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Monsieur Thomas und das Geschenk der Liebe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am20.03.2017
Als der Arzt Thomas Sellac erfährt, dass er eine inzwischen 20-jährige Tochter hat, fällt er aus allen Wolken. Wie soll er Emma nach so langer Zeit ein guter Vater sein? Hals über Kopf kehrt er in seine Pariser Heimat zurück und nimmt einen Posten an, den keiner haben will, um in Emmas Nähe zu leben: Er wird Direktor eines kleinen Altenheims mit nur fünf schrulligen Bewohnern und der wunderbaren Krankenschwester Pauline. Doch die älteren Herrschaften stellen sich als Glücksfall heraus - denn schnell kommen sie hinter das Geheimnis ihres liebenswürdigen Leiters und tun daraufhin ihr Möglichstes, um Vater und Tochter zu vereinen ...

Gilles Legardinier wurde 1965 in Paris geboren und arbeitete lange Jahre in der Kinobranche. Mit seinen weisen, zauberhaften romantischen Komödien feiert er in Frankreich sensationelle Erfolge und sorgt auch international für Begeisterung. Sein Debüt »Julie weiß, wo die Liebe wohnt« war 2013 das erfolgreichste Taschenbuch in Frankreich, und sein Roman »Monsieur Blake und der Zauber der Liebe« wurde mit John Malkovich und Fanny Ardant in den Hauptrollen verfilmt.
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Produkt

KlappentextAls der Arzt Thomas Sellac erfährt, dass er eine inzwischen 20-jährige Tochter hat, fällt er aus allen Wolken. Wie soll er Emma nach so langer Zeit ein guter Vater sein? Hals über Kopf kehrt er in seine Pariser Heimat zurück und nimmt einen Posten an, den keiner haben will, um in Emmas Nähe zu leben: Er wird Direktor eines kleinen Altenheims mit nur fünf schrulligen Bewohnern und der wunderbaren Krankenschwester Pauline. Doch die älteren Herrschaften stellen sich als Glücksfall heraus - denn schnell kommen sie hinter das Geheimnis ihres liebenswürdigen Leiters und tun daraufhin ihr Möglichstes, um Vater und Tochter zu vereinen ...

Gilles Legardinier wurde 1965 in Paris geboren und arbeitete lange Jahre in der Kinobranche. Mit seinen weisen, zauberhaften romantischen Komödien feiert er in Frankreich sensationelle Erfolge und sorgt auch international für Begeisterung. Sein Debüt »Julie weiß, wo die Liebe wohnt« war 2013 das erfolgreichste Taschenbuch in Frankreich, und sein Roman »Monsieur Blake und der Zauber der Liebe« wurde mit John Malkovich und Fanny Ardant in den Hauptrollen verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641196684
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum20.03.2017
SpracheDeutsch
Dateigrösse1020 Kbytes
Artikel-Nr.1941869
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Es war dunkel und ein wenig frisch. Nach der Gluthitze des Tages genoss Thomas die angenehme Kühle. Es saß vorn auf einem Felsvorsprung über einem weltverlorenen Tal in Kaschmir, im Nordwesten Indiens, und betrachtete das Dorf Ambar, das sich unter ihm ausbreitete. Er kannte hier jeden Einwohner und jedes Haus. Aus einigen der an den Hängen klebenden Hütten stieg duftender Rauch auf, immer wieder vermischt mit Funken, die zu den Sternen emporflogen und bald nicht mehr von ihnen zu unterscheiden waren. Die Gespräche der Frauen am Brunnen, das Geräusch des Wassers in den Eimern und das Klappern der Blechgerätschaften zeugten von den Vorbereitungen für das Abendessen. Allerdings würden die heute Abend servierten Gerichte nichts mit denen gemein haben, die den kulinarischen Ruf Indiens begründen. Hier gab es keine prächtigen Paläste und Shiva-Tempel, keine bunte Menge und keinen einzigen auf einem Elefanten reitenden Touristen. Nur ein paar Menschen, die an dem Ort, den ihnen das Schicksal zugewiesen hatte, zu überleben versuchten.

Beim Anblick der Kinder und Hunde, die unter freudigem Gekreisch und Gebell miteinander spielten, lächelte Thomas. Schwer zu sagen, wer da wen jagte, doch Mensch und Tier wirkten gleichermaßen glücklich. Selbst in den unwirtlichsten Gegenden können sich die Menschen amüsieren, wenn ihnen das Leben nur die nötige Zeit dazu lässt.

Seit dem ersten Tag, an dem ihn der Dorfvorstand zu diesem Aussichtspunkt hinaufgeführt hatte, um ihm die Lage des Dorfs zu zeigen, mochte Thomas diesen Ort. Nach vollbrachtem Tagewerk stieg er gern hier herauf, um sich auf die Steinbank zu setzen, die das Wetter in Tausenden von Jahren gemeißelt hatte. Tagsüber hatte man eine unendlich weite Sicht über die von Menschen geformten Landschaften und Grenzen hinweg bis hin zu den Ausläufern des Himalajas. Nachts sah man nur noch die Dorfbewohner im flackernden Licht ihrer Lampen. Die Dunkelheit zeigt einem oft das Wesentliche. In letzter Zeit zog sich Thomas noch häufiger auf diesen Ausguck zurück. Er brauchte Abstand, um nachzudenken. Besonders seit einigen Wochen.

Stimmen stiegen vom Dorf auf. Auch wenn Thomas nur einige Wörter verstehen konnte, er liebte die Melodie dieser Sprache. Sajani versuchte, ihre Kinder ins Haus zu schicken, damit sie endlich ihre Schulaufgaben machten. Der alte Kunal legte - wie jeden Tag um fast genau die gleiche Zeit - schimpfend die Steine zurück, die die Ziegen bei ihren Kapriolen von seinem Mäuerchen gestoßen hatten. Eine friedliche Dämmerung beschloss einen Tag ohne Katastrophen. Was in dieser Gegend einem Wunder gleichkam.

Im Licht des Vollmonds beobachtete Thomas sie bei ihren jeweiligen Tätigkeiten. Mit präzisen, raschen Gesten schärfte Kailash seine Werkzeuge für den nächsten Tag; Rekha reparierte das Gitter seines Hühnerstalls. Thomas hatte mit jedem von ihnen wichtige Momente erlebt. Er hatte sie behandelt und manchmal gerettet. Doch viel zu oft hatte er das Schlimmste nicht verhindern können. In Glück und Unglück hatte er an ihrer Seite extreme Gefühle erlebt, Gefühle, die an die Grenzen dessen führen, was wir wirklich sind, sobald alles Künstliche nutzlos geworden ist, wenn das Leben sich auf ein so starkes Konzentrat von Emotionen reduziert, dass es einem die Eingeweide und das Herz zerreißen kann.

Thomas hatte sich für diese tapferen Menschen oft ein leichteres Leben gewünscht, das sich im Laufe der Tage so abmildern würde, dass sie es mit weniger Leid genießen könnten. Aber wer entscheidet über das, was wir aushalten müssen? Wer hat die Macht, zwischen den Schicksalsschlägen Pausen eintreten zu lassen? Wer kann uns das Nichtwiedergutzumachende ersparen? In Indien ist der Glaube überall, doch die Götter haben wohl so viele Lasten zu tragen, dass sie nicht die ganze Zeit auf ein paar arme Teufel aufpassen können. Hier akzeptiert das jeder und hofft weiter. Wesentlich ist, dass man eine Zukunft hat, auch wenn sie nur aus dem nächsten Tag besteht.

Weil er tagtäglich mit dem Dringendsten völlig ausgelastet gewesen war, hatte sich Thomas nie wirklich die Zeit genommen, über die Tragweite dessen nachzudenken, was er in Ambar erlebt hatte, doch in den letzten Wochen stiegen all die Erinnerungen auf. Als wäre es jetzt an der Zeit, Bilanz zu ziehen.

Acht Jahre zuvor war er mit einem internationalen Ärzteteam in den Distrikt Kupwara gekommen, um der unter dem heftigen Grenzkonflikt mit Pakistan leidenden Bevölkerung beizustehen. Von genau der Stelle aus, an der er sich heute Abend befand, hatte er zum ersten Mal die in die Hänge getriebenen breiten Terrassen gesehen, auf denen die Bauern mühsam das Lebensnotwendigste anbauten. Er hatte diese unschuldigen Menschen beobachtet, die aufgerieben wurden zwischen einem Territorialkrieg, auf den sie keinen Einfluss hatten, und der Natur, die ihnen ihre Aufgabe auch keineswegs immer leicht machte. Von oben gesehen wirkten die Einheimischen wie Insekten, die sich auf dürren Ästchen abmühten. Warum gehen sie nicht weg?, hatte er sich anfangs gefragt. Warum verlassen sie diese gefährliche Region nicht, in der die Hindus in der Minderzahl sind und das Leben so hart ist? Seither hatte er sie kennengelernt und wusste, dass sie nichts mit Insekten gemein hatten und hier an ihrem Platz waren.

Das Ärzteteam hatte schließlich zusammengepackt und war gegangen. Er nicht. Eigentlich hatte er nur eine knappe Woche länger bleiben sollen, um sich um einen kleinen Jungen zu kümmern, der an starkem Fieber litt. Anders als viele andere war der Kleine durchgekommen, trotzdem war Thomas geblieben. Wieso, hatte er sich nie gefragt, bis vor Kurzem. Wahrscheinlich hatte er damals noch weniger Gründe gehabt zu gehen, als zu bleiben. Hier hatte er sich sofort nützlich gefühlt. Die Leute brauchten ihn. Mit der Zeit hatte dieser hellhäutige Mann schließlich seinen Platz gefunden. In tödlichen Wintern, brennenden Sommern und unter Monsunregenfällen, die alles mit sich rissen, hatte Thomas in Ambar den Wert des Lebens entdeckt. Und seine Zerbrechlichkeit.

Ein Rascheln in den Büschen riss Thomas aus seinen Überlegungen. Er drehte sich um und bohrte den Blick in die Dunkelheit. Sein Herz schlug schneller. Kein Zweifel, ganz in seiner Nähe hatte sich etwas bewegt. Mehr als alles andere fürchtete er, die Augen oder Reißzähne eines wilden Hundes aufblitzen zu sehen. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er den Knüppel vergessen hatte, den Kishan immer mitnahm, wenn er hier heraufkam. Alle Leute der Gegend fürchteten sich vor den wilden Hunden. Diese Teufel waren zu jeder Tollkühnheit fähig, vor allem wenn Futter oder eine leichte Beute winkten. Thomas hatte es einige Jahre zuvor, als er Neetu gerettet hatte, am eigenen Leibe erlebt. Während er die junge Frau nach ihrem schweren Sturz in einem Nachbartal zu stützen versuchte, hatte er gegen ein Rudel Hunde - manche behaupteten sogar, es seien Wölfe gewesen - kämpfen müssen, die vom Geruch ihres Blutes angelockt worden waren. Schreiend, um sich tretend und mit dem freien Arm fuchtelnd hatte er die Tiere so lange auf Distanz halten können, bis seine Hilferufe gehört wurden. Er hasste es, sich an diese Geschichte zu erinnern, erstens weil er wirklich geglaubt hatte, die Hunde würden ihn zerreißen, und dann, weil er sich so lächerlich gefühlt hatte, als er da schreiend herumgefuchtelt hatte, kaum fähig, Neetu zu beschützen und die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er hatte mit einem Mal erfahren, wie es ist, wenn man nichts mehr beherrscht und fürchtet, das Ende sei nahe. Er, der an die Kraft hehrer Ideen geglaubt hatte, hatte nüchtern feststellen müssen, dass die schönsten Ideale und ein reines Herz nichts gegen eine Horde streunender Hunde ausrichten können. Es hatte ihn zutiefst verängstigt. Sich daran zu erinnern, und sei es nur ganz kurz, ließ ein eisiges Frösteln über seinen Rücken gehen. Diese Erfahrung hatte zwei konkrete Konsequenzen für Thomas´ Leben gehabt: Er hatte jetzt den - seiner Ansicht nach völlig unberechtigten - Ruf, ein tapferer Mann zu sein, und außerdem eine panische Angst vor Hunden, die bei den Kindern regelmäßig große Heiterkeit auslöste.

Wieder raschelte es in der Dunkelheit, ohne dass Thomas den Urheber des Geräuschs hätte ausmachen können. Er erschauerte. Adrenalin schoss durch seine Adern. Ohne seine Umgebung aus den Augen zu lassen, tastete er nach dem nächstbesten Stein. Der war viel zu klein und würde ihm nichts nützen, dennoch beruhigte er ihn. Ein Knacken. Nicht mehr aus dem Gebüsch, sondern vom Pfad her. Wenn diese verdammten Biester sich über den Pfad näherten, schnitten sie ihm den Weg ab. Keine Möglichkeit zur Flucht. Thomas, der Panik in sich aufsteigen fühlte, überlegte, welche Überlebenschancen er hätte, wenn er vom Felsvorsprung Richtung Dorf spränge. Er stellte sich schon vor, wie er auf das Dach einer Hütte stürzte, das seinem Gewicht sicher nicht standhalten würde. Plötzlich tauchte eine Gestalt aus dem Dunkel auf.

»Wenn ich gemein wäre, hätte ich ein Hundeknurren nachgeahmt ... Du solltest dich mal sehen! Du bist bleicher als der Mond!«

Kishans Gesicht wurde von einem Lächeln erhellt.

»Du hast mir vielleicht eine Angst eingejagt«, sagte Thomas atemlos.

»Dann denkst du wenigstens beim nächsten Mal an den Knüppel.«

Thomas ging seinem Freund entgegen.

»Endlich bist du zurück.«

»Ich bin gerade erst angekommen. Rajat hat mir gesagt, dass er dich hier hinaufsteigen sah.«

»Du solltest doch gestern schon zurück sein. Ich habe mir Sorgen gemacht. Dein Vater sagte mir, dass du bis nach Srinagar musstest.«

»Ja. In einer wichtigen...

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Autor

Gilles Legardinier wurde 1965 in Paris geboren und arbeitete lange Jahre in der Kinobranche. Mit seinen weisen, zauberhaften romantischen Komödien feiert er in Frankreich sensationelle Erfolge und sorgt auch international für Begeisterung. Sein Debüt »Julie weiß, wo die Liebe wohnt« war 2013 das erfolgreichste Taschenbuch in Frankreich, und sein Roman »Monsieur Blake und der Zauber der Liebe« wurde mit John Malkovich und Fanny Ardant in den Hauptrollen verfilmt.