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Das Schicksal wartet beim Friseur - Waschen schneiden lieben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.11.2016
Auf dem Södertorg in Visby, Gotland liegt mein Friseursalon, der Salon d'Amour. Der Name ist deshalb so passend, weil meine beiden Schwestern und ich uns in unseren Friseursalons nicht nur um Ihre Frisur, sondern vor allem auch darum kümmern, einen passenden Partner für Sie zu finden. Wir überlassen es niemals dem Zufall, neben wem Sie frisiert werden.
Angelika Lagermark, Ende vierzig, seit sieben Jahren Witwe, ist leidenschaftliche Friseurin und eine ebenso leidenschaftliche Kupplerin. Sie hat es sich zum Lebensziel gemacht, Menschen zur Liebe zu verhelfen. Alles läuft ganz wunderbar, bis die Idylle in Visby eines Tages gestört wird: ein Betrüger verkauft die Häuser einiger Bewohner der Stadt im Internet, und ausgerechnet Angelika fällt ihm zum Opfer. Dann beschleicht sie ein Verdacht: Ist der Verbrecher am Ende der Unbekannte, in den sie sich heimlich verliebt hat?

Anna Jansson wurde 1958 auf Gotland geboren, wo auch all ihre Bücher spielen. Ihre Kriminalromane über die Kommissarin Maria Wern haben sich fast zwei Millionen Mal verkauft. Sie wurden in siebzehn Sprachen übersetzt und sind außerdem als Fernsehserie auch international sehr erfolgreich.
Anna Jansson hat drei erwachsene Kinder. Mit ihrem Lebensgefährten lebt sie in der Nähe der mittelschwedischen Stadt Örebro, wo auch ihre Reihe um den Kriminalkommissar Kristoffer Bark spielt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextAuf dem Södertorg in Visby, Gotland liegt mein Friseursalon, der Salon d'Amour. Der Name ist deshalb so passend, weil meine beiden Schwestern und ich uns in unseren Friseursalons nicht nur um Ihre Frisur, sondern vor allem auch darum kümmern, einen passenden Partner für Sie zu finden. Wir überlassen es niemals dem Zufall, neben wem Sie frisiert werden.
Angelika Lagermark, Ende vierzig, seit sieben Jahren Witwe, ist leidenschaftliche Friseurin und eine ebenso leidenschaftliche Kupplerin. Sie hat es sich zum Lebensziel gemacht, Menschen zur Liebe zu verhelfen. Alles läuft ganz wunderbar, bis die Idylle in Visby eines Tages gestört wird: ein Betrüger verkauft die Häuser einiger Bewohner der Stadt im Internet, und ausgerechnet Angelika fällt ihm zum Opfer. Dann beschleicht sie ein Verdacht: Ist der Verbrecher am Ende der Unbekannte, in den sie sich heimlich verliebt hat?

Anna Jansson wurde 1958 auf Gotland geboren, wo auch all ihre Bücher spielen. Ihre Kriminalromane über die Kommissarin Maria Wern haben sich fast zwei Millionen Mal verkauft. Sie wurden in siebzehn Sprachen übersetzt und sind außerdem als Fernsehserie auch international sehr erfolgreich.
Anna Jansson hat drei erwachsene Kinder. Mit ihrem Lebensgefährten lebt sie in der Nähe der mittelschwedischen Stadt Örebro, wo auch ihre Reihe um den Kriminalkommissar Kristoffer Bark spielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641182168
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum14.11.2016
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse814 Kbytes
Artikel-Nr.1941646
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Nornen wirken im Stillen

»Hör jetzt gut zu«, sage ich zu Ricky, als er am nächsten Morgen kommt. »Die vier Hauptgruppen sind: A wie Alltagskunde, N wie Narzisst, V wie Verzweifelt und U wie Unglücksfall. Schreib den jeweiligen Buchstaben in den Terminkalender, um die Kategorie anzuzeigen. Außerdem malen wir ein Herz mit einer Zahl dazu, wenn jemand Hilfe dabei braucht, die Liebe zu finden.«

»Woher weiß man das denn?«, fragt er, ohne das brennende Interesse, auf das ich gehofft hatte.

»Man stellt diskrete Fragen, sammelt Informationen und zieht Schlüsse. Als Friseur verfolgt man Schicksal und Familiengeschichte der Menschen, oft über mehrere Generationen. Man hört hier ein wenig und da ein wenig, und ab und zu kommt es zu einem vertraulichen Gespräch. Man sammelt dadurch Erfahrungen und Erkenntnisse darüber, wie das Leben so spielt. Meine Aufgabe ist es, das Schicksal zu lenken. Im Salon d´Amour kann die Kundschaft mit vollständiger Diskretion rechnen. Kein Geheimnis wird weitergetragen. Hier können sie sich aussprechen und sie wissen, dass alles unter uns bleibt.«

»Ich habe am ersten Tag eine Schweigepflichterklärung unterschrieben. Hier wird nicht getratscht. Aber das mit den Zahlen im Buch habe ich noch nicht richtig begriffen.«

»In das Herz im Terminkalender schreiben wir eine Zahl für den Wichtigkeitsgrad auf einer Skala von eins bis fünf. Eine Fünf bedeutet ein verzweifeltes Bedürfnis nach Liebe, während die Einser auch allein zurechtkommen, wenn man ihnen nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung verpasst.«

»Dann bedeutet A 5 kein Papierformat, sondern einen Alltagsschnitt mit verzweifeltem Vögelbedarf«, fasst Ricky die Sache zusammen.

»So ungefähr, aber ab und zu ist Vögeln nur Vögeln, Ricky. Ich hatte an Liebe gedacht.«

Das Haareschneiden ist, wie Sie vielleicht jetzt schon ahnen, ein einträglicher Deckmantel für meine eigentliche Tätigkeit. Sie können mich als Beziehungscoach oder Gesprächspartnerin oder Therapeutin betrachten. Ich habe eine Zeitlang mit dem Gedanken gespielt, Friseurin und intuitive Therapeutin auf meine Visitenkarten zu schreiben. Aber ich hatte Angst, dass dann auch meine Haarschneidekunst als intuitiv aufgefasst werden könnte. Ich habe aber eine solide Ausbildung und ein Diplom. Wie würde die Welt aussehen, wenn es intuitive Gehirnchirurgen gäbe, intuitive Piloten und intuitive Elektriker, die aus ihrem Bauchgefühl heraus Stromleitungen verlegen, denken Sie jetzt vielleicht. Und da bin ich ganz Ihrer Meinung. Man muss wissen, was man tut. Die Einzigen, die in unserer heutigen Gesellschaft intuitiv sein dürfen, sind die Börsenmakler - und was hat uns normalen Kleinsparern das gebracht? Wenn ich stattdessen das Geld für meine Rente in einen Schuhkarton unter meinem Bett gesteckt hätte, wäre ich im Alter gesichert. Jetzt überlege ich, ob ich in einen Hühnerstall und ein Kartoffelfeld investieren soll, um an meinem Lebensabend nicht zu verhungern. Aber das ist hier nicht unser Thema.

Reden wir lieber darüber, was Sie als meine Kundin von mir erwarten dürfen. Wenn Sie sich in der nordischen Mythologie auskennen und die Weissagungen der Völva gelesen haben, dann haben Sie von den Nornen gehört. Die drei Schicksalsgöttinnen Urd, Verdandi und Skuld spannen die Lebensfäden. Gemeinsam entschieden sie, welche Fäden zu einem gemeinsamen Schicksal zusammengeführt werden sollen und welche einander einfach nur passieren, wie Schiffe in der Nacht. Und genau das tun auch meine beiden Schwestern und ich. Meine Ambition geht weit über einen schönen Haarschnitt hinaus. Ich möchte Ihnen zu einer Verabredung verhelfen. In der Begegnung mit anderen Menschen entsteht das Ich und wird geformt. Und so können wir uns zu unserem potentiellen besten Ich entwickeln - oder zu einem Wrack, wenn es sich böse fügt.

Urd, Verdandi und Skuld bedeuten: das Vergangene, das Jetzige und das Kommende. Eine Norne ist gut und schlecht zugleich - also kein Engel. Das müssen Sie sich klar vor Augen halten. Ich folge den Gesetzen meines Herzens. Meine Aufgabe ist es, zuzuhören. Ich höre zu, bis ich Ihre Bedürfnisse erkannt habe. Sie selbst tragen alle Antworten und Lösungen in sich. Meistens reicht es, wenn ich sage: »Wie sehen Sie das jetzt?« Ich höre zu, wenn Sie zusammenfassen und zu einem Entschluss kommen. Und in dieser Lage bleiben die Wankelmütigen oft stecken. Hier kann ein Schubs in die richtige Richtung vonnöten sein oder »some ass kicking«, wie mein Kollege Ricky das formuliert.

Jetzt glauben Sie aber bitte nicht, alle Menschen wollten Hilfe zu einem amourösen Abenteuer. So ist das nun auch nicht. In der narzisstischen Gruppe finden wir viele Märtyrer, deren ganze Existenz darauf aufbaut, dass sie schlecht behandelt, übersehen und ausgenutzt werden. Sie haben vielleicht den Kunden bemerkt, der eben zur Tür hereingekommen ist und sich in den Friseursessel gesetzt hat. Ein magerer Mann mit halblangen, strähnigen Haaren und einem großen Kopf, den er nicht richtig aufrecht halten kann. Er trägt einen verwaschenen blau-weiß gestreiften Fischerkittel, den er Ende der siebziger Jahre im Ausverkauf erstanden haben muss, und Versandhausjeans. Kategorie N 5 steht im Terminkalender. Ein Narzisst mit verzweifeltem Bedürfnis nach Liebe. Noch weiß er es nicht, aber von jetzt an kann sein Leben nur besser werden. Er heißt Gunnar Wallén und ist Reporter bei Radio Gute.

Ich lege ihm den Frisierumhang um und befestige den Kreppstreifen um seinen schmalen Hals.

Gunnar ist sauer, weil er jeden Tag die Kaffeebecher der Arbeitskollegen spülen muss. Wenn ich das richtig verstanden habe, stand in seiner Arbeitsplatzbeschreibung nicht, dass er ihnen hinterherwischen soll, das ist eine selbst auferlegte Plage. Anscheinend gibt es Arbeitskollegen, die versucht haben, ihre Becher selbst zu spülen, aber - in Gunnars Augen - kläglich gescheitert sind, und als der Sportreporter von Radio Gute versuchte, den Spülstein mit einem Handtuch abzuwischen, hat Gunnar ihm energisch die Leviten gelesen.

Es wird nicht leichter für mich, Gunnars Ausführungen konzentriert zuzuhören, als ich Ricky entdecke, der halb versteckt hinter dem Vorhang zu unserem Pausenraum steht. Er hält ein Teesieb in der Hand, so eins mit einem Schaft und einer Kugel am Ende. Wenn Ricky diese Kugel öffnet und schließt, sieht sie aus wie ein klaffender Schlund. Er macht das im genauen Rhythmus der verlängerten Vokale in Gunnars Tirade: Nuur iiiich muss iiiiimmer spüüüülen. Nuuuur ich wiiiiische den Spüüüüülstein ab. Und weeer zum Teufel saaagt da maaal danke?

Gunnar gehört wie gesagt in Kategorie N 5, und das ist die schwerste Herausforderung, die eine Norne auf sich nehmen kann. Heute ist er noch schlechter gelaunt als sonst. Ich massiere sanft seinen verspannten Nacken und seinen Haaransatz, um ihn ein wenig zu beruhigen. Meine Kundschaft liebt im Normalfall die Kopfmassage. Auch Gunnar genießt die Berührung, aber er würde lieber barfuß über Glasscherben wandeln als das zuzugeben. Vermutlich haben seit Jahren nur sein Zahnarzt und ich ihn angefasst. Als er geht, lächelt er ganz kurz und sagt Danke. Nun weiß ich, dass es noch einen Schimmer Hoffnung gibt, eines Tages eine Lebensgefährtin für ihn zu finden.

Ricky habe ich kürzlich eingestellt, nachdem seine Mutter, die von meiner Schwester Vera in Hemse frisiert wird, zusammengebrochen war. Nach fünfundzwanzig Jahren, die sie ebenso verzweifelt wie vergeblich versucht hat, Ricky zu erziehen, erlitt sie plötzlich einen Anfall und jagte ihren Sohn eine Dreiviertelstunde lang mit der Klobürste ums Haus, bis Vera die beiden dann entdeckte.

Ricky kann - trotz seines Alters - einfach noch nicht auf eigenen Beinen stehen. Er hatte auch noch nie eine feste Beziehung. Da er gelernter Friseur ist und ich sowieso gerade eine Aushilfe brauchte, nehme ich ihn nun unter meine Fittiche. Wir arbeiten hart an der Sache. Die Nummer mit dem Teesieb war unterhaltsam, aber wenn ich Vera richtig verstanden habe, dann war es gerade so eine Vorführung, nach der seine Mutter ihn dann vor die Tür gesetzt hat. Sie ist Krimiautorin und hat was von einer Drama Queen.

Ricky ist ein guter Friseur, aber er hat zu lange im Hotel Mama gewohnt. In unserem Vertrag steht, dass er Kaffeeküche und Toilette reinigt. Er ist nicht dumm, nur faul. Das mit dem Saubermachen schafft er problemlos, weil er muss, schließlich bliebe die Kundschaft aus, wenn er seine Arbeit nicht machen würde. In dieser Hinsicht ist er ziemlich gescheit, und wir ergänzen einander. Ricky hat den Mut, neue Dinge auszuprobieren, und ich die Erfahrung.

Ich wohne schon mein Leben lang in Visby, werde bald achtundvierzig und habe seit sieben Jahren meinen eigenen Salon. Ricky ist fünfundzwanzig. Er ist dunkelblond und trägt seine dicken Haare in einer Stachelfrisur, er ist schmal wie ein Schlips aus den fünfziger Jahren und kommt aus Grötlingbo. In seiner Freizeit macht er Poledance. Er hofft im Dezember auf Gold bei den Schwedischen Meisterschaften.

Als ich Ricky eingestellt habe und er von seinen Freizeitaktivitäten erzählte, hielt ich Poledance für dasselbe wie Strippen mit Stange. Er war absolut empört über meine Vorurteile. Jetzt habe ich einige Fachausdrücke gelernt, wie »invert«, sich auf den Kopf stellen, »firefighter«, eine einfache Umdrehung, dann ein Griff mit dem einen Bein vor und dem anderen hinter der Stange, eine gute Ausgangsposition zum Klettern; und »crying bird«, wie ein Vogel dazusitzen und das eine Bein nach unten hängen zu lassen. Dann gibt es noch »gemini« und »boomerang« und eine Menge anderer Dinge, die ich noch nicht richtig...

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Autor

Anna Jansson wurde 1958 auf Gotland geboren, wo auch all ihre Bücher spielen. Ihre Kriminalromane über die Kommissarin Maria Wern haben sich fast zwei Millionen Mal verkauft. Sie wurden in siebzehn Sprachen übersetzt und sind außerdem als Fernsehserie auch international sehr erfolgreich.
Anna Jansson hat drei erwachsene Kinder. Mit ihrem Lebensgefährten lebt sie in der Nähe der mittelschwedischen Stadt Örebro, wo auch ihre Reihe um den Kriminalkommissar Kristoffer Bark spielt.