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Soldatenglück

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
545 Seiten
Deutsch
Edel Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am02.03.20121. Auflage
Überleben oder Sterben im Krieg hängen oft von einem Quäntchen Glück ab - 'Soldatenglück' nennen es diejenigen, die in ihren Einsätzen immer wieder ihr Leben riskieren. Der Elitesoldat Robert Sedlatzek-Müller hatte dieses Quäntchen Glück, als er wie durch ein Wunder eine Raketenexplosion in Afghanistan überlebte. Seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war. Geplagt von massiven Ängsten und Aggressionen entfremdet er sich zunehmend von seiner Familie und seinem Umfeld, die Folge der Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS - einer Krankheit, die immer mehr Soldaten mit nach Hause bringen, die aber lange Zeit als Berufskrankheit nicht anerkannt war. Dass das jetzt anders ist, ist auch Sedlatzek-Müller zu verdanken.

Robert Sedlatzek-Müller, geboren 1977 in Rostock, trat mit 21 Jahren seinen Wehrdienst an. Nur wenige Jahre später war er ein speziell trainierter Elitesoldat und als Fallschirmjäger und Hundeführer im Auslandseinsatz. 2002 überlebt er in Afghanistan nur knapp eine Explosion, bei der mehrere Kameraden ums Leben kommen. Seitdem leidet er unter einer schweren Posttraumatischen Belastungsstörung. Noch immer streitet er mit der Bundeswehr um den Grad seiner Wehrbeschädigung. Robert Sedlatzek-Müller lebt heute mit seiner Familie in Stade. Er engagiert sich in der Politik für die Betroffenen, indem er mit Abgeordneten spricht und in Kontakt mit dem Bundesverteidigungsministerium steht.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,95
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextÜberleben oder Sterben im Krieg hängen oft von einem Quäntchen Glück ab - 'Soldatenglück' nennen es diejenigen, die in ihren Einsätzen immer wieder ihr Leben riskieren. Der Elitesoldat Robert Sedlatzek-Müller hatte dieses Quäntchen Glück, als er wie durch ein Wunder eine Raketenexplosion in Afghanistan überlebte. Seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war. Geplagt von massiven Ängsten und Aggressionen entfremdet er sich zunehmend von seiner Familie und seinem Umfeld, die Folge der Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS - einer Krankheit, die immer mehr Soldaten mit nach Hause bringen, die aber lange Zeit als Berufskrankheit nicht anerkannt war. Dass das jetzt anders ist, ist auch Sedlatzek-Müller zu verdanken.

Robert Sedlatzek-Müller, geboren 1977 in Rostock, trat mit 21 Jahren seinen Wehrdienst an. Nur wenige Jahre später war er ein speziell trainierter Elitesoldat und als Fallschirmjäger und Hundeführer im Auslandseinsatz. 2002 überlebt er in Afghanistan nur knapp eine Explosion, bei der mehrere Kameraden ums Leben kommen. Seitdem leidet er unter einer schweren Posttraumatischen Belastungsstörung. Noch immer streitet er mit der Bundeswehr um den Grad seiner Wehrbeschädigung. Robert Sedlatzek-Müller lebt heute mit seiner Familie in Stade. Er engagiert sich in der Politik für die Betroffenen, indem er mit Abgeordneten spricht und in Kontakt mit dem Bundesverteidigungsministerium steht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841901484
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum02.03.2012
Auflage1. Auflage
Seiten545 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6502 Kbytes
Artikel-Nr.1867037
Rubriken
Genre9200
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Inhalt/Kritik

Leseprobe




»Oh, wir haben Sie ja ganz vergessen«, sagt mir die junge Frau im Einwohnermeldeamt. Eine interessante, gut bezahlte Anstellung als Küchenchef in einem renommierten norddeutschen Restaurant steht mir in Aussicht. Eine großartige Chance für einen gerade mal neunzehnjährigen Koch. Doch weil zuvor geklärt sein muss, wie lange ich dem Betrieb bis zu meiner Einberufung zum Wehrdienst zur Verfügung stehen kann, erkundige ich mich auf dem Amt nach deren Planung. Im gleichen Augenblick, in dem die Dame mir offenbart, dass ich gar nicht auf der Liste bin, ärgere ich mich über mein pflichtbewusstes Handeln. »Können wir es dann nicht dabei belassen?«, frage ich hoffnungsvoll. Doch es ist zu spät. Mit flinken Fingern ist mein Name bereits getippt. Der Computer hat mich als Wehrpflichtigen erfasst.

Seit diesem Tag gingen mir ständig Kindheitserinnerungen aus DDR-Zeiten an meinen Großvater durch den Kopf. Er war ein ranghoher Kommandeur der Kampfgruppen und hat mich oft zu Militärparaden mitgenommen. Stolz sah ich zu ihm auf, wenn er in seiner prächtigen Uniform mit ordenbehängter Brust von allen militärisch zackig und respektvoll gegrüßt wurde. Soldaten waren in der DDR grundsätzlich etwas ganz Besonderes. Seit der ersten Schulklasse sahen wir in unserer Fibel Geschichten und Bilder von Soldaten, die unser Land beschützten. Selbstverständlich schuldete das Volk ihnen dafür Dank und Anerkennung.

Einmal durfte ich meinen Opa am Tag der offenen Tür in eine russische Kaserne begleiten. Das war aufregender als Geburtstag und Weihnachten zusammen. Er zeigte mir alle Fahrzeuge und ich durfte sie anfassen, mich hineinsetzen und ihm Dutzende Fragen stellen. Mich ärgerte zwar, dass ich keines der Gewehre anfassen sollte, ebenso, dass mein Großvater abwinkte, als ein russischer Soldat mir eine Pistole zeigen wollte, aber es gelang ihm rasch, mich wieder aufzumuntern, indem er mich in einen Panzer setzte und aus der Deckelluke schauen ließ. Seit dem Besuch auf dem Meldeamt kamen mir auch wieder die langen Familienfahrten mit dem Trabant von Rostock nach Berlin in den Sinn. Dort überholten wir häufig Kolonnen von NVA-Transportern. Meine Schwester und ich winkten den Soldaten vom Auto aus zu. Bei den 80km/h Reisegeschwindigkeit der ostdeutschen Rennpappen hatte man reichlich Zeit dazu. Die Soldaten lachten dann und winkten uns zurück. Besondere Freude machte es uns, wenn sie uns mit dem Tatra oder Ural per Lichthupe antworteten. Die Bezeichnungen dieser aus sowjetischer Produktion stammenden Fahrzeuge der NVA hatte mir mein Opa schon früh beigebracht.

Zu meinem achten Geburtstag bekam ich von ihm ein Kinderbuch geschenkt, das ich seither sorgsam aufbewahre. Es heißt »Unsere Nationale Volksarmee« und informiert über Land, Luft-und Seestreitkräfte der Nationalen Volksarmee und über den Dienst bei den Grenztruppen der DDR. Zahlreiche farbige Zeichnungen und Fotos bilden die damals moderne Technologie der Streitkräfte der NVA ab. Schützenwaffen, Panzer, Kanonen, Jagdflugzeuge, Raketen; Schiffe und Boote der Volksmarine werden präsentiert und interessante, vielseitige militärische Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten in Aussicht gestellt. Stundenlang konnte ich mir das Buch ansehen. Die Panzer und die Fallschirmjäger der NVA malte ich besonders gerne ab. Diese Bilder hingen lange Zeit über meinem Bett oder bedeckten den Tisch in meinem Kinderzimmer.

An meiner Schule sah ich den älteren Schülern vom Klassenfenster aus neidisch bei ihren militärischen Übungen auf dem Pausenhof zu. Ich wollte auch im braunen Sportanzug und mit einem Holzgewehr, das dem AK47 nachempfunden war, Nahkampfübungen absolvieren, statt Mathe zu pauken. Im Unterricht wurde häufig über den Zweiten Weltkrieg geredet. Uns wurde vermittelt, dass der Kapitalismus ein schlimmes Übel sei, das mit jeglichem Krieg in direktem Zusammenhang stehe. Doch dank unserer Grenzsoldaten und der Soldaten der Nationalen Volksarmee sei unsere Heimat gut geschützt. Ich war zutiefst vom selbstlosen Edelmut der Soldaten überzeugt.

Etwa drei Monate nach meinem Termin im Meldeamt erfolgt die Musterung. T1- Tauglichkeitsstufe 1, das bedeutet, dass ich alle Tests der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit besonders gut bestanden habe und für jede Verwendung bei der Bundeswehr geeignet bin. Ich darf mir sogar aussuchen, zu welcher Truppengattung ich mich entsenden lasse. Man empfiehlt mir, mich für einige Jahre bei der Luftwaffe zu verpflichten, und stellt mir eine Ausbildung zum Hubschrauberpiloten in Aussicht. Mir kommen die ausgedehnten Gespräche über das Militär in den Sinn, die mein Großvater mit meinem Vater geführt hat. Auch er hat in der Nationalen Volksarmee gedient. In ihren Unterhaltungen zollten sie den Fallschirmjägern, die international als Eliteeinheit ausgebildet werden, immer sehr viel Respekt. Dort wären die besten Soldaten anzutreffen, denke ich. Wenn ich es mir also schon aussuchen kann, will ich selbstverständlich diesem besonderen Kreis angehören. Ich entscheide mich für eine Ausbildung zum Fallschirmjäger.

Am frühen Morgen des 4. Mai 1998, 21 Tage vor meinem zwanzigsten Geburtstag, ist es so weit. Der Kofferraum meines alten, silbernen Ford Sierra ist bis obenhin mit Kleidung und Dingen gefüllt, von denen ich denke, dass sie mir nützlich sein werden, denn meinem Vater zufolge würde ich die nächsten sechs Monate keine Gelegenheit haben, nach Hause zu fahren. Meine Mutter und meine beiden Schwestern umarmen und drücken mich, verabschieden sich tränenreich. Im Hintergrund läuft das Lied »Time to Say Goodbye«. So viel Dramatik ist zu viel für mich. Ich fühle mich schrecklich und steige ganz schnell in mein Auto. Bis zehn Uhr muss ich mich in der Kaserne in Varel einfinden. Nahe dem Ziel überhole ich einige Militär-Lkw. Auf der Ladefläche sitzen unglücklich dreinschauende junge Männer in Zivil unter der geöffneten Plane, die einen sehnsüchtigen Blick auf die hinter ihnen liegende Freiheit zu werfen scheinen. Acht Mann sitzen dort jeweils Rücken an Rücken auf einer schmalen, ungepolsterten Holzbank, die mittig längs der Ladefläche aufmontiert ist. Der Fahrtwind pfeift ihnen offensichtlich kalt unter die Plane. Wie einer von ihnen mir später erzählte, waren sie mit dem Zug angekommen und an dem kleinen Bahnhof nahe der Kaserne von grimmigen, wortkargen Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 313 erwartet worden. Bei dem Anblick bin ich froh, noch in meinem warmen Auto sitzen zu können.

Am Kasernentor ist meine Schonzeit allerdings vorbei. Durch den hastigen Aufbruch bei meinen Eltern habe ich meinen Einberufungsbescheid auf dem Küchentisch liegen lassen. »Sie haben was ...?«, ranzt mich der Wachsoldat an. »Sie haben Ihre Einberufung liegen lassen? Gewöhnen Sie sich so eine Scheiße hier ganz schnell ab, ansonsten kann ich Ihnen jetzt schon versprechen, dass Ihnen hier der Arsch hochgebunden wird!« Ich bin völlig perplex. Dass ich wegen des fehlenden Bescheids gleich so zusammengeschissen werde, hatte ich nicht erwartet. Eingeschüchtert und etwas betreten fahre ich über das Kasernengelände zum Parkplatz für die Neuankömmlinge. Auf keinen Fall will ich sofort den Ärger auf mich ziehen und wie in dem Film »Full Metal Jacket« zum »Private Paula« werden, der ständig schikaniert wird. Der Kasernenblock, in dem ich mich melden soll, liegt dem Parkplatz genau gegenüber. Es ist ein rotes Backsteingebäude, dem Erscheinungsbild nach zu urteilen wurde es zwischen den beiden Weltkriegen erbaut. Der Grundriss gleicht einem H. Die Gebäudeflügel umfassen somit zu beiden Seiten der Querverbindung eine freie Fläche U-förmig.

Eine dieser Flächen ist gepflastert. Dort stehen bereits einige junge Männer, die von vorbeikommenden Soldaten kritisch beobachtet werden. Wer mit einem freundlichen Empfang gerechnet hatte, sollte enttäuscht werden. Ein Soldat steht ihnen gegenüber und gibt mir die Anweisung, mich zu den anderen zu stellen. Wir stehen alle in einer Linie nebeneinander. Hinter jedem von uns liegt sauber abgelegt unser Gepäck. Der hünenhafte, muskelbepackte Soldat steht wie eine Statue da. Die Füße schulterbreit auseinandergestellt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Ein bordeauxrotes Barett bedeckt eng anliegend seinen kurz geschorenen Schädel. Die aufeinandergepressten Lippen sind von einem dünn ausrasierten Bart umschlossen. »Reufer« ist auf dem Namensschild auf seiner Brust zu lesen. Keine Sekunde lang lässt er uns aus den Augen, bereit, jeden, der sich rührt oder seinem Nebenmann etwas zuraunen will, in die Schranken zu weisen. In einer Hand hält er einen Zettel und als sich zwanzig Minuten später eine Gruppe von acht Neuankömmlingen vor ihm versammelt hat, sagt er ganz schlicht: »Wenn Sie Ihren Namen hören, dann antworten Sie laut und vernehmlich mit Hier! . Danach nehmen Sie Ihre Gepäckstücke auf und gehen ins Gebäude. Dort wird Ihnen vom UvD die Stube zugewiesen. Legen Sie Ihr Geraffel dort ab und finden Sie sich danach sofort wieder im Lichthof ein!«

Das ist also der Lichthof, denke ich. Und obwohl ich den Rest nicht so ganz verstanden habe, frage ich lieber nicht nach, sondern orientiere mich an den anderen. Im Gebäude sammeln wir uns in einer kleinen Halle. Wir bekommen stapelweise Zettel in die Hand gedrückt, sogenannte PEBA. Im Klartext sind das Personalerfassungsbögen, die wir schleunigst lesen, ausfüllen und unterschreiben sollen. Am Ende weiß ich gar nicht mehr, was ich da alles unterzeichnet habe, aber mir bleibt auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Wir werden in einen Hörsaal gescheucht, dort beginnt sofort der Unterricht. Uns wird im Eilverfahren eingetrichtert, wie wir uns zukünftig zu...



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Autor

Robert Sedlatzek-Müller, geboren 1977 in Rostock, trat mit 21 Jahren seinen Wehrdienst an. Nur wenige Jahre später war er ein speziell trainierter Elitesoldat und als Fallschirmjäger und Hundeführer im Auslandseinsatz. 2002 überlebt er in Afghanistan nur knapp eine Explosion, bei der mehrere Kameraden ums Leben kommen. Seitdem leidet er unter einer schweren Posttraumatischen Belastungsstörung. Noch immer streitet er mit der Bundeswehr um den Grad seiner Wehrbeschädigung. Robert Sedlatzek-Müller lebt heute mit seiner Familie in Stade. Er engagiert sich in der Politik für die Betroffenen, indem er mit Abgeordneten spricht und in Kontakt mit dem Bundesverteidigungsministerium steht.
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Sedlatzek-Müller, Robert