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Schwarzer Horizont

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am26.09.20161. Auflage
Seit dem Weltendonner herrscht überall ewige Nacht. Asche verdunkelt den Himmel, die Welt wird zunehmend eisiger. Äcker und Felder sind tot; nichts wächst mehr. Menschen verhungern auf den Straßen. Andere verschwinden spurlos auf mysteriöse Weise. Zwei Hochkulturen, Twyddyn und Milara, bekämpfen einander zu Land und See um die letzten Ressourcen und die Macht auf dem neu entdeckten, geheimnisvollen Kontinent Kutera. In einem Sturm aus Schlachten und Intrigen trotzen der Krieger Raymo, die Sklavin Lizia und der Mönch Ash ebenso der feindseligen Natur wie ihrem unbarmherzigen Schicksal. Der Auftakt zur »Dark World Saga«: Ein düsterer, actiongeladener Fantasy-Roman mit hohem Blutzoll

Ivo Pala ist Thriller- und Fantasy-Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramaturg für Film und Fernsehen. Um die Stimmung der See, die in der Serie eine wichtige Rolle spielt, besser einfangen zu können, ist er für seine Arbeit an 'Schwarzer Horizont' von Berlin an die Küste gezogen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextSeit dem Weltendonner herrscht überall ewige Nacht. Asche verdunkelt den Himmel, die Welt wird zunehmend eisiger. Äcker und Felder sind tot; nichts wächst mehr. Menschen verhungern auf den Straßen. Andere verschwinden spurlos auf mysteriöse Weise. Zwei Hochkulturen, Twyddyn und Milara, bekämpfen einander zu Land und See um die letzten Ressourcen und die Macht auf dem neu entdeckten, geheimnisvollen Kontinent Kutera. In einem Sturm aus Schlachten und Intrigen trotzen der Krieger Raymo, die Sklavin Lizia und der Mönch Ash ebenso der feindseligen Natur wie ihrem unbarmherzigen Schicksal. Der Auftakt zur »Dark World Saga«: Ein düsterer, actiongeladener Fantasy-Roman mit hohem Blutzoll

Ivo Pala ist Thriller- und Fantasy-Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramaturg für Film und Fernsehen. Um die Stimmung der See, die in der Serie eine wichtige Rolle spielt, besser einfangen zu können, ist er für seine Arbeit an 'Schwarzer Horizont' von Berlin an die Küste gezogen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426439210
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum26.09.2016
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1097 Kbytes
Artikel-Nr.1915989
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Heraus aus dem Dunkel ...
ins Herz der Finsternis

Raymo

Hochland von Calda

Dunkelheit. Eiseskälte. Vom Frost zerfressene Baumriesen. Abgestorbenes Unterholz, spitz und scharf wie Speere. Unheilvolle Stille. Der Moment, in dem man spürt, dass etwas nicht stimmt.

Raymo machte sich auf den Tod gefasst. Die nächsten Momente würden entscheiden, ob es sein eigener wäre. Etwas oder jemand lauerte im dichten, weiten Wald. Etwas, das ebenso auf der Jagd war wie er selbst. In diesen Zeiten der Not, in denen Tageslicht nur noch eine längst verblasste Erinnerung war, jagte jeder alles ... und alles jeden.

Raymo reagierte eilig, aber nicht hastig. Ohne das Unterholz vor ihm aus den Augen zu lassen, biss er in die Spitze seines an den Nähten zerschlissenen Schafslederfäustlings und zog ihn sich von den vor Kälte starren Fingern. Er ballte die Hand mehrere Male hintereinander schnell zur Faust. Die Durchblutung musste in Schwung gebracht werden. Dabei griff er mit einer langsamen Bewegung nach dem Köcher an seiner Hüfte, um einen der fast drei Fuß langen Pfeile herauszuangeln. Die gefrorenen Gänsefedern stachen ihm tief in die Fingerspitzen. Raymo ignorierte es.

Es war schwer bis unmöglich, in den ihn umgebenden Schatten etwas zu erkennen, aber Raymo wusste, dass er sich auf seine Instinkte verlassen konnte: Er war nicht länger der Jäger, er war der Gejagte.

Seit nunmehr zwei Jahren war die Welt in anhaltender Dunkelheit gefangen. Seit dem Tag des Weltendonners, der das ganze Land erschüttert und ihm ein neues Gesicht gegeben hatte. Ein finsteres Gesicht, ein hässliches, ein sterbendes. Von einem Moment auf den anderen war damals die Sonne verschwunden, hinter einer dicken, tiefhängenden Decke aus Aschewolken. Von da an war es unaufhörlich kälter geworden. Woche für Woche, Monat für Monat. Inzwischen herrschte hier im Hochland von Calda auch im Sommer tiefer Winter. Doch anders als in den zurückliegenden Wintern von Raymos Kindheit waren Schnee und Eis nicht länger weiß. Sie - wie auch der Himmel - waren schmutzig grau wie der Schiefer der Berge des Nordens.

Während Raymo den Pfeil auf die Sehne des gegen die Kälte mit Seehundtran eingefetteten Eibenbogens legte, lauschte er in die unheilvolle Stille hinein. Alles, was er hörte, war der schneller gewordene Schlag seines eigenen Herzens. Er konzentrierte sich darauf, langsamer und tiefer zu atmen, und sog die eisige Luft, so tief es seine Lungen zuließen, durch die Nase ein, um zu wittern.

Gleich darauf verzog er das Gesicht. Es roch ganz schwach süßlich. Nach Verwesung.

Ripper?

Ripper rochen nach Verwesung. Zumindest erzählte man sich das an den Lagerfeuern der Stämme. Ammenmärchen, um kleine Kinder zu erschrecken, wusste Raymo, damit sie nicht alleine in die uralten, gefährlichen Wälder Caldas gingen.

Trotz des Ekels, den die süßlich verdorbene Witterung in Raymo hervorrief, hatte sie etwas Verlockendes. Er hatte seit Tagen nichts gegessen außer Wurzeln und Baumrinde. In seinen Eingeweiden wütete der Hunger wie eine verletzte Schlange. Es wäre bei Weitem nicht das erste Mal, dass Raymo sich von Aas ernährte. Die Kadaver verendeter Tiere standen schon lange auf dem Speiseplan der Hochländer. Überleben war alles.

Aus dem Augenwinkel heraus sah Raymo eine Bewegung in den Schatten. Vielleicht auch nur den Schatten einer Bewegung. Er wandte den Kopf in die Richtung, doch da war nichts. Spielten ihm seine Sinne einen Streich? Konnte er sich wirklich noch auf seine Instinkte verlassen? Hunger kann Seltsames mit einem anstellen. Raymo durfte nicht zulassen, dass er ihn die lauernde Bedrohung vergessen ließ. Aber was, wenn er sie sich nur einbildete? Wenn es gar keine Bedrohung gab, sondern nur ein verendetes Tier ganz in der Nähe?

Der Duft nach Verwesung wurde zunehmend stärker - und immer verlockender. Raymo fühlte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief, und verfluchte sich dafür.

Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit, ermahnte er sich. Wo es Kadaver gibt, gibt es auch Raubtiere - oder Aasfresser. Zu viele Jäger seines Stammes waren in den vergangenen Wochen nicht mehr aus den Wäldern zurückgekehrt. Er entschied sich dafür, sich zurückzuziehen. Er würde sein Jagdglück woanders versuchen.

Mit beinahe schon zäher Langsamkeit setzte er sich rückwärts in Bewegung. Seine Schritte knirschten alarmierend laut im harschigen Schnee. Er hielt den Blick weiter nach vorn gerichtet auf die Stelle, wo er die Bewegung gesehen oder zu sehen geglaubt hatte, und lauschte dabei nach hinten, um sicherzustellen, dass ihn von dort nichts oder niemand überraschte.

Die Stille hatte etwas Lebendiges; so als würde sie ihn umzingeln. Raymos Anspannung wuchs mit jedem Herzschlag. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wachsamkeit und aufsteigende Furcht rangen miteinander. Die Angst war das einfachere Gefühl. Sie legte sich um seine Brust wie eine eisige Faust und drohte ihn zu lähmen. Er wusste, dass er das nicht zulassen durfte, wenn er die nächsten Minuten überleben wollte.

Renn!, riet eine Stimme in seinem Kopf. Jetzt! So schnell du nur kannst!

Einer Bedrohung den Rücken zukehren?, fragte eine zweite zweifelnd. Das ist nur eine gute Idee, wenn du schnell sterben willst. Bleib stehen und stell dich wie ein Mann!

Raymo merkte, dass er den Bogen in seiner Linken so verkrampft gepackt hatte, dass ihm die Finger schmerzten. Er lockerte den Griff.

Der Schatten bewegte sich wieder. Diesmal gab es keinen Zweifel. Das Ding war nur zehn Meter entfernt. Es schälte sich aus der Dunkelheit und nahm dabei mehr und mehr Gestalt an. Es war riesig.

Raymo musste nicht erst warten, bis er es noch deutlicher sehen konnte, ehe er wusste, was es war, das sich da auf ihn zubewegte:

Ein Bär! Der größte, den Raymo je gesehen hatte.

Das zottige Fell der Bestie war an den Spitzen mit schmutzigem Eis bedeckt. Schnauze und Klauen, von denen jede so lang war wie Raymos Jagddolch, waren verklebt mit einer Schmiere aus Eingeweiden und altem Blut. Der warme Atem dampfte in kräftigen Stößen im Zwielicht. Die für den gewaltigen Leib überraschend kleinen Augen fixierten Raymo, und wenn auch der Kopf, der fast so groß war wie Raymos ganzer Oberkörper, mit jedem Schritt, den der Bär machte, hin und her schwankte, ließen sie nicht einen Moment von Raymo ab.

Raymo wusste, die einzige Chance, einen Bären dieser Größe mit Pfeil und Bogen zu töten, war, ihn in genau eines dieser kleinen Augen zu treffen. Ein Schuss, der selbst bei bestem Wetter und strahlendem Sonnenschein fast unmöglich zu bewerkstelligen war. Jetzt, in dieser Dunkelheit und mit steifgefrorenen Händen und Fingern ...

Versuchen musste er es.

Während er den Bogen in Anschlag brachte, verlagerte er sein Gewicht auf beide Füße, um einen so festen und vor allem ruhigen Stand wie möglich zu haben, und zielte über den Schaft seines Pfeiles auf das linke Auge.

Der Bär hielt mitten in der Bewegung inne. Raymo hatte das Gefühl, dass das Tier ihn fast schon neugierig betrachtete, so als würde es sich fragen, was der kleine Mensch jetzt wohl vorhatte. Einen tiefen, aber ruhigen Atemzug lang gab Raymo sich der Hoffnung hin, womöglich doch ins Schwarze treffen zu können.

Er zog die Sehne so weit zurück, dass ihm von der Anstrengung die kältesteife Schulter schmerzte. Der Pfeil musste mit aller Kraft geschossen werden, wenn er den Bären mit einem Schuss fällen sollte. Und das musste er. Falls Raymo ihn nur verletzte, würde er sich in waidwunder Wildheit auf ihn stürzen. Allein mit einem einzigen Schlag seiner Tatze könnte er Raymo mühelos den Kopf von den Schultern trennen, und seine Klauen waren so scharf, dass selbst wenn sie ihn nur an Brust, Seite oder Bauch streifen sollten, sie Raymo dennoch ausweiden würden wie Schlachtvieh.

Der Bär zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass er fürchtete, was der Mensch da in den Händen hielt. Entweder war er noch nie einem Jäger mit Pfeil und Bogen begegnet oder er wusste, dass ihm die Waffe wegen seines dichten Fells, der dicken Haut und der festen Muskeln nichts anhaben konnte.

Raymo ließ den Pfeil los. In der absoluten Stille klang die schnellende Sehne so laut wie der Knall einer Peitsche. Der Pfeil schoss kerzengerade auf das Auge des Bären zu, und Raymos Mundwinkel verzogen sich zu einem triumphierenden Lächeln. Heute Nacht würde er speisen wie ein Fürst. Bärenfleisch war eine Delikatesse; ganz besonders das fettige Fleisch ihrer Tatzen.

Im Bruchteil eines Herzschlags, ehe der Pfeil sein Ziel finden konnte, drehte der Bär den Kopf zur Seite. Ganz leicht nur, aber es war genug. Das Geschoss verfehlte, rutschte am Schädel des Bären ab, zerfetzte die Spitze seines Ohres und verschwand weit hinten in der Dunkelheit. Der Bär brüllte schmerzerfüllt auf.

Raymo zögerte nicht einen Augenblick. Er ließ den Bogen in den Schnee fallen, wirbelte herum und sprintete los. Schon im nächsten Moment hörte er die schnellen, schweren und weit ausholenden Schritte hinter sich. Er verwarf den Gedanken, Schutz auf einem Baum zu suchen. Der Bär würde ihm nachklettern und ihn aus den Ästen pflücken wie einen reifen Apfel.

Raymo warf sich nach links, kurvte halb um einen der vielen Stämme und hechtete dann nach rechts zum nächsten. Wieder und wieder schlug er Haken, hörte den Bär hinter sich ausrutschen und mit wütendem Knurren in die neue Richtung wechseln. Gehetzt suchte Raymo in der Dunkelheit nach Stellen, wo die Bäume dicht standen, wählte die engsten Passagen und Unterholz und Gestrüpp, das gerade so hoch war, dass er noch...

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Autor

Ivo Pala ist Thriller- und Fantasy-Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramaturg für Film und Fernsehen. Um die Stimmung der See, die in der Serie eine wichtige Rolle spielt, besser einfangen zu können, ist er für seine Arbeit an "Schwarzer Horizont" von Berlin an die Küste gezogen.