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Inspektor Jury besucht alte Damen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am02.02.2016
Mit Schirm, Charme und viel Spannung
Der Antiquitätenhändler Marshall Trueblood entdeckt in einem wunderschönen antiken Sekretär zu seinem Entsetzen eine sorgfältig zerlegte Leiche. Inspektor Jury eilt an den Ort des grausigen Fundes, ein herrschaftliches Anwesen auf dem Land - und sticht dort mit seinen Ermittlungen in ein wahres Wespennest: Offensichtlich hatte der Tote weit mehr Feinde als Freunde. An Verdächtigen herrscht zumindest kein Mangel. Als kurz darauf ein Mord in den Londoner Docklands geschieht, erkennt Jury einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen. Doch der geheimnisvolle Mörder scheint Inspektor Jury und seinem getreuen Helfer Sergeant Wiggins immer einen Schritt voraus zu sein ...

Martha Grimes zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen unserer Zeit. Lange Zeit unterrichtete sie kreatives Schreiben an der Johns-Hopkins-University. Durch ihre Serien um Inspektor Richard Jury und die 12-jährige Ermittlerin Emma Graham wurde sie weltbekannt. Die »Mystery Writers of America« kürten sie 2012 für ihr Lebenswerk zum »Grand Master«, und ihre Inspektor-Jury-Reihe wurde nun auch fürs deutsche Fernsehen entdeckt und erfolgreich verfilmt. Martha Grimes lebt heute in Bethesda, Maryland.
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Produkt

KlappentextMit Schirm, Charme und viel Spannung
Der Antiquitätenhändler Marshall Trueblood entdeckt in einem wunderschönen antiken Sekretär zu seinem Entsetzen eine sorgfältig zerlegte Leiche. Inspektor Jury eilt an den Ort des grausigen Fundes, ein herrschaftliches Anwesen auf dem Land - und sticht dort mit seinen Ermittlungen in ein wahres Wespennest: Offensichtlich hatte der Tote weit mehr Feinde als Freunde. An Verdächtigen herrscht zumindest kein Mangel. Als kurz darauf ein Mord in den Londoner Docklands geschieht, erkennt Jury einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen. Doch der geheimnisvolle Mörder scheint Inspektor Jury und seinem getreuen Helfer Sergeant Wiggins immer einen Schritt voraus zu sein ...

Martha Grimes zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen unserer Zeit. Lange Zeit unterrichtete sie kreatives Schreiben an der Johns-Hopkins-University. Durch ihre Serien um Inspektor Richard Jury und die 12-jährige Ermittlerin Emma Graham wurde sie weltbekannt. Die »Mystery Writers of America« kürten sie 2012 für ihr Lebenswerk zum »Grand Master«, und ihre Inspektor-Jury-Reihe wurde nun auch fürs deutsche Fernsehen entdeckt und erfolgreich verfilmt. Martha Grimes lebt heute in Bethesda, Maryland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641188337
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum02.02.2016
SpracheDeutsch
Dateigrösse4102 Kbytes
Artikel-Nr.1884480
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Wenn man sich hier nicht darauf gefasst machte, dass man gleich die Kehle durchgeschnitten kriegte, wo dann?

Whitechapel, Shadwell, der Ratcliffe Highway: Bilder vom blutigen East End schossen Sadie Diver jedes Mal durch den Kopf wie Messer, wenn sie auf ihrem nächtlichen Weg von Limehouse Schritte hinter sich hörte. Sie musste immer noch daran denken, als ihre Absätze schon das feuchte, von Nebel verschleierte Pflaster von Wapping entlangklapperten. Und geschnappt hatten sie ihn auch nicht, oder? Nicht weit her mit der Polizei.

Vor ihr schimmerte die Leuchttafel des Fisch- und Aalgeschäftes kränklich gelb durch den dichten Dunst. LEBENDE AALE. GEKOCHTE AALE. AAL IN SUELTZE. In den letzten beiden Monaten hatte sich Sadie Diver mehr mit Schreiben und Lesen beschäftigt als in den ganzen achtundzwanzig Jahren zuvor. Sie wusste, dass dort Ü statt UE hätte stehen müssen und dass das T in dem Wort nichts zu suchen hatte. Bin wahrscheinlich die Einzige, die in Wapping auf Achse ist und das weiß, dachte sie. Von der Wohnung in Limehouse bis zum »Stadt Ramsgate« waren es zu Fuß zwanzig Minuten, und sie war verärgert, dass er sie zu einer so genannten »Kostümprobe« dorthin bestellt hatte. Mein Gott, als ob sie das nicht schon ewig und drei Tage durchgekaut hätten! Und dass Tommy morgen Abend auf Besuch kam, das hatte sie ihm vorsichtshalber gar nicht erzählt. Er hätte sie glatt umgebracht.

Als Sadie auf gleicher Höhe mit dem Fischgeschäft war, kamen sie einfach auf sie zu: Sie waren nur zu dritt, aber sie schafften es, wie eine ganze Mauer von Punks zu wirken, als sie aus den Schatten der Seitengasse neben dem Laden auftauchten; einer spuckte in die Gosse, einer lächelte irre, einer machte ein steinernes Gesicht.

Das übliche »Hallo Süße«, die üblichen Zoten, während sie ihr wie festgewurzelt den Weg versperrten. Alles, was in ihrem Rücken geschah, machte sie nervös; mit dem, was vor ihr war, konnte sie fertig werden. Darin hatte Sadie Übung. Tatsache war, sie hatte darin so viel Übung, dass ihre Hand automatisch in die Umhängetasche fuhr und mit einem Schnappmesser wieder zum Vorschein kam. So unvermutet blitzte es im wässrigen Schein der Leuchttafel auf, dass sie auseinander fuhren, ihr noch etwas über die Schulter zuriefen und sich hinter dem Nebelvorhang in die Seitengasse davonmachten.

Im rauchig wirkenden Schein einer Straßenlaterne blieb sie stehen und warf einen Blick auf ihre Uhr. Sie vergrub die Hände in den Taschen des alten Regenmantels, ein Fetzen, den sie normalerweise nicht ums Verrecken angezogen hätte, und tastete im Weitergehen nach dem Messergriff. Er hatte gewollt, dass sie trug, was sie bei all ihren Treffen getragen hatte und was sie auch an jenem letzten Tag tragen würde. Jedenfalls betrachtete sie diesen Tag gerne als den letzten Tag ihres alten Lebens. In diesem Fetzen und ohne Make-up, wie hatten die Typen sie da nur anmachen können?

Solche dicken Nebelschwaden hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Und dabei hatten sie den 1. Mai. Frühling. Kalt wie Klostermauern; kalt wie eine Nonne ... Sie stellte den Kragen hoch und lächelte bei dem Gedanken an die Barmherzigen Schwestern. Sie hielt sich für eine gute Katholikin, aber eine noch bessere hatte sie eben nicht werden wollen. Sie und Nonne. Zum Totlachen.

Sie bog nach links ab und dann nach rechts, schlug die schmale Straße am Fluss ein. Wieso hatte er sich bei Wapping Old Stairs mit ihr treffen wollen und wieso ausgerechnet jetzt, wo der Pub schon zu hatte? Eine Wand aus Speichern türmte sich in der Dunkelheit vor ihr auf und hüllte sich in die Nebelschleier, die von der Themse herüberwehten. Es war ihr, als müsste sie sie wie Spinnweben beiseite wischen, doch sie klebten an ihr. Als sie an der Hauptwache von Wapping vorbeikam, musste sie lächeln. Die Wache war hell erleuchtet und nach elf Uhr ungefähr das einzige Zeichen von Leben hier.

Als sie den Pub »Stadt Ramsgate« erreichte, hörte sie schon wieder Schritte hinter sich. Die Gleichen konnten es nicht sein, die hatte sie doch schon beim Fischgeschäft abgehängt. Trotzdem war sie fast erleichtert, als sie die Straße verlassen und in den Schatten von Wapping Old Stairs untertauchen konnte. Diese bestanden aus zwei Reihen von Stufen, die ganz alten waren moosbedeckt; am Ende befanden sich eine kleine Helling und ein altes Boot mit einem geteerten Segeltuch darüber.

Dumpfe Schritte über ihr; sie reckte den Hals, sah aber weiter nichts, als den diesigen Schein einer Lampe, die an einem Bauwagen hing. Sie ging ein, zwei Stufen hinunter und blieb jäh stehen, als sie Holz auf Stein knirschen hörte und das Quietschen der Ruder auf Metall. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Gestalt in dem kleinen Boot entdeckte. Der lange Mantel und der schwarze Hintergrund der Themse machten es unmöglich, etwas Genaues zu erkennen. Es musste ein Ruderboot oder eine Jolle sein, an der wohl jemand arbeitete; sie konnte es nicht ausmachen, hatte aber auch nicht die Absicht, auf den Stufen auszuharren, nur um das herauszufinden.

Sadie begann, die Stufen hinaufzusteigen, rutschte jedoch auf dem nassen Stein aus, blieb mit dem Absatz hängen und hätte fast das Gleichgewicht verloren. Gab es denn da wirklich nichts zum Festhalten? Im Rutschen bekam sie gerade noch die glitschigen, kalten, bemoosten Stufen zu fassen, die so abgetreten waren, dass sie diesen Namen kaum noch verdienten.

Die Gestalt aus dem Boot stand jetzt eine Stufe unter ihr und sah sie an.

Sadie wollte ihren Augen nicht trauen.

Eine Hand kam aus dem langen schwarzen Mantel hervor und hielt etwas, dessen Klinge weitaus gemeiner aussah als das, was Sadie bei sich trug. Falls sie versuchen würde, die Treppe hoch zu fliehen, bekäme sie die Klinge in den Rücken.

Also warf sie sich zu Boden, und während die Gestalt über ihr herumwirbelte, ließ sie sich die Treppe hinunter- und auf halbem Weg in die Themse gleiten. Das lange Messer durchschnitt die dicke, faulige Luft und verfehlte sie um Haaresbreite. Sadie konnte es herabzischen hören.

Sie zog ihrerseits das Messer aus der Tasche und kletterte ins Boot. Sie kannte sich mit Booten aus, genau wie Tommy. Draußen zog ein schwarzer Schiffsrumpf vorbei, wahrscheinlich ein Frachtkahn auf dem Weg zu den Ziegeleien in Essex. Noch weiter draußen sprenkelten ein paar Leichter das Wasser. Zitternd vor Angst griff sie nach den Rudern, denn die Gestalt setzte ihr nach. Das Schnappmesser entglitt Sadies Händen und fiel in das Bilgenwasser, das sich im Boot gesammelt hatte.

Sie tastete danach, und als sich ihre Finger darum schlossen, sah sie die weißen Hände, die an der Bordwand zerrten. Tommy Diver stand auf dem Dock und schaute zu den Leuchttürmen von Gravesend und Galleon´s Reach hinüber. Ein schartiger Lichtstrom von Rot und Orange ließ den Nebel über der Flussmündung leuchten, als hätte man Kanonen abgefeuert. Meilenweit erstreckten sich die Docks, Werften und Speicher längs der Themse, bis zur London Bridge und zur Isle of Dogs. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit waren an die achthundert Schiffe gleichzeitig unterwegs zum Londoner Hafen gewesen; jetzt fuhr kaum eins mehr weiter als bis Tilbury.

Er konnte sich gut vorstellen, wie es zu Zeiten des Indien- und Osthandels ausgesehen hatte: überall lackierte Bugspriete und rostrote Segel wie ein blutunterlaufenes, finsteres Wolkengebilde. Als er seinem Freund Sid gesagt hatte, dass er sich so den Schiffsverkehr in Venedig vorstellte, hatte der nur gelacht. Sei nicht so romantisch, Junge. Sid war in Venedig gewesen und hatte lauter Orte gesehen, die Tommy nur vom Hörensagen kannte. Venedig ist erfüllt von Gold- und Blautönen wie ein juwelenbesetzter Drache. Aber das Schiff da (und dabei zeigte er auf eins, das vor Anker lag) ist nur ein alter Kettenhund, der in einem Torweg von Gravesend schläft.

Tommy spürte plötzlich Gewissensbisse, weil er Tante Glad und Onkel John angelogen hatte; aber sie hätten ihn nie nach London gelassen, nicht mal für zwei Tage. Er fand, er müsse diese Gelegenheit, Sadie zu besuchen, unbedingt nutzen, ganz gleich was sie von ihr hielten. Sid würde ihn decken. Er kuschelte sich noch tiefer in die schwarze Lederjacke, die er sich im Secondhandladen von Oxfam von einem Teil des Geldes gekauft hatte, das ihm seine Schwester geschickt hatte. Sie war ihm zu groß, aber echtes Leder, nicht dieses billige, steife Zeugs, das bei jeder Bewegung knatschte. Wenn man mit der Hand darüber fuhr, fühlte es sich daunenweich an.

Wapping lag keine dreißig Meilen entfernt, Flusslauf und Luftlinie gerechnet. Er kannte den Lauf der Themse in- und auswendig - Tilbury, Greenhithe, Rotterhithe, Bermondsey, Deptford. Er wusste, dass ihm der Fluss und seine Arbeit mit Sid auf dem Schlepper fehlen würden, auch wenn es nur für zwei Tage war.

Sie hatte gesagt, vielleicht könnte er eines Tages sogar nach Limehouse kommen und bei ihr wohnen, wenn sie erst eine größere Wohnung hätte. Aber diesen Satz kannte er zur Genüge - die Schule, wenn du mit der Schule fertig bist. Tommy versuchte, das quälende Gefühl loszuwerden, dass sie ihn gar nicht wirklich bei sich haben wollte, nicht mal jetzt. Und doch hatte sie ihm das Geld geschickt. Noch nie im Leben hatte er fünfundsiebzig Pfund auf einem Haufen gesehen.

Von Galleon´s Reach kam der trostlose Warnton einer Glockenboje. Ein Schlepper auf dem Weg zu einem schwarzen Schiffsrumpf weiter draußen in der Mündung fiel schwermütig ein. Er war noch nicht mal fort, und schon...

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Martha Grimes zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen unserer Zeit. Lange Zeit unterrichtete sie kreatives Schreiben an der Johns-Hopkins-University. Durch ihre Serien um Inspektor Richard Jury und die 12-jährige Ermittlerin Emma Graham wurde sie weltbekannt. Die »Mystery Writers of America« kürten sie 2012 für ihr Lebenswerk zum »Grand Master«, und ihre Inspektor-Jury-Reihe wurde nun auch fürs deutsche Fernsehen entdeckt und erfolgreich verfilmt. Martha Grimes lebt heute in Bethesda, Maryland.