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Panik auf Hawaii

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
124 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.07.20161. Auflage
Eine Mädchenleiche im Kofferraum eines geparkten Wagens, zwei verhaftete Räuber und ein mit einer halben Million Dollar flüchtiger Buchhalter: Zwischen diesen Vorgängen auf der Hawaii-Insel Oahu scheint kein Zusammenhang zu bestehen. Doch plötzlich verdichten sie sich zu Fakten eines atemraubenden Kriminalfalls, dessen Lösung in einer von Südamerika gegen Honolulu anrollenden Flutwelle unterzugehen droht ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Bruce Cassiday (1920-2005) war ein US-amerikanischer Autor, der vor allem Science-Fiction-, Mystery- und Detektivgeschichten schrieb, aber auch mehrere Sachbücher veröffentlichte.
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Produkt

KlappentextEine Mädchenleiche im Kofferraum eines geparkten Wagens, zwei verhaftete Räuber und ein mit einer halben Million Dollar flüchtiger Buchhalter: Zwischen diesen Vorgängen auf der Hawaii-Insel Oahu scheint kein Zusammenhang zu bestehen. Doch plötzlich verdichten sie sich zu Fakten eines atemraubenden Kriminalfalls, dessen Lösung in einer von Südamerika gegen Honolulu anrollenden Flutwelle unterzugehen droht ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Bruce Cassiday (1920-2005) war ein US-amerikanischer Autor, der vor allem Science-Fiction-, Mystery- und Detektivgeschichten schrieb, aber auch mehrere Sachbücher veröffentlichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105610091
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.07.2016
Auflage1. Auflage
Seiten124 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1987610
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

Hitoshi Yonomuro wurde durch das Läuten aus tiefstem Schlaf gerissen und starrte auf das Telefon neben seinem Bett. Es läutete durchdringend. Er blickte auf seine Frau Blossom, die friedlich neben ihm schlief, warf seufzend die Decke zurück und hob den Hörer ab. »Hier Yonomuro.«

»Toshi?« sagte eine grollende Stimme durch die Leitung.

»Ja, Chef.« Er erkannte die Stimme des stellvertretenden Polizeichefs sofort. Richard Alakai rief nur an, wenn etwas Wichtiges geschehen war - und nie in der Nacht.

»Ich habe eben mit einem Commissioner konferiert, Toshi. Bei Dill & Fox hat man eine Unterschlagung entdeckt. Fast eine halbe Million Dollar!«

Toshi pfiff durch die Zähne. »Eine halbe Million?« Während er diese Information verdaute, überlegte er, mit welchem der fünf Commissioner Alakai gesprochen hatte. Fast alle waren Geschäftsleute mit Verbindungen. Kellermann? Ramsey?Sands?

»Jawohl, eine halbe Million!« sagte Alakai scharf. Toshi sah den Polizeichef im Geist vor sich - großes Bulldoggengesicht, braune Augen, braune Haut, breite, angriffslustige Schultern. Alakai hatte sich hochgedient und war noch genauso engstirnig wie als junger Polizist, wenn es um Gesetz und Ordnung ging. Er war halb Hawaiianer, halb Ire - eine einzigartige Mischung, was Härte und Rücksichtslosigkeit betraf.

»Sie können sich die Einzelheiten von einem Mr. Lonergan erzählen lassen! Ramsey hat angerufen, weil Lonergan der Vetter seiner Frau ist.«

Toshi war Ramsey mal begegnet. Er mochte ihn nicht besonders. »Jawohl, Chef. Aber warum haben Sie mich so früh angerufen?«

»Lonergans Buchprüfer haben ihre Arbeit eben erst abgeschlossen. Dieser Ames ist gestern verschwunden, und ...«

Alakai schwieg ärgerlich. »Es gefällt mir nicht, daß Ramsey mir im Nacken sitzt! Los, fahren Sie hin und schauen Sie sich die Sache selbst an, Toshi!«

»In Ordnung«, sagte Toshi, den der plötzliche Temperamentsausbruch seines Vorgesetzten freute. »Wenn der Täter die Insel verlassen hat, können wir sowieso nichts mehr machen.«

Alakai räusperte sich. »Ich habe eben mit Ihrem Büro gesprochen. Dieser verdammte Egan hat wieder zwei Straßenräuber zusammengeschlagen.«

Toshi sog den Atem ein.

»Sie wissen, wie die Presse reagiert, wenn Egan seine Geschichte erzählt. Das ist schlecht für den Fremdenverkehr! Legen Sie ihm den Maulkorb an! Kein Wort zu den Journalisten! Wir haben schon genug Sorgen mit der Hetzkampagne des Star Bull and Advertiser.«

»Ich setze ihn auf irgend etwas anderes an«, sagte Toshi.

»Ach, übrigens, haben Sie schon an unser Gespräch von letzter Woche gedacht, Toshi? Können Sie mir einen Namen nennen?«

»Nein, tut mir leid.«

»Das hat nicht ewig Zeit«, meinte Alakai forsch. »Machen Sie sich dran, Toshi.«

»Jawohl, Sir!«

»Und noch etwas - es hat in Chile ein Erdbeben gegeben. Erinnern Sie sich, was im Mai 1960 passiert ist? Wir müssen uns auf eine Flutwelle gefaßt machen. Der Alarm ist bereits raus.« Polizeichef Alakai knallte den Hörer auf die Gabel, ehe Toshi antworten konnte.

Hitoshi Yonomuro, Major der Kriminalpolizei, stand auf, drehte die Dusche an und wusch sich gründlich von Kopf bis Fuß. Achtundvierzig seiner einundfünfzig Jahre hatte er hier auf der Insel Oahu verbracht - mit Ausnahme der drei Jahre während des Zweiten Weltkriegs. In der ganzen Zeit hatte er fünf Flutwellenalarme mitgemacht und nur einmal nasse Füße bekommen. Trotzdem wußte er, daß die Inselbewohner vor diesen Seebeben Angst hatten. Wenn es gefährlich wurde, würde seine Kriminalabteilung wahrscheinlich Männer an den Zivilverteidigungsschutz abstellen müssen.

Toshi rasierte sich hastig und betrachtete sich dabei kurz im Spiegel, ohne sich wirklich zu sehen. Er entsprach in vielen Dingen nicht dem typischen Japaner. Er war ein Meter achtzig groß und hatte lange, gerade Beine. Er trug keine Brille und hatte glattes, kurzgeschnittenes schwarzes Haar. Bei Anzio in Italien hatte ihn das Geschoß eines deutschen Heckenschützen in die linke Wange getroffen und ihm das halbe Gesicht aufgerissen. Ein Gesichtschirurg hatte ihm eine künstliche linke Wange verpaßt; das neue Fleisch war nervenlos und theoretisch tot; bei Streß jedoch begann es unwillkürlich zu zucken. Aber auch so war sein Lächeln schief und ließ ihn etwas unheimlich aussehen.

Jetzt kehrten seine Gedanken zu dem Telefongespräch mit Alakai zurück, das ihn doch etwas stutzig machte. Er dachte auch an ihre Unterhaltung in der letzten Woche, bei der Alakai ihn gebeten hatte, einen Stellvertreter für seinen Posten zu benennen. Darum ging es ihm sicher jetzt auch bei dem Anruf von eben.

Toshi war alt genug für den Ruhestand, ebenso Polizeichef Alakai - aber das war etwas anderes. Toshi war nur Leiter der Kriminalabteilung - und wenn er jetzt einen Assistenten benannte, hieße das, den Mann herausstellen, der ihn im Falle einer erzwungenen Pensionierung ersetzen konnte. Toshi hatte nicht die Absicht, sich freiwillig pensionieren zu lassen. Aber wenn er gezwungen wurde - was konnte er tun?

In letzter Zeit hatte die Kriminalpolizei ziemlich unter Druck gestanden - kein Wunder bei der steigenden Zahl von Verbrechen auf den hawaiianischen Inseln. Dabei war es überall auf der Welt dasselbe, was aber die Zeitungen von Honolulu nicht davon abhielt, »ernsthafte Zweifel« an den Fähigkeiten der Polizei anzumelden - besonders was die Arbeit von Major Hitoshi Yonomuros Kriminalabteilung betraf.

Wahrscheinlich lag niemand etwas an Toshis Rücktritt. Aber wenn die fünf Commissioners den richtigen Druck anwendeten ...

Die Sonne war aufgegangen, als Yonomuro rasiert und angezogen in die Küche ging, Kaffee machte und für drei Personen den Frühstückstisch deckte. Die offene Balkontür gab den Blick auf den Pazifischen Ozean frei. Es sah nicht nach Sturmflutwetter aus.

Aber auch nicht nach Unterschlagungswetter, ebensowenig wie nach Straßenräuber-Zusammenschlagwetter. Pensionierungswetter konnte es dagegen schon eher sein, von der zwangsweisen Sorte.

Toshi schob zwei Scheiben Brot in den Toaster und dachte an den Flutalarm. Wahrscheinlich vorzeitige Panikmache. »Unsinn!« sagte er vor sich hin.

»Wie nennst du mich da?« fragte eine Stimme von der Tür her.

Toshi grinste und wandte sich zu seiner Frau Blossom um, die gerade die Kühlschranktür öffnete und einen Milchkarton herausnahm. Sie setzte sich ihrem Manne gegenüber.

Toshi trank seinen schwarzen Kaffee und betrachtete sie. »Wie kannst du bloß das Zeug mit Milch trinken?« meinte er erschauernd.

»Eine Frage der Begabung«, sagte Blossom. Sie war fast so alt wie ihr Mann und noch genauso schlagfertig wie als junges Mädchen. »Worum ging´s bei dem Anruf vorhin?«

»Ärger«, sagte Toshi. »Alakai hat berichtet, daß eine Flutwelle kommt.«

»Mein Gott«, sagte Blossom. »Wer behauptet das?«

»Alakai. Die Seismographen. Elektronische Geräte. Das Seebebenwarnsystem.«

»Hm. Sonstige Neuigkeiten?«

»Eine Unterschlagung«, knurrte Toshi. »Und Egan hat wieder mal ein paar Verbrecher zusammengehauen.«

Blossom kniff die Augen zusammen. »Eines Tages bringt er noch mal einen um. Dann steckt ihr alle in der Klemme.«

»Er hat seine Gründe«, murmelte Toshi.

»Das ist keine Entschuldigung, ihn gewähren zu lassen. Wenn ihr ihn nicht abschiebt, macht er euch noch mal großen Ärger.« »Er ist ein guter Polizist«, sagte Toshi beharrlich.

»Lehua findet, ein Kriminalbeamter ist nur gut, wenn ...«

»Wo ist Lehua überhaupt?« unterbrach sie Toshi irritiert.

»Im Badezimmer. Sie setzt ihre Kontaktlinsen ein.«

Hundertundzwanzig Dollar das Paar, dachte Toshi, wie immer, wenn davon gesprochen wurde. Lehua besuchte die Universität von Hawaii, wo sie Latein studierte und vermutlich auch die Kunst der Verführung und der Emanzipation.

Blossom stützte sich nachdenklich auf den Küchentisch. Ihr grüner Kimono war tief ausgeschnitten und modellierte die Umrisse ihrer runden Brüste und schmalen Hüften nach. Sie hatte ein helles, rundes Gesicht mit hohen Wangenknochen und ein warmes breites Lächeln. Sie war nur zur Hälfte Japanerin, zur anderen Indianerin.

»Wenn es Alarm gibt, muß Lehua ihre Demonstration absagen.« Toshi fragte sich, ob er diese Demonstration überhaupt ernstnahm.

»Es ist nicht ihre Demonstration. Sie ist nur Mitglied der Jungen Familie.«

»Unabhängigkeit«, fauchte Toshi. »Die Sklavenbesitzer haben sich vor hundert Jahren losgesagt und damit den Bürgerkrieg begonnen. Jetzt ist so etwas in bei Hawaiis Radikalen.«

»Sie hat ganz konkrete Ansichten darüber«, sagte Blossom mit lauter Stimme. »Willst du sie zu Hause einsperren?«

Toshi starrte sie düster an. »Ich will auch nicht, daß sie verhaftet wird. Hübsche Sache - die Tochter des Chefs der Kriminalabteilung im Bau!«

»Aber Tosh!«

Er wandte sich überrascht um und sah Tränen in den Augen seiner Frau. Sie war in den letzten Tagen etwas seltsam gewesen. Offensichtlich machte sie sich wegen Lehua Sorgen. Gewaltsam schlug er sich jeden Gedanken an Frau und Tochter aus dem Kopf und sagte: »Warte nur, bis Tom von der Überschwemmung hört!« Tom, ihr Sohn, war Student an der Universität von Kalifornien in Los Angeles. »Vielleicht schreibt er dann tatsächlich mal einen Brief.«

Blossom lächelte. »Sicher bekommen wir in zwei Wochen eine Postkarte, mit der er sich nach Einzelheiten erkundigt. Denk nur an 1970, als das Erdbeben in Los Angeles war.«

Die Tür ging...
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