schickt die beiden abermals quer durch Hannover: weibliche Leiche im Stadtteil Bothfeld, Verdacht auf Fremdeinwirkung. Eine Schikane, das ist Rifkin sofort klar. Deissler könnte die Sache auch der Frühschicht überlassen, die sicherlich bereits vollzählig auf der Dienststelle eingetroffen ist. Manche Männer vertragen es einfach nicht, wenn man auf ihre Avancen schroff reagiert. Und Deissler, dieser schnurrbärtige Gockel, ist so einer.

Etwa zur selben Zeit beobachtet Hauptkommissar Bodo Völxen - so wie jeden Morgen - seine Schafe, die wählerisch am taunassen Gras zupfen. Ein goldener Dunstschleier liegt über der Weide, was den Effekt hat, dass die fünf Tiere aussehen, als würden sie schweben. Neben Völxen lauert Oscar. Die Ohren aufgestellt, ist er bereit, beim kleinsten Signal seines Herrn die Weide zu stürmen und die kleine Herde zu verbellen. Amadeus, der Bock, scheint dies zu wissen und beäugt Herr und Hund vom anderen Ende der Weide aus höchst misstrauisch.

»Sitz!«, wiederholt Völxen vorsichtshalber, denn der Terrier hat, was Befehle angeht, manchmal ein erstaunlich kurzes Gedächtnis.

Drüben, auf Köpckes Hof, hört man Eimer klappern und Hühner gackern. Schon kommt er um die Ecke, der Hühnerbaron höchstpersönlich, in seiner blauen Latzhose und einer Baseballkappe auf dem kahlen Schädel. In der Rechten hält er zwei frisch gelegte, hellbraune Eier. Völxen befürchtet jedes Mal, dass die Eier von Köpckes groben Pranken zerdrückt werden, aber das ist noch nie passiert.

»Frühstücksei gefällig?«, ruft der Nachbar.

»Ich komm rüber!« Völxen nimmt den Terrier scharf ins Visier. »Platz und bleib!«, sagt er streng und hält ihm die Hand wie eine Schranke vor die Schnauze. Akustische Befehle soll man optisch verstärken, dann wirken sie angeblich besser, sagt die Hundetrainerin. Sichtlich widerwillig legt sich Oscar ins Gras. Wenn das mal gut geht! Aber man muss dem Tier etwas zutrauen. Sagt die Hundetrainerin.

Völxen und Köpcke begegnen sich auf halbem Weg, und Völxen nimmt die Eier in Empfang.

»Schöner Tag heute, was?«, bemerkt der Hühnerbaron.

Völxen gibt ein zustimmendes Brummen von sich.

»Urlaub?«

Anscheinend hat der Nachbar heute seinen geschwätzigen Tag. »Ende August«, antwortet Völxen.

»Stimmt. Musst ja erst noch diesen Trauerkartenmörder kriegen«, stichelt Köpcke.

»Wird schon«, antwortet Völxen und steckt die Eier vorsichtig in die Tasche seines Bademantels.

Scheinbar begreift der Hühnerbaron, dass der Mord an dem Kleefelder Immobilienmakler, der schon fast zwei Monate zurückliegt, im Moment nicht Völxens Lieblingsthema ist, und gibt Ruhe. Für ein, zwei Minuten üben sich die beiden Nachbarn in der von beiden geschätzten Disziplin des gemeinsamen Schweigens.

Dann fragt Köpcke: »Und, was unternimmst du eigentlich wegen der Wölfe?«

»Der Wölfe?«

»Die sind inzwischen überall. Steht doch täglich in der Zeitung. Spazieren am helllichten Tag durch die Dörfer und schleichen um die Kindergärten herum. Ist nur eine Frage der Zeit, wann es das erste Opfer gibt.«

»Ach, da übertreibt die Presse doch total«, winkt Völxen ab. »Ich jedenfalls habe noch keinen Wolf gesehen, und ich nordicwalke zweimal die Woche über den Sülberg, mitten durch den Wald.«

Der Nachbar wiegt seinen massigen Schädel nachdenklich hin und her und gelangt zu dem Schluss, Völxen komme vermutlich aufgrund seiner Kompaktheit als Beute nicht infrage.

Dieser übergeht die Bemerkung und erkundigt sich: »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«

Statt einer Antwort ertönt Gebell, und schon sieht Völxen seinen Hund Oscar über die Schafweide rasen, mit Kurs auf dessen Lieblingsfeind, den Schafbock, der bereits die Hörner gesenkt hat und mit den Hufen scharrt.

»Dieses elende...

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Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute bei Hannover. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der "Sisters in Crime" und erschrieb sich mit ihren fesselnden Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch "Wer nicht hören will, muß fühlen" erhielt sie die "Agathe", den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Ihre Hannover-Krimis um Kommissar Völxen haben über die Grenzen Niedersachsens hinaus großen Erfolg.