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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
408 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.04.20161. Auflage
Nach zwanzigjähriger Gefangenschaft in Nordvietnam kehrt Keith Johnson heim. Und er hat nur einen Gedanken: Rache an seinen ehemaligen Gefährten, die ihn in diese Hölle geschickt haben. Auge um Auge, Zahn um Zahn lockt Keith Johnson seine Kameraden von damals in die Selbstzerstörung - bis der Jäger selbst zum Gejagten wird. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Richard Aellen wurde 1945 geboren. Bevor er Schriftsteller wurde, war er als Marineaufklärer, Fährenlotse, Fotograf und Filmredakteur tätig.
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Produkt

KlappentextNach zwanzigjähriger Gefangenschaft in Nordvietnam kehrt Keith Johnson heim. Und er hat nur einen Gedanken: Rache an seinen ehemaligen Gefährten, die ihn in diese Hölle geschickt haben. Auge um Auge, Zahn um Zahn lockt Keith Johnson seine Kameraden von damals in die Selbstzerstörung - bis der Jäger selbst zum Gejagten wird. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Richard Aellen wurde 1945 geboren. Bevor er Schriftsteller wurde, war er als Marineaufklärer, Fährenlotse, Fotograf und Filmredakteur tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105606810
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.04.2016
Auflage1. Auflage
Seiten408 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse894 Kbytes
Artikel-Nr.1919438
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

»Kommißköppe.«

»Honey, so ist die Armee nun mal«, sagte Chris.

»Nein, es sind Kommißköppe, die Kommißkopfpolitik machen.«

»Genau das hab´ ich gesagt.«

Keith fuhr den Bayshore Freeway entlang auf San Francisco zu. Er hatte sich gerade eben mit Chris am Flughafen getroffen. Sie saß da, einen Arm gegen das Armaturenbrett gestemmt: der Sonnenschein fing sich in ihrem kastanienbraunen Haar.

»Such bloß keine Entschuldigungen für sie«, sagte Keith. »Such niemals Entschuldigungen für Dummheit.« Er bog auf die innere Fahrspur und überholte einen langsamen Wagen. Ein Volkswagen hinter ihnen hupte warnend. »Verpiß dich!« brüllte Keith.

Chris lächelte. Lauter Ärger war guter Ärger. Schlimm wurde es nur, wenn Keith sich in sich verkroch und die Welt mit blicklosen Augen beobachtete. Das ängstigte sie und machte sie hilflos, denn sie war nicht in der Lage, ihn aus dieser Stimmung zu reißen.

»Das ist nicht komisch«, grunzte Keith.

Sie streichelte sein Bein. »Ich weiß.«

»Warum lächelst du dann?«

»Weil ich froh bin, meinen Ehemann zu sehen.«

»Deinen kriecherischen Ehemann.«

»Du bist kein Kriecher. Du hattest nie die Möglichkeit dazu.«

»Das ist vielleicht ein Trost.«

»Du weißt, was ich meine.«

Keith ließ seine Hand auf die ihre fallen. Chris würde ihn lieben, ganz gleich, ob er nun Melder oder Hubschrauberpilot war, aber Keith haßte das, was hier geschah. Nur Kommißköppe hatten Pech. Während seine Altersgefährten Dope rauchten und Haight-Ashbury unsicher machten, absolvierte er einen Kurs, um seinen Pilotenschein zu machen. Und als seine Freunde aufs College gingen, um sich vor Vietnam zu drücken, schloß sich Keith der Armee an, um zu lernen, wie man Helikopter fliegt. Er machte die Grundausbildung mit, schnitt gut ab und wurde nach Fort Wolters, Texas, abkommandiert. Anstatt eines Cockpits wartete dort ein weiterer Marschbefehl auf ihn.

»Urlaub in ´Nam«, erklärte ihm der Corporal hinter dem Schreibtisch grinsend. »Tut mir leid.«

Keith starrte ihn verständnislos an. »Aber ich bin doch gerade erst angekommen. Ich habe den Befehl, mit dem Flugtraining zu beginnen -«

Der Corporal schüttelte den Kopf. »Annulliert.«

»Was soll das heißen, annulliert?«

»Das soll heißen, steck dir eine Träne ins Knopfloch, annulliert ist annulliert.«

»Aber deshalb bin ich überhaupt zur Armee gegangen, um Helikopter zu fliegen. Nur darum ging´s ...«

»Tatsächlich?« Der Corporal, dessen Kinn mit Pickeln übersät war, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich lässig zurück.

Im Verwaltungsgebäude konnte Keith das gedämpfte whump-whump-whump der ankommenden und abfliegenden Helikopter hören, das Geräusch, mit dem zusammen er seine Zukunft entschwinden sah.

»Aber ich kann bereits fliegen«, erklärte Keith. »Ich besitze einen privaten Pilotenschein. Ich habe siebenundfünfzig Flugstunden. Ich brauche nur das Umschulungsprogramm auf Helikopter.«

»Was willst du, eine Medaille oder eine Brust, um sie anzustecken?«

Der Corporal lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, einen Fuß gegen die metallene Schublade gestemmt, und beobachtete ihn mit einem selbstzufriedenen Lächeln. Keith bückte sich, um seine Tasche aufzuheben, drückte dabei seine Hand gegen den Schreibtisch und gab ihm einen kräftigen Ruck. Der Corporal stieß einen Schrei aus, als er nach hinten kippte. Eine Metallschale mit Bleistiften und eine halbe Tasse Kaffee flogen durch die Luft.

»Kommißböden«, sagte Keith. »Muß wohl vom Vietkong gebohnert worden sein.«

Chris verstand seine Enttäuschung. Als sie sich San Francisco näherten, dirigierte sie den Weg in die Stadt.

»Wohin fahren wir?« fragte Keith.

»Eine Überraschung. Du wirst schon sehen.«

»Uns bleiben nur noch sieben Stunden.«

»So lange wird es nicht dauern.«

Sie wies ihn durch das Herz der Stadt zum Mark Hopkins Hotel.

»Bieg hier ein.«

»Warum?«

»Einbiegen, einbiegen!« Sie packte das Steuer, und sie schlidderten in die kreisförmige Zufahrt. Ein uniformierter Portier näherte sich ihnen.

»Chris, was tun wir hier?«

»Ich habe reserviert.«

»Hier? Jesus, der Schuppen ist viel zu teuer ...«

Sie legte ihre Hände auf seine Wangen und sah ihn mit ihren dunkelgrünen Augen an. »Wenn du heute abend in dieses Flugzeug steigst, dann sollst du wissen, daß du etwas ganz Besonderes bist.«

Der Portier öffnete die Wagentür. »Sie wünschen ein Zimmer, Sir?«

Sie antworteten beide gleichzeitig, Chris ja und Keith nein. Chris stieg aus dem Wagen und wandte sich an den Portier. »Ich weiß nicht, was dieser Gentleman für Pläne hat, aber ich gehe jedenfalls auf mein Zimmer.«

Ohne einen Blick zurückzuwerfen, marschierte sie in das Hotel. Der Portier zog eine Augenbraue hoch. »Ich weiß nicht, wie es mit Ihnen steht, Sir, aber ich an Ihrer Stelle wüßte, was ich tun würde.«

»Parken Sie den Wagen.«

Im Schlafzimmer tranken sie Champagner und standen dann engumschlungen am Fenster. Unter ihnen zog sich die City von San Francisco bis zu der windgepeitschten Bay hinunter, in der schaumgekrönte Wellen von einer kräftigen Brise vorangetrieben wurden. Ein schiefergrauer Flugzeugträger glitt hinter einem rotweißen Touristenboot, das auf Alcatraz zuhielt, unter der Bay Bridge hindurch.

»Merk dir die Aussicht!« sagte Chris. »Genau in einem Jahr werden wir wieder hier sein. Ich habe das Zimmer bereits reservieren lassen. An dem Tag, an dem du zurückkommst, werden wir an dieser Stelle stehen und Champagner trinken und all das tun, was wir heute tun.«

»Alles?«

»Alles, was wir heute tun. Und ich werde mich an jeden Augenblick erinnern.«

Keiths Lächeln verblaßte. Als ihre Blicke sich ineinander versenkten, nahm er ihr Glas und stellte es neben seinem Glas auf dem Fenstersims ab. Sie stand da, die Arme leicht abgespreizt, wie eine wartende Puppe; ihr Atem ging schnell, ihre Lippen hatten sich geöffnet, ihre Augen strahlten vor Verlangen.

»Keith«, flüsterte sie.

Er hakte ihr Kleid und ihre Bluse auf und ließ sie zu Boden gleiten. Sie trug keinen Büstenhalter und stand nur in Höschen und Stiefeln vor ihm. Er zog sie dicht an sich heran. Mit geschickten, schnellen Fingern öffnete sie seinen Gürtel. Er trat zurück, schleuderte seine Schuhe von den Füßen und glitt aus seiner Kleidung. Chris setzte sich auf einen Stuhl und begann ihre Stiefel auszuziehen.

»Nein, nicht.«

Er kniete vor ihr nieder und hob ihre Beine über seine Schultern. Seine Wange drückte sich gegen die Innenseite ihres Oberschenkels; die zarte, weiche Haut bildete einen wunderbaren Kontrast zu dem groben Material der Stiefel und dem Gewicht ihrer Beine auf seinem Rücken. Mit schnellen, kleinen Küssen schob er sich aufwärts, zerrte ihr Höschen beiseite. Chris stieß ein lautes Keuchen aus. Ihre Hände griffen nach seinem Kopf, nach seinen Händen, dann umklammerte sie den Stuhl, als ihr Körper sich ihm entgegenbäumte.

Die Leidenschaft schlug in Wellen über ihr zusammen, zog sie hinab, wirbelte sie in schwindelnde Ekstase, in totale Vergessenheit, und ließ sie dann langsam und sanft wieder los. Als sie an der Oberfläche auftauchte, war sein Blick auf sie gerichtet, seine Lippen waren dicht vor den ihren, und in ihren Küssen fand sie ihren eigenen Duft wieder als Taufe ihrer Liebe, und sie dachte - jetzt. Jetzt soll es sein. Ich will all den Ärger, die Frustration und den Schmerz in mir aufnehmen, all das verschlingen und vernichten und ihn mit nichts anderem als meiner Liebe und nur meiner Liebe zurücklassen ...

Sein Schrei, erfüllt von Schmerz und Freude, war der Auslöser für ihren eigenen Höhepunkt, und ihre Stimmen vermischten sich in dem fast metaphysischen Augenblick der Liebe.

 

Keith und Chris hatten sich in Healdsburg, einer kleinen Stadt sechzig Meilen nördlich von San Francisco, kennengelernt. Sie paßten weder von ihrer Herkunft noch von ihrem Temperament her zusammen und verliebten sich sofort ineinander. Keiths Mutter war verschwunden, als er vier Jahre alt gewesen war, und hatte ihn bei seinem Vater zurückgelassen, der zwischen seinen Sauftouren als Automechaniker arbeitete. Genau wie sein Vater war Keith groß, doch die schwarzen Haare und die tiefliegenden Augen hatte er von seiner Mutter. Im Normalzustand lag eine Spur von Wildheit in seinem Ausdruck, die jedoch verschwand, wenn er sein hinterhältiges Lächeln aufblitzen ließ, wie es eine Freundin bezeichnet hatte.

Chris war als Christine Szurek geboren worden, die jüngste Tochter ungarischer Einwanderer. Eine gewisse Würde umgab sie, ein Hauch von Aristokratie - wozu die langen Haare, die kurzen Röcke und die Stiefel, die Mode der damaligen Zeit, einen krassen Kontrast bildeten. Sie und Keith heirateten am Tag nach dem Abschluß der High School.

Nachdem sie sich den Nachmittag hindurch geliebt hatten, dämpfte die Realität von Vietnam ihre Stimmung. Sie fuhren zur Travis Air Base. Da Familienmitglieder nur bis zu dem großen Aufenthaltsraum Zutritt hatten, standen Keith und Chris inmitten der Menschenmenge und füllten die Zeit vor dem endgültigen Abschied mit beruhigenden Worten und Gesten. Um sie herum drängten sich Matrosen, Soldaten und Angehörige der Luftwaffe. Die Heimkehrer waren mit Geschenken und Medaillen beladen, während jene, die zum Aufbruch bereitstanden, die Gesichter ihrer Kameraden nach einem Hinweis auf ihr eigenes Schicksal absuchten.

Eine Stimme sagte: »He, Johnson.«

Keith drehte sich um und sah einen Soldaten mit goldenen Haaren, blauen...
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