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Dornenvögel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
864 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am19.09.2016
Die tragischste Liebesgeschichte aller Zeiten ...
Anfang des 20. Jahrhunderts macht Paddy Cleary sich mit seiner Familie von Irland auf ins ferne Australien, wo sie sich ein neues Leben aufbauen wollen. Die Arbeit auf der Schaffarm »Drogheda« verspricht finanzielle Sicherheit, doch das raue Land stellt seine Bewohner auf eine harte Probe. Als die Clearys ihre Probleme gerade bewältigt zu haben scheinen, entbrennt eine leidenschaftliche aber fatale Liebe zwischen der jüngsten Tochter Meggie und dem attraktiven Priester Ralph de Bricassart ...

Colleen McCullough wurde 1937 im neuseeländischen Wellington geboren. Sie studierte Neurologie, arbeitete in verschiedenen Krankenhäusern in England und Amerika und war als Dozentin an der Yale-Universität tätig, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Romane, allen voran Dornenvögel, erreichten auf der ganzen Welt ein riesiges Lesepublikum. Bis zu ihrem Tod im Januar 2015 lebte sie abgeschieden auf der kleinen Insel Norfolk Island im Südpazifik.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie tragischste Liebesgeschichte aller Zeiten ...
Anfang des 20. Jahrhunderts macht Paddy Cleary sich mit seiner Familie von Irland auf ins ferne Australien, wo sie sich ein neues Leben aufbauen wollen. Die Arbeit auf der Schaffarm »Drogheda« verspricht finanzielle Sicherheit, doch das raue Land stellt seine Bewohner auf eine harte Probe. Als die Clearys ihre Probleme gerade bewältigt zu haben scheinen, entbrennt eine leidenschaftliche aber fatale Liebe zwischen der jüngsten Tochter Meggie und dem attraktiven Priester Ralph de Bricassart ...

Colleen McCullough wurde 1937 im neuseeländischen Wellington geboren. Sie studierte Neurologie, arbeitete in verschiedenen Krankenhäusern in England und Amerika und war als Dozentin an der Yale-Universität tätig, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Romane, allen voran Dornenvögel, erreichten auf der ganzen Welt ein riesiges Lesepublikum. Bis zu ihrem Tod im Januar 2015 lebte sie abgeschieden auf der kleinen Insel Norfolk Island im Südpazifik.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641180805
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum19.09.2016
Seiten864 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2198 Kbytes
Artikel-Nr.1869563
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2

Wenn die Clearys sonntags zur Kirche fuhren, musste Meggie mit einem der älteren Jungen zu Hause bleiben, und sie sehnte den Tag herbei, an dem auch sie würde mitfahren dürfen. Padraic Cleary war der Meinung, dass kleine Kinder außer im eigenen Haus in keinem Haus sonst etwas zu suchen hatten, und das schloss Gotteshäuser mit ein. Ging Meggie erst einmal zur Schule und konnte man darauf vertrauen, dass sie still saß, so durfte sie auch zur Kirche mit. Vorher nicht. Und so stand sie jeden Sonntagmorgen beim Ginsterbusch am Vordertor, traurig, tief bedrückt, während die Familie in den alten Klapperkasten stieg und der als Meggies Hüter abbeorderte ältere Bruder ganz so tat, als wäre er heilfroh, auf diese Weise dem Gottesdienst zu entkommen. Dabei klebten alle Clearys gleichsam mit Elementarkraft aneinander. Der Einzige, der da eine Ausnahme machte, war Frank. Er genoss es durchaus, von den anderen getrennt zu sein.

Religion war für Paddy ein unerschütterlich fester Bestandteil seines Lebens. Als er Fee geheiratet hatte, wurde das von katholischer Seite recht unwillig akzeptiert, denn Fee war ein Mitglied der Kirche von England - war es zumindest bis dahin gewesen. Paddy zuliebe gab sie ihren Glauben auf, weigerte sich jedoch, stattdessen seinen anzunehmen. Weshalb, ließ sich schwer sagen. Allerdings gehörten die Armstrongs zu den alten Pioniergeschlechtern mit dem sozusagen makellosen Wappen des anglikanischen Glaubens, während Paddy ein armer Einwanderer war, dazu noch einer außerhalb des Schoßes ihrer Kirche. Lange bevor dort die ersten »offiziellen« Siedler eintrafen, hatte es in Neuseeland bereits Armstrongs gegeben, und das war so etwas wie ein kolonialer Adelsbrief. Aus der Armstrong-Perspektive ließ sich nur feststellen, dass Fee eine schockierende Mesalliance eingegangen war.

Roderick Armstrong hatte den Neuseeland-Clan auf höchst sonderbare Weise begründet.

Das Ganze begann mit einem Ereignis, das auf das England des 18. Jahrhunderts viele unvorhergesehene Auswirkungen haben sollte: mit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Bis 1776 waren alljährlich über eintausend verurteilte Verbrecher von England nach Virginia sowie Nord- und Süd-Carolina deportiert worden. Dort hatten sie Zwangsarbeit zu leisten unter Bedingungen, die nicht besser waren als jene für Sklaven. Die britische Rechtsprechung zu dieser Zeit konnte nicht anders als grausam und gnadenlos genannt werden. Auf Mord, Brandstiftung, das geheimnisvolle Verbrechen der »Verkörperung von Ägyptern« und Diebstahl (sofern das Gestohlene einen Wert von mehr als einem Shilling hatte) stand der Tod am Galgen. Bei minderen Delikten musste der Täter mit Deportation nach Amerika rechnen, und zwar auf Lebenszeit.

Als dann 1776 die Amerikaner sozusagen die Tore dichtmachten, wusste England bald nicht mehr, wohin mit seinen Verurteilten. Die Gefängnisse waren zum Bersten gefüllt. Was sich dort nicht mehr unterbringen ließ, stopfte man in die Rümpfe abgetakelter Schiffe, die in den Flussmündungen festgemacht lagen. Irgendetwas musste geschehen, und es geschah auch etwas.

Mit großem Widerstreben - weil die Kosten für das Unternehmen mehrere tausend Pfund betrugen - gab man Captain Arthur Philip den Befehl, nach dem Great South Land, dem Großen Südland, in See zu stechen. Das war im Jahr 1787. Seine Flotte von elf Schiffen hatte über eintausend Verurteilte an Bord, außerdem Matrosen, Seeoffiziere und ein Kontingent Marinesoldaten. Eine ruhmreiche Odyssee auf der Suche nach Freiheit war dies wirklich nicht. Ende Januar 1788, acht Monate nach dem Aufbruch von England, erreichte die Flotte die Botany Bay. Seine Verrücktheit George III. hatte für seine Sträflinge einen neuen Abladeplatz gefunden: die Kolonie Neusüdwales.

1801 wurde Roderick Armstrong im Alter von zwanzig Jahren zur Deportation auf Lebenszeit verurteilt. Spätere Armstrong-Generationen behaupteten, er sei vornehmer Abstammung gewesen. Seine Familie, in Somerset ansässig, habe nach der Amerikanischen Revolution ihr Vermögen verloren. Und von einem Verbrechen könne bei ihm überhaupt nicht die Rede sein. Allerdings hatte kein Armstrong je ernsthafte Anstrengungen unternommen, die Vergangenheit des berühmten Vorfahren zu erforschen. Man sonnte sich im Abglanz seiner angeblichen Gloriole und improvisierte im Übrigen ein wenig.

Wie es um seine Herkunft auch bestellt sein mochte, der junge Roderick Armstrong war jedenfalls ein Heißsporn. Während der unglaublich harten achtmonatigen Überfahrt nach Neusüdwales erwies er sich als ganz besonders schwieriger Fall, aber er starb nicht - verweigerte sozusagen auch hierin den Gehorsam. Als er 1803 in Sydney eintraf, wurde es mit ihm noch schlimmer, und so wurde er zur Norfolkinsel gebracht und in das Gefängnis für Widerspenstige gesteckt. Doch nichts konnte ihn gefügig machen. Man ließ ihn hungern. Man pferchte ihn in eine Zelle, die so klein war, dass er dort nicht sitzen, nicht liegen, ja nicht einmal richtig stehen konnte. Man prügelte ihn, bis er einer einzigen blutigen Masse glich. Man kettete ihn an einen Felsen im Meer und ließ ihn halb ertrinken. Und er lachte seinen Peinigern ins Gesicht: ein Haufen Knochen in dreckigen Lumpen, mit Narben am ganzen Körper und ohne einen Zahn im Mund. Doch in ihm brannte eine Flamme aus Erbitterung und Trotz, die unverlöschbar zu sein schien. Am Anfang eines jeden Tages schwor er sich, nicht zu sterben, und am Ende eines jeden Tages lachte er triumphierend, weil er noch am Leben war.

1810 schaffte man ihn nach Van-Diemens-Land und steckte ihn in einen Trupp von Kettensträflingen, der durch das eisenharte Sandsteingelände hinter Hobart mit Pickhacken eine Straße zu bahnen hatte. Roderick benutzte bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit seine Picke, um damit dem Oberaufseher ein Loch in den Brustkorb zu hacken. Sodann massakrierten er und zehn weitere Sträflinge weitere fünf Aufseher, indem sie ihnen Zentimeter für Zentimeter das Fleisch von den Knochen schabten, bis die Männer unter gellendem Geschrei verendeten. Denn Sträflinge wie Aufseher waren Bestien - Urwesen gleichsam, die keine menschlichen Gefühle mehr kannten.

Mit dem Schnaps und dem Proviant ihrer Opfer kämpften sich die elf Männer voran durch endlose, kalte Regenwälder. In der Walfangstation Hobart stahlen sie ein Langboot und machten sich auf über die Tasman-See. Proviant hatten sie nicht mehr, und sie hatten auch kein Trinkwasser und keine Segel. Als das Langboot an die wilde Westküste von Neuseelands Südinsel gespült wurde, waren nur noch Roderick Armstrong und zwei andere Männer am Leben. Nie ließ er über diese unglaubliche Fahrt ein Wort fallen, aber man flüsterte sich zu, die drei hätten nur überlebt, indem sie ihre schwächeren Gefährten töteten und aßen.

Neun Jahre waren seit seiner Deportation aus England vergangen. Noch immer war er ein junger Mann, doch er sah aus wie sechzig. Als 1840 die ersten »amtlich genehmigten« Siedler eintrafen, hatte er im reichen Canterbury-Distrikt der Südinsel für sich längst Land gerodet und außerdem eine Maori-Frau geheiratet - ohne irgendeine Trauungsurkunde allerdings - und mit ihr dreizehn hübsche halbpolynesische Kinder gezeugt. Gegen 1860 waren die Armstrongs Kolonial-Aristokraten. Ihre männlichen Sprösslinge schickten sie nach England auf exklusive Schulen, und ihre Abstammung von einem wahrhaft bemerkenswerten Mann bewiesen sie durch ein wahrhaft bemerkenswertes Besitzstreben, das sich mit einem erstaunlichen Quantum List und Verschlagenheit paarte. Rodericks Enkelsohn James hatte Fiona gezeugt, die 1880 zur Welt gekommen war: das einzige Mädchen unter insgesamt fünfzehn Kindern.

Vielleicht entbehrte Fee die protestantischen Rituale ihrer Jugend, die einfacher und nüchterner gewesen waren. Anmerken ließ sie sich davon jedoch nichts. Sie respektierte Paddys religiöse Überzeugungen und besuchte mit ihm die Messe. Auch sorgte sie dafür, dass ihre Kinder ausschließlich an einen katholischen Gott glaubten. Aber da sie nie konvertiert war, fehlte es denn doch an gewissen Dingen, zum Beispiel an den Tisch- oder den Gute-Nacht-Gebeten - eben an ausgeübter Alltagsfrömmigkeit.

Außer der einen Fahrt vor nunmehr anderthalb Jahren hatte Meggie noch keine weitere gemacht. Damals war es nach Wahine gegangen, wo sie im General Store dann Agnes gesehen hatte. Aber das war auch alles gewesen. Sonst war sie noch nie von zu Hause fortgekommen.

Am Morgen ihres ersten Schultages war sie so aufgeregt, dass sie ihr Frühstück erbrach. Also musste sie gesäubert werden. Also blieb gar nichts anderes übrig, als ihr das schöne neue marineblaue Kleid mit dem großen weißen Matrosenkragen auszuziehen und sie wieder in diesen scheußlichen braunen wollenen Fetzen zu stecken, der sie am Hals immer zu würgen schien, weil er zu eng schloss.

»Und, Herrgott noch mal, Meggie, wenn dir das nächste Mal übel wird, dann sag mir das! Sitz nicht einfach da, bis es zu spät ist! Und jetzt musst du dich beeilen, denn wenn du zu spät kommst, gibt Schwester Agatha dir bestimmt was mit dem Stock. Benimm dich und halte dich an deine Brüder.«

Als Fee Meggie schließlich zur Tür hinausschob, hüpften Bob, Jack, Hughie und Stu am Vordertor bereits ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.

»Los, Meggie, sonst kommen wir zu spät!«, rief Bob und setzte sich in Bewegung.

Seine Brüder folgten ihm, und Meggie ihrerseits folgte den Jungen. Um einigermaßen mitzuhalten, müsste sie in eine Art Laufschritt fallen.

Es war kurz nach sieben. Die sanfte...


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Colleen McCullough wurde 1937 im neuseeländischen Wellington geboren. Sie studierte Neurologie, arbeitete in verschiedenen Krankenhäusern in England und Amerika und war als Dozentin an der Yale-Universität tätig, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Romane, allen voran Dornenvögel, erreichten auf der ganzen Welt ein riesiges Lesepublikum. Bis zu ihrem Tod im Januar 2015 lebte sie abgeschieden auf der kleinen Insel Norfolk Island im Südpazifik.