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Mit Holz, Herz und Hand

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.11.2016
Selbstbestimmtes Leben im Rhythmus der Natur
Franz Josef Keilhofer ist ein echtes Original: Er lebt und arbeitet im Einklang mit der Natur, ist ein Junge aus dem Berchtesgadener Land und wohnt im Bauernhaus der Familie aus dem Jahr 1710 am Fuße des Watzmanns. Keilhofer ist Holzhandwerker - das vor allem. Hier erzählt er von seiner besonderen Beziehung zum Werkstoff Holz und davon, was die Natur uns lehrt. Er nimmt uns mit in nebelschweres Unterholz, erzählt, warum man die gefällte Eiche in der Erde lagert, dass die Eibe auf der Werkbank den Geruch von dunkler Schokolade verströmt und weshalb jedes einzelne Holzstück immer seine ganz eigene Art der Bearbeitung verlangt. Franz Josef Keilhofers Welt scheint nur aus Bäumen und Hölzern zu bestehen und doch lehrt sie das ganze Dasein. Ein Buch vom Auffinden des richtigen Baumes und vom Erkennen des richtigen Lebens - vom Handwerk des Lebens.

Franz Josef Keilhofer, 28, ist ein Naturbursche aus dem Berchtesgadener Land und arbeitet als Drechsler mit dem - seiner Meinung nach - schönsten Material überhaupt: Holz. Berühmt wurde er nicht nur wegen seiner handwerklichen Unikate, sondern auch als Botschafter der Kampagne des Bayerischen Tourismusverbands im Jahr 2015 - zahlreiche Presseartikel und Fernsehberichte über den markanten Bartträger sollten folgen. Daneben gibt Keilhofer Seminare zur Drechselarbeit und schreibt für Fachzeitschriften.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextSelbstbestimmtes Leben im Rhythmus der Natur
Franz Josef Keilhofer ist ein echtes Original: Er lebt und arbeitet im Einklang mit der Natur, ist ein Junge aus dem Berchtesgadener Land und wohnt im Bauernhaus der Familie aus dem Jahr 1710 am Fuße des Watzmanns. Keilhofer ist Holzhandwerker - das vor allem. Hier erzählt er von seiner besonderen Beziehung zum Werkstoff Holz und davon, was die Natur uns lehrt. Er nimmt uns mit in nebelschweres Unterholz, erzählt, warum man die gefällte Eiche in der Erde lagert, dass die Eibe auf der Werkbank den Geruch von dunkler Schokolade verströmt und weshalb jedes einzelne Holzstück immer seine ganz eigene Art der Bearbeitung verlangt. Franz Josef Keilhofers Welt scheint nur aus Bäumen und Hölzern zu bestehen und doch lehrt sie das ganze Dasein. Ein Buch vom Auffinden des richtigen Baumes und vom Erkennen des richtigen Lebens - vom Handwerk des Lebens.

Franz Josef Keilhofer, 28, ist ein Naturbursche aus dem Berchtesgadener Land und arbeitet als Drechsler mit dem - seiner Meinung nach - schönsten Material überhaupt: Holz. Berühmt wurde er nicht nur wegen seiner handwerklichen Unikate, sondern auch als Botschafter der Kampagne des Bayerischen Tourismusverbands im Jahr 2015 - zahlreiche Presseartikel und Fernsehberichte über den markanten Bartträger sollten folgen. Daneben gibt Keilhofer Seminare zur Drechselarbeit und schreibt für Fachzeitschriften.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641184551
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum14.11.2016
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse10137 Kbytes
Illustrationenmit Farbbildteil
Artikel-Nr.1941898
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2  Im Bergwald

Rot und Beige, Gelb und Ocker, Braun und Dunkelgrün, das alles hinter einem feinen Schleier aus milchig-weißen Schwaden. Von den Blättern der Laubbäume tropft das Nass aus den Wolken. Es kann sich nicht entscheiden: Ist es noch Nebel oder schon Sprühregen? Ein farbiger Oktobertag im Bergwald. Keine Wanderer, keine Mountainbiker sind heute unterwegs. Es könnte ein paar Grad wärmer sein, aber das gehört zum Herbstgefühl dazu, dass es schon mal kalt wird. Nur so stimmt die Harmonie. In die Hitze des Hochsommers würden diese Farben nicht passen.

Es riecht ganz besonders - nach Pilzen, nach Tannennadeln, nach Moos und nach feuchter Erde, nach reifen Früchten und morschem Holz. Der Weg geht hoch hinter dem Gattermannlehen, unserem Hof gegenüber dem Watzmann. Der knirschende Kies führt an einem denkmalgeschützten Hof vorbei, der Hofhund begrüßt uns. An der nächsten Biegung auf einem Reisighaufen tanzen ein paar Zaunkönige. Winzig kleine Vögel sind das, die meist zu viert oder zu fünft wie kleine Mäuse durchs Unterholz huschen. Obwohl keine gefährdete Art, sind sie doch sehr selten zu sehen. Ihr knatterndes Gezwitscher klingt, als würden sie immer über irgendwas schimpfen. Das passt so gar nicht zu ihrer zierlichen Erscheinung. Ich weiß, dass mich diese Beobachtung heute noch einige Male lächeln lassen wird. So ist das jedes Mal, wenn ich irgendein seltenes Tier, einen besonderen Baum oder eines der vielen kleinen oder großen Wunder der Natur sehe.

Wir steigen weiter in den Dunst. Am Wegesrand hat der Nachbarsbauer Holz gelagert. Dunkel, fast schwarz ist es, als würde es da schon seit Jahren liegen. Aber es sind nur einige Monate vergangen, seit die Stämme der Motorsäge zum Opfer gefallen sind. Im Frühjahr hat die Gemeinde entschieden, kein Risiko mehr einzugehen, und alle irgendwie verdächtigen Bäume umgeschnitten. Es hatte zuvor ein paar Stürme gegeben und einen Unfall mit einem umgestürzten Baum. Da hat die Gemeinde reagiert.

Die besten Stämme habe ich mir damals gleich gesichert und gekauft, sie sind schon zu Rohlingen für Schalen verarbeitet. Hier am Weg erkennt man an der Rinde und an der Maserung, dass es Eschen und Buchen sind. Nicht alle sind ausgehöhlt, morsch und erkennbar krank, aber alle sind tropfnass.

Auch wenn es im Überfluss da zu sein scheint: Wasser ist kostbar im Bergwald. Man hört es, man sieht es, man schmeckt es. Es ist allgegenwärtig. Selbst das Wasser aus den Leitungen daheim kommt aus unserem Wald. Wir verlassen uns darauf, dass es absolut sauber ist. Nichts und niemand kann unter normalen Umständen unser Wasser verschmutzen. Die Höhe und die Lage bilden einen natürlichen Schutzraum. Selbst die Kühe kommen nicht mehr ins Einzugsgebiet, und wenn das einzelne Reh mal reinpieselt, fällt das nicht weiter ins Gewicht.

Es knirscht unter den Fußsohlen, scharfkantige Steine, Splitter von rot-weißem Marmor, der nur im Regennass seine Farben spielen lässt. Die meisten Steine sind schlicht hell vom Kalk. Kalkhaltig ist auch das Wasser - kalkhaltig und sehr hart. Nichts für empfindliche Wasch- und andere Maschinen, aber für mich ist es das beste Wasser der Welt.

Das Wasser ernährt alles. Große Bäume und kleine Flechten, alltägliche Fichten und seltene Pflänzchen. Der Spaziergänger mag nur ein paar gewöhnliche Blättchen sehen, tatsächlich sind es Alpenveilchen, die im März wunderbar blühen und die Wegränder zieren. Die Matten und die Moose unter den Bäumen sind voll von schlafenden Schönheiten. Ostergras sagen wir zu dem weichen sternförmigen Moos, weil wir daraus früher Osternester gebastelt haben. Zur Schneeschmelze blühen hier überall Schneerosen, im Moment kann man sie nur an ihren typischen Blättern erkennen. Neben einem morschen Baumstamm wachsen einige Flaschenbovisten, Verwandte des Champignons. Als Kinder sind wir im Herbst immer auf sie getreten, sie sind dann aufgeplatzt, und ihre olivgrünen Sporen haben sich verteilt. Okay, ich geb´s zu, ich mache das auch heute noch!

Für solche Details interessiere ich mich, schon immer. Hab ich einmal den Namen einer Pflanze, eines Vogels, eines Holzes gehört, dann merke ich ihn mir. Es ist ein Geschenk, wenn man die Bäume, die Blätter, die Nadeln, die Farne und Moose lesen kann. Für andere bin ich wohl ein Großmeister im Sammeln von unnützem Wissen, ich bin jedoch dankbar für diese Gabe, auch wenn ich im Gegenzug zwanzig Jahre brauchte, um mir merken zu können, dass man Name nicht mit »h« schreibt.

Es gibt ein Stück in unserem Wald, das unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht vom Areal außen herum. Aber da ist kein Baum älter als dreißig Jahre. Bis dahin standen hier die Fichten, aus denen der Urgroßvater und der Großvater unseren Dachstuhl gezimmert haben. Sie haben das Holz geschlagen, mit Pferden und später mit dem Bulldog runtertransportiert. Eine unglaublich mühevolle Arbeit. Geholfen hat ihnen meine Oma, die hat dabei schwerer gearbeitet als heute mancher Mann.

Danach wurde wieder aufgeforstet, und heute erkennt nur der Fachmann, dass hier abgesehen von zwei riesigen Kiefern nur Junghölzer stehen. Fichten, Tannen und etwas Gestrüpp. Kiefern, vor allem so hochgewachsene, sieht man bei uns nicht oft, aber es gibt immer wieder Charaktere, die sich durchsetzen. Das ist im Wald wie in der Gesellschaft. Man sieht auch hier: Nicht jeder muss sich durchsetzen oder groß machen, um existieren zu können. Manchen genügt eine Nische oder ein kleines Plätzchen, um gedeihen zu können.

Es gibt kein Anfang und kein Ende im Wald. Die Menschen, die mit ihm zu tun haben, die wissen und spüren das.

Der Wald tut mir immer gut. Früher schon, als es mir schlecht ging. Vor allem aber jetzt, wo es so positiv läuft für mich, mit dem Drechseln, mit der Bekanntheit. Wo so viele anerkennend nicken und doch sagen: Pass auf, dass du nicht abhebst!

Daran musste ich neulich denken. Da habe ich dem Vater geholfen beim Zaunreparieren für die Kühe. Und da stand ich - in meiner Jogginghose, mit Kuhdreck an den Schuhen - und dachte mir: Wo ist sie jetzt, die Gefahr, dass ich abhebe?

Auf dem Boden bleiben, das ist unheimlich wichtig. Vor allem in einer Zeit, in der die Entfremdung der Menschen in ihrer Arbeit, aber auch von ihren Lebensgrundlagen so stark ist. Wenn die Leute Schweinsbraten essen und das nicht mehr mit dem Tod eines Tiers in Verbindung bringen, dann kann etwas nicht stimmen. Wenn man Fleisch isst, dann ist das für mich in Ordnung. Aber niemand sollte vergessen: Dafür ist ein Tier gestorben, und das hat jemand getötet.

Bodenständig ist heute ein seltsamer Begriff. Aber der Boden gibt Kraft. Ich meine das gar nicht esoterisch. Erdverbundenheit ist ja nicht nur der Kontakt mit dem Untergrund, es ist ein ganzheitliches Leben, eine ungefilterte Kommunikation mit der Umwelt. Bodenständigkeit umfasst auch die Motivation, die so ein Leben gibt.

Wenn ich an meine Vorfahren denke, was die gearbeitet haben - bis ins hohe Alter, ich hätte das nicht gekonnt. Aber die wurden nie gefragt, ob sie jetzt in den Stall hinaus wollten, wenn das Kalb auf die Welt kam; ob sie den Weidezaun reparieren wollten, weil die Kühe sonst abhauen würden; ob sie den Baum fällen wollten, weil er vom Borkenkäfer befallen war. Es gab einfach keine Frage. Sie mussten es tun, es war wirklich alternativlos. Heute in der modernen Welt haben wir scheinbar unendlich viele Freiheiten und Wahlmöglichkeiten. Aber man muss seine Wahl auch treffen und mit seiner Entscheidung leben. Das ist gar nicht so einfach, und viele scheitern daran.

Je mehr ich zur Ursprünglichkeit zurückgehe, desto mehr Kraftquellen finde ich. Hier oben im Wald gelingt mir das besonders gut.

Mein Vater hat bis vor Kurzem felsenfest vorgehabt, die Landwirtschaft endgültig aufzugeben. Aber jetzt, wo´s so weit wäre, macht er plötzlich einen Rückzieher. Er kann sich nicht trennen - nicht von seinen fünf Kühen, nicht von der Arbeit. Es gibt immer noch was zu tun.

Ich kann den Vater verstehen. Es ist schwer loszulassen. Und ich verstehe ihn, weil ich merke, wie ich selbst reinwachse in diese Art zu leben.

Nicht dass der Hof eine echte Alternative zum Drechseln wäre. Bäuerliche Landwirtschaft ist eine Lebenseinstellung im 21. Jahrhundert, kein Businessmodell. Ein paar Kühe, ein Fleckchen Weide, sieben Hektar Wald, das lohnt sich schon lange nicht mehr. Den Lebensstil muss man sich leisten können - und wollen. Wenn man dann noch ein denkmalgeschütztes Bauernhaus hat, sollte man auch noch mit den Experten vom Denkmalschutz klarkommen. Keine ganz einfache Sache. Aber ich hoffe, dass ich in ein paar Jahren dieselbe Begeisterung habe wie mein Vater. Ich merke: Sie wächst.

Die Natur ist stark, und sie holt sich ihr Recht. Andererseits nehmen sich die Menschen seit Jahrtausenden das Recht, in die Natur einzugreifen. Es ist naiv, das aus Prinzip zu verurteilen.

Ein Beispiel: Die Almwiesen mit ihren Bergblumen, die wir so gerne sehen, die sogar die Milchtüten und die Werbung zieren, die gäbe es gar nicht ohne die Eingriffe der Bauern.

Irgendjemand hat diese Flächen vom Wald befreit. Ohne das Tun der Menschen hätten wir halt Wald hier oben und sonst gar nichts. Klar, wir sehen es beinahe täglich in den Nachrichten. Regenwaldabholzung, Versteppung, Zerstörung von Lebensräumen. Das ist unerträglich, auch für mich. Aber es gibt eine Koexistenz, von der beide profitieren. Es gibt einen Mittelweg. Den zu finden fällt heute vielen schwer. Es regieren die Extreme. Zwischen falsch verstandenem Naturschutz und absoluter Profitgier bleibt der gesunde Menschenverstand oft...

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Autor

Franz Josef Keilhofer, 28, ist ein Naturbursche aus dem Berchtesgadener Land und arbeitet als Drechsler mit dem - seiner Meinung nach - schönsten Material überhaupt: Holz. Berühmt wurde er nicht nur wegen seiner handwerklichen Unikate, sondern auch als Botschafter der Kampagne des Bayerischen Tourismusverbands im Jahr 2015 - zahlreiche Presseartikel und Fernsehberichte über den markanten Bartträger sollten folgen. Daneben gibt Keilhofer Seminare zur Drechselarbeit und schreibt für Fachzeitschriften.
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