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Mummenschanz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am20.03.2017
Im Opernhaus von Ankh-Morpork huschen maskierte Gestalten durch die Kulissen und führen Niederträchtiges im Schilde. Wer den sterbenden Schwan auf der Bühne mimt, der lebt gefährlich. Es spukt, und als auch noch ein Mord geschieht, ist es höchste Zeit für den Auftritt zweier erdnussfutternder Damen mit bemerkenswerten Hüten. Es sind Oma Wetterwachs und Nanny Ogg, die berühmtesten Hexen der Scheibenwelt. Anlässlich ihres Besuchs steht dem Musentempel ein Riesenwirbel ins Haus - und mörderisch gute Abendunterhaltung ...

Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren.
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Produkt

KlappentextIm Opernhaus von Ankh-Morpork huschen maskierte Gestalten durch die Kulissen und führen Niederträchtiges im Schilde. Wer den sterbenden Schwan auf der Bühne mimt, der lebt gefährlich. Es spukt, und als auch noch ein Mord geschieht, ist es höchste Zeit für den Auftritt zweier erdnussfutternder Damen mit bemerkenswerten Hüten. Es sind Oma Wetterwachs und Nanny Ogg, die berühmtesten Hexen der Scheibenwelt. Anlässlich ihres Besuchs steht dem Musentempel ein Riesenwirbel ins Haus - und mörderisch gute Abendunterhaltung ...

Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641147662
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum20.03.2017
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2410 Kbytes
Artikel-Nr.1941856
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Agnes fand lange nicht ins Bett. Alles war so aufregend neu für sie. Ein alter Spruch besagte, dass die Menschen in Lancre mit den Hühnern schlafen gingen und mit den Kühen wieder aufstanden.4 Gespannt verfolgte sie nicht nur die Vorstellung, sondern auch den Abbau der Kulissen, und blieb, bis die letzten Darsteller nach Hause gegangen waren beziehungsweise bis sich die jüngeren Chorsänger auf den Weg in ihre entlegenen Schlafkammern gemacht hatten. Bis niemand mehr da war außer Walter Plinge und seiner Mutter, die schnell noch einmal durchfegten.

Sie ging zur Treppe. Dort hinten gab es keine einzige Kerze. Das Licht der wenigen, die noch im Zuschauerraum brannten, zeichnete düstere Schatten ins tiefe Dunkel.

Die Treppe führte an der hinteren Bühnenwand empor, nur durch ein wackeliges Geländer vom Abgrund getrennt. Über sie erreichte man nicht nur die Speicher und Depots in den oberen Stockwerken, sondern auch den Schnürboden und die geheimen Arbeitsbrücken, auf denen Männer mit Schiebermützen und in grauen Kitteln die Magie des Theaters Wirklichkeit werden ließen, vor allem mithilfe von Flaschenzügen ...

Auf einer der Brücken nahm Agnes eine Gestalt wahr, die sich nur durch eine leichte Bewegung verriet. Kniend spähte sie in die Finsternis.

Agnes wich einen Schritt zurück. Die Treppe knarrte.

Die Gestalt fuhr herum. Viereckig flammte ein grelles Licht auf, dessen Strahl Agnes an die Backsteinwand nagelte.

»Wer ist da?« Sie hielt sich geblendet die Hand über die Augen.

»Und wer ist da?«, fragte eine Stimme zurück. Und im nächsten Augenblick: »Ach. Du bist ... Perdita, nicht wahr?«

Das gleißende Viereck schwang herum, als die Gestalt über den Steg zu ihr herüberturnte.

»André?« Am liebsten wäre sie noch weiter zurückgewichen, doch die Wand ließ es nicht zu.

Und plötzlich war er auf der Treppe, kein Schatten mehr, sondern ein ganz normaler Mensch, mit einer großen Laterne in der Hand.

»Was machst du hier?«, fragte der Organist.

»Ich bin auf dem Weg ins ... Bett.«

»Ach so, stimmt.« Er entspannte sich ein wenig. »Einige von euch Mädels schlafen ja unterm Dach. Die Direktion ist der Meinung, das wäre sicherer, als euch nachts allein nach Hause gehen zu lassen.«

»Und was machst du hier oben?«, fragte Agnes, der plötzlich aufging, dass sie mutterseelenallein mit ihm war.

»Ich ... habe mir die Stelle angesehen, wo der Geist Herrn Kripps erdrosseln wollte«, antwortete André. »Ich wollte noch mal nach dem Rechten schauen, damit so etwas nicht ein zweites Mal passiert.«

»Haben das nicht die Bühnenarbeiter erledigt?«

»Wie heißt es so schön? Doppelt genäht hält besser.«

Agnes blickte auf die Laterne in seiner Hand.

»So eine habe ich noch nie gesehen. Wie hast du das gemacht, dass sie so schnell aufgeleuchtet ist?«

»Äh ... Das ist eine Blendlaterne. Die hat hier eine Klappe, siehst du?« Er machte es ihr vor. »Man kann sie schließen und wieder öffnen ...«

»Ist bestimmt sehr praktisch, wenn du die schwarzen Tasten suchst.«

»Wie witzig. Ich will einfach verhindern, dass es zu einem weiteren Zwischenfall kommt. Warte nur, bis du auch anfängst, dir ängstlich über die Schulter zu schauen.«

»Gute Nacht, André.«

»Ja, gute Nacht.«

Agnes lief die Treppe hinauf und schlüpfte in ihre Kammer. Es war ihr niemand gefolgt.

Als sie sich endlich wieder beruhigt hatte, zog sie sich im Schutz ihres zeltgroßen roten Flanellnachthemds aus und legte sich ins Bett. Sie musste sich beherrschen, um sich nicht die Decke über den Kopf zu ziehen.

Nachdenklich starrte sie ins Dunkel.

Das kann nicht sein, dachte sie schließlich. Er war heute Morgen doch auf der Bühne. So schnell ist keiner ...

Sie wusste nicht, ob sie tatsächlich eingeschlafen war oder nur gedöst hatte, als es leise an ihre Tür klopfte.

»Perdita!?«

Agnes kannte nur einen Menschen, der mit einem Ausrufezeichen flüstern konnte.

Sie stand auf und tapste hinüber. Als sie einen Spaltbreit öffnete, um nachzusehen, ob sie mit ihrer Vermutung richtiglag, sank auch schon Christine zu ihr ins Zimmer.

»Was ist los?«

»Ich habe Angst!!«

»Wovor?«

»Vor dem Spiegel!! Er redet mit mir!! Kann ich bei dir schlafen?!«

Agnes blickte sich um. Der Platz reichte kaum für zwei stehende Personen.

»Der Spiegel redet?«

»Ja!!«

»Ganz sicher?«

Christine sprang in Agnes´ Bett und zog sich die Decke über den Kopf. »Ja!!«, sagte sie gedämpft.

Agnes stand allein in der Dunkelheit.

Die Menschen glaubten immer, sie wäre durch nichts zu erschüttern, als ginge Masse mit Robustheit einher, wie mit der Schwerkraft. Mit einer einfachen Antwort wie »Unsinn, Spiegel können nicht reden« käme sie vermutlich auch nicht weiter, vor allem, wenn die eine Hälfte des Dialogs unter der Bettdecke stattfand.

Als sie sich blind in Christines Zimmer vorgetastet hatte, stieß sie sich zu allem Überfluss auch noch den Zeh am Bett an.

Hier musste es doch irgendwo eine Kerze geben. In der Hoffnung, auf das beruhigende Rappeln einer Streichholzschachtel zu stoßen, ließ sie die Hand suchend über das winzige Nachtschränkchen wandern.

Aus der mitternächtlichen Stadt drang ein schwacher Schein durchs Fenster. Der Spiegel schien von innen heraus zu leuchten.

Agnes setzte sich aufs Bett, das unter ihrem Gewicht bedenklich ächzte.

Tja nun ... ein Bett war so gut wie jedes andere ...

Sie wollte sich gerade hinlegen, als es irgendwo ting machte.

Es war eine Stimmgabel.

Und eine Stimme sagte: »Christine, hör mir bitte gut zu.«

Sie fuhr hoch.

Und dann dämmerte es ihr. Keine Herrenbesuche, lautete die Regel, an die sie sich so streng zu halten hatten, als wäre die Oper eine Religion. Agnes hatte damit keine Probleme, jedenfalls nicht so, wie die Vorschrift gemeint war, aber ein Mädchen wie Christine ... Wie sagte man so schön? Die Liebe findet immer einen Weg - und das galt genauso für zahlreiche andere damit in Verbindung stehende Aktivitäten.

Du lieber Himmel! Sie wurde rot - im Dunkeln! Was war denn das für eine Reaktion?

Vor Agnes´ innerem Auge spulte sich ihre Zukunft ab. Es sah nicht so aus, als hielte das Leben viele Höhepunkte für sie bereit. Für jemanden mit ihrem »guten Charakter« blieben nur lange Jahre, die sie mit robuster Tatkraft zu meistern hatte, und mit hoher Wahrscheinlichkeit würden sie ihr mehr Schokolade als Liebe bescheren. Obwohl Agnes natürlich keinen direkten Vergleich hatte, kam ihr das nicht gerade wie ein fairer Ersatz vor, auch wenn sie wusste, dass man eine Tafel Schokolade mit ein bisschen Geschick über einen ganzen Tag strecken konnte.

Es überkam sie ein Gefühl, das sie schon von zu Hause kannte. Manchmal gelangte man im Leben an einen solchen Tiefpunkt, dass es das einzig Richtige war, das Falsche zu tun.

Manchmal war es egal, für welche Richtung man sich entschied. Hauptsache, man marschierte überhaupt los.

Agnes klammerte sich an die Bettdecke und konzentrierte sich auf die Art, wie ihre neue Freundin sprach. Mit einem atemlosen kleinen Kieksen, als würde sich Christines Verstand die meiste Zeit in einer Märchenwelt tummeln. Nachdem sie die Stimme in Gedanken ausprobiert hatte, übermittelte sie sie an ihre Stimmbänder.

»Ja?! Wer ist da?!«

»Ein Freund.«

Agnes zog die Decke höher. »Mitten in der Nacht?!«

»Was schert mich die Nacht? Ich bin ein Geschöpf der Nacht. Und ich kann dir helfen.« Es war eine angenehme Stimme. Sie schien aus dem Spiegel zu kommen.

»Helfen?! Wobei?!«

»Die beste Sängerin an der Oper zu werden.«

»Ach, Perdita singt hundertmal besser als ich!!«

Nach längerem Schweigen sagte die Stimme: »Ich kann sie nicht lehren, wie du auszusehen und sich wie du zu bewegen, aber ich kann dich lehren, wie sie zu singen.«

Glühend vor Schock und Schmach starrte Agnes ins Dunkel.

»Morgen wirst du den Part der Iodine singen. Aber ich werde dich lehren, ihn perfekt zu singen ...«

Am nächsten Morgen hatten die Hexen das Innere der Kutsche fast für sich allein. Die Geschichte mit Greebo hatte sich schnell herumgesprochen. Neben einem exquisit gekleideten schmächtigen Männlein leistete ihnen nur noch Heini Schneck Gesellschaft, falls er denn wirklich so hieß.

»Da wären wir also wieder«, sagte Nanny Ogg.

Heini lächelte nervös.

»Sie haben sehr schön gesungen gestern Abend«, fuhr Nanny fort.

Heinis Gesicht verwandelte sich in eine gutmütige Grimasse. In seinen Augen schwenkte die Angst die weiße Fahne.

»Señor Basilica spricht leider kein Morporkianisch, meine Dame«, mischte sich der Schmächtige ein. »Aber ich kann gern für Sie dolmetschen.«

»Hä?«, machte Nanny. »Wieso hat er dann ... Aua!«

»Entschuldigung«, sagte Oma Wetterwachs. »Da muss mir wohl der Ellenbogen ausgerutscht sein.«

Nanny Ogg rieb sich die Rippen. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, wieso hat er dann ... Aua!«

»Du liebes bisschen, jetzt ist es mir doch glatt schon wieder passiert«, sagte Oma Wetterwachs. »Der Herr meinte gerade, dass sein Freund unsere Sprache nicht spricht, Gytha.«

»Hä?...

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Autor

Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren.