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Das Volk der Fata Morgana

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
306 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.08.20161. Auflage
Der junge Bergwerksingenieur Leif Langdon hat auf einer Expedition nach Zentralasien erlebt, daß ihn das aussterbende Volk der hellen Uiguren, wikingerartiger Krieger, für die Reinkarnation eines uralten Helden ihres Stammes hält - des unbesiegbaren Dwayanu. Für sie ruft er den furchtbaren Krakengott Khalk'ru und flieht entsetzt, als er seine Tat begreift. Aber wer Khalk'ru gerufen hat, der muß auch seinem Ruf folgen - und Monate später ruft der Gott Leif, im äußersten Alaska, in einem Tal, das unter einer ewigen Fata Morgana verborgen liegt. Mit der Herrin der weißen Wölfe und dem gewaltigen Schmied Tibur kämpft Leif um die Macht und um das Leben der schönen Evalie, die zum Opfer für Khalk'ru bestimmt ist. Aber der heißeste Kampf tobt in ihm selbst, als Dwayanu, der grausame Krieger der Vorzeit, Macht über seine Seele zu gewinnen beginnt ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Abraham Merritt wurde 1884 in Beverly/USA geboren und starb 1943 in Indian Rock Beach/USA. Er war Journalist und später Herausgeber des Hearst-Blattes ?American Weekly?. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg schrieb er eine Reihe phantastischer Romane, die sich ungeheurer Popularität erfreuten, darunter ?Das Volk der Fata Morgana? (?Dwellers in the Mirage?), ?Metallstadt?/?Das Gesicht im Abgrund? (?The Face in the Abyss?) und ?Der Mondteich? (?The Moon Pool?).
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Produkt

KlappentextDer junge Bergwerksingenieur Leif Langdon hat auf einer Expedition nach Zentralasien erlebt, daß ihn das aussterbende Volk der hellen Uiguren, wikingerartiger Krieger, für die Reinkarnation eines uralten Helden ihres Stammes hält - des unbesiegbaren Dwayanu. Für sie ruft er den furchtbaren Krakengott Khalk'ru und flieht entsetzt, als er seine Tat begreift. Aber wer Khalk'ru gerufen hat, der muß auch seinem Ruf folgen - und Monate später ruft der Gott Leif, im äußersten Alaska, in einem Tal, das unter einer ewigen Fata Morgana verborgen liegt. Mit der Herrin der weißen Wölfe und dem gewaltigen Schmied Tibur kämpft Leif um die Macht und um das Leben der schönen Evalie, die zum Opfer für Khalk'ru bestimmt ist. Aber der heißeste Kampf tobt in ihm selbst, als Dwayanu, der grausame Krieger der Vorzeit, Macht über seine Seele zu gewinnen beginnt ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Abraham Merritt wurde 1884 in Beverly/USA geboren und starb 1943 in Indian Rock Beach/USA. Er war Journalist und später Herausgeber des Hearst-Blattes ?American Weekly?. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg schrieb er eine Reihe phantastischer Romane, die sich ungeheurer Popularität erfreuten, darunter ?Das Volk der Fata Morgana? (?Dwellers in the Mirage?), ?Metallstadt?/?Das Gesicht im Abgrund? (?The Face in the Abyss?) und ?Der Mondteich? (?The Moon Pool?).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105612712
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.08.2016
Auflage1. Auflage
Seiten306 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse891 Kbytes
Artikel-Nr.2100809
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

I Geräusche in der Nacht

Ich hob den Kopf, wartete und lauschte, nicht nur mit den Ohren, sondern mit jeder Pore meiner Haut, auf die Wiederkehr des Geräuschs, das mich aus dem Schlaf gerissen hatte. Aber da war nur Stille, vollkommene Stille. Kein Rauschen in den Ästen der Fichten, die rings um das Lager standen. Kein Rascheln von hastig fliehenden Füßchen im Unterholz. Durch die Lücken zwischen den Zweigen glitzerte schwach das Sternenlicht in der kurzen Spanne zwischen Sonnenuntergang und -aufgang, die in Alaska die dämmerartige Frühsommernacht ausmacht.

Eine plötzliche Bö neigte die Fichtenwipfel und brachte das Geräusch mit sich: Es klang wie Hammerschläge auf den Amboß.

Ich schlüpfte aus meinem Schlafsack und schlich um die ausglimmenden Scheite unseres Lagerfeuers zu Jim. Seine Stimme ließ mich anhalten.

»Ist schon gut, Leif, ich höre es auch.«

Der Wind seufzte noch einmal und erstarb, und mit ihm verging auch der dröhnende Nachhall des Amboßschlags. Ehe wir ein Wort miteinander reden konnten, frischte der Wind erneut auf und trug wieder den Nachhall des Hammerschlags mit sich. Diesmal nur schwach und weit entfernt. Und kurz darauf ebbte die Brise plötzlich ab, und mit ihr das Geräusch.

»Ein Amboß, Leif!«

»Still!«

Ein stärkerer Windstoß fuhr durch die Fichten, und wurde von einem fernen Gesang begleitet: Männer- und Frauenstimmen, die ein sonderbares Lied in Moll sangen. Der Gesang endete mit einem klagenden, archaischen und dissonanten Akkord.

Dem folgte ein langer Trommelwirbel, der sich zu einem raschen Crescendo steigerte und dann abrupt endete. Danach war nur noch matt ein lärmendes Durcheinander zu hören.

Ein tiefes, alles verschlingendes Rumpeln, wie kilometerweit entfernter Donner, glättete den Aufruhr. Und in ihm schwangen Trotz und Herausforderung mit.

Wir warteten gespannt. Die Fichten standen ruhig und gerade da. Der Wind kehrte nicht wieder.

»Sonderbare Geräusche, was, Jim?« Ich bemühte mich, so gelassen wie möglich zu klingen.

Er setzte sich auf. Im sterbenden Feuer loderte kurz und hell ein Stock. Der Flammenschein hob Jims Züge gegen die Dunkelheit ab - ein schmales, braunes Adlerprofil. Er sah mich nicht an.

»Jeder federntragende Vorvater der letzten zwanzig Jahrhunderte ist erwacht und ruft! Besser, du nennst mich jetzt Tsantawu, Leif. Tsi´Tsa´lagi, ich bin ein Tscherokese! Und nun wieder ein reinrassiger Indianer!«

Er lächelte, sah mich aber immer noch nicht an, und ich war froh darüber.

»Das Geräusch von einem Amboß«, sagte ich. »Von einem wirklich riesigen Amboß. Und Hunderte von Menschen haben gesungen ... Wie ist das in solcher Wildnis möglich? ... Es klang überhaupt nicht nach Indianern ...«

»Das waren auch keine Indianertrommeln.« Er hockte sich ans Feuer und starrte in die Glut. »Als sie ertönten, war es mir, als würde jemand mit Eiszapfen ein Pizzicato auf meinem Rücken spielen.«

»Mir haben diese Trommeln auch ganz schön zugesetzt!« Ich hatte ruhig klingen wollen, aber er sah scharf zu mir hoch. Jetzt verdeckte ich die Augen und starrte auf die glimmenden Scheite. »Sie haben mich an etwas erinnert, das ich früher einmal gehört habe ... und zu sehen glaubte ... in der Mongolei. Auch der Gesang paßte dazu. Verdammt, Jim, warum siehst du mich so an?«

Ich warf einen Zweig ins Feuer. Als das Holz aufflammte, konnte ich nicht anders, als das Gesicht abwenden und in den Schatten sehen. Dann war ich soweit, Jim anzublicken.

»War wohl kein sehr angenehmer Ort, was, Leif?« fragte er leise.

Ich sagte nichts. Jim stand auf und ging zu unserem Gepäck. Er kehrte mit dem Wassersack zurück und goß das Feuer aus. Dann trat er Erde auf die zischende Holzkohle. Falls er bemerkt haben sollte, wie ich zusammenzuckte, als die Schatten über uns hereinbrachen, so ließ er sich nichts anmerken.

»Der Wind kam von Norden«, sagte er. »Also stammten auch die Geräusche aus dieser Richtung. Wer auch immer dafür verantwortlich gewesen ist, er muß dort stecken. Da das wohl klar sein dürfte, erhebt sich die Frage, in welche Richtung wir morgen weitermarschieren?«

»Nach Norden«, sagte ich.

Meine Kehle schnürte sich zu, als ich das sagte.

Jim lachte. Er ließ sich auf seine Decke fallen und rollte sich darin ein. Ich lehnte mich gegen den Stamm einer Fichte und starrte gedankenvoll nach Norden.

»Die Ahnen sind erwacht und geben keine Ruhe, Leif. Was ich von ihnen höre, verheißt viel Leid ... wenn wir nach Norden gehen ... Schlechte Medizin! sagen die Ahnen ... Schlechte Medizin für dich, Tsantawu! Du gelangst nach Usunhu´yi, ins Verdüsternde Land, Tsantawu! ... Nach Tsusgina´i, ins Geisterland! Hüte dich! Wende dich ab vom Norden, Tsantawu!«

»Geh endlich schlafen, du abergläubische Rothaut!«

»Bitte, dann eben nicht, ich wollte es dir ja nur gesagt haben.«

Aber schon kurz darauf flüsterte er:

» Und die, die es wissen, prophezeien Krieg. Nein, was meine Vorfahren verkünden, ist noch viel schlimmer als Krieg, Leif.«

»Jetzt reicht´s mir aber, halt endlich den Mund!«

Er lachte noch einmal trocken, danach war Stille.

Ich lehnte immer noch am Baumstamm. Die Geräusche, oder besser die gräßlichen Erinnerungen, die sie geweckt hatten, hatten mich mehr aufgewühlt, als ich bereit war zuzugeben, auch mir selbst gegenüber. Das Ding, das ich bereits seit zwei Jahren in einem Lederbeutel um den Hals trug, schien sich geregt zu haben und war kalt wie Eis geworden. Ich fragte mich, wieviel Jim bereits von dem ahnte, was ich so sorgfältig für mich behalten wollte ...

Warum hatte er das Feuer ausgemacht? Weil er sah, welche Angst ich hatte? Um mich zu zwingen, mich meiner Furcht zu stellen und sie zu besiegen? ... Oder hatte ihm sein indianischer Instinkt geraten, Schutz in der Dunkelheit zu suchen? ... Wie er eingestanden hatte, hatten der Gesang und das Trommeln genauso an seinen Nerven gezerrt wie an meinen ...

Angst! Natürlich war es Angst gewesen, die meine Handflächen feucht gemacht hatte, die mir die Kehle zugeschnürt hatte und die mein Herz dazu gebracht hatte, rasende Wirbel zu schlagen.

Wie Trommelwirbel.

Aber nicht wie die Trommeln, deren Schlagen der Nordwind an unser Ohr getragen hatte. Wirbel wie die Kadenz von rennenden Füßen; Füße von Männern und Frauen, von Jungen, Mädchen und kleinen Kindern, die immer rascher an der Wand einer Hohlwelt hinaufliefen, um, ohne nachzudenken, in einen Schlund zu springen ... ins Nichts einzutauchen ... sich im Fall aufzulösen ... vom absoluten Nichts verschlungen zu werden ...

Wie der verfluchte Trommelwirbel, den ich vor zwei Jahren in dem geheimen Tempel in der Oase in der Wüste Gobi gehört hatte!

Weder damals noch jetzt war es Furcht oder Angst allein gewesen. Natürlich war Furcht darunter, aber auch Trotz ... der sich aufbäumende Trotz des Lebens gegen seine Negation ... aufbegehrender, unbändiger Lebenszorn ... die verzweifelte Revolte des Ertrinkenden gegen das tödliche Wasser ... die letzte Wut der Kerzenflamme gegen das über ihr schwebende Löschhütchen ...

Gütiger Gott! War wirklich so wenig Anlaß zur Hoffnung? Wenn das, was ich für wahr hielt, auch wahr war, dann konnte ich mich gleich geschlagen geben.

Aber da war Jim. Wie sollte ich ihn aus allem heraushalten?

In meinem Herzen hatte ich nie über seine halb unterbewußten Wahrnehmungen gelacht, was auch immer hinter dem stecken mochte, was er die Stimmen seiner Ahnen nannte. Als er von Usunhi´yi, dem Verfinsterten Land, gesprochen hatte, war es, als strichen Eisfinger meinen Rücken hoch. Hatte nicht auch der alte Priester der Uighuren vom Schattenland gesprochen? Und jetzt kam es mir so vor, als würden seine Worte in meinem Kopf widerhallen.

Ich sah zu Jim hinüber. Er war mir verwandter als meine leiblichen Brüder. Plötzlich mußte ich lachen, denn sie hatten mir nie besonders nahegestanden. Bis auf meine sanfte und warmherzige nordländische Mutter war ich für alle in unserem altehrwürdigen Haus immer nur ein Fremder gewesen: der jüngste Sohn, kein Nesthäkchen, sondern ein unerwünschter Eindringling - ein Wechselbalg. Dabei konnte mir doch kein Vorwurf daraus gemacht werden, daß ich als Ebenbild der gelbhaarigen, blauäugigen und sehr muskulösen Wikinger-Vorfahren meiner Mutter auf die Welt kam. Nein, ich war überhaupt kein Langdon. Die männlichen Langdons waren dunkelhaarig und schmal, hatten dünne Lippen und ein düsteres Gemüt und waren offenbar allesamt schon seit vielen Generationen aus dem gleichen Holz geschnitzt. Sie blickten auf mich, den Wechselbalg, herab, sogar die Familienportraits schienen mich halb höhnisch und halb feindselig anzusehen. Und besonders deutlich wurde mir diese Haltung, wenn ich bemerkte, wie mein Vater und meine vier Brüder, jeder von ihnen ein durch und durch echter Langdon, ungehalten reagierten, wenn ich mich, aufgrund meiner Statur, etwas unbeholfen an ihrem Tisch niederließ.

Ich war in meiner Jugend oft unglücklich, aber auf der anderen Seite liebte mich meine Mutter nach jeder schlechten Behandlung nur noch mehr. Ich fragte mich wieder und wieder, wie sie sich an einen so düsteren und egozentrischen Mann wie meinen Vater hatte binden können, wo doch das Blut der Nordleute so stark durch ihre Adern strömte. Sie hatte mir den Namen Leif gegeben. Ein Vorname, der sich überhaupt nicht mit Langdon vereinbaren ließ; genauso unvereinbar wie ich mit dem Rest meiner Familie.

Jim und ich hatten am selben Tag im Dartmouth...
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Autor

Abraham Merritt wurde 1884 in Beverly/USA geboren und starb 1943 in Indian Rock Beach/USA. Er war Journalist und später Herausgeber des Hearst-Blattes >American WeeklyDas Volk der Fata MorganaDwellers in the MirageMetallstadtDas Gesicht im AbgrundThe Face in the AbyssDer MondteichThe Moon Pool