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Die Spur ins Schattenland

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.07.2016
Alle denken, Max wäre ertrunken. Nur seine beste Freundin Charlie glaubt das nicht. Schließlich war sie dabei, als er am Mühlsee ins Wasser sprang. Sie allein weiß, was genau dort passiert ist. Unheimliche Wesen haben ihn in eine andere Welt entführt! Aber Charlie kann Max in ihren Träumen sehen und sie ist überzeugt, sie muss nur seinen Spuren folgen, um ihn nach Hause zu holen. Und so folgt Charlie ihnen, selbst über die Grenzen dieser Welt hinaus - ins Schattenland ...

Jonathan Stroud wurde in Bedford geboren. Er arbeitete zunächst als Lektor. Nachdem er seine ersten eigenen Kinderbücher veröffentlicht hatte, beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er wohnt mit seiner Frau Gina und den gemeinsamen Kindern Isabelle, Arthur und Louis in der Nähe von London.
Berühmt wurde er durch seine weltweite Bestseller-Tetralogie um den scharfzüngigen Dschinn Bartimäus, dessen Abenteuer in Das Amulett von Samarkand, Das Auge des Golem, Die Pforte des Magiers und Der Ring des Salomo erzählt werden.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR8,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextAlle denken, Max wäre ertrunken. Nur seine beste Freundin Charlie glaubt das nicht. Schließlich war sie dabei, als er am Mühlsee ins Wasser sprang. Sie allein weiß, was genau dort passiert ist. Unheimliche Wesen haben ihn in eine andere Welt entführt! Aber Charlie kann Max in ihren Träumen sehen und sie ist überzeugt, sie muss nur seinen Spuren folgen, um ihn nach Hause zu holen. Und so folgt Charlie ihnen, selbst über die Grenzen dieser Welt hinaus - ins Schattenland ...

Jonathan Stroud wurde in Bedford geboren. Er arbeitete zunächst als Lektor. Nachdem er seine ersten eigenen Kinderbücher veröffentlicht hatte, beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er wohnt mit seiner Frau Gina und den gemeinsamen Kindern Isabelle, Arthur und Louis in der Nähe von London.
Berühmt wurde er durch seine weltweite Bestseller-Tetralogie um den scharfzüngigen Dschinn Bartimäus, dessen Abenteuer in Das Amulett von Samarkand, Das Auge des Golem, Die Pforte des Magiers und Der Ring des Salomo erzählt werden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641195243
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum11.07.2016
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1802 Kbytes
Illustrationen20 schwarz-weiße Abbildungen
Artikel-Nr.1913955
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Eins

Er schaut mich immer noch an. Das Wasser ist grün, Luftblasen steigen auf. Sein Gesicht leuchtet weiß zwischen dem Moos und den Unkrautschlingen.

Ich schaue ihn an, und da spricht sein Mund meinen Namen durch das stumme Wasser. Ein Schwall von Luftblasen explodiert auf seinen Lippen. Sie stürzen auf mich ein, heften sich auf meine Augen und mein Gesicht und einen Augenblick bin ich blind. Dann steigen sie sprudelnd nach oben ins Licht, dorthin, wo es Tag ist, und ich kann wieder sehen. Ein einziges Mal erhasche ich noch einen Blick auf seine Augen, dann wenden sie sich von mir ab, dem Schattenland entgegen, und sein Gesicht wird von dem dunklen Grün um uns herum verschluckt.

Er ist verschwunden. Ich schlage die Augen auf. In dem Krankenzimmer ist es dunkel und jemand weint. Ich brauche mich nicht zur Seite zu drehen, ich weiß auch so, wer es ist: der Junge am Ende der Reihe, in dem Bett neben dem trüben orangefarbenen Nachtlicht. Der Junge ist klein, mit einem schmalen Gesicht, er hat sein rechtes Bein in Gips und er hat schon oft geweint. Er fühlt sich heute Nacht allein und krank, heimwehkrank, und es wird viele Stunden dauern, bis seine Mutter ihn wieder besuchen kommt. Seine Schluchzer dringen dünn durch die stickige Luft des Krankensaals. Ich warte und beobachte aus dem Augenwinkel, was geschieht. Bald erscheint der rasche, tatkräftige Schatten der Krankenschwester neben seinem Bett. Der Umriss ihrer Hand senkt sich herab und berührt sein verborgenes Gesicht. Eine gemurmelte Frage, sanft und tröstend, dann der leise Klang seiner halbverschluckten Antworten. Er sinkt in die hohen Kissen zurück. Sie richtet sich auf und huscht davon. Ich liege auf dem Rücken und schließe die Augen.

Max kommt nicht wieder. Ich kann mich anstrengen wie ich will, ich sehe nichts - dafür wird mir umso stärker bewusst, wie beengt ich mich in der steifen Bettwäsche fühle, fast erdrückt unter der Decke. Meine Arme liegen eng neben dem Körper, und nur mein Kopf auf dem dicken Kissen kann sich drehen und wenden, wie er mag. Ich bin gut eingepackt worden. Um mich noch sicherer ans Bett zu fesseln, hätten sie eine Zwangsjacke benutzen müssen.

Meine Beine bewegen sich unruhig unter dem glatten, frisch gestärkten Laken. Ich bin jetzt schon die sechste Nacht hier und morgen lassen sie mich vielleicht nach Hause. Doch selbst dann werde ich noch jede Woche zum Arzt gehen müssen, aber nicht zu einem Lungenspezialisten. Ich hatte Probleme mit der Lunge, aber das ist schon seit Tagen vorbei, und trotzdem behalten sie mich immer noch hier und benutzen das als Vorwand, um mich noch weiter zu beobachten, mit mir zu sprechen und mir zu beweisen, dass ich verrückt bin.

Ein einsames Auto fährt durch die Nacht. Die Geräusche kommen von weit in der Ferne. Ringsum schläft die Stadt. Ich liege wach und denke an Max und daran, was mit ihm geschehen ist.

Sie passen jetzt alle auf, dass sie auf gar keinen Fall seinen Namen erwähnen. Aber er ist trotzdem immer da, ich kann es an ihren Gesichtern ablesen, am Gesicht von Mum und von den Ärzten, und ich habe es auch den Augen der netten Polizistin angesehen, die alles getan hat, um mich von meiner Geschichte abzubringen. Als hätten sie alle eine Scheu davor, seine Gegenwart zu beschwören. Als fürchteten sie sich davor, was er dann vielleicht tun könnte. Und ich helfe ihnen nie aus ihrer Verlegenheit heraus, nicht einmal wenn mich ihre bedeutungsvollen Pausen dazu einladen sollen, wieder von Max zu erzählen. Sie halten mir die Tür offen, aber ich gehe nie hindurch. Ich lerne schnell. Nach dem ersten Mal, und erst recht nach Mum, sage ich nichts mehr. Ich habe jetzt schon so lange nichts mehr gesagt, dass ich mir sicher bin, sie glauben allmählich, ich habe die Erinnerung an ihn ausgelöscht. Und ich weiß, dass Mum darauf hofft.

Das ist gut so, sollen sie das ruhig glauben. Am besten sie lassen mich einfach allein, damit ich hier liegen und an Max denken kann.

Ich mag die Dunkelheit. Sie ist wie ein schützender Schleier und gleichzeitig wie eine Leinwand, auf die man seine inneren Bilder projizieren kann. Für die Nachtschwester, den heimwehkranken Jungen und die anderen, die in der drückenden schwarzen Wärme des Krankensaals in ihren Betten schlafen, ist davon nichts zu sehen. Doch für mich ist der Raum auf allen Seiten mit hell leuchtenden Erinnerungen tapeziert. Ich kann sie alle in Ruhe betrachten, ich ganz allein.

Eine Szene, immer wieder. Max und ich, auf unseren Fahrrädern. Wir fahren die Straße entlang, in der er wohnt, den Hügel hinunter, aus der Stadt hinaus. Am Kanal entlang, vorbei an den Pubs und den blinden Fassaden der Fabrikgebäude, Max immer voraus, ich hinter ihm her. Unter der Überführung hindurch, dann kommt noch einmal ein altes Fabrikgelände und danach hinaus in die Felder. Ein Nachmittag im September, die Sonne scheint, wir strampeln auf unseren Rädern und der Wind treibt uns Tränen in die Augen. Wir fahren ziemlich schnell, so schnell, dass mir mein T-Shirt bald nass am Rücken klebt und mir die Oberschenkel allmählich wehtun.

Über die abgeernteten braunen Felder, jetzt langsamer. Max begann müde zu werden, und ich konnte aufholen, sodass ich bald neben ihm war. Er war ganz rot im Gesicht, das vor Anstrengung beinahe zu einer Grimasse verzogen war. Wir kamen zu dem Steg über den Fluss. Ganz nah am Ufer standen Weiden, und davor war eine struppige Wiese, die nicht zu sumpfig wirkte. Ich war dafür, es an der Stelle zu versuchen, weil das Wasser tief genug für Fische aussah, aber Max sagte nein, er wüsste einen besseren Platz. Wir radelten weiter.

Irgendwo auf der Krankenstation kann ich die Klingel der Nachtschwester summen hören. Ein schwaches, gedämpftes Geräusch. Die Schwester kommt näher, mit weichen Schritten huscht sie den Korridor entlang, nach dem blinkenden Licht suchend. In meinem Zimmer schlafen alle - bis auf mich, und ich bin ganz still. Jetzt ist sie an der Tür vorbei und die Schritte verstummen wieder. Aus irgendeinem Grund legt sich mir ein lähmendes Gewicht auf die Brust, und ich spüre, wie es mich in den Augen juckt. Gleich werden mir die Tränen kommen. Hör auf damit, Charlie, sei nicht so dumm - denk lieber nach, lass den Film auf der Leinwand der Nacht abspielen. Schau die Bilder an und erinnere dich.

Ich war schon einmal bei der Mühle gewesen. Zusammen mit Mum und James. Das war im Sommer vor einem Jahr. Der schmale Pfad war mit Unkraut und dornigen Ranken überwuchert und schlängelte sich zwischen zwei hässlichen elektrischen Zäunen entlang. Wir mühten uns auf unseren Fahrrädern keuchend ab, um zu dem breiten Feldweg zu kommen, der durch die Viehweiden zur Mühle und zum Fluss führt. Auf dem Weg ist die Durchfahrt erlaubt, die Mühle selbst aber wird von einer hohen Mauer verdeckt, sie ist in Privatbesitz und gehört einem Bäckereibetrieb in der Stadt.

Von der anderen Seite der roten Backsteinmauer waren Männerstimmen zu hören. Der Fluss verschwand unter einem flachen Mauerbogen. Wir fuhren um das Gelände herum auf die Rückseite der Mühle, wo das Mühlrad ist.

Es drehte sich. Wir standen auf einem Vorsprung am Rand der gemauerten Umfassung, wo man eine gute Sicht hat, und schauten in den tosenden Hexenkessel aus quirlender, schäumender weißer Gischt hinab. An der Seite spritzte es hoch. Die Steine waren mit nass glänzendem Moos bedeckt. Das Mühlrad stampfte dröhnend im Dunkel unter der Überdachung, seine riesigen hölzernen Schaufeln tauchten mit machtvollem Schwung aus dem Wasser auf, wurden nach oben getrieben, wieder und immer wieder, vollführten einen Bogen und griffen dann tief in das Wasser hinein. Der brausende Lärm machte uns taub. Die Luft war nass und kalt und kühlte uns nach der Fahrt schnell ab. Max machte auf dem rauen Steinvorsprung über dem schäumenden Wasser noch ein paar Schritte nach vorne und ließ dann die Beine über die Kante baumeln, als wollte er mit dem hellen, weißen Dunst verschmelzen.

Das Bild verblasst. Ich glotze nur noch wie ein blickloser Fisch in die Dunkelheit. Mein Hals fühlt sich steif an. Ich zapple im Bett herum und kämpfe gegen die festgezurrte Bettdecke, weil ich mich umdrehen will. Die fürsorgliche Arbeit der netten Krankenschwester wird damit zunichte gemacht, aber ich habe mich seit der Besuchszeit heute Nachmittag, nachdem Mum und James endlich gegangen waren, nicht mehr richtig bewegt. James war das erste Mal mit dabei. Ich habe gespürt, wie peinlich ihm die ganze Sache ist. Er hat mir nur ein einziges Mal in die Augen geschaut, als Mum eine ihrer nervenden Nicht-Geschichten erzählt hat. Aber er war auch wirklich betroffen. Das habe ich daran gemerkt, dass er mich zum Abschied ganz unbeholfen umarmt und geküsst hat. Ich wüsste gerne, wie viel sie ihm erzählt haben und was er jetzt über mich denkt. Das steife Kopfkissen presst sich gegen mein Gesicht und meine Wange fühlt sich wund und heiß an. Ich möchte mich kratzen, aber ich bleibe ruhig liegen und blicke zum Fenster und in die Nacht, wo das Mühlrad sich dreht.

Nach dem Mühlrad kommt eine Schleuse, und dahinter fließt der Fluss träge dahin, bis er sich zu einem schattigen Mühlteich weitet, der am Ufer mit Steinplatten eingefasst ist. Hier wollte Max angeln.

»Ich hab hier mal ziemlich große Fische entdeckt.« Er schmiss sein Fahrrad neben einen Pflaumenbaum hin und nestelte seine Angelrute von dem Rucksack los, der auf seinem Gepäckträger war. Um den Teich herum wachsen mehrere Pflaumenbäume, alle knorrig und gekrümmt vor Alter. Während Max den Köder am Angelhaken befestigte, betrachtete ich die Bäume. Ein paar Zweige ragten fast ins Wasser, die...

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Jonathan Stroud wurde in Bedford geboren. Er arbeitete zunächst als Lektor. Nachdem er seine ersten eigenen Kinderbücher veröffentlicht hatte, beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er wohnt mit seiner Frau Gina und den gemeinsamen Kindern Isabelle, Arthur und Louis in der Nähe von London.
Berühmt wurde er durch seine weltweite Bestseller-Tetralogie um den scharfzüngigen Dschinn Bartimäus, dessen Abenteuer in Das Amulett von Samarkand, Das Auge des Golem, Die Pforte des Magiers und Der Ring des Salomo erzählt werden.