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Die Amerikanische Revolution

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
511 Seiten
Deutsch
Beck C. H.erschienen am26.09.20161. Auflage
Wer die USA verstehen will, muss zu ihrem Ursprungsmythos zurückgehen: zur Amerikanischen Revolution. Mit der Boston Tea Party begann 1763 der Aufstand gegen die britische Kolonialherrschaft. Die Geburt der amerikanischen Nation erfolgte in zähen Schlachten. Sie sah menschliche Abgründe an Verrat und Grausamkeit, aber auch selbstlose Heldentaten und die hehren Ideale der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776. Erst im britisch-amerikanischen Krieg von 1812 bis 1815 fand sie ihren Abschluss. Michael Hochgeschwender erzählt diese dramatische Geschichte und zeichnet ein neues Bild der Revolution, das auch die Perspektive der Briten berücksichtigt. Geschichte wird meist aus der Perspektive der Sieger geschrieben. Wer etwa Mel Gibson dem Monumentalepos 'The Patriot' britische Soldaten hinschlachten sieht, für den ist klar, dass freiheitsliebende Helden despotischen Besatzern gegenüberstanden. Doch tatsächlich war die Geschichte komplizierter. Nicht wenige der späteren Amerikaner hielten zu den Briten. Auch für die schwarzen Sklaven waren sie nicht selten die bessere Wahl. Und den Aufständischen ging es nicht nur um universalistische Ideale, sondern auch um ganz handfeste wirtschaftliche Interessen, wie etwa den Schmuggel oder den Raub von Indianerland. Doch die Amerikanische Revolution weckte auch Hoffnungen, die bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben. Schon bei ihrer Geburt hat die amerikanische Nation der Welt ein Janusgesicht gezeigt, das ihre Politik bis heute prägt.

Michael Hochgeschwender ist Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR29,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextWer die USA verstehen will, muss zu ihrem Ursprungsmythos zurückgehen: zur Amerikanischen Revolution. Mit der Boston Tea Party begann 1763 der Aufstand gegen die britische Kolonialherrschaft. Die Geburt der amerikanischen Nation erfolgte in zähen Schlachten. Sie sah menschliche Abgründe an Verrat und Grausamkeit, aber auch selbstlose Heldentaten und die hehren Ideale der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776. Erst im britisch-amerikanischen Krieg von 1812 bis 1815 fand sie ihren Abschluss. Michael Hochgeschwender erzählt diese dramatische Geschichte und zeichnet ein neues Bild der Revolution, das auch die Perspektive der Briten berücksichtigt. Geschichte wird meist aus der Perspektive der Sieger geschrieben. Wer etwa Mel Gibson dem Monumentalepos 'The Patriot' britische Soldaten hinschlachten sieht, für den ist klar, dass freiheitsliebende Helden despotischen Besatzern gegenüberstanden. Doch tatsächlich war die Geschichte komplizierter. Nicht wenige der späteren Amerikaner hielten zu den Briten. Auch für die schwarzen Sklaven waren sie nicht selten die bessere Wahl. Und den Aufständischen ging es nicht nur um universalistische Ideale, sondern auch um ganz handfeste wirtschaftliche Interessen, wie etwa den Schmuggel oder den Raub von Indianerland. Doch die Amerikanische Revolution weckte auch Hoffnungen, die bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben. Schon bei ihrer Geburt hat die amerikanische Nation der Welt ein Janusgesicht gezeigt, das ihre Politik bis heute prägt.

Michael Hochgeschwender ist Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406654435
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum26.09.2016
Auflage1. Auflage
Seiten511 Seiten
SpracheDeutsch
Illustrationenmit 28 Abbildungen und 7 Karten
Artikel-Nr.2077574
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;511
4;Über den Autor;511
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;Einleitung: Welche Revolution? Wessen Revolution?;7
8;I. 1763: Am Vorabend der Revolution;24
8.1;1. Die britischen Kolonien in Nordamerika;24
8.2;2. Der Siebenjährige Krieg und seine Folgen;51
8.3;3. Transatlantische Diskurslandschaften;75
8.4;4. Keine Verfassung ist auch eine Verfassung: Souveränität und Partizipation;101
9;II. Der Sturm zieht auf;108
9.1;1. Das Ende des wise and salutory neglect: Die Stamp-Act-Krise;108
9.2;2. Gezeitenwechsel: Von den Townshend Duties zum Boston Massacre;134
9.3;3. Der Weg in die Gewalt: Von der Boston Tea Party nach Lexington und Concord;154
9.4;4. Der Sturm bricht los: Das erste Kriegsjahr;174
10;III. Der Orkan: Unabhängigkeit und Weltkrieg;189
10.1;1. Der Weg in die Unabhängigkeit;189
10.2;2. Die Streitkräfte im Unabhängigkeitskrieg;208
10.3;3. A World Turned Upside Down: Der Kriegsverlauf von 1776 bis 1781;232
10.4;4. Frieden und Unabhängigkeit;258
11;IV. Jenseits der Schlachtfelder: Eine Kulturgeschichte des Unabhängigkeitskrieges;267
11.1;1. Tross und Lagerleben;267
11.2;2. An der Schwelle zum Jenseits: Verwundung, Krankheit und Tod;280
11.3;3. Die Ökonomie des Krieges;288
11.4;4. Die Mütter der Revolution: Frauen im Krieg;297
11.5;5. Eine Gesellschaft zerfällt: Tories, Verräter und Neutrale;306
11.6;6. Die Revolution in der Revolution: Die schwarzen Amerikaner;319
11.7;7. Der längste Krieg: Die Revolution bei den Indianern;330
12;V. Aufräumen und Aufbauen: Die Nachwirkungen der Revolution;345
12.1;1. Die Geburtskrise: Institutionen und Identitäten;345
12.2;2. Der menschliche Makel: Politische Kultur, Parteien und Parteipolitik;386
12.3;3. Das Imperium im Wartestand: Expansion und Krieg gegen Großbritannien;405
12.4;4. Mythische Erinnerungen: Die Ära der Amerikanischen Revolution in der modernen Populärkultur;431
13;Schluss: Tragik und Größe einer unvollendeten Nation;443
14;Anhang;451
14.1;Danksagung;451
14.2;Anmerkungen;453
14.3;Literaturverzeichnis;486
14.4;Bildnachweis;497
14.5;Karten;498
14.6;Register;504
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Leseprobe


I. 1763: Am Vorabend der Revolution



1. Die britischen Kolonien in Nordamerika


Im Spätherbst des Jahres 1773 herrschte eine klirrende Kälte in den Neuenglandkolonien.[1] Zwar schien häufig die Sonne aus einem strahlend blauen Himmel, während eine leichte Brise über den unruhigen Nordatlantik wehte, aber der Wind war frostig kalt. Viele kleinere Gewässer waren längst eingefroren. Die Menschen in Boston waren froh, wenn sie ihre Tage und Nächte in ihren festgefügten Häusern aus Stein oder Holz verbringen durften. Der Rauch aus den zahllosen Schornsteinen dieser entlegenen, etwas provinziellen Großstadt des britischen Empire vermittelte dem unbeteiligten, oberflächlichen Beobachter einen beinahe behaglichen, ruhigen Eindruck. «Biedermeier» hätte man im 19. Jahrhundert gesagt. Indes, der Eindruck trog. Die Stadt stand nicht nur seit Jahrzehnten in dem allzu berechtigten Ruf, notorisch unruhig zu sein, nein, seit Wochen sorgten immer neue Meldungen für Aufruhr. Gerüchte machten die Runde. Nicht einmal mehr hinter vorgehaltener Hand sprachen die Einwohner Bostons über Vorgänge, die ihnen aus dem warmen, viel weiter südlich, in South Carolina, gelegenen Charles Town, dem heutigen Charleston, zu Ohren gekommen waren. Dort hatte der königliche Gouverneur eine Ladung Tee der Ostindienkompanie (EIC) auf dem Schoner Polly beschlagnahmt, weil wegen des Drucks einer patriotischen Gruppe, der Sons of Liberty (Söhne der Freiheit), keine Abgaben entrichtet worden waren. Nun schimmelte der Tee im dortigen Hafen vor sich hin, wo die Sons of Liberty die Ladung bewachten und somit ihren Verkauf unterbanden. In Philadelphia wiederum hatte ein Schiff der Ostindienkompanie einfach kehrtgemacht und war unverrichteter Dinge nach Großbritannien zurückgesegelt, weil die dortigen Freiheitssöhne ebenfalls Anstalten gemacht hatten, das Entladen des indischen Tees zu verhindern.

All dies erregte die Yankees in Boston. Sie solidarisierten sich mit ihren so unbekannten britischen Landsleuten im Süden. Nein, Tee aus Indien war ein Unding, ein Angriff auf die Freiheit und Lebensweise guter Briten hier auf dem nordamerikanischen Kontinent. Sollte die Ladung in Charles Town doch verschimmeln. Am besten verrottete der britische Tory-Premier Lord Frederick North, der an allem schuld war, gleich mit! Vorerst aber blieb die Unruhe verhalten. Noch brach sie sich nicht in einem der üblichen gewalttätigen und blutigen riots Bahn, für die Boston so berühmt und berüchtigt war. Aber viele, auch aus der konservativen Oberklasse, hatten Sorgen. Wenn die Stadt explodierte, könnte es Tote geben. Würden die Demonstranten sich möglicherweise nicht bloß am Eigentum der ungeliebten EIC vergreifen, sondern obendrein Häuser der reichen Kaufleute angreifen, wenn ihr Zorn erst einmal entfesselt war? Wie würde sich der Gouverneur der Krone, der umtriebige und einflussreiche Thomas Hutchinson, verhalten, wie die Soldaten, die zum Ärger aller in der Stadt stationiert waren? Wenn es zu Unruhen kommen sollte, war es an den Eliten, die Kontrolle zu behalten, zumal gerade sie ebenso verärgert über die englische Regierung waren wie der verachtete Pöbel. Nicht wenige Augen richteten sich in diesen Novembertagen verstohlen auf den Hafen.

Dann kam es, wie es kommen musste. Am 27. November, einem Samstag, fuhr ein Frachtschiff, die Dartmouth, in den Hafen ein. Etwas gelangweilt und routiniert machte sich die Hafenwache auf, die Besatzung zu kontrollieren, ob sich eventuell einer der Seeleute auf der neunwöchigen Überfahrt mit einer schwerwiegenden Krankheit infiziert hatte, was womöglich zu einer längeren Quarantäne geführt hätte. Nachdem diese Sorge sich zur Erleichterung aller Beteiligten als unbegründet herausgestellt hatte, erkundigten sich die Herren von der Hafenbehörde nach der Ladung der Dartmouth, um die Abfertigung durch die Zollinspektoren einzuleiten. Als sie das Wort «Tee» hörten, setzten sie sorgenvolle Mienen auf. Jetzt war es so weit. Auch Boston würde sich entscheiden müssen. Um Zeit zu gewinnen, wurde der Frachter bei Griffin s Wharf untergebracht, einer besonders abgelegenen Ecke des weiträumigen Hafens, die heute nicht mehr identifiziert werden kann. So absonderlich es anmuten mag: Eines der wichtigsten Ereignisse der amerikanischen Geschichte, die Boston Tea Party, lässt sich nicht mehr verorten.

Kaum war die Hafenwache von Bord gegangen, begannen die ersten Meldungen über die Ankunft der Dartmouth die Runde zu machen. Da der nächste Morgen, der 28. November, ein Sonntag war, machten sich die Bostonians, gute puritanische Protestanten, die sie überwiegend waren, auf zum Kirchgang. Bereits während der Gottesdienste begannen die Pfarrer und ihre Gemeinden sich über die Ladung Tee am Griffin s Wharf zu ereifern. Nach dem Ende der oft mehrere Stunden währenden Predigten, die Mittagszeit war schon verstrichen, wälzten sich die Menschenmengen zu den bekannten Versammlungshallen. Dort warteten die lokalen Sons of Liberty auf ihre Anhänger. Über den gesamten Tag hinweg tobten die Debatten, Argumente wurden ausgetauscht, Resolutionen eingebracht, verabschiedet oder verworfen. Wie in Charles Town, Philadelphia und inzwischen auch New York wollten die Bostonians sich dem Ansinnen verweigern, Abgaben auf den Tee der EIC zu entrichten, die sie als verfassungswidrig und als Anschlag auf ihre Freiheiten begriffen.

Gouverneur Hutchinson bestellte seine eigenen Ratgeber ein, darunter auch die ranghöchsten Offiziere der Garnison. Niemand hatte ein Interesse daran, die Situation eskalieren zu lassen, aber Hutchinson war der Ansicht, Recht sei Recht und müsse Recht bleiben. Das Parlament in London hatte diese Abgaben beschlossen, also mussten sie entrichtet werden. Die Diskussionen zogen sich über mehrere Tage hin. Hutchinson stellte dem Kapitän der Dartmouth, der bereits signalisiert hatte, er würde an sich gerne nach England zurückkehren, eine Frist bis zum 16. Dezember, eine Art Ultimatum, danach würde der Tee wegen Verstoßes gegen geltendes Abgabenrecht beschlagnahmt und von den Behörden verkauft werden. Die Lage wurde noch dramatischer, als zwei weitere Frachtschiffe, die Beaver und die Eleanor, gleichfalls bis an den Rand mit Tee beladen, in den Hafen einfuhren. Sie ankerten gleichfalls am Griffin s Wharf.

Während es ungeachtet der beißenden Kälte zwischen dem 28. November und dem 16. Dezember täglich zu Demonstrationen gegen die Teelieferung kam, sammelte der ehemalige Steuereintreiber Samuel Adams eine besonders engagierte und radikale Gruppe innerhalb der örtlichen Sons of Liberty um sich. Diese Männer strebten nach radikaler Aktion. Die bisherige Vorgehensweise der elitären Führer der Freiheitssöhne, die sich mit ihren Protesten an den Vorbildern im Süden orientierten, war ihnen zu moderat, eines freien Bostonians unwürdig. Immer dieses leere Geschwätz von öffentlicher Ordnung und Eigentumsrechten selbst der Ostindienkompanie. Das britische Mutterland, so die feste Überzeugung der Radikalen, bewegte sich unter dem Einfluss der EIC und der Tories am Rande der Despotie. Ein Schritt noch, und der katholische Absolutismus Frankreichs würde auf Großbritannien und seine Kolonien übergreifen. Angesichts dieser unheimlichen und überwältigenden Bedrohung wirkten die Reden der Moderaten wie Gefasel. Einige Teehändler taten sich in den Diskussionen durch besondere Radikalität hervor, obwohl sie bislang zu den Moderaten gezählt hatten.


Historisierende Darstellung der Boston Tea Party von N. Currier und J. M. Ives, 1846.


Auf diese Weise rückte der Termin für die Beschlagnahmung näher und näher. Gouverneur Hutchinson gab sogar den Befehl, einige Kriegsschiffe der Royal Navy zum Schutz der drei Frachter abzukommandieren, da sein gut ausgebildetes Spionagenetzwerk ihm von den nicht eben sehr geheimen Vorbereitungen der...


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