Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Todesschneise

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am31.10.2016
Todeszone Pennsylvania
1979 kommt es zur Katastrophe im amerikanischen Atomreaktor Three Mile Island in Pennsylvania. Die freigesetzte Radioaktivität verwandelt den Osten der USA in eine nuklear verseuchte Wüste. Hundert Jahre nach dem Super-GAU leben in der Todesschneise, der Fallout-Zone um das Kraftwerk, nur noch Mutanten und Ausgestoßene. Philadelphia ist die größte Stadt direkt an der Grenze zur Schneise. Dort sind nach dem Zusammenbruch der Machtstrukturen in den USA direkt nach dem GAU die Karnevalisten, einstmals ein Verein, der die Paraden zum Neujahrstag organisiert hat, an der Macht. Sie müssen immer häufiger Mutanten, die sich der Stadt nähern, erschießen. Das fällt Keith Piotrowicz, Fahrer eines Giftmülltrucks, und dem Journalisten Fletch auf. Sie stellen Nachforschungen in der Todesschneise an - die den Karnevalisten jedoch überhaupt nicht gefallen ...

Michael Swanwick wurde am 18. November 1950 in Schenectady im US-Bundesstaat New York geboren. 1973 zog er nach Philadelphia, um Schriftsteller zu werden, doch es sollte sechs Jahre dauern, bis er seine erste Story beendete. 1980 veröffentlichte er seine ersten beiden Kurzgeschichten, die für den Nebula Award nominiert wurden. 1985 folgte sein Debütroman, 'Die Todesschneise', in dem der Unfall im Atomkraftwerk Three Mile Island deutlich nachhallt. 'In Zeiten der Flut' gewann 1991 den Nebula Award. Michael Swanwick wurde zudem mit dem Theodore Sturgeon Memorial Award, dem World Fantasy Award und insgesamt fünf Hugo Gernsback Awards ausgezeichnet. Neben Science-Fiction- und Fantasy-Romanen schreibt Swanwick Reviews für die Zeitschrift New York Review of Science Fiction und veröffentlichte mehrere Biografien, Essays und Monografien. Er lebt mit seiner Frau Marianne Porter und dem gemeinsamen Sohn Sean in Philadelphia.
mehr

Produkt

KlappentextTodeszone Pennsylvania
1979 kommt es zur Katastrophe im amerikanischen Atomreaktor Three Mile Island in Pennsylvania. Die freigesetzte Radioaktivität verwandelt den Osten der USA in eine nuklear verseuchte Wüste. Hundert Jahre nach dem Super-GAU leben in der Todesschneise, der Fallout-Zone um das Kraftwerk, nur noch Mutanten und Ausgestoßene. Philadelphia ist die größte Stadt direkt an der Grenze zur Schneise. Dort sind nach dem Zusammenbruch der Machtstrukturen in den USA direkt nach dem GAU die Karnevalisten, einstmals ein Verein, der die Paraden zum Neujahrstag organisiert hat, an der Macht. Sie müssen immer häufiger Mutanten, die sich der Stadt nähern, erschießen. Das fällt Keith Piotrowicz, Fahrer eines Giftmülltrucks, und dem Journalisten Fletch auf. Sie stellen Nachforschungen in der Todesschneise an - die den Karnevalisten jedoch überhaupt nicht gefallen ...

Michael Swanwick wurde am 18. November 1950 in Schenectady im US-Bundesstaat New York geboren. 1973 zog er nach Philadelphia, um Schriftsteller zu werden, doch es sollte sechs Jahre dauern, bis er seine erste Story beendete. 1980 veröffentlichte er seine ersten beiden Kurzgeschichten, die für den Nebula Award nominiert wurden. 1985 folgte sein Debütroman, 'Die Todesschneise', in dem der Unfall im Atomkraftwerk Three Mile Island deutlich nachhallt. 'In Zeiten der Flut' gewann 1991 den Nebula Award. Michael Swanwick wurde zudem mit dem Theodore Sturgeon Memorial Award, dem World Fantasy Award und insgesamt fünf Hugo Gernsback Awards ausgezeichnet. Neben Science-Fiction- und Fantasy-Romanen schreibt Swanwick Reviews für die Zeitschrift New York Review of Science Fiction und veröffentlichte mehrere Biografien, Essays und Monografien. Er lebt mit seiner Frau Marianne Porter und dem gemeinsamen Sohn Sean in Philadelphia.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641200442
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum31.10.2016
SpracheDeutsch
Dateigrösse2221 Kbytes
Artikel-Nr.2094427
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

In der Nacht, als Jimmy Bowles starb, arbeitete Keith Piotrowicz noch spät in seiner Kneipe. An der Tür hing ein Schild Wegen Inventur geschlossen , und auf dem Boden lag der Inhalt des halben Kellers ausgebreitet. Eine Methanlampe sprühte blaues Licht über die Theke, ließ die Wände jedoch in einem trüben Halbdunkel.

Die Bar war nur eine kleine Kaschemme, bei der es gerade noch für einen separaten Dameneingang reichte, nicht jedoch für einen eigenen Namen oder gar einen Damensalon. Die weibliche Kundschaft teilte sich drei Tische im hinteren Teil des Raumes. Eine richtige Goldgrube hatte der Vorbesitzer immer gespottet, und dann war sie ihm weggenommen worden, weil er den Anteil für die Karnevalisten zu sparsam bemessen hatte.

»Seit letzten März fehlt mir ein Zehn-Gallonen-Krug Karamel«, sagte Keith. Das Karamel wurde mit Alkohol und Wasser versetzt, und dieses Gebräu setzte er den Schnapstrinkern vor. Daneben servierte er seinen Gästen noch Bier - das er dort kaufte, wo man es ihm sagte - das war alles, was er anzubieten hatte.

Sein Nachtkellner Jay grinste zahnlückig. »Tja, ich hab´ schon drauf gewartet, dass Sie´s merken.«

»Und?«

»Und was? Der Krug ist nicht mehr da. Vielleicht ist irgendwann mal jemand in der Nacht ins Hinterzimmer marschiert und hat ihn vom Regal genommen. Jedenfalls ist er weg.«

»Natürlich«, sagte Keith. »Jemand ist ins Hinterzimmer marschiert, hat einen Krug Karamel gestohlen und den Rohalkohol stehengelassen. Genau so war´s.«

Jemand rüttelte an der Tür. »Geschlossen!«, rief Jay. »Tja, dann muss ich´s wohl aufgegessen haben. Zieh´n Sie mir´s halt vom Lohn ab.«

»Verdammt, es geht hier nicht um´s Geld, das ist eine Sache des Vertrauens. Sie ...«

Abermals wurde an der Tür gerüttelt. Dann schlugen auch noch Fäuste dagegen. »Verdammt, wir haben geschlossen!« Jay griff nach einem Besenstiel, der an einem Ende hohl und mit geschmolzenem Blei ausgegossen war. Aber Keith winkte ab und sagte: »Ich gehe schon.«

Er schloss die Tür auf und spähte hinaus. »Hallo, Smiley«, sagte er.

Der Mann trat ein, setzte sich an die Bar, nahm seinen Hut ab und legte ihn neben sich. »Bier«, bestellte er bei Jay. Dann, zu Keith: »Heute ist also die große Nacht?«

»Du kennst doch diese Ratssitzungen«, gab Keith zurück. »Da wird immer viel geschrien und debattiert, und dabei ist längst alles entschieden.«

»Na, nach allem, was ich höre, soll Gambiosi eins aufs Dach kriegen.« Mit einem einzigen, tiefen Zug trank er das Glas halb leer. »Autsch«, sagte er dann und griff sich an die Seite.

»Hast du vor, das Bier zu bezahlen?«

Smiley sah ihn mit der schmerzlichen Enttäuschung eines Schoßhundes an, dem sein Herr eben einen Tritt versetzt hatte. »Aber Keith, ich dachte immer, wir sind Freunde.«

»Ich will damit nur sagen - wer sein Bier umsonst bekommt, braucht auch nicht dran rumzumeckern.«

Sofort hellte sich Smileys Gesicht wieder auf. »Sind ja nur meine alten Nieren. Die spielen bei dem Wetter immer verrückt.«

Keith deutete mit einem Finger auf das Kassenbuch. »Ist das eine Sechs oder eine Acht?«

»Eine Neun.«

»Nicht zu erkennen.«

»Wie geht´s deinem Nigger?«, fragte Smiley plötzlich. »Immer noch im Jefferson, ja?« Vorsichtig nippte er an seinem restlichen Bier.

»Die Ärzte sagen, für einen Mann in seinem Zustand hält er sich prima. Das Alter. Aber du weißt ja, wie schnell so was gehen kann.« Keith zuckte die Achseln. »Wer kann das schon beurteilen?«

»Ihr habt euch sehr nahegestanden, was?«

»Schätze schon.« Keith fuhr mit einem Bleistift eine Zahlenreihe entlang, hakte schnell hintereinander zwanzig Einträge ab und blätterte um.

»Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?« Das war typisch Smiley. Er konnte gar nicht anders, als unablässig Informationen zu sammeln, in der festen Überzeugung, eines Tages davon zu profitieren. Dabei war er vollkommen unfähig, sein Wissen gezielt einzusetzen, so dass er nur ohne Sinn und Verstand einen Wust von Tatsachen und Vermutungen anhäufte. Aber die meisten Leute ließen ihn gewähren, denn genau die gleichen Informationen konnte man später wieder aus ihm herausholen, und dann waren sie manchmal nützlich. Also profitierte er letztlich vielleicht doch.

Keith korrigierte eine Zahl und sagte, ohne aufzusehen: »Nun ja, er hat sich für mich interessiert, als ich noch ganz am Anfang war - wollte mir helfen und hat mir viele Ratschläge gegeben. Aber es nützte alles nichts. Und als es dann mit mir allmählich aufwärts ging, musste ich ihm doch auch unter die Arme greifen, richtig?«

Smiley nickte. Das sah er ein; auf dieser Basis von Gefälligkeiten, Freundschaften und geteilten Chancen funktionierte auch seine Welt. »Es heißt, der alte Mann vergöttert dich regelrecht. Als er letzten Monat mal betrunken war, soll er weinend herumgelaufen sein und allen Leuten erzählt haben, du wärst sein Sohn.« Er lachte.

»Tja, manchmal ist Jimmy ein sentimentaler Schwätzer.«

Wieder rüttelte jemand an der Tür und hämmerte dagegen. Laut hallten die Schläge durch den dunklen Raum. Smiley sah verdutzt auf. »Was ist das nur für ein Arschloch - sieht er denn nicht, dass wir geschlossen haben?«

»Das ist nur ... trink dein Bier aus, Smiley.« Keith stand auf und ging abermals zur Tür.

Draußen wartete ein Schwarzer, hager und stolz, in Chauffeursuniform, mit einem Federbüschel auf der Brusttasche. Hinter ihm stand ein Wagen mit amerikanischer Flagge in der Gasse. In ganz Philadelphia gab es nur zwanzig solcher Wagen, und sie gehörten alle den Karnevalisten. »Mit den besten Empfehlungen von Mr. Gambiosi.« Der Chauffeur tippte leicht an seine Mütze. »Ihm liegt sehr viel daran, dass Sie rechtzeitig zur Ratssitzung kommen.«

Smiley beobachtete die Szene mit lebhaftem Interesse. Keith konnte fast hören, wie sich seine Gedanken überstürzten. Die Ratssitzung fand erst in zwei Stunden statt. Genug Zeit also, um zweimal zu Fuß zur Karnevalshalle zu gehen. »Gambiosi muss ganz schön nervös sein«, sagte Smiley, »wenn er ...«

Jay verdrehte die Augen. »Smiley«, sagte Keith, »hast du dir schon einmal überlegt, dass dich deine Dummheit vielleicht nicht bis an dein Lebensende schützen kann?«

»Ich ...«

»Halt bloß den Mund!«, riet ihm Keith und wandte sich zum Gehen.

 

Die Karnevalshalle war fast leer. Calders Gespenst genanntes Mobile hing reglos über der Haupttreppe, die zu beiden Seiten von Puppen in Karnevalskostümen vergangener Jahre gesäumt wurde. Langsam stieg Keith nach oben. Vertreter aller großen Musikkapellen aus der Zeit vor dem verderblichen Einfluss der Politik standen da: Ferko, Fralinger, Liberty Clowns, Trilby, Hog Island, Golden Sunrise, Aqua, Strutters, Ukrainian-American, Top Hat, Fancy Dans, Downtowners ... prächtig aufgeputzt, die Instrumente in der Hand, auf ewig zum Schweigen verdammt.

Keith hatte nur ein kleines Büro, kaum mehr als ein Kämmerchen, mit einem Schreibtisch und zwei Stühlen, einem davon für Besucher. Aber an der Wand hing ein Gemälde, und es gab elektrisches Licht. Den Strom lieferte die Niederdruckturbine des alten Stauwehrs am Schuylkill, gleich oberhalb der Karnevalshalle. Das Gemälde war ein Chagall; für einen Monet oder einen Rembrandt reichte Keiths Ansehen nicht aus. Das Bild hatte den Titel Der Trog und zeigte eine Frau und ein Schwein, die gemeinsam Blut aus einem sargähnlichen Trog tranken. Das Blut war purpurrot, und aus seinen Tiefen stiegen Lichtblasen auf. Das Schwein schaute recht pfiffig in die Welt.

Keith schloss seinen Schreibtisch auf, zog einen dicken Akt aus einer Schublade und begann darin zu blättern. Er hatte sich eben in eine Liste von Produkten vertieft, die von der Southern Manufacturing und Biotech in die Schneise geliefert werden sollten, als sich zwei pummelige schwarze Hände auf seinen Schreibtisch legten. Schwere Goldringe mit blitzenden Diamanten schnitten tief in die fleischigen Finger.

»Hauptmann Moore«, sagte Keith und erhob sich. Aber Jason Moore bedeutete ihm mit großer Geste, seinetwegen keine Umstände zu machen und Platz zu behalten. Der Besucher drehte den zweiten Stuhl um, setzte sich rittlings darauf und beugte sich über die Rückenlehne. Auf diese Weise lag er halb über dem Schreibtisch und kam Keith ungemütlich nahe.

Moore war Hauptmann der Tanzkapelle Philadelphia Nord. Es gab mächtigere Männer als ihn, aber niemand konnte es sich leisten, den Vorstand des größten, schwarzen Karnevalsvereins in der Stadt zu übergehen.

»Ich war im Jefferson, um Ihren Freund Bowles zu besuchen.« Moore schüttelte vielsagend den Kopf. »Ich fürchte, er wird nicht mehr lange unter uns weilen.«

»Jimmy ist alt«, stimmte Keith zu. »Aber er hat ein langes, erfülltes Leben hinter sich.«

»Gelobt sei Jesus Christus.« Moore faltete seine riesigen Hände. »Ich wollte Ihnen nur versichern, dass die Fürsorge - ja, die Liebe -, die Sie einem der Unseren bezeigt haben, in der Gemeinschaft der Schwarzen nicht unbemerkt geblieben ist.«

Keith senkte den Kopf. »Jimmy ist ein guter Mann«, sagte er und ekelte sich plötzlich vor sich selbst. »Ein sehr guter Mann.«

»Darauf sage ich Amen, Bruder! Amen! Aber eigentlich wollte ich Ihnen mitteilen, dass im Jefferson rund um die Uhr ein Bote auf Posten ist, um Sie umgehend zu informieren, falls sich irgendeine Veränderung in Mr. Bowles´ Zustand ergeben sollte.«

»Das ist sehr großzügig von Ihnen«, sagte Keith vorsichtig.

»Nein, nein, keineswegs.« Die pummeligen...
mehr

Autor

Michael Swanwick wurde am 18. November 1950 in Schenectady im US-Bundesstaat New York geboren. 1973 zog er nach Philadelphia, um Schriftsteller zu werden, doch es sollte sechs Jahre dauern, bis er seine erste Story beendete. 1980 veröffentlichte er seine ersten beiden Kurzgeschichten, die für den Nebula Award nominiert wurden. 1985 folgte sein Debütroman, "Die Todesschneise", in dem der Unfall im Atomkraftwerk Three Mile Island deutlich nachhallt. "In Zeiten der Flut" gewann 1991 den Nebula Award. Michael Swanwick wurde zudem mit dem Theodore Sturgeon Memorial Award, dem World Fantasy Award und insgesamt fünf Hugo Gernsback Awards ausgezeichnet. Neben Science-Fiction- und Fantasy-Romanen schreibt Swanwick Reviews für die Zeitschrift New York Review of Science Fiction und veröffentlichte mehrere Biografien, Essays und Monografien. Er lebt mit seiner Frau Marianne Porter und dem gemeinsamen Sohn Sean in Philadelphia.