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Mord unter Palmen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
172 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.09.20161. Auflage
Die kleine Bar an der Costa Brava ist ein großes Geschäft. Denn Ferdy schlägt nicht nur aus dem Durst, sondern auch aus anderen menschlichen Schwächen seiner Gäste Kapital. Diese Rechnung geht solange auf, bis es ihm ein Zahlungsunwilliger heimzahlt. Eine harte Nuß für Inspektor Borges, den Täter zu finden. Jeder könnte es gewesen sein, denn jeder hat etwas zu verbergen ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

John und Emery Bonett, eigentlich John Hubert Arthur Coulson (1906-1989) und Felicity Winifred Carter Coulson (1906-1995), wurden mit ihren Mystery- und Detektivgeschichten bekannt. Beide hatten sich in einem Spanisch-Kurs kennengelernt und veröffentlichten in gemeinsamer und auch alleiniger Arbeit Detektivgeschichten, Kurzgeschichten und Drehbücher.
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Produkt

KlappentextDie kleine Bar an der Costa Brava ist ein großes Geschäft. Denn Ferdy schlägt nicht nur aus dem Durst, sondern auch aus anderen menschlichen Schwächen seiner Gäste Kapital. Diese Rechnung geht solange auf, bis es ihm ein Zahlungsunwilliger heimzahlt. Eine harte Nuß für Inspektor Borges, den Täter zu finden. Jeder könnte es gewesen sein, denn jeder hat etwas zu verbergen ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

John und Emery Bonett, eigentlich John Hubert Arthur Coulson (1906-1989) und Felicity Winifred Carter Coulson (1906-1995), wurden mit ihren Mystery- und Detektivgeschichten bekannt. Beide hatten sich in einem Spanisch-Kurs kennengelernt und veröffentlichten in gemeinsamer und auch alleiniger Arbeit Detektivgeschichten, Kurzgeschichten und Drehbücher.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105613412
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.09.2016
Auflage1. Auflage
Seiten172 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2090763
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Simon parkte den Wagen neben einem Haufen Ziegelsteine am Ende der holprigen Straße.

«Mach kein so sorgenvolles Gesicht, Ronald», sagte er. «Die Straße wird bis zum Haus geführt, sobald die Bauarbeiten beendet sind. Weiter oben wird sie eine ziemlich scharfe Kurve machen.» Er deutete auf die Pfähle, die den geplanten Verlauf der Straße markierten. «Aber einem spanischen Fahrer macht das nichts aus, und du wirst dich nach ein paar Monaten auch daran gewöhnt haben. In jedem Fall wird es viel einfacher sein als auf der Straße, die zu meinem Haus führt.»

«Na, Gott sei Dank», sagte Ronald aufatmend. «Als Diana und ich dich zum erstenmal besuchten, blieb der Wagen vor Schreck von selbst stehen, als er den Ziegenpfad sah, den du deine Einfahrt nennst.»

Diana lachte. «Ronald saß ganze fünf Minuten lang ungläubig da und wischte sich den Schweiß von den Händen, ehe er den Mut fand, den Motor wieder anzulassen.»

«Ich wußte nicht, was sicherer war, die Gurte anzulegen oder alle Fenster zu öffnen, damit wir hinausfallen konnten, falls der Wagen sich überschlug und den Berg hinabrollte.»

«Und was hast du getan?» fragte Simon.

«Die Augen zugemacht und an Stirling Moss gedacht.»

Lachend stiegen sie aus dem Wagen und gingen die paar Schritte zum Rand der Straße. Hundert Meter tiefer, am Fuß eines Abhangs aus Fels und gelbbraunem Sand lag die Bucht, blauglitzernd und etwa dreihundert Meter breit. Rechts sah man den Sandstrand und die Häuser von Rocadamor, deren weißgekalkte Mauern und pastellfarbene Fensterläden und Sonnenblenden sich hügelaufwärts zwischen den Bäumen verloren. Links trafen die höckrigen Ausläufer des Gebirges, die die Bucht bildeten, zusammen und ließen nur einen schmalen Zugang zum Mittelmeer frei. Wegen dieser wie Krebsscheren die Bucht umklammernden Hügel war Rocadamor früher ein geschützter Hafen für die Sardinen- und Sardellenfischer gewesen. Heute galt es als einer der wärmsten und sichersten Orte an der Costa Brava.

Die späte Morgensonne glitzerte auf dem Wasser und vergoldete den Sand, die gestreiften Sonnenschirme, die vielfarbigen Liegestühle, Luftmatratzen, Strandtaschen und all die anderen Besitztümer der Feriengäste. Es war Juni, die schönste Zeit in Rocadamor. Die Hotels, Pensionen und Appartements waren knapp zur Hälfte belegt. Ein Hauch von Friede und Gelöstheit lag über allem. Die hektische Betriebsamkeit der beiden nächsten Monate stand noch aus. Und es fehlten noch die Scharen von sorglos schreienden und lärmenden Kindern, die aus den muffigen Klassenzimmern ganz Europas kamen, die besorgten, unruhigen Mütter und die sonnenverbrannten Väter, die schwatzend von Bar zu Bar schlenderten. Es fehlten auch noch die wild gestikulierenden Franzosen, die ihr gutes Benehmen in La Patrie zurückgelassen hatten und auf den engen, kurvenreichen Straßen das tägliche Duell mit dem Tod genossen; die gedrungenen, sich stets im Recht fühlenden Deutschen am Steuer ihrer Schlachtschiffe; die geschäftigen Holländer, die ihre Bäuche wie riesige Tulpenknollen vor sich her trugen; die komischen und unberechenbaren Engländer, die zurückhaltend, stumm und auf gutes Benehmen bedacht oder mit wilden Papierhüten auf dem Kopf und bar aller Hemmungen waren.

Juni war der Monat der ruhigen Gäste, die Jahr für Jahr wiederkamen, um das Baden in einer herrlichen Umgebung zu genießen, die Freunde wiederzusehen, die sie in den Jahren zuvor gefunden hatten und die Ferien mit einem Besuch im einzigen Nachtklub des Ortes abzurunden. Ein paar kleinere Kinder mit ihren hübschen Kindermädchen gaben dem Strand etwas Leben. Sie planschten im Wasser, machten ihre ersten Schwimmversuche und bauten große, formlose Sandburgen. In ein paar Jahren kehrten sie vielleicht mit Radios und tragbaren Grammophonen zurück - allerdings nur im August, um dann das Gedränge am überfüllten Strand noch zu vergrößern und das glückliche Lärmen der Jugend in den kurzen Ferien von Büro und Fabrik zu verstärken.

Die Geschäftsinhaber begannen bereits, die echten und nachgemachten bäuerlichen Gegenstände auszupacken, mit deren Verkauf sie in den nächsten Monaten so viel verdienten, daß sie den Rest des Jahres sorgenfrei leben konnten. Aber noch hatten sie Zeit und standen müßig in den schattigen Hauseingängen. Die Kellner konnten noch zwischen den leeren Tischen auf der Hotelterrasse einen Schwatz halten und mit dem Sodasiphon nach den Hunden spritzen, die auf der Suche nach einem staubverkrusteten Happen herumschlichen. Die Motorboote schaukelten sanft vor Anker, der Bus, der täglich zweimal kam, stand glänzend und gleißend vor dem Eingang zur Nuevo Bar, während der Fahrer seinen Durst stillte, und der weißhaarige Mann, der aussah wie ein pensionierter Beamter und lustige Postkarten verkaufte, schlief im Schatten eines Felsens.

Am Strand hatten sich ein paar Leute versammelt, um dem langsamen Sterben eines jungen Oktopus zuzusehen. In der Nähe standen ein untersetzter, schwarzhaariger Mann mit einem auffallenden orangefarbenen Hemd und eine rundliche Dame in einem stahlblauen Bademantel, die mit weitausholenden Gesten auf einen ungewöhnlich großen Mann mit weißer Mähne einredeten. Selbst auf die Entfernung ging etwas Vornehmes, um nicht zu sagen Distinguiertes von ihm aus. Er hatte sich in der Haltung des höflich Zuhörenden leicht vorgebeugt, aber man spürte, daß sich seine Gedanken mit höheren, wenn auch weniger aktuellen Dingen beschäftigten.

«Da sind die Butterys», rief Diana. «Sie reden mit Octavius Rousse.»

«Ich bezweifle, daß er hört, was sie sagen. Seine Gedanken sind wahrscheinlich bei De Bello Gallico und seine Finger krümmen sich vor Sehnsucht nach dem Federhalter», meinte Simon. «Er ist heute spät dran. Gewöhnlich ist er bereits auf dem Weg zur Post, wenn unsereins noch beim Frühstück sitzt oder sich das Gesicht schabt.»

«Du redest wie eine Provinzhausfrau, die den ganzen Tag hinter ihren Gardinen steht», sagte Diana lächelnd. «Ich glaube, es ist unmöglich, etwas zu tun, was nicht fünf Minuten später bereits Kaffeehausklatsch ist.»

«Wenn Ferdy es sieht, sicher», sagte Ronald, «ja, wo ist Ferdy überhaupt? Er hatte versprochen, Diana heute morgen ein paar Zigaretten zu besorgen, aber die Kellner in der Xerxes-Bar sagen, sie hätten ihn noch nicht gesehen.»

«Wahrscheinlich erholt er sich von einer anstrengenden Nacht. Ich nehme an, daß er nach der Auseinandersetzung mit Señor Rollet zum Pokerklub nach Palamos gefahren ist. Dienstags ist er fast immer dort und verspielt alles, was er hat. Ich wollte, er hätte ...» Simon hielt inne. «Kommt, laßt uns zum Haus gehen, damit ich euch die Änderungen erklären kann, die ich mir überlegt habe.»

Von der Straße, auf der sie gestanden hatten, ging es steil bergauf zu einer Steinmauer, hinter der Teile eines gedeckten Daches sichtbar wurden. Ein Stück der Mauer war abgerissen, und an der freigewordenen Stelle stand ein rostiger Kran, der sich leicht zur Seite neigte. An einem verwitterten Seil hing ein schwerer schwarzer Gummibehälter von der Form einer offenen Klempnertasche. Der Hang war etwa zwanzig Meter lang, und jeder Ziegel, jeder Stein und jeder Sack Zement mußte mit dem Kran heraufgezogen werden.

«Weshalb hat man nicht erst die Straße gebaut, damit das Baumaterial gleich an Ort und Stelle abgeladen werden kann?» fragte Diana.

«Weil die Lastwagen die Straßendecke so mitnehmen würden, daß man sie anschließend hätte erneuern müssen. So ist es billiger. Menschliche Arbeitskraft ist hier nicht so teuer wie Maschinen», erklärte Simon. «Und wir beschäftigen einen kleinen Bauunternehmer, einen echten Handwerker, der nicht genug Geld hat, um sich Maschinen zuzulegen, aber bessere Arbeit leistet als die meisten größeren Unternehmen.»

Ronald bückte sich und hob etwas auf. Es war eine etwa fünf Zentimeter lange Nadel mit einem winzigen X-förmigen Kreuz an der Spitze.

«Aus Gold, glaube ich», sagte er und hielt sie hoch. «Dir gehört sie nicht, Simon, oder?»

«Nein, mir nicht. Wahrscheinlich hat sie irgendein Besucher verloren. Ferdy wird sie in seiner Bar aushängen, wenn du ihn darum bittest. Wenn sich niemand meldet, bekommst du sie zurück.»

Ronald steckte sie hinter den Aufschlag seines Leinenjacketts. «Falls ich es nicht vergesse, ihn danach zu fragen», meinte er.

«Natürlich», sagte Simon, «Ferdy muß schließlich auch leben.»

Sie stiegen den Pfad hinauf, der einmal eine Straße werden sollte, und erreichten schließlich das Plateau, auf dem das alte Haus stand, das wenn möglich noch schöner war als bei ihrem ersten Besuch. Rötlichgelbe Stellen auf dem Dach zeigten, wo die Schindeln ersetzt worden waren. Fensterläden waren ausgebessert und erneuert worden. Hinter der offenen Tür des großen Lagerhauses sah man Berge von Zementsäcken, einen Sandhaufen, Farbkanister und zahlreiche Werkzeuge.

Im Inneren des Hauses ließ der wundervolle Schwung der Treppe sie erneut still stehen. Alle Fenster in der Vorhalle waren geöffnet und ließen das Licht hinein. Verglichen mit der Hitze draußen war es hier angenehm kühl, und in der Küche, wo Badezimmergeräte und Klempnersachen auf dem Boden lagen, wurde es richtig kalt.

«Arbeitet denn hier niemand?» fragte Ronald.

Simon schüttelte den Kopf. «Heute ist Fiesta. Deshalb habe ich auch vorgeschlagen, daß ihr heute kommt. Jetzt können wir in Ruhe über alles reden und herumgehen, ohne ständig über Handwerker zu stolpern und in endlose Unterhaltungen verstrickt zu werden.» Er lächelte. «Die Spanier sind sehr redselig und sehr freundlich. Sie geben sich alle Mühe, herauszufinden, was dir am besten gefällt, und sind bereit, jederzeit und...
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John und Emery Bonett, eigentlich John Hubert Arthur Coulson (1906-1989) und Felicity Winifred Carter Coulson (1906-1995), wurden mit ihren Mystery- und Detektivgeschichten bekannt. Beide hatten sich in einem Spanisch-Kurs kennengelernt und veröffentlichten in gemeinsamer und auch alleiniger Arbeit Detektivgeschichten, Kurzgeschichten und Drehbücher.
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