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Liebe ist nicht genug - Ich bin die Mutter eines Amokläufers

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am22.09.20161. Auflage
'Am 20. April 1999 betraten Dylan Klebold und Eric Harris ausgerüstet mit Gewehren und Sprengstoff die Columbine Highschool. Dort töteten sie zwölf Schüler und einen Lehrer, verletzten vierundzwanzig weitere Menschen und nahmen sich dann selbst das Leben. Es war der schlimmste Schul-Amoklauf der Geschichte. Dylan Klebold war mein Sohn.' 16 Jahre nach dem Amoklauf ihres Sohnes Dylan erzählt Sue Klebold von ihrem Ringen mit der Frage, ob sie die Tat hätte verhindern können, wenn sie nur aufmerksamer, liebevoller gewesen wäre. Sue Klebold ist durch die Hölle gegangen, aber an der Tat ihres Sohnes nicht zerbrochen. Sie hat einen Weg gefunden weiterzuleben und hofft, anderen Eltern zu helfen, das zu verhindern, was sie selbst nicht aufhalten konnte. Von einem ist sie fest überzeugt: Elterliche Liebe allein reicht nicht aus, um Kinder und Jugendliche vor den Folgen unerkannter psychischer Erkrankungen zu schützen. Ein starkes Memoir einer Mutter, der das Unvorstellbare passiert ist. Sue Klebold spendet alle Einnahmen an Forschung und Hilfsorganisationen für Opfer und Angehörige psychisch Kranker.

Sue Klebold (Jahrgang 1949) lebt heute in Colorado. Zum Zeitpunkt des Amoklaufs arbeitete sie an einem Berufskolleg in einem Programm zur Unterstützung von Erwachsenen mit Behinderung. Heute engagiert sie sich in mehreren Organisationen für Suizidprävention. Zum Amoklauf ihres Sohnes Dylan hat sie sich bisher nur in kurzen Statements öffentlich geäußert. Sue Klebold spendet ihr Honorar an Hirnforschung, Organisationen für Suizidprävention und zur Unterstützung von Menschen mit psychischen Krankheiten.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

Klappentext'Am 20. April 1999 betraten Dylan Klebold und Eric Harris ausgerüstet mit Gewehren und Sprengstoff die Columbine Highschool. Dort töteten sie zwölf Schüler und einen Lehrer, verletzten vierundzwanzig weitere Menschen und nahmen sich dann selbst das Leben. Es war der schlimmste Schul-Amoklauf der Geschichte. Dylan Klebold war mein Sohn.' 16 Jahre nach dem Amoklauf ihres Sohnes Dylan erzählt Sue Klebold von ihrem Ringen mit der Frage, ob sie die Tat hätte verhindern können, wenn sie nur aufmerksamer, liebevoller gewesen wäre. Sue Klebold ist durch die Hölle gegangen, aber an der Tat ihres Sohnes nicht zerbrochen. Sie hat einen Weg gefunden weiterzuleben und hofft, anderen Eltern zu helfen, das zu verhindern, was sie selbst nicht aufhalten konnte. Von einem ist sie fest überzeugt: Elterliche Liebe allein reicht nicht aus, um Kinder und Jugendliche vor den Folgen unerkannter psychischer Erkrankungen zu schützen. Ein starkes Memoir einer Mutter, der das Unvorstellbare passiert ist. Sue Klebold spendet alle Einnahmen an Forschung und Hilfsorganisationen für Opfer und Angehörige psychisch Kranker.

Sue Klebold (Jahrgang 1949) lebt heute in Colorado. Zum Zeitpunkt des Amoklaufs arbeitete sie an einem Berufskolleg in einem Programm zur Unterstützung von Erwachsenen mit Behinderung. Heute engagiert sie sich in mehreren Organisationen für Suizidprävention. Zum Amoklauf ihres Sohnes Dylan hat sie sich bisher nur in kurzen Statements öffentlich geäußert. Sue Klebold spendet ihr Honorar an Hirnforschung, Organisationen für Suizidprävention und zur Unterstützung von Menschen mit psychischen Krankheiten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104035796
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum22.09.2016
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1921576
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorwort

Eltern wurden schon immer für die scheinbaren Defizite ihrer Kinder verantwortlich gemacht. Im achtzehnten Jahrhundert besagte die Theorie des Imaginationismus, dass Missbildungen bei Kindern von geheimen perversen Wünschen der Mütter herrührten. Im zwanzigsten Jahrhundert behauptete man, Homosexualität sei auf überfürsorgliche Mütter und passive Väter zurückzuführen und Schizophrenie entstehe aus dem unbewussten Wunsch der Eltern, ihr Kind möge nicht existieren. Für Autismus machte man die »Kühlschrankmütter« verantwortlich, deren Gefühlskälte ihre Kinder dazu verdamme, sich in einer Festung des Schweigens zu verschanzen. Inzwischen wissen wir, dass komplexe psychische Verfassungen von ganz unterschiedlichen Ursachen determiniert werden und nicht allein das Ergebnis der Einstellung oder des Verhaltens der Eltern sind. Doch nach wie vor gehen wir davon aus, dass ein kurzer Blick in das Haus, in dem ein Mörder aufgewachsen ist, genügt, um uns die Fehler seiner Eltern zu offenbaren. Eine Grundlage sozialer Gerechtigkeit ist die Auffassung, dass Kinder formbar sind. Deswegen versucht man jugendliche Straftäter zu rehabilitieren, statt sie bloß zu bestrafen. Nach dieser Logik ist ein böser Erwachsener vielleicht unwiderruflich böse, ein böses Kind jedoch spiegelt nur schlechte Einflüsse wider und ist das Produkt formender Erziehung, nicht eines unveränderlichen Charakters. Dieser freundliche Optimismus mag nicht ganz verkehrt sein, aber im Umkehrschluss grundsätzlich immer auf die elterliche Schuld zu schließen ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

Wir klammern uns vorwiegend aus zwei Gründen an die Vorstellung, dass die Eltern des Täters an dessen Verbrechen schuld sind. Erstens ist erwiesen, dass schwere Misshandlungen und Vernachlässigung bei labilen Persönlichkeiten abnormes Verhalten hervorrufen können. Mangelnde elterliche Fürsorge begünstigt bei diesen Kindern Drogenmissbrauch, die Mitgliedschaft in kriminellen Banden, häusliche Gewalt und Diebstahl. Bindungsunfähigkeit tritt häufig bei Menschen auf, die in ihrer Kindheit Gewalt erlitten haben; ein Wiederholungszwang bringt sie dazu, die erfahrene Aggression weiterzugeben. Manche Eltern fügen ihren Kindern in der Tat Schaden zu, doch das bedeutet nicht, dass alle Kinder mit psychischen Störungen unfähige Eltern haben. Insbesondere extreme, irrationale Verbrechen werden in der Regel nicht durch Erziehungsfehler verursacht. Sie sind so unlogisch, dass sie schwerlich von einem konkreten Trauma herrühren können.

Aus einem zweiten, noch wichtigeren Grund möchten wir daran glauben, dass es die Eltern sind, die Kriminelle erschaffen: Es ist die beruhigende Vorstellung, dass in unserer eigenen Familie, wo wir nichts falsch machen, so ein Unglück nicht passieren kann. Ich bin mir dieser Illusion bewusst, weil auch ich ihr erlegen bin. Als ich Tom und Sue Klebold am 19. Februar 2005 zum ersten Mal traf, war ich mir sicher, dass ich ihre Schwachstellen schnell erkennen würde. Ich arbeitete an einem Buch mit dem Titel »Weit vom Stamm«, über Eltern mit Problemkindern, und war mir sicher, es handele sich in ihrem Fall um ein Paradebeispiel verfehlter Erziehung. Natürlich ging ich nicht davon aus, dass sie ihren Sohn zu seiner grauenvollen Tat angestiftet hatten, aber doch, dass ihre Geschichte unzählige eindeutige Erziehungsfehler zutage fördern würde. Ich wollte die Klebolds nicht mögen, denn dann müsste ich mir eingestehen, dass sie an den Geschehnissen keine Schuld trügen, und wenn sie keine Schuld trügen, könnte sich keiner von uns je sicher fühlen. Leider mochte ich sie jedoch sehr. Und ich kam zu dem Schluss, dass der Horror des Columbine-Massakers aus jedem Zuhause hätte entspringen können. Es ist unmöglich, etwas Derartiges vorauszusehen oder zu begreifen. Wie ein Tsunami spricht ein solches Ereignis all unseren Vorsichtsmaßnahmen hohn.

Sue Klebold beschreibt sich selbst vor Columbine als gutbürgerliche Durchschnittsmutter. Zu der Zeit kannte ich sie nicht, aber nach der Tragödie fand sie die Kraft, aus ihrer Verzweiflung Weisheit zu schöpfen. Es zeugt von großem Mut, sich unter solchen Umständen die Fähigkeit zu lieben zu bewahren. Ihre Großzügigkeit Freunden gegenüber, ihre ausgeprägte Gabe, Zuneigung und Aufmerksamkeit zu schenken - Wesenszüge, die ich kennenlernen durfte -, machen dieses Unglück noch verstörender. Zuerst war ich fest davon überzeugt, dass die Klebolds sich von ihrem Sohn distanzieren müssten, aber schließlich verstand ich, wie viel mehr Kraft es erforderte, seine Taten zu verurteilen und doch unerschütterlich an ihrer Liebe festzuhalten. Sues Hingabe an ihren Sohn spricht aus jeder dieser trauergesättigten Seiten, und ihr Buch ist ein Zeugnis der Komplexität dieser Welt. Sie argumentiert, dass auch gute Menschen Böses tun können, dass wir alle in unseren moralischen Urteilen schwanken und dass eine böse Tat andere Taten oder Beweggründe eines Individuums nicht zunichtemacht.

Die Botschaft dieses Buches ist letztendlich erschreckend: Vielleicht kennen Sie Ihr Kind gar nicht oder, noch schlimmer, vielleicht ist es Ihnen gar nicht möglich, es zu kennen. Der Fremde, vor dem Sie sich fürchten, könnte Ihr eigener Sohn, Ihre Tochter sein.

»Wir lesen unseren Kindern Märchen vor und bringen ihnen bei, dass es gute und böse Menschen gibt«, sagte Sue einmal während meiner Arbeit an »Weit vom Stamm« zu mir. »Ich würde das heute nicht mehr tun. Ich würde sagen, dass jeder von uns das Potential hat, gut zu sein, und das Potential, falsche Entscheidungen zu treffen. Wenn man jemanden liebt, muss man beide Seiten an ihm lieben, die gute und die böse.«

Zu der Zeit, als der Amoklauf an der Columbine Highschool geschah, arbeitete Sue in einem Gebäude, in dem auch ein Bewährungsausschuss tagte, und sie war immer ängstlich und fand es befremdlich, wenn sie im Aufzug auf ehemalige Straftäter traf. Nach dem Massaker sah sie die Täter mit anderen Augen: »Ich hatte den Eindruck, dass sie genauso wie mein Sohn waren. Es waren einfach Menschen, die aus irgendeinem Grund eine schlechte Entscheidung getroffen hatten und sich nun in einer schrecklichen, verzweifelten Situation befanden. Wenn ich in den Nachrichten von Terroristen höre, denke ich Das ist das Kind von jemandem. Columbine hat mich den Menschen näher gebracht als irgendetwas sonst.« Ein schwerer Verlust kann die Betroffenen zu äußerst mitfühlenden Menschen machen.

Zwei Sorten von Verbrechen machen uns besonders betroffen: solche, bei denen Kinder die Leidtragenden sind, und solche, bei denen Kinder die Täter sind. Im ersten Fall trauern wir um die unschuldigen Opfer, im zweiten Fall um unsere Illusion, dass Kinder unschuldig seien. Amokläufe an Schulen sind besonders erschreckend, weil hier beide Aspekte zusammentreffen, und Columbine scheint in dieser Hinsicht der Goldstandard zu sein, der unübertroffene Prototyp, an dem sich alle anderen, ähnlichen Fälle messen lassen. Ihre extreme Selbstherrlichkeit, gepaart mit Sadismus, die Willkür ihres Angriffs und die penible Vorbereitung haben aus Eric Harris und Dylan Klebold Helden einer großen Gemeinde von jungen, ziellosen Rebellen gemacht, während die meisten Menschen sie als psychisch gestört und einige religiöse Gemeinschaften sie gar als Satanisten auffassen. Die Beweggründe und Absichten der beiden Jungen wurden unzählige Male von Leuten analysiert, die ihre Kinder vor solchen Angriffen schützen wollen. Die mutigsten dieser Eltern stellen sich sogar die Frage, ob sie wirklich sicher sein können, dass ihre Kinder nicht ebenfalls fähig zu solchen Verbrechen sein könnten. Man muss den Feind kennen, um ihn zu besiegen, heißt es, und gerade Columbine steht vor allem für einen völlig unberechenbaren Hinterhalt, für eine grausame Tat, die trotz bester Sicht nicht absehbar war.

Es ist nach wie vor unmöglich, sich ein genaues Bild von den Mördern zu machen. Wir leben in einer Gesellschaft, die gerne Schuld zuweist, und die Familien der Opfer fahndeten unermüdlich nach vermeintlichen »Antworten«, die man ihnen »vorenthielt«. Der beste Beleg dafür, dass die Eltern nichts wussten, ist die Gewissheit, dass sie gehandelt hätten, wenn sie etwas geahnt hätten. John DeVita, der zuständige Richter in Jefferson County, sagte über die zwei Jungen: »Besonders erstaunlich ist das Ausmaß ihres Täuschungsmanövers, die Leichtigkeit und Coolness dieser Täuschung.« Die meisten Eltern glauben ihre Kinder besser zu kennen, als es tatsächlich der Fall ist. Kinder, die nicht durchschaut werden wollen, können ihr Innenleben sehr gut verbergen. Die Klagen der Opferfamilien beruhten auf den zweifelhaften Annahmen, dass man die menschliche Natur durchschauen könne, dass die Logik unserer Gedanken kontrollierbar sei und dass Tragödien sich immer nach denselben Mustern abspielten. Sie suchten nach dem fehlenden Puzzleteil, das die Ereignisse hätte verhindern können. Jean-Paul Sartre hat einmal gesagt, »daß das Böse kein Schein ist«[1], und hat hinzugefügt, »daß die Kenntnis seiner Ursachen es nicht aus der Welt schafft«. In den Vororten von Denver scheint Sartre nicht so viel gelesen zu werden.

Eric Harris war vermutlich ein Psychopath und wollte töten, Dylan Klebold war depressiv und wollte sterben, und diese unterschiedlichen Formen von Wahn schienen sich gegenseitig zu bedingen. Dylans Depression hätte ohne Erics Führung keine mörderische Form angenommen, doch auch Eric wäre vielleicht die Motivation abhandengekommen, wäre da nicht der Reiz gewesen, Dylan mit ins Verderben zu reißen. Erics Bösartigkeit ist schockierend, ebenso wie Dylans Zustimmung....
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Autor

Sue Klebold (Jahrgang 1949) lebt heute in Colorado. Zum Zeitpunkt des Amoklaufs arbeitete sie an einem Berufskolleg in einem Programm zur Unterstützung von Erwachsenen mit Behinderung. Heute engagiert sie sich in mehreren Organisationen für Suizidprävention. Zum Amoklauf ihres Sohnes Dylan hat sie sich bisher nur in kurzen Statements öffentlich geäußert. Sue Klebold spendet ihr Honorar an Hirnforschung, Organisationen für Suizidprävention und zur Unterstützung von Menschen mit psychischen Krankheiten.