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Geheimnis in Weiß

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
282 Seiten
Deutsch
Klett-Cotta Verlagerschienen am03.11.2016Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
An Heiligabend bleibt ein Zug im Schneetreiben in der Nähe des Dorfes Hemmersby stecken. Mehrere Passagiere suchen Zuflucht in einem verlassenen Landhaus. Die Tür ist offen, der Kamin brennt und der Tisch ist zum Tee gedeckt, doch niemand scheint da zu sein. Aufeinander angewiesen, versuchen die Reisenden das Geheimnis des leeren Hauses zu lüften - als ein Mord passiert. Trotz heftigen Schneefalls hat eine skurrile Ansammlung von Reisenden London am Weihnachtstag pünktlich verlassen. Auf offener Strecke bleibt der Zug jedoch im Schnee stecken. Die Passagiere beschließen daraufhin nach und nach, ihr Abteil zu verlassen und sich zum nächsten Dorf durchzuschlagen. Auf dem Weg stoßen sie auf ein scheinbar verlassenes Cottage - obwohl die Tür offen steht und es hell erleuchtet ist. Doch dies ist nicht das einzige Geheimnis, das das Haus birgt und nur zu einem hohen Preis offenbart. Wenn der Schneesturm schließlich nachlässt, werden vier Personen das Weihnachtsfest nicht überlebt haben. »Geheimnis in Weiß« ist ein von der British Library wiederentdeckter Krimiklassiker, der hier erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt.

Joseph Jefferson Farjeon (1883-1955) verfasste mehr als sechzig Krimis und Thriller im goldenen Zeitalter der britischen Kriminalliteratur. Für seine Zeitgenossin Dorothy L. Sayers war Farjeon »unübertroffen in der gruseligen Darstellung mysteriöser Abenteuer«. Sein Theaterstück »Number Seventeen« wurde von Alfred Hitchcock unter dem gleichnamigen Titel verfilmt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAn Heiligabend bleibt ein Zug im Schneetreiben in der Nähe des Dorfes Hemmersby stecken. Mehrere Passagiere suchen Zuflucht in einem verlassenen Landhaus. Die Tür ist offen, der Kamin brennt und der Tisch ist zum Tee gedeckt, doch niemand scheint da zu sein. Aufeinander angewiesen, versuchen die Reisenden das Geheimnis des leeren Hauses zu lüften - als ein Mord passiert. Trotz heftigen Schneefalls hat eine skurrile Ansammlung von Reisenden London am Weihnachtstag pünktlich verlassen. Auf offener Strecke bleibt der Zug jedoch im Schnee stecken. Die Passagiere beschließen daraufhin nach und nach, ihr Abteil zu verlassen und sich zum nächsten Dorf durchzuschlagen. Auf dem Weg stoßen sie auf ein scheinbar verlassenes Cottage - obwohl die Tür offen steht und es hell erleuchtet ist. Doch dies ist nicht das einzige Geheimnis, das das Haus birgt und nur zu einem hohen Preis offenbart. Wenn der Schneesturm schließlich nachlässt, werden vier Personen das Weihnachtsfest nicht überlebt haben. »Geheimnis in Weiß« ist ein von der British Library wiederentdeckter Krimiklassiker, der hier erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt.

Joseph Jefferson Farjeon (1883-1955) verfasste mehr als sechzig Krimis und Thriller im goldenen Zeitalter der britischen Kriminalliteratur. Für seine Zeitgenossin Dorothy L. Sayers war Farjeon »unübertroffen in der gruseligen Darstellung mysteriöser Abenteuer«. Sein Theaterstück »Number Seventeen« wurde von Alfred Hitchcock unter dem gleichnamigen Titel verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608100167
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum03.11.2016
AuflageDie Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Seiten282 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4415 Kbytes
IllustrationenLesebändchen
Artikel-Nr.1924902
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1
DER ZUG IM SCHNEE


Der Große Schnee setzte am Abend des 19. Dezember ein. Kaufâlustige eilten lächelnd nach Hause, da sie auf die Aussicht weißer Weihnachten spekulierten. Ihre Hoffnungen erhielten einen Dämpfer, als sie das Radio anstellten und von der glatten, unpersönlichen Stimme des BBC-Sprechers erfuhren, dass ein Hochdruckgebiet so herzlos war, vom Nordwesten Irlands heranzunahen; am 20. traf dann die Wärme ein und verwandelte den Schnee in Nieselregen und die dünne weiße Schicht in matschiges Braun.

»Nicht in diesem Jahr!«, seufzten die enttäuschten Gefühlsmenschen und rutschten traurig durch den Matsch.

Doch am 21. kehrte der Schnee zurück, und zwar richtig. Aus Braun wurde wieder Weiß. Die Verkehrsgeräusche waren gedämpft. Reifenspuren, Fußspuren, alle Spuren wurden ausgelöscht, kaum dass sie gemacht waren. Die Gefühlsmenschen jubilierten.

Es schneite den ganzen Tag und die ganze Nacht. Am 22. schneite es noch immer. Schneebälle flogen, Schneemänner wuchsen. Skeptische Kinder fanden ihren Glauben ans Märchenland wieder, mürrische Erwachsene kamen sich vor wie der Weihnachtsmann und kaufâten weit mehr Geschenke als beabsichtigt. Abends informierte die Stimme des Sprechers nach ihrer Reise durch den endlosen weißen Äther, es werde noch mehr Schnee geben. Das Hochdruckgebiet vom Nordwesten Irlands hatte sich darin verirrt.

Es gab mehr Schnee. Er schwebte aus seiner unerschöpfâlichen Quelle wie ein riesiges Löschblatt herab. Die Straßenfeger warteten vergebens, dass es zu schneien aufâhörte. Die Leute fragten sich, ob es überhaupt je wieder aufâhörte.

Der Schnee wuchs über die Grenzen des Lokalinteresses hinaus. Am 23. war er eine Nachricht. Am 24. war er ein Ärgernis. Praktisch veranlagte Menschen fluchten. Selbst die Gefühlsmenschen fragten sich, wie sie ihre Pläne ausführen sollten. Der Verkehr geriet aus den Fugen. Automobile und Omnibusse verfuhren sich. Eisenbahntrupps bekämpften Schneeverwehungen. Der Gedanke ans Tauwetter wurde immer verstörender.

Der ältliche Nörgler hingegen, der zu dem halben Dutzend Insassen eines Abteils dritter Klasse im 11.37 ab Euston gehörte, ließ sich nicht beunruhigen. Ja, obwohl der Zug einen außerplanmäßigen Halt machte, der von Dauer schien, tat er die Sache mit der irritierenden Überheblichkeit des Weitgereisten als unbedeutend ab.

»Wenn Sie wissen wollen, wie Schnee wirklich ist«, bemerkte er zu der jungen Dame neben ihm, »dann sollten Sie mal zum Yukon fahren.«

»Ach ja?«, murmelte die junge Dame folgsam.

Sie war Revuetänzerin, und ihre Weltenbummelei hatte sich auf die Provinzstädte beschränkt. Ihr jetziges Reiseziel war Manchester, was bei diesem Wetter ziemlich weit entfernt schien.

»Ich weiß noch, einmal, in Dawson City, da hatten wir einen Monat lang Schnee«, fuhr der Nörgler fort, während der junge Mann auf dessen anderer Seite dachte: Mein Gott, fängt er schon wieder an? »Das war 99. Nein, 98. Na, das eine oder andere eben. Da war ich noch ein Kind. Wir hatten das verdammte Zeug so satt!«

»Also, ich habe das verdammte Zeug hier auch satt«, erwiderte die Revuetänzerin und drehte den Kopf zum Fenster. Wo sie lediglich einen Vorhang aus weißen Flocken sah. »Was glauben Sie, wie lange wir hier noch warten? Wir stehen doch bestimmt schon eine Stunde.«

»Vierunddreißig Minuten«, korrigierte sie der hoch aufgeschossene, blasse Jüngling gegenüber mit einem Blick auf seine Armbanduhr. Seine ungesunde Gesichtsfarbe verdankte sich teils der Atmosphäre des Souterrainbüros, in dem er arbeitete, teils steigendem Fieber. Er hätte eigentlich ins Bett gehört.

»Vielen Dank«, lächelte die Revuetänzerin. »Ich sehe schon, in Ihrer Gegenwart muss man sich vorsehen!«

Der Buchhalter lächelte matt. Er war von der Schönheit der Revuetänzerin beeindruckt. Eine echte, unverwüstliche Platinblondine. Wunderbare Person, um sie zum Abendessen auszuführen, falls man dazu den Mut hatte. Er glaubte, der Nörgler hätte diesen Mut gehabt, waren ihm doch die raschen kleinen, halb verstohlenen Blicke des Mannes zwischen seinen selbstgefälligen Bemerkungen aufgefallen. Er glaubte sogar, die Revuetänzerin würde eine Einladung womöglich annehmen. Sie hatte etwas Verletzliches an sich, was sie mit Unerschrockenheit zu überspielen suchte. Noch beeindruckter jedoch war der Buchhalter von der anderen Dame im Abteil, derjenigen, die neben dem jungen Mann saß. Sie zum Abendessen auszuführen würde einem mehr als eine flüchtige Erregung verschafâfen; es würde die Arbeit vollkommen durcheinanderbringen. Sie war brünett. Sie besaß eine große, geschmeidige Figur. (Die Revuetänzerin war ziemlich klein.) Er war überzeugt, dass sie gut Tennis spielte, schwamm und ritt. Er stellte sich vor, wie sie durch Moore galoppierte und über Gattertore flog, während ihr Bruder vergeblich mit ihr Schritt zu halten suchte. Der saß ihr gegenüber in der Ecke. Dass er ihr Bruder war, entnahm man ihrer Unterhaltung und erkannte es auch an ihrer Ähnlichkeit. Sie nannten einander David und Lydia.

Lydia sprach als Nächste.

»Das ist doch wohl der Gipfel!«, rief sie. Ihre Stimme war volltönend, tief. »Vielleicht sollte man noch einmal den Schaffner fragen, ob Hoffnung besteht, dass wir vor nächsten Juni weiterfahren?«

»Ich habe ihn vor zehn Minuten gefragt«, sagte der Nörgler. »Ich werde nicht wiederholen, was er gesagt hat!«

»Nicht nötig«, gähnte David. »Wir haben Phantasie.«

»Ja, und mir scheint, heute Abend werden wir sie noch brauchen!«, pfâlichtete die Revuetänzerin bei. »Ich jedenfalls werde phantasieren müssen, dass ich in Manchester bin!«

»Ach ja? Wir werden phantasieren müssen, dass wir bei einer Weihnachtsfeier sind«, lächelte Lydia, »und in daunenweichen Betten schlafen. Falls uns übrigens eine ganze Nacht hier bevorsteht, hofâfe ich doch, dass uns die Eisenbahngesellschaft Wärmflaschen bringt!« Plötzlich erfasste sie den Blick des Buchhalters. Sie überrumpelte die Bewunderung darin, indem sie freundlich fragte: »Und was werden Sie phantasieren müssen?« Die Katastrophe der Schneewehe und der weihnachtliche Kameradschaftsgeist lösten die Zungen. Allein der Nörgler hatte keiner Ermunterung bedurft.

Der Buchhalter wechselte die Farbe, seine Wangen waren allerdings schon fieberrot.

»Wie? Oh! Eine Tante«, stieß er hervor.

»Wenn sie wie meine ist, dann bleibt sie am besten in der Phantasie!«, lachte Lydia. »Aber wahrscheinlich ist sie gar nicht so.«

Die Tante des Buchhalters war nicht wie Lydias Tante. Sie war sogar noch anstrengender. Doch ihr pfâlichtgetreuer Nefâfe besuchte sie regelmäßig, teils um seiner finanziellen Zukunft willen, teils, weil er insgeheim eine Schwäche für einsame Menschen hatte.

Schweigen senkte sich über die Gruppe. Die Einzige, die das als störend empfand, war die Revuetänzerin. Ihre Seele war von einer nervösen Unruhe gepackt, und später erklärte sie, sie sei bestimmt die Erste gewesen, die unbewusst in den Schatten der kommenden Ereignisse getreten sei. »Denn, meine Güte, ich war ganz angespannt«, sagte sie, »und warum war das nur so, schließlich war ja noch nichts passiert, und bis dahin hatte der alte Mann in der Ecke noch gar nicht den Mund aufgemacht. Ich glaube, er hatte nicht einmal die Augen aufgeschlagen, ebenso gut hätte er tot sein können. Und bedenken Sie, er hat mir genau gegenübergesessen! Und es heißt ja auch, ich hätte übersinnliche Anlagen.«

Doch ihre vagen Vorahnungen drehten sich nicht allein um den alten Mann in der Ecke. Auch ihr waren die raschen kleinen, halb verstohlenen Blicke des ältlichen Nörglers aufgefallen, der, wie sie wusste, für gewisse Gedanken sie betrefâfend nicht zu alt war. Ebenso aufgefallen waren ihr die Blicke des Buchhalters auf ihrem Bein sowie die ausgeprägte Achtsamkeit, mit welcher der andere junge Mann ein solch vulgäres Interesse vermied. Wenn Jessie Noyes sich ihrer körperlichen Reize sehr bewusst war, so deshalb, weil das, wie sie behauptete, zu ihrem Beruf gehörte. Sie wusste sehr wohl um ihre Macht wie auch um deren Grenzen, und während diese Macht sie ungeachtet der kleinen Kitzel insgeheim erschreckte, bereiteten deren Grenzen ihr doch insgeheim Kummer. Wie wunderbar, einen Mann ganz und auf ewig erobern zu können, statt bloß eine flüchtige Kostprobe zu sein! Dennoch war sie nicht verbittert. Sie war sehnsuchtsvoll, nervös und warm. So war das Leben eben â¦

Angetrieben von ihrer Ruhelosigkeit und da sie das Schweigen...
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Autor

Joseph Jefferson Farjeon (1883-1955) verfasste mehr als sechzig Krimis und Thriller im goldenen Zeitalter der britischen Kriminalliteratur. Für seine Zeitgenossin Dorothy L. Sayers war Farjeon »unübertroffen in der gruseligen Darstellung mysteriöser Abenteuer«. Sein Theaterstück »Number Seventeen« wurde von Alfred Hitchcock unter dem gleichnamigen Titel verfilmt.Eike Schönfeld, geb. 1949, übersetzt seit über 30 Jahren englischsprachige Literatur, darunter von Joan Didion, Jeffrey Eugenides und Jonathan Franzen. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse. Er lebt in Paris.