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Elchtest für das Weihnachtsfest

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am03.10.2016
Weihnachtsurlaub in Norwegen, und es könnte alles so schön sein: wilde Schneeballschlachten bis zum Umfallen, gemütlich faulenzen vor dem knisternden Kaminfeuer und in der Vorratskammer traditionellen Reisbrei aufstellen für die Wichtelmänner ... Doch die Zwillinge Anna und Bella haben alle Hände voll zu tun, den wackeligen Familienfrieden zu wahren, die schwerverliebte Tante samt Cousine im Zaum zu halten und ihren elchbegeisterten Vater auf der Pirsch vor Pannen zu bewahren. Na dann, frohes Fest!

Annette Herzog wurde 1960 bei Potsdam geboren. Sie studierte Englisch und Dänisch und war lange als Übersetzerin tätig. Seit 2000 ist sie hauptberuflich Autorin von dänisch- und deutschsprachigen Kinderbüchern und Radiohörspielen. Sie lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen.
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Produkt

KlappentextWeihnachtsurlaub in Norwegen, und es könnte alles so schön sein: wilde Schneeballschlachten bis zum Umfallen, gemütlich faulenzen vor dem knisternden Kaminfeuer und in der Vorratskammer traditionellen Reisbrei aufstellen für die Wichtelmänner ... Doch die Zwillinge Anna und Bella haben alle Hände voll zu tun, den wackeligen Familienfrieden zu wahren, die schwerverliebte Tante samt Cousine im Zaum zu halten und ihren elchbegeisterten Vater auf der Pirsch vor Pannen zu bewahren. Na dann, frohes Fest!

Annette Herzog wurde 1960 bei Potsdam geboren. Sie studierte Englisch und Dänisch und war lange als Übersetzerin tätig. Seit 2000 ist sie hauptberuflich Autorin von dänisch- und deutschsprachigen Kinderbüchern und Radiohörspielen. Sie lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641193775
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum03.10.2016
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7338 Kbytes
IllustrationenMit s/w Illustrationen
Artikel-Nr.1941994
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


»Hast du eigentlich deine Schuhe geputzt?«

Anna klappt ihr Buch zu. Ihre Zwillingsschwester Bella, die im Doppelstockbett über ihr liegt, hat schon vor einer ganzen Weile das Licht ausgemacht. Es ist der fünfte Dezember, der Abend vor Nikolaus, und eigentlich hatte Anna sich vorgenommen, ihre Schwester nicht daran zu erinnern. Sie wollte einfach mal sehen, was passiert, wenn sie es nicht tut. Ob Bella es tatsächlich vergisst, und ob ihre Stiefel in diesem Fall wirklich leer bleiben, so wie Papa es immer behauptet. Aber nun tut es ihr auf einmal doch leid. Außerdem hat sie Angst, dass Bella am Ende ihre Süßigkeiten klaut, wenn sie selbst keine bekommt.

»Und warum sagst du das erst jetzt? Das war mit Absicht, gib´s zu!« Bella klettert die Leiter hinunter und schießt wie der weiße Blitz in den Flur.

Typisch. Bella hat zwar einen großen Mund, aber das Wort Danke kommt selten daraus hervor. Aber macht nichts, Anna hat sich daran gewöhnt. Genauso wie sie sich daran gewöhnt hat, im Prenzlauer Berg in Berlin zu wohnen, fünf Tage in der Woche früh um sieben Uhr aufzustehen, um zur Schule zu gehen, spätestens um neun das Licht ausmachen zu müssen, eine Brille zu tragen und keinen Hund haben zu dürfen. Manche Dinge sind halt so, wie sie sind, obwohl sie natürlich auch anders sein könnten.

Das heißt nicht, dass Anna nicht manchmal davon träumt, dass einiges anders sein könnte. Wie oft hat sie sich beispielsweise gewünscht, dass sie und Bella nicht zweieiige, sondern eineiige Zwillinge wären. Dann wäre Bella nicht so laut und nervig, sondern genauso wie sie. Dann könnten sie beste Freundinnen sein und sich alle Geheimnisse erzählen. Sie könnten viel mehr zusammen unternehmen. Sie könnten ihre Namen tauschen, alle an der Nase herumführen und sich hinterher schief- und krummlachen. Sie würden sich nicht ständig in die Haare geraten, und Mama und Papa bräuchten nicht immerzu meckern.

Anna schließt die Augen, sie will gern schlafen. Wo bleibt Bella so lange? Putzt sie die Schuhe der ganzen Familie? Das sieht ihr eigentlich nicht ähnlich ...

Und als sie endlich wieder auftaucht, führt sie sich seltsam auf. Sie kommt auf Zehenspitzen angeschlichen, zieht leise die Tür hinter sich zu und kriecht zu Anna unter die Decke. Sie hat eiskalte Füße.

»Mach mal ein bisschen Platz«, fordert sie.

»Was ist denn los? Hast du ein Gespenst gesehen?«

»Schön wär´s.« Bella schüttelt ihre dicken roten Drahtbürstenlocken. »Mama und Papa wollen sich scheiden lassen!«, stößt sie hervor.

»Quatsch«, sagt Anna. »Du spinnst.«

Natürlich spinnt sie. Bella ist die geborene Dramaqueen, der man nie etwas glauben darf. Man muss mindestens fünfzig Prozent von allem abziehen, was sie erzählt, denn Bella übertreibt immer. Diesmal glaubt Anna ihr kein einziges Wort, auch nicht nach Abzug von hundert Prozent.

Aber Bella ist sich ganz sicher. »Doch!«, beharrt sie. »Ich stand doch vor der Wohnzimmertür und hab jedes Wort gehört.«

»Dann sag mal ganz genau, was sie gesagt haben. Ohne zu übertreiben.«

»Na dass sie sich trennen wollen! Du sollst zu Papa ziehen und ich zu Mama.«

»Wie? Sie sind schon dabei, uns aufzuteilen?«

»Na ja!«, schnieft Bella. »Das sag ich ja.«

Durch Annas Kopf wirbeln hundert Gedanken auf einmal, wie Flocken in einer Schneekugel. Scheidung? Das kann nicht wahr sein. Klar streiten sich Mama und Papa hin und wieder, aber kommt das nicht in jeder Familie vor? Auch Bella und sie streiten sich, reichlich sogar. Sie kloppen sich sogar und ziehen sich an den Haaren, und nicht selten tragen sie Kratzer und Beulen davon.

Trotzdem. Anna war sich immer sicher, dass Scheidung nur in anderen Familien vorkommt, aber doch nie im Leben bei ihnen!

»Du hast dich bestimmt verhört«, sagt sie. »Vielleicht haben sie einen Film gesehen, und du hast die Stimmen verwechselt.«

»Glaubst du, ich bin total bescheuert?«, faucht Bella. »Mama hat geweint! Papa hat gesagt, dass es ihm sehr leidtut, aber dass es sicher das Beste ist. Dann haben sie über eine neue Wohnung geredet, die eigentlich zu groß und ziemlich teuer ist. Bestimmt hat Mama kein Geld, wenn sie auseinanderziehen. Sie verdient ja nicht so viel wie Papa. Zum Schluss haben sie sich noch darauf geeinigt, dass Papa sich um dich kümmern soll und sie sich um mich.«

»Aber warum denn? Haben sie das auch gesagt?«

Bella schüttelt den Kopf.

»Und du bist wirklich ganz sicher?«

Anna liegt stumm da und weiß nicht, was schlimmer ist. Dass sich ihre Eltern trennen oder dass Mama sie so einfach abgeben will. Zieht sie Bella vor? Anna hat immer geglaubt, sie sei ihr heimlicher Liebling. Schließlich ist sie besser in der Schule als Bella und macht längst nicht so viel Dreck und Lärm.

Sie muss sich vorstellen, wie es sein würde, allein mit Papa zu leben. Ihr ist nach Weinen zumute. Nicht, weil sie ihn nicht mag, aber allein mit ihm? Ja, sie streitet sich oft mit Bella, aber deshalb will sie doch nicht ohne sie sein!

»Du machst dich viel zu breit«, sagt sie und schiebt Bella ein Stück von sich weg.

Nun bereut sie doch, dass sie ihre Schwester an das Schuheputzen erinnert hat. Es wäre besser gewesen, gar nichts zu wissen. Wie soll sie nun schlafen können?

Bella liegt mit offenen Augen neben ihrer Schwester und kann hören, dass auch Anna nicht schläft. Vielleicht hätte sie ihr nicht alles erzählen sollen. Dass Mama lieber Bella haben will, zum Beispiel. Sie hat sofort gemerkt, wie traurig Anna wurde. Bella versteht das. Sie sind ja fast rund um die Uhr zusammen und kennen sich gut, auch wenn sie sehr verschieden sind. Sie selbst ist auch enttäuscht darüber, dass Papa sie so einfach gehen lassen will. Sie dachte bisher immer, dass sie es sei, die Papa vorzog - wenn er jemanden vorzog.

Draußen fährt summend die Straßenbahn vorbei. Kurz darauf streiten sich zwei Betrunkene.

»Das wird ein beschissenes Weihnachten«, sagt Bella. »Unser letztes zusammen.«

Anna fährt auf. »Glaubst du wirklich?«

»Na klar. Hast du vergessen, was Jennifer und Isabel immer erzählen? Wie sie sich jedes Jahr zu Weihnachten zerreißen müssen? Erst sind sie bei dem einen, dann bei dem anderen, dann müssen sie das eine Paar Großeltern besuchen, dann das andere ... Und bei Jennifer sind sogar die Großeltern geschieden und wollen Weihnachten nicht zusammen sein. Das wird dann bei uns genauso. Wenn ich zu Weihnachten Papa besuche, bist du bei Mama und umgekehrt. Der einzige Vorteil ist, dass man mehr Geschenke kriegt.«

Erst während sie das so sagt, begreift Bella selbst so richtig, was eine Trennung bedeutet. Nicht nur zu Weihnachten wird es so sein, sondern immer. Sie wird nie mehr richtig mit Anna zusammen sein. Vielleicht mit Ausnahme der Ferien.

»Du übertreibst«, sagt Anna. »Du übertreibst immer!«

»Gar nicht. Bei uns wird es sogar noch viel schlimmer, denn Mama will bestimmt nicht in Berlin wohnen bleiben. Du weißt genau, dass sie Großstädte hasst.«

»Meinst du, sie will wegziehen?«, fragt Anna fassungslos.

»Was denn sonst? Sie redet doch ständig davon, wie schön es wäre, auf dem Land zu wohnen.«

»Aber sie hat ihre Arbeit hier«, wendet Anna ein.

»Als Lehrerin kann man überall arbeiten. Das hat sie selbst oft genug gesagt.«

Einen Augenblick lang weiß Anna nichts zu erwidern, bis ihr etwas noch Schlimmeres einfällt: »Aber dann gehen wir ja nicht mal mehr in dieselbe Schule!«

»Sag ich ja.«

Anna lässt sich neben Bella auf ihr Kopfkissen zurückfallen. Mit weinerlicher Stimme sagt sie: »Aber Papa hat Mama doch gerade erst eine Espressomaschine zum Geburtstag gekauft.«

»Alles Tarnung«, sagt Bella.

»Glaubst du? Erst eine teure Espressomaschine und zwei Monate später Scheidung? So eine Verlogenheit!«

Bella nickt. Anna hat recht. Ihre Eltern sind ein verlogenes Pack.

»Dieses Weihnachtsfest versauen wir ihnen«, beschließt sie. »Von mir bekommen sie jedenfalls kein Geschenk.«

»Von mir auch nicht«, sagt Anna trotzig und fügt hinzu: »Das ist aber nicht genug.«

»Nein. Das habe ich auch gerade gedacht. Wir müssen uns noch etwas Besseres einfallen lassen. Etwas richtig schön Gemeines.«

»Wir brennen den Weihnachtsbaum ab«, schlägt Anna vor.

»Wir stopfen Brennnesseln in ihre Weihnachtsgans.«

»Oder wir schenken Papa einen Hund. Papa hasst Hunde.«

Bella kichert. »Einen, der schön oft kackt.«

Im selben Augenblick geht die Tür auf. Papa ist schon im Schlafanzug.

Hat er gelauscht?

»Sagt mal, wisst ihr nicht, wie spät es ist? Ihr müsst morgen in die Schule«, meckert er.

Bella beißt sich auf die Unterlippe. So sieht also der Mann aus, der Mama zum Heulen bringt und ihre Familie in die Luft sprengen will. Er traut sich sogar noch, in ihr Zimmer zu kommen. Wegen so einem dünnen Mann in so einem blöden gestreiften Schlafanzug würde Bella jedenfalls keine Träne vergießen!

»Es ist ja nicht unsere Schuld, wenn ihr euch so laut im Wohnzimmer streitet, dass man nicht schlafen kann«, entgegnet sie. Hoffentlich fühlt er sich wenigstens ertappt!

Papa verschlägt es tatsächlich einen Moment lang die Sprache. Er steht...

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Annette Herzog wurde 1960 bei Potsdam geboren. Sie studierte Englisch und Dänisch und war lange als Übersetzerin tätig. Seit 2000 ist sie hauptberuflich Autorin von dänisch- und deutschsprachigen Kinderbüchern und Radiohörspielen. Sie lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen.