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Unsere schönste Trennung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
207 Seiten
Deutsch
Beck C. H.erschienen am27.05.20161. Auflage
Im Grunde ist nichts skurriler und beglückender zugleich als die Annäherung zwischen Verliebten. Zum Beispiel zwischen Fritz, der, charmant, aber ungeschickt, sein Leben nur mithilfe von Büchern bewältigt, und der charakterstarken Alice, einer zielstrebigen, zukünftigen Deutschlehrerin und Tochter aus gutem Hause. Ihre Liebe funktioniert über Wörter, sie finden und verfehlen sich durch die Sprache und durch den Irrwitz der absurdesten Situationen. Da wäre zum Beispiel das Essen bei ihrer Familie, das völlig aus dem Ruder läuft, nachdem sich der konservative Vater in wüsten Beschimpfungen auf Obdachlose, Aidskranke und Drogensüchtige ergeht und Fritz bei der unvermeidlichen Frage nach der ersten Begegnung der Liebenden bemerkt, er hätte Alice in einem Swingerclub kennengelernt. Sie lieben sich sehr, aber jedes Mal, wenn sie kurz davor sind, für immer zusammenzuleben, sind sie gezwungen, sich zu trennen. Sie machen Schluss. Bis sie sich wiederfinden. Sie knüpfen da an, wo sie schon mal waren. Sie schaffen es bis zur Hochzeit, aber dann lässt sie ein übler Schicksalsschlag aufgeben. Für immer. Aber nein, zehn Jahre später ...
"Unsere schönste Trennung" bringt einen mit typisch Foenkinos'scher Leichtigkeit zum Lachen und rührt zu Tränen. Man amüsiert sich über das, was einem das Herz zusammenschnürt. Dem Autor ist ein skurriles und unglaublich phantasievolles Buch gelungen, voller verschrobener Perspektiven, das seine Referenz an Woody Allen, Alfred Jarry und Albert Cohen nicht versteckt.



Über den Autor

David Foenkinos, 1974 geboren, Schriftsteller und Drehbuchautor, studierte Literaturwissenschaften an der Sorbonne und Jazz am CIM. Seine Bücher sind weltweit in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und wurden für alle wichtigen französischen Literaturpreise nominiert, für den Prix Fémina, den Prix Médicis, den Prix Renaudot und den Prix Goncourt. Für "Das erotische Potential meiner Frau" erhielt er den Prix Roger Nimier. Bei C.H.Beck erschienen die Romane "Das erotische Potential meiner Frau" (2005), "Größter anzunehmender Glücksfall" (2006), "Unsere schönste Trennung" (2010), "Nathalie küsst" (2011), der mit Audrey Tautou in der Hauptrolle verfilmt wurde, "Souvenirs" (2012), "Zum Glück Pauline" (2013) und "Zurück auf Los" (2014).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR17,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextIm Grunde ist nichts skurriler und beglückender zugleich als die Annäherung zwischen Verliebten. Zum Beispiel zwischen Fritz, der, charmant, aber ungeschickt, sein Leben nur mithilfe von Büchern bewältigt, und der charakterstarken Alice, einer zielstrebigen, zukünftigen Deutschlehrerin und Tochter aus gutem Hause. Ihre Liebe funktioniert über Wörter, sie finden und verfehlen sich durch die Sprache und durch den Irrwitz der absurdesten Situationen. Da wäre zum Beispiel das Essen bei ihrer Familie, das völlig aus dem Ruder läuft, nachdem sich der konservative Vater in wüsten Beschimpfungen auf Obdachlose, Aidskranke und Drogensüchtige ergeht und Fritz bei der unvermeidlichen Frage nach der ersten Begegnung der Liebenden bemerkt, er hätte Alice in einem Swingerclub kennengelernt. Sie lieben sich sehr, aber jedes Mal, wenn sie kurz davor sind, für immer zusammenzuleben, sind sie gezwungen, sich zu trennen. Sie machen Schluss. Bis sie sich wiederfinden. Sie knüpfen da an, wo sie schon mal waren. Sie schaffen es bis zur Hochzeit, aber dann lässt sie ein übler Schicksalsschlag aufgeben. Für immer. Aber nein, zehn Jahre später ...
"Unsere schönste Trennung" bringt einen mit typisch Foenkinos'scher Leichtigkeit zum Lachen und rührt zu Tränen. Man amüsiert sich über das, was einem das Herz zusammenschnürt. Dem Autor ist ein skurriles und unglaublich phantasievolles Buch gelungen, voller verschrobener Perspektiven, das seine Referenz an Woody Allen, Alfred Jarry und Albert Cohen nicht versteckt.



Über den Autor

David Foenkinos, 1974 geboren, Schriftsteller und Drehbuchautor, studierte Literaturwissenschaften an der Sorbonne und Jazz am CIM. Seine Bücher sind weltweit in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und wurden für alle wichtigen französischen Literaturpreise nominiert, für den Prix Fémina, den Prix Médicis, den Prix Renaudot und den Prix Goncourt. Für "Das erotische Potential meiner Frau" erhielt er den Prix Roger Nimier. Bei C.H.Beck erschienen die Romane "Das erotische Potential meiner Frau" (2005), "Größter anzunehmender Glücksfall" (2006), "Unsere schönste Trennung" (2010), "Nathalie küsst" (2011), der mit Audrey Tautou in der Hauptrolle verfilmt wurde, "Souvenirs" (2012), "Zum Glück Pauline" (2013) und "Zurück auf Los" (2014).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406627064
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum27.05.2016
Auflage1. Auflage
Seiten207 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1951218
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
ERSTER TEIL

 
I

Mein Eindruck ist, die Augen des Todes lauern auf mich an jeder Ecke. All meine Bewegungen werden von einer höheren Macht ergründet, einer Macht, die mich meiner zukünftig verwesten Bestimmung zuführt. So liegen die Dinge seit meiner frühesten Kindheit. Ich lebe, und ich denke ständig daran, eines Tages nicht mehr zu leben. Das hat viele erfreuliche Auswirkungen, vor allem, daß man jeden erlebten Augenblick auskostet. Ich bin imstande, den lausigsten Situationen etwas ein klein wenig Sympathisches abzugewinnen. Wenn ich zum Beispiel in der Métro schweißgebadet erdrückt werde, kann ich mir jederzeit sagen: «Welch ein Glück es doch ist, am Leben zu sein.» In meinen Liebesbeziehungen verhält es sich genauso. Ich sehe mir bei der Liebe zu und betrachte es als meine Pflicht, das Gefühl des pochenden Herzens nicht zu vergeuden. Wenn ich neben einer Frau erwache, mustere ich ihr Ohr und bemühe mich, mir die Besonderheiten dieser Pracht ins Gedächtnis zu schreiben. Denn ich weiß, eines Tages werde ich dem Tod reglos gegenüberliegen, allein mit der Erinnerung an die gewesene Sinnlichkeit.

 
II

Auf der Welt leben drei Milliarden Frauen. Ich frage mich also mit Recht: Warum gerade Alice? Besonders an den Tagen, an denen wir uns in den Haaren liegen. Warum gerade sie, bei all den Chinesinnen und Russinnen? Warum ist gerade sie, die mich in Wallung bringt und zur Verzweiflung treibt, in mein Leben getreten? Ich sage mir, es gäbe bestimmt eine Australierin, mit der ich sehr glücklich werden würde. Süße und liebevolle Australierinnen, die müssen zwangsläufig existieren (am besten wäre eine in der Schweiz geborene Australierin). Aber es hätte Nachteile: Welch schauderhafter Gedanke, einen geschlagenen Tag im Flugzeug zu verbringen, um die Schwiegereltern zu besuchen. Ich hasse Flugreisen; die könnte ich im äußersten Fall überstehen, wenn man im Himmel Schienen legen würde. Letztendlich bin ich, glaube ich, glücklich:

«Alice, mir hätte etwas viel Schlimmeres als du zustoßen können.»

«Du ermüdest mich, Fritz[1]. Du ermüdest mich wirklich.»

«Na dann, gute Nacht.»

Dieser Wortwechsel ist mir in Erinnerung geblieben. Ich erinnere mich auch, wie ich mich neben Alice legte. In der Stille jener Nacht schienen wir so glücklich. Wir waren damals wohl kaum über zwanzig. Um meinen Oberkörper zu stählen, bemühte ich mich, Sport zu treiben und gleichzeitig die gesammelten Werke von Schopenhauer zu lesen, um mir eine gründliche Vorstellung vom Wesen der Bitterkeit zu machen. Diese Mixtur verlieh mir eine gewisse Eleganz, wie mir mehrere erkaufte Ansichten versicherten. Womöglich konnte ich ein modernes Heldenleben ins Auge fassen. Allein meine Schlaflosigkeit stand diesem potentiellen Heldendasein entgegen: Wer nicht seinen täglichen Acht-Stunden-Schlaf abbekommt, kann nicht die Menschheit retten. Helden schlafen gut, selbst wenn ein Auge offen bleibt. Sie walten über die Nacht, während ich die Schäfchen dieser Welt zähle; nicht eines von denen ist mir je auf den Kopf gesprungen. Es müßte einmal einem ein Sprung mißlingen. Denn wer von einem Haufen aus Wolle niedergestreckt wird, schläft garantiert gleich ein. Mit den Jahren habe ich gelernt, mein Leid geduldig zu ertragen. Ich stehe nachts auf und lese stundenlang. Bis zum Morgengrauen finde ich oft Zuflucht bei den Wörtern, und manchmal, am Übergang zum Halbschlaf, mischen sich die Buchstaben unter meine Träume.

Alice schlüpfte immer zu schnell in ihre Kleider. Ich flehte sie systematisch an, sie möge mir mehr Zeit geben, ihren heißen Slip zu betrachten.

«Ich komm aber zu spät!» schrie sie.

Man sollte den Frauen das Schreien verbieten. Vor allem am Morgen, wenn ich noch mit der Hoffnung auf einen erotischen Traum ringe. Als erstes müßte ich den Wecker früher stellen, dachte ich. Ich war voll und ganz damit einverstanden, die Minuten, die ich zur Bewunderung der Schenkel meiner Braut benötigte, von meinem Schlaf abzuzwacken. Sie ließ mich allein im Bett zurück, wo ich hin und wieder glücklich einige Haare von ihr fand, untrügliche Indizien dafür, daß sie an der Stelle vorbeigekommen war. Auf die Spuren, die sie hinterließ, sprach ich sie eines Tages an. Sie entgegnete mir:

«Das heißt ja, daß ich eine ziemlich schlechte Geliebte wäre.»

Ich weiß nicht warum, aber das ist just die Sorte von Antwort, bei der mir das Herz aufgeht. In der Logik der Liebe sind wir der Albert Einstein des anderen. Es gibt also noch andere Sätze von Alice, die mich überwältigt haben, die für alle anderen Männer aber ohne Wert sind:

«Mir ist kalt, aber ich schlafe lieber nackt.»

«Eines Tages könnten wir vielleicht ins Kino gehen.»

«Es müßte immer Greyerzer in deinem Kühlschrank sein.»

«Das verbinde ich mit einem Traum von mir, kann mich aber nicht mehr daran erinnern.»

«Ich sollte doch mal am Sonntag in einen Gottesdienst gehen.»

«Tut mir leid, das wollte ich nicht. Liebst du mich noch?»

«Woody Allen macht auch Filme, die nicht komisch sind.»

Und so weiter. Wenn diese Sätze auf Sie nicht wirken, liegt es daran, daß Sie nicht in Alice verliebt sind.

Sie ging, und alsbald schlüpfte auch ich in meine Kleider. Wenn sie die Tür hinter sich zuzog, bedeutete dies, das Tagwerk konnte beginnen. Ich war damals Student, und da ich mich zwischen verschiedenen Disziplinen lange nicht zu entscheiden in der Lage war, hatte ich Kurse auf so unterschiedlichen Gebieten wie Kunstgeschichte und Molekularphysik belegt. Mich interessierten alle Arten von Robert: Musil, Schumann, Bresson oder Zimmermann. Den Leuten um mich herum band ich auf die Nase, daß es sich bei meinen augenscheinlichen Verirrungen um das Resultat einer ausgefuchsten Berufsstrategie handelte. Die Strategie würde ich dann zu gegebener Zeit erläutern. Das war eine meiner Lebenstaktiken: die anderen immer in Sicherheit wiegen und ihnen weismachen, daß mein eigenes Handeln von Vernunft bestimmt ist. War es überhaupt meine Schuld, daß mich alles reizte? Warum mußte ich mich immerzu entscheiden? Das Leben war eine einzige Serie von zu machenden Abstrichen. Es galt, treu zu sein, links zu sein und um 13 Uhr Mittag zu essen. Ich aber wollte eine Geliebte, die rechts wählt, und diese um 15 Uhr zum Mittagessen ausführen.

Vielleicht zog mich genau das zu Alice hin. Vom ersten Augenblick an spürte ich, daß unsere Beziehung abseits der üblichen Pfade verlaufen würde. Das stimmt eigentlich nicht. Das war nicht das erste Gefühl, das ich hatte. Ganz am Anfang stand eine Geste. Mich erinnerte das an Die Unsterblichkeit von Milan Kundera, wo die Heldin des Buchs aus einer Geste erwächst. Alice hätte sich im Werk eines großen tschechischen Romanciers wiederfinden können, doch sie spielte lieber eine Rolle in meinem Leben. Es geschah an einem Samstagabend, wir waren zu einer Party eingeladen. Die Umstände hatten nichts Außergewöhnliches an sich, und oft sind das die besten Voraussetzungen, um dem Außergewöhnlichen zu begegnen. Wir waren versehentlich da, im Gefolge von Freunden von Freunden, und eben diese schöne Verflechtung von Freundschaften führte uns der Liebe zu. Ich meine, der wahren Liebe, die einen in die Kategorie des Lächerlichen katapultiert.

Es dürfte kurz nach drei Uhr morgens gewesen sein. Ich erinnere mich an jede Einzelheit unserer Begegnung, was jedoch die Uhrzeit angeht, muß ich einen Aussetzer gestehen. Es kommt eine Zeit, wo es keine Zeit mehr gibt. Wir waren auf der Suche nach ein wenig Alkohol und zwängten uns in die Küche. In solchen Fällen findet sich stets ein Spaßvogel, der das Witzmonopol an sich reißt, und mitunter reicht es, wenn er ein bißchen lauter als die anderen spricht. Spannungen in dieser Hierarchie treten auf, wo man auch hinkommt. Ein vergnügtes Grüppchen hatte sich um den Scherzbold herum gebildet, das ihn in seiner Gewißheit bestärkte, unbezahlbar zu sein. In diesem lachenden Kreise sind wir uns also, Alice und ich, begegnet. Wir standen uns gegenüber. Entstelltes Gelächter dröhnte in einer Dunsthülle über unseren Köpfen. Es machte hihihi und hahaha. Als Alice diese erstaunliche Geste ausführte, war ihr Gesicht ganz nah an meinem. Sie hob langsam die Hand, strich sich zärtlich über die Nase und faßte sich dann ans linke Ohr. Alles ging so rasch, als stähle sie ihr eigenes Gesicht. Was sie genau mit ihren Fingern tat, ist schwierig zu beschreiben, doch die Verbindung dieser beiden zarten Regungen formte sich zu einer sehr eindring lichen Geste. Und gleich darauf sah ich, wie sie mich ansah. Sie schien fast beschämt zu sein und lächelte mir zu. Dieses Lächeln war nicht dem lachenden Kreis bestimmt. Es galt allein mir. Indem ich es sofort erwiderte, bildeten wir einen weiteren Kreis, der nur aus uns beiden bestand. Unser lächelnder Kreis stellte eine unabhängige Teilmenge des lachenden Kreises dar, eine Abspaltung unter vier Augen.

Als sich der Spaßvogel erschöpft hatte, zerstreute sich sein Publikum. Nach all dem...
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Autor

Über den Autor

David Foenkinos, 1974 geboren, Schriftsteller und Drehbuchautor, studierte Literaturwissenschaften an der Sorbonne und Jazz am CIM. Seine Bücher sind weltweit in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und wurden für alle wichtigen französischen Literaturpreise nominiert, für den Prix Fémina, den Prix Médicis, den Prix Renaudot und den Prix Goncourt. Für "Das erotische Potential meiner Frau" erhielt er den Prix Roger Nimier. Bei C.H.Beck erschienen die Romane "Das erotische Potential meiner Frau" (2005), "Größter anzunehmender Glücksfall" (2006), "Unsere schönste Trennung" (2010), "Nathalie küsst" (2011), der mit Audrey Tautou in der Hauptrolle verfilmt wurde, "Souvenirs" (2012), "Zum Glück Pauline" (2013) und "Zurück auf Los" (2014).