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Zwei Sekunden

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.07.2016
De Bodt ermittelt wieder!
Terroranschlag beim Staatsbesuch in Berlin. Nur um zwei Sekunden verpasst die Bombe die deutsche Bundeskanzlerin und den russischen Präsidenten. Die Russen behaupten, dass tschetschenische Terroristen hinter dem Anschlag stecken - doch eine Bekennerbotschaft gibt es nicht. Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt und Berliner Polizei tappen im Dunkeln. Öffentlichkeit und Politik fordern Ergebnisse. Der Druck wächst. Widerwillig akzeptiert das BKA, dass Hauptkommissar Eugen de Bodt eigene Ermittlungen anstellt. Vor allem in höheren Polizeikreisen ist de Bodt unbeliebt bis verhasst. Doch will sich niemand nachsagen lassen, nicht alles unternommen zu haben. De Bodt und seine Mitarbeiter suchen verzweifelt eine Spur zu den Tätern. Aber erst, als er alle Gewissheiten in Frage stellt, bekommt de Bodt eine Idee, wer die Drahtzieher sein könnten. Doch um sie zu entlarven, muss er mehr einsetzen, als ihm lieb ist: das eigene Leben.
Zwei Sekunden, Kommissar de Bodts zweiter Fall, ist ein sehr heutiger Thriller über Terror und Staatsräson.

Christian v. Ditfurth, geboren 1953, ist Historiker und lebt als freier Autor in Berlin und in der Bretagne. Neben Sachbüchern und Thrillern wie »Der 21. Juli« und »Das Moskau-Spiel« hat er die Krimiserie um den Historiker Josef Maria Stachelmann und die Eugen-de-Bodt-Serie veröffentlicht. »Tanz mit dem Tod« ist der Auftakt einer historischen Krimiserie um den Polizeikommissar Karl Raben, die im Berlin der 1930er Jahre beginnt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDe Bodt ermittelt wieder!
Terroranschlag beim Staatsbesuch in Berlin. Nur um zwei Sekunden verpasst die Bombe die deutsche Bundeskanzlerin und den russischen Präsidenten. Die Russen behaupten, dass tschetschenische Terroristen hinter dem Anschlag stecken - doch eine Bekennerbotschaft gibt es nicht. Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt und Berliner Polizei tappen im Dunkeln. Öffentlichkeit und Politik fordern Ergebnisse. Der Druck wächst. Widerwillig akzeptiert das BKA, dass Hauptkommissar Eugen de Bodt eigene Ermittlungen anstellt. Vor allem in höheren Polizeikreisen ist de Bodt unbeliebt bis verhasst. Doch will sich niemand nachsagen lassen, nicht alles unternommen zu haben. De Bodt und seine Mitarbeiter suchen verzweifelt eine Spur zu den Tätern. Aber erst, als er alle Gewissheiten in Frage stellt, bekommt de Bodt eine Idee, wer die Drahtzieher sein könnten. Doch um sie zu entlarven, muss er mehr einsetzen, als ihm lieb ist: das eigene Leben.
Zwei Sekunden, Kommissar de Bodts zweiter Fall, ist ein sehr heutiger Thriller über Terror und Staatsräson.

Christian v. Ditfurth, geboren 1953, ist Historiker und lebt als freier Autor in Berlin und in der Bretagne. Neben Sachbüchern und Thrillern wie »Der 21. Juli« und »Das Moskau-Spiel« hat er die Krimiserie um den Historiker Josef Maria Stachelmann und die Eugen-de-Bodt-Serie veröffentlicht. »Tanz mit dem Tod« ist der Auftakt einer historischen Krimiserie um den Polizeikommissar Karl Raben, die im Berlin der 1930er Jahre beginnt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641170660
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.07.2016
Reihen-Nr.2
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2017 Kbytes
Artikel-Nr.1929223
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


35.

Einer von denen hängt mit drin. Vielleicht tatsächlich Knierehm. Dann waren sie gelackmeiert. Einiges sprach für die Variante Knierehm. Dagegen sprach, dass der Aufwand zu groß war, um diese Tat zu begehen. Aufwand ist Risiko. Profis mindern das Risiko, wo immer sie können. Zuschlagen, fliehen. Alles penibel vorbereiten. Die hatten Zeitpläne und keine Muße für Folterspiele.

»Die Wahrscheinlichkeit verliert gegen die Wahrheit bei allen Unterschieden von geringerer und größerer Wahrscheinlichkeit; sie sei so groß, als sie will, ist sie nichts gegen die Wahrheit«, sagte de Bodt mehr vor sich hin.

»Das ist mir heute früh auch aufgegangen«, erwiderte Yussuf.

Und Salinger? Tatsächlich, sie lachte. Hörte aber gleich auf, als wäre es ihr peinlich, aus dem selbst gewählten Verlies ihres Missmuts gelinst zu haben.

»Von wem ist das, an das ich heute früh dachte?«

Doch de Bodt war schon woanders. »Es waren nicht die Attentäter, welche die Knierehms umgebracht haben. Ich kann es nicht beweisen, aber wir ...«

»... haben keine Zeit für Nebengleise«, ergänzte Yussuf.

»Auch wenn das eine Gefahr ist. Weil es in der Tat mit Blick auf die Wahrheit nebensächlich ist, wie groß eine Wahrscheinlichkeit ist.«

»Aha«, sagte Yussuf.

»Wir nehmen uns den Herrn Groß vor.«

»Prima«, sagte Yussuf, während seine Füße einen unbestimmbaren Takt schlugen.

»Salinger und ich. Du wertest das Ermittlungsprotokoll der Taskforce aus. Das kann keiner so gut wie du.«

Yussuf vergaß, seine Begeisterung zu zeigen.

»Beim nächsten Mal darfst bestimmt du mit und ich mach Kopien«, sagte Salinger. »Unsere Sekretärin arbeitet ja auch für die Taskforce.«

Yussuf rieb sich die Augen und tat so, als finge er Tränen auf.

Im Türrahmen drehte de Bodt sich um und sagte: »Hegel.«

»Was, Hegel?«

»Du wolltest doch wissen ...«

Yussuf schlug die Augen zur Decke.

Groß war eher klein. Jedenfalls für einen Personenschützer. Aber de Bodt sah ihm an, dass er austrainiert war. Es gab die Kräftigen, Schwerfälligen. Mächtige Kerle. Und es gab solche wie Groß. Flink und ausgebufft, im Nahkampf gefährlich. Er fuhr sich mit der Hand durch schmutzig blonde Haare, musterte Salinger ein paar Sekunden zu lang und bat die Kollegen in eine Zweizimmerwohnung in Friedrichshain. Eine Seitenstraße am Boxhagener Platz. Wo die Mietpreise bald zu teuer sein würden für einen Polizeibeamten.

»Es waren aber schon Krüger und Kollegen hier.«

Sein Wohnzimmer stammte aus dem Ikeakatalog. Kiefer, modern, hell. Er zeigte auf das Sofa. Sie setzten sich. An der Wand gegenüber eine Musikanlage, die teuer aussah. Schwarzer Lack.

»Darf ich ...«

Salinger winkte ab. »Wir brauchen nicht lang.«

»Sie suchen den Maulwurf«, sagte Groß.

»Ja. Wir behandeln alle Hinweise vertraulich. Also, wenn Sie´s sind und aus der Sache rauskommen wollen.«

Groß war verblüfft. »Sie meinen straffrei?«

Salinger schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht der Staatsanwalt. Wir führen eine nicht offizielle Ermittlung. Was wir weitersagen, ist unsere Sache.«

De Bodt stand auf und ging zum Fenster. Es war gekippt und zeigte auf eine Wiese mit Spielplatz. Am gegenüberliegenden Haus Fahrradständer. Er hörte Kindergeschrei, dachte an seine Töchter und verscheuchte das Gefühl von Traurigkeit. Elvira hatte früher verstanden als er, warum er nicht wollte, dass die Familie nach Berlin zog. Die Wohnungssuche war eine Farce gewesen. Er hatte immer Gründe gefunden, sich gegen eine Wohnung oder ein Haus zu entscheiden. Und dann fand er nur noch Wohnungen, die ihr nicht gefielen.

»Wir sollten uns besser trennen«, hatte sie gestern Abend am Telefon gesagt. So ruhig und sachlich, wie man es tat, wenn man lange überlegt hatte. Und entschlossen war. Sie hielt schon lange nichts mehr zusammen. Aber es tat ihm leid wegen der Kinder. Und er fühlte sich als Versager. Zwar war er lange verheiratet, aber er war immer allein gewesen. Das lag an ihm. Er hatte die Falsche geheiratet, dafür konnte sie nichts.

Er spürte Groß´ Blick im Rücken. Bisher hatten der und Salinger nur geplänkelt. Über Groß´ Zeit beim BKA, ursprünglich kam er aus Hannover. Fand es bald zu miefig. Sicherungsgruppe, das war die Welt. Oberkommissar, immerhin. Ehrgeizig, aber nicht auf unangenehme Weise. De Bodt überlegte einen Moment, ob es sympathische Verräter geben konnte. Kein Zweifel. Er dachte an die großen Verräter wie die Cambridge Five, Klaus Fuchs, Leute mit mehr Idealen als ihre vor Rechtschaffenheit platzenden Verfolger und Verdammer. Genauso die Verräter der anderen Seite. Verräter aller Seiten landeten mit den besten Gründen im falschen Lager. Und wurden Opfer der eigenen Überzeugung.

Was brachte einen zum Verrat? Einen Kollegen der Sicherungsgruppe? Warum wurde er zum Maulwurf? De Bodt zweifelte nicht daran, dass es den gab. Der Anschlag wäre sonst nicht erklärbar. Profis spielten nicht. Profis planten, bis alles geklärt war, was man planen konnte. Sie mussten die Route der Regierungskolonne herausfinden. War es Geld? Erpressung? Vielleicht gar moralische Überzeugung wie bei Philby oder Fuchs? Wenn er es wüsste, könnte er Schlüsse auf den Charakter des Verräters ziehen.

Salinger und Groß gingen gerade die Kollegen durch. Bereitwillig gab Groß Auskunft. Auch über Tratsch, Misshelligkeiten, Dienstpflichtverletzungen. Kleinkram. De Bodt beobachtete einen Radfahrer, der fast eine Frau angerempelt hätte.

»War es das Geld?«, fragte de Bodt in einer Gesprächspause, ohne sich umzudrehen.

Eine Sekunde, dann fragte Groß: »Wie meinen Sie das?«

»Welche Gründe kann es für Verrat geben? Welche guten Gründe?«

»Keine«, sagte Groß.

»Da wär ich mir nicht sicher. Stellen Sie sich vor, die Polizei misshandelt Festgenommene. Ist schon vorgekommen. Und Sie sagen das der Staatsanwaltschaft. Ihre Kollegen würden Sie als Verräter beschimpfen, oder?«

Groß nickte.

»Und da erkennen Sie das Problem. Wenn Sie überzeugt sind, dass Sie etwas Richtiges tun, dann ändern sich die Maßstäbe Ihres Verhaltens. Was der eine als Verrat verflucht, preist der andere als Heldentat. Elser war ein Verräter, keine Frage. Aber wir finden heute, dass er unglaublich mutig war. Viel mutiger als die Herren Offiziere, die den Führer beseitigen wollten, als der ihnen den Krieg vermasselt hatte.«

Groß nickte wieder.

Salinger blickte de Bodt an. Sie war nicht begeistert, dass er ihre Vernehmung in ein Seminar über Ethik in der Politik verwandelt hatte. Aber inzwischen kannte sie ihn gut. Wusste, dass es einen Sinn hatte, obwohl sie ihn noch nicht begriff. Doch dann änderte er die Befragung. Wollte Groß nur eine Idee ins Hirn pflanzen, in der Hoffnung, dass sie irgendwann keimte.

»Wer kannte die Route als Erster?«, fragte de Bodt.

»Hoffmann, irgendwelche Chefs beim BKA sicherlich.«

»Wann haben Sie die Route erfahren?«

»In einer Vorbesprechung. Eine Woche vorher.«

»So was sickert nicht durch?«

»Interessiert doch niemanden. Ob wir nun die Strecke oder eine andere fahren ...«

»Aber die Motorradeskorte oder deren Chef, der muss es wissen.«

»Warum fragen Sie das nicht Hoffmann? Der weiß es genau. Ich kümmere mich nicht um so was. Ich kriege Weisungen, und denen folge ich.«

»Klar«, sagte de Bodt.

Salinger grinste. Bisher hatte sie gedacht, dass de Bodt Weisungen als Belästigung empfand.

»Sie sind in Lebensgefahr«, sagte de Bodt.

Groß nickte. »Knierehm.«

»Irgendwer sucht die Täter. Und glaubt, es gebe Wege und Methoden, die schneller zum Ziel führen als unsere. Ich fürchte, der hat recht.«

Groß nickte wieder. »Ich habe mich vorbereitet.«

»Natürlich. Lassen Sie niemanden rein. Außer den eigenen Leuten, wenn mindestens zwei auftauchen. Knierehm wurde von einem Täter ermordet.«

Zurück im Büro, setzte sich de Bodt auf den Stuhl neben der Tür. Als hätte er eine Schreibtischallergie. Yussuf hantierte mit seinem Handy, seine Füße bedienten die Double Base Drum.

»Die haben nichts«, sagte er. »Tausend Polizisten, wenigstens gefühlt, befragen tausend Zeugen, und heraus kommt tausendmal nichts. Das nennt man systematische Polizeiarbeit. Ach ja, es gibt nur einen Nicht-Bonzen bei der Sicherungsgruppe, der die Route lange vorher kannte. Hieß Simon Weinert und ist Opfer.«

De Bodt hatte unterwegs Tilly angerufen, ihn nicht erwischt, aber auf seinen Anrufbeantworter gesprochen. Er solle auf Groß und alle anderen Leute der Sicherungsgruppe aufpassen. Sie schwebten in Lebensgefahr. Damit es ihnen nicht erging wie Knierehm und seiner Frau.

Sie saßen bis in die Nacht im Büro. Yussuf durchforstete den PC. Salinger hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und die Arme hinterm Nacken verschränkt. De Bodt saß wie festgewachsen auf seinem Stuhl, einen Ellbogen auf dem Knie, das Kinn auf die Hand gestützt. Wie Rodins Skulptur Der Denker.

Nur Yussufs Tastaturgeklapper störte die Ruhe. Nach einer Weile sagte de Bodt: »Wer ermittelt außer der Taskforce und uns?«

»Die Russen, nehme ich an«, sagte Salinger.

»Dann haben sie Knierehm ermordet.«

»Trauen die sich das?«

»Offenbar. Wir müssen mit Merkow reden.«

»Der wird den Teufel tun. Sich auf diplomatische Immunität rausreden. Den kriegen wir nie«, sagte Yussuf.

»Es sei denn, wir erwischen ihn auf frischer Tat. Wenn er versucht, den Nächsten zu befragen. Wir können aber nicht alle Kollegen der Sicherungsgruppe schützen. Aber wir werden ins Ermittlungsprotokoll schreiben, dass wir als...

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Autor

Christian v. Ditfurth, geboren 1953, ist Historiker und lebt als freier Autor in Berlin und in der Bretagne. Neben Sachbüchern und Thrillern wie »Der 21. Juli« und »Das Moskau-Spiel« hat er Kriminalromane um den Historiker Josef Maria Stachelmann veröffentlicht; zuletzt »Böse Schatten«. Seit 2014 ermittelt Eugen de Bodt erfolgreich - sein zweiter Fall »Zwei Sekunden« wurde mit dem Stuttgarter Krimipreis ausgezeichnet, zuletzt erschien »Ultimatum«.